Petra Schier - Der Hexenschöffe

  • Inhalt


    Anno 1636 ist ganz Deutschland vom Hexenwahn ergriffen. Schon einige Jahre zuvor traf es auch das beschauliche Rheinbach – eine Zeit, an die sich keiner gern erinnert. Und nun hat der Kurfürst den Hexencommissarius erneut in die Stadt beordert.


    Hermann Löher, Kaufmann und jüngster Schöffe am Rheinbacher Gericht, hat Angst um Frau und Kinder. Sein Weib Kunigunde gehört zur «versengten Art»: Angehörige ihrer Familie wurden damals dem Feuer überantwortet. Löher glaubt nicht an Hexerei und an die Schuld derer, die vor Jahren den Flammen zum Opfer fielen. Eine gefährliche Einstellung in diesen Zeiten.


    Als die Verhaftungswelle auch auf Freunde übergreift, schweigt der Schöffe nicht länger. Und schon bald beginnt für ihn und seine Frau ein Kampf gegen Mächte, die weit schlimmer sind als das, was man den Hexen vorwirft ...


    (Quelle: Verlagsinfo)



    Meine Meinung


    Mit diesem historischen Roman um den Kaufmann Hermann Löher zeigte mir Petra Schier eine neue Facette ihres Schaffens. Anders als in der „Adelina“- Reihe, die in einen konkreten historischen Kontext gesetzt ist, aber die Geschichte von fiktiven Figuren erzählt, handelt dieser Roman vom Leben des Kaufmanns und Schöffen Hermann Löher in Rheinbach, wo es in den Jahren 1631-1636 zu zahlreichen Hexenprozessen gekommen ist.


    Ergänzt werden die historisch verbürgten Personen um Löher durch glaubhaft charakterisierte fiktive Figuren, die dem Leser Brauchtum und Zeitgeist sehr anschaulich und nachvollziehbar vors innere Auge führen. Die Prozesse, die infolge von auf Verdacht verhafteten Hexen und Zauberer geführt werden, sind sehr ausführlich beschrieben, so dass man die Verzweiflung und Angst der Verhafteten, aber auch der Angehörigen und ganz normalen Bürger förmlich fühlen kann.


    Das Klima der Angst, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts während der Zeit der Inquisition herrschte, wo jeder Angst haben musste von seinen Nachbarn ausspioniert und unschuldig irgendwelcher Verbrechen bezichtigt zu werden, gehört leider noch nicht wirklich der lange bewältigten Vergangenheit an. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch vielen Menschen recht nahe geht, die diese Angst selber verspürten oder deren Eltern davon erzählten. Von daher ist der Roman von zeitloser Aktualität.


    Sprachlich ist der Roman in Petra Schiers gewohnter, eingängig zu lesender Schreibweise verfasst und durch die ausgesprochen gelungen gewählte Schriftart und –größe leicht und flüssig lesbar und somit auch als Lektüre im Zug oder im Urlaub geeignet.


    Gerne empfehle ich diesen Roman und vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • handelt dieser Roman vom Leben des Kaufmanns und Schöffen Hermann Löher in Rheinbach, wo es in den Jahren 1631-1636 zu zahlreichen Hexenprozessen gekommen ist.


    Das klingt gut. Ich habe bisher noch nichts von dieser Autorin gelesen, weil ich sie bisher - vielleicht zu Unrecht? - in die etwas "seichtere" Ecke einsortiert habe. Aber ein gut recherchiertes Buch über eine historische Persönlichkeit kommt auf meine Wuli.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Schön, dass Deine Rezi so positiv ausfällt.
    Das Buch liegt nämlich schon auf meinem SuB, direkt unter der "John Cardinal" - Reihe von Giles Blunt.
    Ich freu mich schon drauf.

    Ich :study: gerade: Vom Mann, der auszog um den Frühling zu suchen von Clara Maria Bagans

  • Mit „Der Hexenschöffe“ durfte endlich wieder einen historischen Roman lesen, der mir richtig gut gefallen hat!


    Das Buch handelt von der wahren Geschichte der Hexenverfolgungen in Rheinbach. Im Mittelpunkt steht die Familie um den Schöffen Hermann Löher, der den Verurteilungen und Praktiken des Hexenkommissars sehr kritisch gegenübersteht. Damit bringt er jedoch sich und seine Familie in Gefahr...

    Die Verwendung der leicht altertümlichen Sprache gibt dem Buch eine sehr passende Atmosphäre, trotzdem leidet die Verständlichkeit keineswegs darunter. Das Buch liest sich sehr flüssig, ohne Längen und die Kapitel haben einen sehr angenehmen Umfang, nicht zu lang und nicht zu kurz. Schön fand ich, dass aus der Sichtweise verschiedener Personen geschrieben wird, so kann man sich viel besser in die Charaktere hineinversetzen und gleichzeitig sorgt es für eine gewisse Abwechslung.


    Zum Denken angeregt haben mich die Diskussionen zwischen den Schöffen und Dr. Mölden, dem Hexenkommissar. Wie er in der Lage ist jedes Wort umzudrehen und für seine Zwecke auszulegen und so jeglichen Gegenargumenten entkommt, das ist schon beängstigend. Da grübelt man dann selbst, wie man gegen so einen Menschen argumentieren könnte – und kann sich die Hilflosigkeit der Schöffen sehr gut vorstellen. Auch wie der Hexenkommissar es schafft die Menschen dazu zu bringen ihre Nächsten ganz nebenbei der Hexerei zu bezichtigen ist wirklich gerissen.


    Fazit

    Eine spannende Geschichte, lebendige Charaktere und ein guter Erzählstil: ich kann das Buch nur weiterempfehlen!

    "Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicher unerfreulich, aber die Gesellschaft dort wäre von Interesse." (Oscar Wilde)

  • „Nicht auszudenken, wenn versehentlich ein unschuldiger Mensch auf den Scheiterhaufen käme!“.


    Der Kaufmann Hermann Löher ist der wohl jüngste Schöffe am Rheinbacher Gericht. Er wohnt Hexenprozessen bei, die ihn regelmäßig übel aufstoßen; denn er ist davon überzeugt, dass allesamt unschuldig sind, die angeklagt wurden.


    Dies alles spielt im Jahre 1636. Löher beginnt nun sich Gedanken zu machen und leidet jede Nacht Höllenqualen, er träumt immer wieder von den Folterungen und den niederträchtigen Methoden des Hexenkommissars Dr. Möden. Auch Löhers Schwiegervater wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, das war im Jahre 1631. Nun fängt die Hexenbeschuldigung erneut an. Löher und seine Schöffenkollegen müssen bei der Vernehmung und Folterung zugegen sein. Das macht nicht nur Löher zu schaffen. Er und zwei seiner Kollegen versuchen immer wieder die unschuldig Angeklagten zu retten, aber dabei begeben sie sich auch in Gefahr um Leib und Leben. Nicht nur das ihrige auch das ihrer Familien bringen sie so nahe an den Scheiterhaufen.


    Wieder und wieder foldert Dr. Möden seine Verdächtigen, so dass sie wirklich alles gestehen, was er ihnen dann in den Mund legt. Sie bezichtigen sich selbst der Zauberei und reißen dann noch andere mit auf den Scheiterhaufen. Für Möden ist das wichtig, weil er eine Menge Geld verdient und er braucht viel davon, hat er sich doch immer wieder verschuldet und übernommen und braucht es also dringend. Außerdem gibt seine Ehefrau auch das Geld mit vollen Händen aus.


    Als Löher es nicht mehr aushält gesteht er seiner Frau, dass er Dr. Möden wegen falscher Beschuldigen anklagen will, aber seine Frau gerät außer sich und hat Angst um ihre Kinder und Hermann und sich selbst. Einzig sein Schöffenkollege Gertzen und der Vogt sind auf seiner Seite.

    Die Dinge überschlagen sich plötzlich und dann bleibt nur noch eins…


    Mehr werde ich jetzt nicht verraten. Lest selbst dieses Buch und lasst Euch hineinziehen in die Hexenprozesse Anno 1636.


    Fazit:


    Die Autorin Petra Schier schreibt hier einen historischen Roman, der seinesgleichen sucht. Für mich ist dieses ihr bestes Buch.


    Sofort spürt man, dass die Autorin hier genial recherchiert hat. Viele Begebenheiten entspringen aus einem Buch, dass der Schöffe Hermann Löher selbst geschrieben hat. Die Überschriften sind in seiner Sprache geschrieben, das hat mir gut gefallen und passt für mich prima. Alle historischen Begebenheiten sind verständlich beschrieben.


    Sofort bin ich gefangen und kann jede einzelne Szene vor mir sehen. Mein Kopfkino läuft auf Hochtouren, das ist manchmal ganz schön schlimm, denn die Beschreibungen der Folterungen und des gesamten Prozesses liegen mir schwer im Magen.


    Der Schreibstil ist gut und lässt sich sehr flüssig lesen. Einmal angefangen konnte ich das Buch nicht mehr aus meinen Händen legen. Ich war gefesselt und mitten im Geschehen gefangen.


    Die Charaktere beschreibt Petra Schier mit sehr viel Feingefühl. Jedem verleiht sie ein eigenes Gesicht. Ich möchte hier eigentlich keinen besonders hervorheben. Alle Protagonisten haben mir gefallen, nicht nur die Guten, nein auch die Bösen sind sehr lebendig und hier auch charakterlich genau so beschrieben. Sicher hat Hermann Löher mich am Meisten fasziniert, er der doch Angst um sich und seine Familie hatte, dann doch versucht hat, aus dem Teufelskreis zu entkommen und nur die Wahrheit erzählen wollte.


    Hier vergebe ich aus vollster Überzeugung fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Ein Buch das mich mitgerissen hat und noch immer festhält. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

    Antoine de Saint-Exupéry. Aus: Der kleine Prinz