Renee Holler - Die Diebe von London

  • Inhalt
    Da Alyss Sinclairs Vater als verschollen erklärt wurde, hat ihr Onkel Humphrey nicht nur die Vormundschaft für sie übernommen, sondern auch ganz Halton Hill. Durch einen Zufall erfährt sie von den Plänen ihres Onkels für sie und von seiner Suche nach dem Salamander. Um ihr Erbe nicht an ihn zu verlieren, verkleidet sich Alyss als Junge und macht sich auf den Weg nach London. Hier soll ein Freund ihres Vaters leben, durch den Salamander würde er sie erkennen und ihr helfen. Doch Alyss hat Peck, begegnet sie im Trubel eines Jahrmarktes doch dem Taschendieb Jack, der ihr den Geldbeutel mit dem Schmuckstück entwendet. Verzweifelt sucht das Mädchen Schutz bei den Schaustellern, während auch Jack der Verzweiflung nahe ist, ist sein Bruder doch nun sein einer Weile verschwunden. Die Wege der Kinder scheinen verknüpft, denn ohne es zu ahnen, brauchen sie sich gegenseitig.


    Meine Meinung
    Der Titel des Buches "Die Diebe von London" lässt sich nach der Lektüre auf mehrere Arten deuten. Gemeint könnten sowohl die Kinderbanden sein, zu denen auch der 12 jährige Jack gehört, aber auch die Kinderentführer. Sie stehlen die Kinder aus den Straßen Londons.


    Alyss Sinclair stammt aus einer wohlhabenden Familie. Ihre Mutter lebt nicht mehr und ihr Vater unternimmt viele Expeditionen, weshalb sie ihr selten sieht. Die Dienerschaft wurde zu ihrem Familienersatz. Da ihr Vater für verschollen erklärt wurde, ändert sich alles. Ihr Onkel übernimmt Halton Hill. Er entlässt die Dienerschaft und setzt eigene Leute ein. Er scheint alles an sich reißen zu wollen und eben dies will das 12 jährige Mädchen verhindern. Als Junge verkleidet macht sie sich auf den Weg nach London und erlebt dort ein wahres Abenteuer.


    Alyss ist in einem wohlbehüteten Heim aufgewachsen und kennt kaum die Gefahren der großen Stadt. Bereits an ersten Tag wie sie deshalb bestohlen. Man könnte sie als naiv oder weltfremd bezeichnen. Zu schnell vertraut sie den Menschen ohne auch nur einen Augenblick lang zu glauben, diese könnten lügen oder sie ausnutzen. Natürlich könnte man sie auch als mutig bezeichnen, aber das würde sie nicht wirklich treffend darstellen.


    Jack hat ein völlig gegensätzliches Leben zu dem von Alyss geführt. Er hat aus seiner Familie nur den kleinen Ned, der vier Jahre jünger ist. Zusammen sind sie Teil einer Diebesbande, die für Moll arbeiten. Als Gegenleistung für die Beute, haben sie bei ihr ein Dach über dem Kopf und immer etwas zu essen. Nun ist Ned seit einiger Zeit verschwunden und Jack voller Sorgen. Allerdings muss er erfahren, dass noch viele andere Kinder ebenfalls verschwunden sind. Es sind Kinder, die niemand vermissen wird.


    Jack ist mehr oder weniger auf der Straße aufgewachsen. Er muss stark sein um seinem Bruder einen Halt zu geben. Als Dieb ist er geschickt und verschlagen. Jack weiß seinen Kopf zu gebrauchen und denkt über viele Dinge nach. In vielen Situationen beweist er wahren Mut. Voller Sorgen um Ned, ist er bereit sich in Schwierigkeiten zu bringen nur um eine Spur zu finden. Seine Familie geht ihm über alles.


    Renee Holler lässt in diesem Kinderbuch zwei Welten auf einander prallen. Die Wege zweier Kinder aus unterschiedlichen Ständen kreuzen sich und lassen sie ein unglaubliches Abenteuer erleben. Obwohl sie zuerst auf unterschiedlichen Seiten stehen, müssen sie schon bald an einem Strang ziehen um aus der Situation zu kommen.


    Das den Kindern die Schausteller zur Seite gestellt werden, ist schon etwas außergewöhnliches, doch gleichzeitig erweist es sich auch als schöne Idee um den Kindern zu zeigen, dass man nicht nach dem Äußeren urteilen sollte. Sind es doch eben diese Schausteller, die ihnen im schwierigsten Moment helfen und ihnen bestehen.


    Die Verwicklung mit den Kinderdieben ist gut gelungen, bringt sie doch etwas Mysteriöses mit sich. Man darf sich fragen, wozu die Kinder entführt werden oder von wem. Was passiert mit ihnen? Aber auch wie diese Entführungen überhaupt ablaufen.


    Die Charaktere, auch wenn der Großteil davon Kinder sind, erscheinen durchdacht und mit individuellen Persönlichkeitszügen ausgestattet. Ihre Handlungen sind verständlich und nachvollziehbar.


    Zum Ende hin geschieht allerdings etwas, was mich an der ganzen Geschichte gestört hat. Mir ist nicht klar, was dabei gedacht wurde. Ich meine, es soll ja das Jahr 1619 sein. Wie lange dauert es da wohl mit einem Schiff von London nach Amerika? Da soll das Kind diese Reise allein antreten. Ernsthaft? Keine Angst, dass da was passiert? Nach all dem, was geschehen ist, soll dies in Ordnung sein? Nun ja, ich hätte meinem Kind so etwas erspart und lieber noch etwas gewartet.


    Fazit
    Renee Holler präsentiert dem Leser eine schön und spannende Geschichte über das Abenteuer zweier Kinder. Mit ungewöhnlichen Protagonisten, schafft das Ganze zu begeistern, weckt die Neugier und bringt stellenweise sogar Gänsehaut. Auch wenn das Ende anderes gelöst werden könnte, schafft es doch ein offenes Tor für eine mögliche Fortsetzung.


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