Sophokles - Antigone (ab 03.11.2014)

  • Hoppla, da ist der Thread ja. Da hatte ich wohl Tomaten auf den Augen! Wer möchte, kann sich also gerne auch jetzt noch anschließen, wir haben noch nicht begonnen ;)


    Wie würdest du es einteilen @TinkerbellMarie? Ich habe auch das Reclam Heft, das eigentliche STück scheint ja gerade mal 50-60 Seiten zu haben... wollen wir eine bestimmte Seitenanzahl pro Tag festlegen oder eher eine "inhaltliche" Teilung - also nach bestimmten Abschnitten etc.? Letzteres würde mir, glaube ich, besser gefallen.


    Wie es der Zufall so will, habe ich mir am Wochenende das Stück "Ödipus" (was ja ursprünglich auch von Sophokles war) in der Fassung von Oscar van Woensel angesehen. Dort kamen zumindest schon mal die Familienkonstellationen der Familie vor und auch Antigone hatte einen eher kleineren Auftritt. Ich finde es immer gut, das Stück auch gespielt zu sehen. Da es im Moment aber leider nicht aufgeführt wird, war es ja praktisch, dass ich zufällig in Ödipus ging :D
    Hast du das Stück schon in einer Aufführung gesehen?

  • Hallo liebe Knü


    oder eher eine "inhaltliche" Teilung - also nach bestimmten Abschnitten etc.? Letzteres würde mir, glaube ich, besser gefallen.


    Das wäre mir auch Recht, nach Seitenzahlen scheint es hierbei auch deutlich schwieriger zu sein. Ich glaube, du hast da einen besseren Blick auf eine mögliche Einteilung, das überlasse ich dir nur allzu gerne :thumleft:


    Hast du das Stück schon in einer Aufführung gesehen?


    Leider nicht, weder "Ödipus" noch "Antigone"; zumindest soweit ich mich erinnere. Wäre natürlich mal schön, aber ich glaube kaum, daß das hier in Remscheid aufgeführt wird oder auch in den letzten Jahren aufgeführt wurde.
    Vielleicht gibt es aber eine DVD? Da könnte man ja mal googeln.



    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel




  • Ich glaube, du hast da einen besseren Blick auf eine mögliche Einteilung, das überlasse ich dir nur allzu gerne


    Haha, im Gegensatz zu dir kenne ich das Stück ja noch nicht einmal ;)
    Ich habe mal nachgeschaut, zwischendurch finden sich im Buch kleine Überschriften (?), zum Beispiel auf Seite 13 "1. Epeisodion (162-331)" oder auf Seite 19 "Stasimon (332-375)". Das Reclam Heft selbst beginnt auf Seite sieben, wollen wir also vielleicht erst einmal bis Seite 13 oder 19 lesen, darüber schnacken und dann weiterschauen? Ich könnte schon heute mit dem Lesen beginnen, wenn ich nichts mehr von dir höre ist mir morgen aber genau so recht :)

  • Hallo Knü
    Also kennen kann man das nicht nennen, denn es ist gute 30 Jahre her, daß ich "Antigone" gelesen habe - ich weiß nix mehr.


    Ich habe festgestellt, daß ich wohl ein anderes Reclamheft habe als du. Los geht es bei mir auf S. 5, wäre daher besser, immer die Versnummer dazu zu schreiben (vergesse ich nämlich gerne).


    Ich habe jetzt mal das Heft durchgeblättert und als Einteilungen habe ich in meinen Notizen:


    S. 5 - 9/1 - 99: Prolog (Eingangsszene)
    S. 9 - 11/100 - 161: Parodos (Einzugslied des Chores)
    S. 11 - 17/162 - 331: 1. Epeisodion (1. Hauptszene)
    S. 18 - 19/332 - 375: 1. Stasimon (1. Standlied des Chores)
    S. 19 - 29/376 - 581: 2. Epeisodion
    S. 29 - 30/582 - 625: 2. Stasimon
    S. 30 bis 37/626 - 780: 3. Epeisodion
    S. 37/781 - "Antigone wird aus dem Haus geführt": 3. Stasimon [hier verstehe ich die Verszählung nicht]
    S. 38 - 42/800 - 943: 4. Epeisodion
    S. 42 - 44/944 - 988: 4. Stasimon
    S.44 - 49/989 -1114: 5. Epeisodion
    S. 49 - 50/1115 - 1152: 5. Stasimon
    S. 50 - Ende/1155 - 1352: Exodos (Schlußszene)


    Bei dir müßten dann alle Seiten um zwei verschoben werden; manche Verszählungen verstehe ich aber irgendwie nicht.
    Hast du ein Vorwort? Ich habe ein Nachwort vom Übersetzer (Wilhelm Kuchenmüller) und Anmerkungen.
    Wenn du ein Vorwort hast, entspricht das wahrscheinlich meinem Nachwort; ich würde das dann wohl zuerst lesen.


    Wir könnten also zunächst bis zum Ende Parodos lesen und dann jeweils eine Hauptszene und ein Standlied, oder?


    Morgen bzw. heute später geht es dann auch bei mir los :montag: .
    Sollen wir noch nähere Angaben zusammenstellen, z.B. was genau mit Epeisodion gemeint ist usw. oder generell Angaben zur griechischen Tragödie, zum Autor, den Personen, Schauplatz?



    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
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  • Hast du ein Vorwort? Ich habe ein Nachwort vom Übersetzer (Wilhelm Kuchenmüller) und Anmerkungen.


    Ich habe ein Nachwort von Kurt Steinmann... Und kein Vorwort. Nun ja, dann lass uns doch einfach direkt am Anfang beginnen :) Ich würde dann heute anfangen. Ich finde, wir können dann immer ganz entspannt gucken, wann beide die Stelle geschafft haben und dann erst weiterlesen (ich komme im Moment möglicherweise nicht jeden Tag dazu).

    Wir könnten also zunächst bis zum Ende Parodos lesen und dann jeweils eine Hauptszene und ein Standlied, oder?


    Das klingt gut! Danke, dass du dir die Mühe mit dem Rausschreiben gemacht hast! Dann fange ich an, das heute zu lesen und werde spätestens morgen dazu etwas schreiben :)

    Sollen wir noch nähere Angaben zusammenstellen, z.B. was genau mit Epeisodion gemeint ist usw. oder generell Angaben zur griechischen Tragödie, zum Autor, den Personen, Schauplatz?


    Das können wir gerne machen, da ich da wirklich noch total unwissend bin. Was ein Epeisodion ist weiß ich zum Beispiel nicht :D

  • So, ich habe nun unseren ersten Teil (bis Z. 161) gelesen und mir erste Gedanken dazu gemacht. Außerdem habe ich einen Mini-Überblick über die bisher vorkommenden Personen und deren Verbindungen/Stellungen etc. angefangen. Diese Liste werde ich bei Zeiten wohl auch noch mit mehr Informationen füllen, das war das, was ich bisher aus dem Buch herausholen konnte. :)


    Erste Informationen zu vorkommenden Personen:

    Ödipus:
    verstorbener Sohn und gleichzeitig auch Mann Iokastes, Vater Antigones, Ismenes, Eteokles und Polyneikes


    Iokaste:
    verstorbene Mutter und Frau Ödopus', Mutter von Antigone, Ismene, Eteokles und Polyneikes, erhängte sich


    Antigone
    Schwester von Ismene, Eteokles und Polyneikes


    Ismene
    Schwester von Antigone, Eteokles und Polyneikes


    Eteokles
    verstorbener (und begrabener) Bruder von Antigone, Ismene und


    Polyneikes
    verstorbener (und nicht begrabener) Bruder von Antigone, Ismene und Eteokles


    Kreon
    Herrscher (nach Ödipus), Menoikeus Sohn



    Um die Handlung besser zu verstehen, habe ich mal versucht, die einzelnen Abschnitte in meinen Worten zusammenzufassen. Bitte sagt Bescheid, wenn ich etwas wichtiges vergessen habe oder gar etwas falsch verstanden, ich finde nicht alles leicht verständlich. Dennoch bin ich aber überrascht, wie vergleichsweise gut sich das Drama bisher im Gegensatz zu einigen anderen „Schulwälzern“ lesen lässt.


    Prolog (1-99):
    Antigone beklagt Ismenes und ihr vergangenes Leben, das schon so schwer war, da die Schwestern beispielsweise beide Brüder verloren haben. Nun drohe erneut Gefahr durch Feinde (oder ist damit Kreons handeln gemeint?). Außerdem möchte der Herrscher Kreon, der auf ihren Vater Ödipus folgte, nicht, dass ihr Bruder Polyneikes unbestattet bleibt und dort wo er liegt verwesen soll. Ich habe es so verstanden, dass der, der sich dem widersetzt, gesteinigt werden soll (Z. 30-36) Im Gegensatz dazu wurde ihr anderer Bruder Eteokles bereits begraben. Antigone will nun Ismene anstiften, dies mit ihr zu tun. Als diese verneint argumentiert Antigone damit, dass sie es Gott und nicht dieser Welt recht machen wolle, da sie dort nach dem Tod weitaus länger weilen würde als hier. Ismene soll allen kundtun, was Antigone tun wird


    Mir fiel beim Lesen gleich die Verteilung der Geschlechterrollen auf, wenn man sich beispielsweise Ismenes Worte in Zeile 61 + 62 liest:
    „[...]Nein, zu bedenken gilt es, einmal, dass wir Frauen sind,
    und drum nicht gegen Männer kämpfen können; [...]“
    Sie scheint im Allgemeinen eher unterwürfig zu sein und ordnet sich lieber unter, als Aufsehen zu erregen. So erinnere ich mich auch aus der Ödipus Geschichte daran, dass Antigone mit ihrem Vater fortging und als einzige zu ihm stand und Ismene mit Eteokles und Polyneikes im Königshaus in Theben blieb. Sie handelt frei nach dem Motto „Lieber der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“.


    Parodos (100-162):
    Der Chor beschreibt die Vorgeschichte zu „Antigone“. Polyneikes hatte, in Aussicht auf die Krone Thebens, die sein Bruder Eteokles innehatte, das Heer von Argos gegen Theben angeführt. Ab da (etwa Z. 117) sind mir die Zusammenhänge mit Zeus, dem Drachen und der eigentlichen Geschichte nicht klar. Sind das Metaphern oder Symbole? Wie verstehst du das?

  • Hallo liebe Knü
    Nachdem ich mal wieder hier im BT getrödelt habe, schreibe ich endlich mal was.


    Die Auflistung der Personen ist toll, vielen Dank. Auch die Zusammenfassung ist dir gut gelungen.


    Ich habe mal noch was zu den einzelnen Teilen gefunden bzw. zunächst mal zum Prolog:
    * seit ca. 478 v.Chr. als Bezeichnung für den ganzen Teil der griech. Tragödie vor Einzug des Chores.
    * bei Sophokles bewegt-dialogisch, ist oft schon der Beginn der Handlung
    * Darstellung der auftretenden Personen, Erklärung der Ausgangssituation, so daß man der Handlung leichter folgen kann
    * oft wird die komplette Handlung vorangekündigt
    (aus: Wilpert, Sachwörterbuch der Literatur)


    Nun drohe erneut Gefahr durch Feinde (oder ist damit Kreons handeln gemeint?)


    Damit ist meiner Meinung nach Kreons Handeln gemeint, da Antigone ja seine Verordnung und somit ihn als Feind ansieht.



    Mir fiel beim Lesen gleich die Verteilung der Geschlechterrollen auf,


    Ja, das stimmt. Leider kenne ich mich zu wenig mit der Frauenrolle im antiken Griechenland aus; man könnte vermuten, daß es typisch war und es eher wenige Frauen gab, die "aufmüpfig" waren, aber da bin ich mir nicht sicher.


    Z.2-3: Fluch von Ödipus
    Die Familie ist anscheinend verflucht, Vater hat eigene Mutter geheiratet, sich geblendet, Mutter hat Selbstmord begangen, Brüder haben sich gegenseitig umgebracht - schlimmer geht es aber immer noch: kein Begräbnis für den einen Bruder.


    Jetzt sind nur noch Antigone und Ismene übrig, da ist Antigone wohl der Meinung, sie müssen jetzt zusammenhalten und sich gegen die unwürdige Behandlung durch Kreon auflehnen.


    Erinnert irgendwie an Hiob.


    Begräbnis: Eteokles ja, Polyneikes nein
    Hier wäre es interessant, die Bedeutung des Begräbnisses in der antiken Welt zu kennen, um vollends erfassen zu können, was die Verweigerung bedeutet.
    Begräbnis heute: vielleicht wäre die Situation heute so, daß derjenige irgendwo anonym beerdigt wird oder wie früher bei Selbstmördern nicht auf den Friedhof kommt - wäre das so schlimm?


    Z. 44: "Begraben willst du ihn, trotz dem Verbot!"
    Ismene sagt das nicht als Frage, wäre ja eigentlich naheliegend. Für sie ist es gleich eine Tatsache.



    Dann habe ich mal verschiedenes zu den Schwestern zusammengestellt.


    Antigone
    * Gesetz der Götter wiegt mehr als das der Menschen
    * dieses Gesetz muß man erfüllen, koste es, was es wolle
    * will Ismene anstiften bzw. überzeugen, mitzumachen beim Begräbnis - sie müssen zusammenhalten und das für ihre Familie tun
    * radikal: sie sagt sich von Ismene los
    denkbar wäre ja auch, daß sie Ismene mit ihrer Meinung respektiert und sie weiterhin als Schwester sieht, aber Ismene wird durch ihre Weigerung ja quasi auch zur Feindin
    * kritisiert Ismene, nennt ihre Begründung "Vorwand" - hält sie damit für feige?
    * offensiv: alle sollen wissen, was sie vorhat
    * ist bereit, Strafe (Tod) anzunehmen



    Ismene
    * Gesetz der Menschen (speziell Herrscher?) gilt mehr
    Gesetz der Götter gilt ihr auch, aber es tritt für sie deutlich zurück
    kann man das schon als eine beginnende Abkehr von den Göttern ansehen? also quasi: wenn für viele immer stärker das Gesetz der Menschen größeren Wert hat, werden die Götter und ihre Gesetze irgendwann verdrängt
    * will sich fügen, unterwürfig, findet, Frauen haben keine Macht, können nichts ausrichten
    ist es nicht so, daß jeder Macht hat, sich jeder auflehnen kann - die Frage ist eben nur der Preis dafür (hier Tod durch Steinigung)
    *
    * Z. 92: "Unmögliches soll man auch nicht beginnen"
    damit gäbe es auch keinen Fortschritt, keine Veränderungen
    sie setzt voraus, daß es unmöglich ist, stimmt aber nicht


    Soviel erstmal von mir, muß noch den Rest bis Z. 162 lesen.


    Ich muß sagen: das gefällt mir richtig gut! Ich weiß nicht mehr so wirklich, wie ich das damals empfunden habe; ich fürchte, ich konnte nicht so ganz viel damit anfangen :uups: . Vorstellen kann ich mir, daß mir Antigone auch damals schon gefallen und imponiert hat.
    Heute in meinen etwas gesetzten Alter :shock: bzw. viele Gedanken zu vielen Themen weiter, die ich mir im Laufe meines Lebens gemacht habe, finde ich Antigone als sehr stark und ihre Absicht/ihr Handeln richtig, da sie meiner Meinung nach nicht nur dem Willen der Götter, sondern auch ihrem Gewissen folgt - das finde ich ungeheuer wichtig. Dinge, die man für richtig hält, muß man auch vertreten, ggf. auch um einen hohen Preis.



    Liebe Grüße, bis später


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
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  • * radikal: sie sagt sich von Ismene los
    denkbar wäre ja auch, daß sie Ismene mit ihrer Meinung respektiert und sie weiterhin als Schwester sieht, aber Ismene wird durch ihre Weigerung ja quasi auch zur Feindin


    Hast du das so aufgefasst? Ich habe es um ehrlich zu sein eher so empfunden, dass sie die Meinung Ismenes toleriert. Dass sie sie zwar nicht akzeptiert, weil sie Ismenes Meinung dennoch für falsch hält, sich jedoch damit abfindet und einfach "ihr eigenes Ding durchzieht".

    Ich muß sagen: das gefällt mir richtig gut!


    finde ich Antigone als sehr stark und ihre Absicht/ihr Handeln richtig, da sie meiner Meinung nach nicht nur dem Willen der Götter, sondern auch ihrem Gewissen folgt - das finde ich ungeheuer wichtig.


    Das sehe ich ähnlich wie du. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das Drama (bisher) so gut lesen lässt, auch wenn ich einiges - siehe oben - nicht richtig verstanden habe. Das liegt aber wohl eher an den verwendeten Metaphern etc. als an der zu schwierigen Sprache.
    Du hast ja noch den Chor vor dir, mich würde interessieren, wie du das verstanden hast, da ich mich damit schwer getan habe.
    Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dann auch schon mal unseren nächsten Abschnitt weiter, also bis Z. 375, lesen.

  • Hallo Knü
    So, jetzt geht´s endlich mit mir auch mal weiter. Irgendwie brauche ich ewig zum Lesen, habe das Gefühl, ich muß/möchte alles zweimal lesen, weil ich das so genieße. Außerdem gibt es jede Menge Begriffe/Personen, die ich überhaupt nicht zuordnen kann und eigentlich nachschlagen müßte.


    Ich schreibe mal die Anmerkungen, die ich damals in der Schule gemacht habe, in braun. So ist es übersichtlicher, und ich muß sagen, vieles würde ich dazu heute nochmal genauer nachfragen.


    Zunächst noch was zu den einzelnen Fachwörtern; ich habe nur Punkte rausgegriffen, die mir wichtig scheinen, ich hoffe, das ist okay. Es gibt so eine Fülle von Informationen, ich glaube, das muß man nicht alles wissen; wenn du anderer Meinung bist, kann ich auch mehr rausschreiben.


    Parodos
    * Auftrittslied des Chores beim Einzug in die Orchestra (quasi "Bühne") zu Beginn des Dramas
    * in späterer Zeit nach Prolog
    (Wilpert, s.o.)



    Chor
    (....)
    * bei Sophokles gab es drei Schauspieler und 15 Personen für den Chor
    * anstelle von Einmischung ins Geschehen tritt eine betrachtende Teilnahme
    * Chor oft als Sprachrohr des Dichters
    (Wilpert, s.o.)


    * in meinen Anmerkungen steht noch, der Chor repräsentiere das Volk; aus dem Text meine ich zu erkennen, daß der Chor dem Ältestenrat entspricht (?)


    Epeisodion
    * griech. epeisodios = dazukommend, eingeschoben
    * "Akt" im griech. Drama
    * Dialogpartien zwischen zwei Chorliedern, werden durch diese getrennt
    * es sind meist drei
    (Wilpert, s.o.)
    * in meinen Anmerkungen steht "Hauptteil"



    Der Chor beschreibt die Vorgeschichte zu „Antigone“. Polyneikes hatte, in Aussicht auf die Krone Thebens, die sein Bruder Eteokles innehatte, das Heer von Argos gegen Theben angeführt


    Hier muß ich mal kurz blöd fragen, ob das so aus deinem Text hervorgeht. Aus meinem nämlich nicht, da wird zwar ziemlich prosaisch der Kampf geschildert, aber nicht. warum. Als Anmerkung habe ich mir nur "Kampf um Theben" vermerkt.
    Ich habe nämlich schon überlegt, wie es kam, daß die beiden Brüder sich bekämpft und letztlich gegenseitig umgebracht haben.
    Wahrscheinlich wußten die Leute der damaligen Zeit, die das Stück gesehen haben, genau, worum es ging oder wie es zum Kampf kam - vermute ich.



    Ab da (etwa Z. 117) sind mir die Zusammenhänge mit Zeus, dem Drachen und der eigentlichen Geschichte nicht klar. Sind das Metaphern oder Symbole?


    Also den Drachen würde ich auch eher als Symbol sehen, denn den gibt es ja nicht als Gestalt wie z.B. in einigen Sagen.
    Zeus als oberster Gott wird als Person angesehen, der quasi in die Handlung eingreift, weil er die Großprahlerei verabscheut.
    So habe ich das zumindest verstanden; für die Griechen der damaligen Zeit waren die Götter ja irgendwie präsent und konnten am Geschehen teilnehmen, wenn ich das richtig weiß.


    TinkerbellMarie schrieb:
    * radikal: sie sagt sich von Ismene los
    denkbar wäre ja auch, daß sie Ismene mit ihrer Meinung respektiert und sie weiterhin als Schwester sieht, aber Ismene wird durch ihre Weigerung ja quasi auch zur Feindin


    Hast du das so aufgefasst? Ich habe es um ehrlich zu sein eher so empfunden, dass sie die Meinung Ismenes toleriert. Dass sie sie zwar nicht akzeptiert, weil sie Ismenes Meinung dennoch für falsch hält, sich jedoch damit abfindet und einfach "ihr eigenes Ding durchzieht".


    Ja, mir erschien da so, denn Antigone sagt "Ich heiß dich nicht mehr" (Z. 69). Das habe ich verstanden wie "ich kenne dich nicht mehr" - aber vielleicht liege ich damit ja auch falsch.


    Weitere Stellen:
    "Das sei dein Vorwand" (Z.80)
    "...beßre dein Geschick" (Z.83)
    "Du bist mir viel verhaßter, wenn du schweigst" (Z.87)


    Zu Kreons Auftritt (ab Z. 161) habe ich noch angemerkt:
    * es ist seine Staatsrede
    * er versucht, durch Lob das Volk auf seine Seite zu ziehen
    * seine Grundsätze werden klar: Vaterland und Staat sind der Familie übergeordnet; hier steht dann die staatliche Sphäre der privaten gegenüber
    * er hält an seinen Entschlüssen fest, egal, ob sie richtig oder falsch sind
    (hier denke ich aber, er hält sie ja für richtig, also ist es für ihn auch keine Frage, sondern folgerichtig)
    * Polyneikes ist ein Staatsfeind - daher also kein Begräbnis, Verwandtschaft hin oder her
    * Kreon kümmert sich nicht um den Willen der Götter, stellt seine Gesetze denen der Götter gegenüber
    Hier finde ich, er stellt sie ihnen nicht nur gegenüber, denn man kann ja nicht wirklich wählen, welche man befolgen will oder nicht: widersprechen seine den Göttern (wie im Fall Polyneikes) muß man sich Kreon unterordnen und nicht den Göttern, womit er ja auch zum Despoten wird


    Wie gefällt dir Kreon als Herrscher?
    Irgendwie ist es ja auch richtig, an seinen Grundsätzen festzuhalten; andererseits muß man sie aber doch auch lockern oder revidieren können, z.B. bei neuen Erkenntnissen, oder?
    Kreon sieht vor allem seine Verantwortung für den Staat und das Volk.


    "Wem aber höher als sein Vaterland die Freunde stehn, der ist für mich nichts wert." (Z. 182/183)
    Also lieber die Freunde verraten als das Vaterland. Vaterland = Staat???
    Der Staat als Ideal, ihm muß sich alles unterordnen???


    Ich glaube, hier müßte man auch einiges mehr über das Bild des Staates zur damaligen Zeit wissen, was ich leider nicht so tue :pale:


    Interessant finde ich "Nach jeglichem Gesetz steht dir wohl zu...." (Z. 213/214)
    Heißt jegliches Gesetz sowohl menschliches als auch göttliches? Dann würde Kreon ja auch im Namen der Götter handeln.



    Später möchte ich noch was zur Wächterszene schreiben, dann geht es erstmal mit dem Lesen weiter.
    Ich hoffe, es ist kein Problem, daß ich so langsam bin. Am Lesen liegt es meist nicht, aber dann alles, was mir ein- und auffällt und wichtig scheint, zu schreibe - :thumbdown: da brauche ich ewig und bin abends oft zu müde.



    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel




  • Knü schrieb:
    Der Chor beschreibt die Vorgeschichte zu „Antigone“. Polyneikes hatte, in Aussicht auf die Krone Thebens, die sein Bruder Eteokles innehatte, das Heer von Argos gegen Theben angeführt



    Hier muß ich mal kurz blöd fragen, ob das so aus deinem Text hervorgeht. Aus meinem nämlich nicht, da wird zwar ziemlich prosaisch der Kampf geschildert, aber nicht. warum.


    Oh, entschuldige, ich habe gerade noch einmal nachgesehen, aber keine geeignete Textstelle gefunden, aus der das hervor ging. Ich denke, das habe ich wohl hineininterpretiert. Nach dem Lesen unseres nächsten Abschnitts bin ich auch unsicher, ob Polyneikes wirklich nach der Krone strebte. Kreon scheint ja davon überzeugt zu sein, dass Polyneikes nichts als das Verderben Thebens wollte.
    Aus der Vorgeschichte weiß ich nur, dass Eteokles und Polyneikes sich im Streit um die Herrschaft Thebens entzweiten und Polyneikes dann mit dem Heer Argos gegen Theben zog, da liegt der Wunsch nach der Krone ja erst einmal nahe, oder?

    Ja, mir erschien da so, denn Antigone sagt "Ich heiß dich nicht mehr" (Z. 69). Das habe ich verstanden wie "ich kenne dich nicht mehr" - aber vielleicht liege ich damit ja auch falsch.


    An dieser Stelle ist es interessant zu sehen, wie überaus unterschiedlich anscheinend beide Übersetzungen sind. In Zeile 69f findet sich bei mir folgender Satz:
    "Ich fordre dich nicht auf, und wolltest du es irgendwann
    noch tun, nicht wirktest du mir zur Freud!"
    Was ja erst einmal nicht ganz so negativ wirkt. Allerdings:

    "Du bist mir viel verhaßter, wenn du schweigst" (Z.87)


    Mit dieser Stelle hast du natürlich recht, die steht bei mir ganz ähnlich. Also scheint Antigone Ismene ihr Nicht-Handeln übler zu nehmen, als ich zuerst herausgelesen habe.

    "Wem aber höher als sein Vaterland die Freunde stehn, der ist für mich nichts wert." (Z. 182/183)
    Also lieber die Freunde verraten als das Vaterland. Vaterland = Staat???
    Der Staat als Ideal, ihm muß sich alles unterordnen???


    Ich glaube, hier müßte man auch einiges mehr über das Bild des Staates zur damaligen Zeit wissen, was ich leider nicht so tue


    Um ehrlich zu sein kenne ich mich da auch nicht so genau aus. Theben ist auf jeden Fall ein Stadtstaat, damals also der Mittelpunkt eines Königreichs und heute nur noch ein kleines Landstädtchen.Viel mehr, vor allem zum Staatssystem, habe ich jetzt erst einmal nicht mehr herausgefunden...


    Ich schreibe an dieser Stelle noch einmal meine Zusammenfassung des Teils bis Z. 375 auf, da wiederholt sich denke ich auch einiges, aber ich habe es schon beim lesen geschrieben. Viele Sache kann ich immer noch nicht richtig deuten, häufig rate ich bei der Deutung eines Satzes eher, also verbessere mich gerne, wo ich etwas nicht richtig verstanden habe.


    1. Epeisodion (162-331)
    Rede Kreons an eine ausgewählte Gruppe von Männern, dem Rat der Ältesten(dem Chor?), die der Regierung Treue bewiesen haben. Kreons Vorstellung eines guten Herrschers bedeutet vor allem, ehrlich zum Volk zu sein und nach den „besten Leitgedanken“ greifen(Z. 179). Zudem sollten private Interessen (Freunde) immer hinter der Regierungsaufgabe (Vaterland) zurückstehen.
    Nun werden auch Gründe für die Nicht-Bestattung von Polyneikes genannt: dieser sei aus dem Exil und mit schlechten Absichten gekommen und hätte das Land aus reinem Blutdurst erobern und das Volk versklaven wollen (Z.198fff).
    Er befielt jeden zu töten, der seinem Befehl, den toten Polyneikes an Ort und Stelle verrotten zu lassen, nicht Folge leistet. Kurz darauf betritt ein Wächter den Schauplatz und berichtet, dass jemand den Toten mit Erde bestäubt habe, wie es ein Brauch zu Beerdigungen zu sein scheint. Kreon fürchtet eine Verschwörung und droht dem Wächter daraufhin, dass er die Wächter, sollten diese nicht herausfinden, wer die Bestattung vollzogen hat, selbst gehängt werden würden.


    1. Stasimon (332-375)
    Beschreibung des Menschen und dessen ambivalenten Eigenschaften.

  • Hallo Knü
    Tut mir leid, daß es jetzt wieder so lange mit meiner Antwort dauert. Aber im moment herrscht hier das totale Chaos: habe sämtlich Bücherschränke bzw. deren Inhalt umgeräumt, es paßt immer alles noch nicht, diverse Stapel stehen immer noch rum bzw. sind irgendwo irgendwie geschichtet - und Antigone ist momentan auch nicht aufzufinden.
    Daher nur kurz zu dem bisherigen.


    Ich denke, das habe ich wohl hineininterpretiert. Nach dem Lesen unseres nächsten Abschnitts bin ich auch unsicher, ob Polyneikes wirklich nach der Krone strebte. Kreon scheint ja davon überzeugt zu sein, dass Polyneikes nichts als das Verderben Thebens wollte.


    Wahrscheinlich sollte Eteokles die Krone bekommen, weil er älter war (?), habe aber keine Ahnung zur Vorgeschichte. Da kann ich mir auch vorstellen, daß Polyneikes aus irgendeinem Grund der Meinung war, Eteokles sei nicht geeignet (?)
    Ich glaube, ich versuche da mal, was nachzulesen.


    An dieser Stelle ist es interessant zu sehen, wie überaus unterschiedlich anscheinend beide Übersetzungen sind. In Zeile 69f findet sich bei mir folgender Satz:
    "Ich fordre dich nicht auf, und wolltest du es irgendwann
    noch tun, nicht wirktest du mir zur Freud!"
    Was ja erst einmal nicht ganz so negativ wirkt.


    Das finde ich ausgesprochen interessant! Und ich bedauere mal wieder sehr, daß ich weder Latein noch Altgriechisch gelernt habe.
    Du hast Recht: in deiner Übersetzung liest sich das ganz anders. Hier ist Antigone tolerant, läßt Ismene bei ihrer Meinung und würde sich wohl einfach nur freuen, wenn sie diese ändert.
    Gibt ein vollkommen anderes Bild.


    Viele Sache kann ich immer noch nicht richtig deuten, häufig rate ich bei der Deutung eines Satzes eher


    So geht es mir aber auch, daher am besten immer schreiben, wenn was undeutlich ist.
    Zum griechischen Staat will ich mal noch was nachlesen, obwohl ich denke, das Wichtigste geht aus dem Text hervor.



    Liebe Grüße von der Tinker, die sich wieder ins Bücher- Chaos stürzen muß


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

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  • Liebe Grüße von der Tinker, die sich wieder ins Bücher- Chaos stürzen muß


    Das hört sich ja nach einer aufregenden Aktion an bei dir! :thumleft: Aber am Ende wird sicher alles schön aussehen und der Aufwand sich gelohnt haben. Viel Spaß dir! :friends:


    Ich hoffe übrigens, heute Abend weiter lesen zu können.
    Wenn wir weiterhin immer ab und zu Zeilenangaben und kleinere Überschriften einfügen, sollte das ganze auch einigermaßen übersichtlich bleiben. :)

  • Hallo liebe Knü
    Also "schön" ist hier leider noch nicht viel, da alles viel mehr Arbeit ist, als ich dachte.
    Aber wenigstens ist Antigone wieder da und ich kann ENDLICH weiterlesen!
    Wie weit bist du denn gerade? Hoffentlich kann ich das aufholen. Irgendwo hatte ich auch noch Notizen, aber die finde ich auch nicht mehr....



    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel




  • So, ich habe nun mal weiter gelesen und bin gerade richtig im Fluss. Ich denke, ich werde das Buch heute beenden, da ich es bis Montag gelesen haben sollte. Ich poste meine Gedanken dazu weiterhin mit Überschriften hier hin und würde mich über deine Ansichten weiterhin freuen!


    2. Epeisodion (376-581)
    Antigone wird vom Wächter als Schuldige vorgeführt. Er beschreibt, wie er und die anderen Wächter Antigone beim Trauern und Bestatten des Toten beobachtet und gefasst haben. Antigone wehrte sich nicht. Antigone gesteht auf Kreons Frage hin sogleich die Tat. Sie habe sich an die ungeschriebenen Gesetze der Götter gehalten, welche seit je her bestehen und nicht durch einen gerade herrschenden König mal eben außer Kraft gesetzt werden könnten. Sie habe keine Angst vor dem ihr nun drohenden Tod, da der Schmerz, den sie für ihren nicht bestatteten Bruder fühlte, größer und weniger zu ertragen war als der Tod selbst.
    Kreon ist der Überzeugung, dass Antigone die Bestattung nicht allein geplant hat, sondern mit ihrer Schwester Ismene gemeinsam.
    Kreon und Antigone geraten in eine Diskussion, ob es gerechtfertigt ist, den einen zu begraben, den anderen jedoch nicht. Kreon ist folgender Meinung: „Doch hat dazu [geehrt zu werden] das größere Recht der Gute als der Schlechte“ (Z. 520).
    Kurz darauf wird Ismene auf den Schauplatz geführt und behauptet ebenso Schuld an der Tat zu tragen, wie Antigone. Diese ist erzürnt darüber, dass Ismene ihr nur mit ihrem Wort, nicht mit Taten beisteht. Kreon verhängt kurzum die Todesstafe über beide Frauen, obwohl Antigone die Verlobte seines Sohns Haimon ist.

  • Hallo liebe Knü
    Tut mir echt leid, aber ich bin überhaupt nicht weitergekommen. Es war ja vorher schon schwierig, dann dachte ich, es wird ruhiger, und dann schlug das Chaos endgültig zu: mein Freund im Krankenhaus, mein Vater gestorben, dann alles irgendwie zwischen den Feiertagen regeln - ich habe nur noch Matsch im Kopf.


    Habe mich so auf die Lesenacht heute gefreut, bin wahrscheinlich mal wieder zu müde :evil::wuetend:


    Ich werde aber gerne hier weiter posten.



    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel




  • Oh je, das klingt ja ganz schrecklich doof bei dir :( Da hätte ich sicher auch keinen Kopf mehr fürs Lesen, gerade für Antigone gehabt. Wenn, will man dann einfach nur abschalten und sich im Buch treiben lassen. Antigone ist da sicher nicht das richtige. Ich hoffe, dass du das alles gut überstehst, fühle dich gedrückt! :friends:Mit unserem Drama werde ich mich sicher noch ein bisschen beschäftigen, also scheue dich nicht, noch etwas hinterher zu posten, sofern du irgendwann Zeit dazu findest und Lust hast. Wenn jetzt erst mal die Luft raus ist, können wir unsere Leserunde an dieser Stelle aber auch einfach beenden, und ich mache mir erst einmal für mich selbst Notizen. Ganz, wie du meinst. :)

  • Hallo Knü
    Danke für deine lieben Worte :friends:
    Die Leserunde möchte ich auf jeden Fall fortsetzen. Ich werde gerne hier noch schreiben und bin auch sehr gespannt, auf deine Meinung.


    Im moment kann ich mich echt schwer konzentrieren und bin eben auch total müde; ich konnte sogar gestern kaum an der Lesenacht teilnehmen und war ziemlich früh (für meine Verhältnisse) wieder weg.



    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

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