Bernhard Schlink - Der Vorleser (ab 01.11.2014)

  • :huhu: Ich dachte mir, ich eröffne schonmal den Thread, damit wir noch klären können, welches Lesepensum wir anpeilen.
    Start ist am 1.11. und wer sich anschließen möchte, der darf das gerne tun.


    Bisherige Teilnehmer:
    @Sympathie-Dixer
    @LeseSabse
    @Tiniii
    @Ziva
    Seta


    Ich habe meine Ausgabe verlinkt und kurz reingeschaut:
    Die Kapitel sind ziemlich kurz und die Schriftgröße ganz angenehm und das Buch teilt sich in drei Teile mit 17, 17 und 12 Kapiteln.
    Hat jemand von euch einen Vorschlag?


    Und falls mir jemand sagen könnte, warum oben ein ganz anderes Buch angezeigt wird, wäre ich äußerst dankbar :scratch:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Vielen Dank, @Seta , für den Thread.

    Die Kapitel sind ziemlich kurz und die Schriftgröße ganz angenehm und das Buch teilt sich in drei Teile mit 17, 17 und 12 Kapiteln.
    Hat jemand von euch einen Vorschlag?


    Ich fang mal an mit einer Zahl als Diskussionsgrundlage. :wink: Wie wäre es mit 4 Kapiteln täglich? Das müssten im Schnitt so 15 Seiten sein...
    Für mich wären aber auch sowohl kleinere als auch deutlich größere Abschnitte denkbar. Wie seht ihr das?


    Und falls mir jemand sagen könnte, warum oben ein ganz anderes Buch angezeigt wird, wäre ich äußerst dankbar


    Ich weiß nur, dass hier im Forum mehrere Ausgaben des selben Buches (zumeist) verlinkt sind. Vielleicht liegt da ein Fehler in den Verlinkungen vor? Dann sollten wir Mario darauf ansetzen...
    Im Übrigen verwende ich die gleiche Ausgabe wie Seta.

    :study: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi

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    Monats-Challenge 2024: 0/12


    "Lasse, Bosse und Ole saßen neben Fräulein Lundgrens Bücherregal und lasen die ganze Zeit,
    denn Jungen tun ja nie etwas Nützliches."
    (Lindgren, Astrid: Wir Kinder aus Bullerbü, S. 91)

  • Dann sollten wir Mario darauf ansetzen...


    Ich habe das Problem gleich gemeldet. Mal schauen, was Mario für uns tun kann.

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    denn Jungen tun ja nie etwas Nützliches."
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  • Vielen Dank, @Seta , für den Thread.


    Ich fang mal an mit einer Zahl als Diskussionsgrundlage. :wink: Wie wäre es mit 4 Kapiteln täglich? Das müssten im Schnitt so 15 Seiten sein...
    Für mich wären aber auch sowohl kleinere als auch deutlich größere Abschnitte denkbar. Wie seht ihr das?


    Ich finde, das ist eine gute Zahl.
    Am vierten Tag würde ich dann zwar fünf Kapitel nehmen, aber ich kann so auch garantieren, dass ich es zeitlich schaffe.

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Am vierten Tag würde ich dann zwar fünf Kapitel nehmen


    Klar, es ist sicher sinnvoll, den ersten Teil dann ganz abzuschließen. Wenn alle einverstanden sind, können wir auch am achten Tag, also zum Ende des zweiten Teils, so verfahren.

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  • Auch ich bin bei den vier Kapiteln am Tag gerne dabei! Ich habe auch die Ausgabe die Seta und Sympatie-Dixer haben. Von mir aus kann es los gehen!!! :lechz:

  • Klingt gut. Ich hoffe dass es alles so klappt. Jedes Mal wenn ich denke es wird ruhig bei mir und ich habe Zeit für Leserunden, wird es immer anstrengender... Aber ich bin guter Hoffnung!


    Freue mich auf jeden Fall auf euch

  • Heute geht es los! :lechz:
    Zur allgemeinen Orientierung hier der Leseplan, wie wir es bisher vereinbart haben:
    Sa 01.11.2014 Erster Teil, 1-4
    So 02.11.2014 Erster Teil, 5-8
    Mo 03.11.2014 Erster Teil, 9-12
    Di 04.11.2014 Erster Teil, 13- 17
    Mi 05.11.2014 Zweiter Teil, 1-4
    Do 06.11.2014 Zweiter Teil, 5-8
    Fr 07.11.2014 Zweiter Teil, 9-12
    Sa 08.11.2014 Zweiter Teil, 13-17
    So 09.11.2014 Dritter Teil, 1-4
    Mo 10.11.2014 Dritter Teil, 5-8
    Di 11.11.2014 Dritter Teil, 9-12


    Das müssen wir natürlich nicht sklavisch einhalten. Wenn wir merken, dass es nicht passt, lässt sich sicher schnell etwas anderes absprechen. Mir persönlich ist so eine Übersicht aber eine Hilfe, und vielleicht hilft es euch ja auch.

    :study: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi

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    "Lasse, Bosse und Ole saßen neben Fräulein Lundgrens Bücherregal und lasen die ganze Zeit,
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    (Lindgren, Astrid: Wir Kinder aus Bullerbü, S. 91)

  • Danke für die Übersicht, @Sympathie-Dixer :friends:


    Ich habe die ersten vier Kapitel schon heute morgen im Zug gelesen und das innerhalb von zehn Minuten. Es liest sich sehr leicht und der Stil ist einfach gestrickt.

    Kapitel 1

    Der Ich-Erzähler, noch namenslos, berichtet, wie er im Alter von 15 Jahren an Gelbsucht erkrankt und auf eine Frau trifft. Wir erfahren als Leser von den Umständen seiner Krankheit (bspw. die genaue Dauer) und wie sie zuerst zu Tage kommt: Er muss sich auf dem Weg zur Schule übergeben und die besagte Frau hilft ihm, sich zu waschen und sein Erbrochenes zu beseitigen.
    Er berichtet, dass er sich schon Tage zuvor sehr schwach fühlt und sich kaum auf den Beinen halten kann. Da macht mich etwas stutzig, dass er einen Eimer Wasser trägt? :scratch:
    Nach diesem Kapitel habe ich den Eindruck, dass der Sprachstil sehr beschreibend ist, aber gleichzeitig vage in der Erzählung.Versteht ihr, was ich meine?


    Kapitel 2
    Der Erzähler berichtet von dem Haus, in dem die Frau offenbar wohnt. Er beschreibt es und seine Vorstellung von dessen Innenausstattung, während er immer wieder Träume von dem Haus hat. Doch es befindet sich dabei immer an anderen Orten.
    Ich finde das Kapitel sehr verwirrend, weil ich nicht weiß, worauf der Erzähler hinaus will. Ich glaube, man muss das Buch noch einmal lesen, wenn man es beendet hat, um den großen Zusammenhang zu sehen. Sicher wird das Haus eine Bedeutung habe, aber die traumdeutung gelingt mir gerade noch nicht.


    Kapitel 3
    Um sich zu bedanken, wird der Erzähler von seiner Mutter zu der Frau geschickt. Richtig wohl ist ihm nicht dabei. Wieder folgt eine Beschreibung: Erst von dem Treppenhaus, dann von der Wohnung und schließlich von ihr. Es kommt wohl zu einem Gespräch, aber ohne große Bedeutung, denn er hat den Inhalt längst vergessen.
    Sehr interessant ist der letzte Abschnitt, nachdem er ihr Gesicht einigermaßen detailliert beschrieben hat: "Ich weiß, dass ich es schön fand. Aber ich sehe seine Schönheit nicht vor mir."


    Kapitel 4
    Er will gehen, sie will ihn begleiten, doch muss sich dafür erst umziehen. Er beobachtet sie dabei und ist angetan von ihrer Art, ihre Strümpfe anzuziehen - wieder eine genaue Beschreibung ihrer Haltung und ihrer Bewegungen. Sie bemerkt das, worauf er fluchtartig die Wohnung verlässt. Er fragt sich selbst, wie er anders hätte reagieren können und gleichzeitig brennt sich das Bild, der sich anziehenden Frau, in sein Gedächtnis. Es zieht ihn an und er bemerkt, dass diese Frau ganz anders ist, als die Mädchen, mit denen er sich abgibt. Vielleicht ist es nur ihr Alter, wahrscheinlich aber mehr. Er analysiert sich auf eine gewisse Art selber.

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Danke, Seta, für deine Inhaltszusammenfassung. Darauf verzichte ich gerne, um nicht alles zu wiederholen und euch damit zu langweilen. Ich nehme einfach direkt zu deinen Aussagen Stellung und füge noch ein paar andere Gedanken ein.


    Nach diesem Kapitel habe ich den Eindruck, dass der Sprachstil sehr beschreibend ist, aber gleichzeitig vage in der Erzählung.Versteht ihr, was ich meine?


    Ich kann dir absolut folgen und Recht geben. Es gibt viele beschreibende Teile, vom Innenhof des Hauses (Kap. 1) über das Äußere (Kap. 2) und Innere (Kap. 3) des Hauses bis hin zur Beschreibung der Frau und ihrer Ankleidung (Kap. 4). Die finde ich persönlich auffällig ausführlich, aber durchaus so formuliert, dass ich dem gerne folge. Ich hatte mir vorher beispielsweise nie viel aus der Beschreibung von Fassaden gemacht, aber wie im zweiten Kapitel das Haus beschrieben wird, fasziniert mich, weckt mein Interesse. Und gleichzeitig sind viele Leerstellen in der eigentlichen Handlung. Was haben der Ich-Erzähler und die namenlose Frau in der Küche gesprochen? Die Handlung setzt Ende Februar ein, das Alter des Erzählers ist bekannt, aber welches Jahr haben wir? Die Straßennamen und Häuser sind detailliert geschildert, aber an welchem Ort befinden wir uns?
    Vielleicht ist die möglichst exakte räumliche wie zeitliche Verortung einer Geschichte so eine persönliche Eigenart von mir, aber ich habe mich durch die Leerstelle wirklich aufgefordert gefühlt zu recherchieren, wann und wo das alles passiert sein könnte. Ich habe für mich eine plausible Stadt gefunden und den Zeitpunkt der Handlung auf einen Fünfjahreszeitraum eingegrenzt. Geht euch das ähnlich?


    Da macht mich etwas stutzig, dass er einen Eimer Wasser trägt?


    Das kam mir auch mehr als unwahrscheinlich vor.


    Ich finde das Kapitel sehr verwirrend, weil ich nicht weiß, worauf der Erzähler hinaus will.


    Auch ich hatte beim Lesen unverzüglich auf "Hab-Acht-Stellung" geschaltet. Der stets wiederkehrende Traum vom selben, alles beherrschenden Haus in den unterschiedlichsten Umgebungen, der Versuch einzutreten, an dem der Traum dann regelmäßig abbricht... Ich bin kein Traumdeuter oder Tiefenpsychologe und habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Aber ich bin mir sicher, es soll eine Bedeutung haben - oder eben noch bekommen.


    Er analysiert sich auf eine gewisse Art selber.


    Ja, aus dem Abstand mehrerer Jahrzehnte. Das ältere Ich des Erzählers zum Zeitpunkt der Niederschrift analysiert sein jüngeres 15-jähriges Ich. Interessant finde ich dabei seine Einschätzung, dass in weniger die Gestalt als vielmehr die Haltung der Frau angezogen habe.


    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass mit einigen Motiven gerade beim Haus der Anschein von Tristesse erweckt werden soll: "blindes Haus", rußgeschwärzt, dunkle Räume, kalte Räume, Leere des Treppenhauses.

    :study: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi

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    "Lasse, Bosse und Ole saßen neben Fräulein Lundgrens Bücherregal und lasen die ganze Zeit,
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    (Lindgren, Astrid: Wir Kinder aus Bullerbü, S. 91)

  • Ich habe die vier Kapitel nun auch gerade gelesen und war selbst etwas erstaunt wie schnell sie vorbei waren. Aber das ist gut, ich mag schnelle bzw. kurze Kapitel.



    Er berichtet, dass er sich schon Tage zuvor sehr schwach fühlt und sich kaum auf den Beinen halten kann. Da macht mich etwas stutzig, dass er einen Eimer Wasser trägt? :scratch:


    Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt...



    Dieser "beschreibende Schreibstil" ist für mich eigentlich immer ein graus. Ich hasse es, wenn ich Bücher lese in denen ohne Ende Landschaften oder sowas beschrieben werden und nichts passiert.
    Das ist ja wie gesagt auch der Fall, aber bisher stört es mich nicht, vielleicht liegt es an den kurzweiligen Kapiteln und den vielen Dingen die beschrieben werden. Es wechselt zwischen Straße, Haus etc.



    Neugierig bin ich auf den Ich-Erzähler, wie heißt er, wie alt ist er inzwischen? Ich mag immer gerne wissen wer mir die Geschichte erzählt. Ich mag die Ich-Perspektive sehr gerne.

  • Hallo zusammen,


    mir geht es wie Tiniii, der sehr beschreibende, plakative Stil ist eigentlich nicht mein Fall. Ich merke mir auch sonst in Romanen eher selten wie die Figuren aussehen - das ist für mich nebensächlich. Entsprechend lapidar habe ich die detaillierte Beschreibung des Hauses gelesen. Interessant ist jedoch dass ihn das Haus so verfolgt. Das könnte noch einen großen spannenden Zusammenhang geben.


    Ihn fasziniert also diese Frau. In der Küchen-Szene bleiben in der Tag Fragen offen. Aber vielleicht spielt es auch keine Rolle - vielleicht geht es hier nur darum zum Ausdruck zu bringen wie sehr ihn diese Frau von Anfang an gebannt hat. Er sieht ihr Gesicht, findet sie schön und sieht doch keine Schönheit darin . Ich persönlich glaube, dass das Gesprochene in der Küche keine Rolle spielt - es soll nur darstellen wie sehr sie ihn hypnotisiert hat.


    Auch später wird ja erwähnt dass er Mädchen in seinem Alter bittet sich die Strümpfe auf die Art anzuzuziehen. Doch sie kokettieren damit. Ihn aber hat etwas fasziniert dass eben unbeabsichtigt war, vom Inneren der Frau heraus kam.


    Die kurzweiligen Kapitel machen es mir leicht über den sehr plakativen Schreibstil hinweg zu lesen, es sind ja selten mehr als ein paar Seiten wie es scheint. Romane die seitenlang Beschreibungen enthalten haben bei mir kaum eine Chance (siehe HErr der Ringe und ähnliche). Ich bin gespannt wie es weiter geht.

  • Ich persönlich glaube, dass das Gesprochene in der Küche keine Rolle spielt - es soll nur darstellen wie sehr sie ihn hypnotisiert hat.


    Das klingt ziemlich plausibel und überzeugt mich.


    Romane die seitenlang Beschreibungen enthalten haben bei mir kaum eine Chance


    Das geht mir üblicherweise auch so, aber hier erlebe ich die Beschreibungen komplett anders, ohne dass ich sagen kann, an was es liegt. Vielleicht ist es tatsächlich nur die Quantität, dass es eben nur kurze Kapitel, mithin also kurze Beschreibungen sind. Vielleicht ist es aber auch eine Sache der Qualität. Ich weiß es momentan nicht.

    :study: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi

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    "Lasse, Bosse und Ole saßen neben Fräulein Lundgrens Bücherregal und lasen die ganze Zeit,
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    (Lindgren, Astrid: Wir Kinder aus Bullerbü, S. 91)

  • So, nun will auch ich nachdem ich Eure Posts gelesen habe zu Kapitel 1- 4 meinen Senf geben! Allerdings ist es mit dem Handy eher schwierig! Zitieren kann ich leider nicht, das funktioniert leider nicht.
    Mir ist der Einstieg ins Buch ähnlich ergangen wie Euch. Es lässt sich angenehm lesen aber auch ich bin der Meinung, dass es ein ReRead Buch ist. Zeitlich ist es eher ein Buch, dass ich nicht so schnell zur Hand genommen hätte, da ich nicht so gerne Bücher lese, die kurz nach dem Krieg handeln. Aber ich lasse mich weiter überraschen.
    Mich schließe mich Ziva und Tiniii anon ihrer Meinung, dass gerade dieser beschreibende Stil auch nicht so meins ist. Aber auch ich denke, dass die Beschreibung des Hauses einen tieferen Sinn hat. Auf der Arbeit habe ich unter Traumdeutung Haus mal gegoogelt, dass werde ich morgen mal hier einstellen!
    Die Konstelation junger Bursche und Reife Frau finde ich noch etwas putzige, anders kann ich meine Gedanken dazu noch nicht ausdrücken, ich hoffe ihr könnt mir das heute nochmal nachsehen, ich werde mich dazu noch genauer ausdrücken.

  • Kapitel 5
    Es zieht in also wieder zu dieser Frau. Dieses Kapitel ist jedoch seinen Gedanken rund um diese Entscheidung gewidmet. Die Entscheidung, die Frau erneut aufzusuchen bewertet er erstmal als etwas Negatives, eine Begierde die zwangsläufig Sünde ist. Er kommt jedoch zum Schluss dass wenn die Begierde an sich schon zur Sünde reicht, dass er dann erst recht den Akt will.


    Dieses Kapitel hat sich für mich etwas sperrig gelesen, einige Zeilen habe ich zwei mal gelesen. Aber es zeigt wie dieser Junge mit sich hadert, wie er versucht anerlernte Moral und eigenes Verlangen zu vereinen.


    Kapitel 6
    Er trifft sie vor seiner Wohnung. Sie schleppt Koks hoch und bittet ihn, zwei weitere Schütten aus dem Keller zu holen. Er stellt sich dabei etwas unbeholfen an und macht sich dabei dreckig. Oben angekommen schlägt sie ihm ein Bad vor um den Dreck nicht in der Wohnung zu haben und auch damit er nicht so dreckig nach Hause gehen muss. Als er nackt vor ihr steht schaut sie ihn unverholen an. Nach dem Bad reicht sie ihm ein Handtuch und ist selbst nackt - sie weiß was er will. Nach wenigen Sekunden ist das Eis gebrochen und sie lieben sich.


    Selten habe ich eine Sex-Szene gelesen, die so frei von Emotionen und Erotik war. Sie hat ihn sich einfach genommen ohne irgendwas drum herum. Und er - wohl noch etwas unerfahren (ist mein Eindruck, seht ihr das anders?) lässt es einfach mit sich machen. Die Trockenheit und Nüchternheit dieser Szene hat mich doch etwas irritert.


    Kapitel 7
    Endlich lernt man etwas über die Familie von dem Jungen. Er beschließt wieder zur Schule zu gehen und teilt seinen Eltern dies mit. Seine Mutter ist etwas besorgt, der Arzt hat ihm doch noch 3 Wochen Ruhe verordnet. Der Vater ist einverstanden, er kann wieder in die Schule gehen. Der einzige Grund für die Entscheidung des Jungen ist, dass er wieder die Frau sehen will. Ohne den Gang zur Schule könnte er es wohl nur schwer erklären jeden Tag weg zu wollen.


    Dieses Kapitel macht die bisher sehr nüchterne Figur "er" etwas menschlicher. Wir lernen die Geschwister kennen, die von der Art her fürsorgliche Mutter und den etwas unterkühlten Vater. Ein Kapitel zum Kennenlernen für mich - und bisher auch das interessanteste weil es etwas in die Tiefe der Figuren geht.


    Kapitel 8
    Er und sie treffen sich inzwischen täglich. Er weiß in zwischen wie ihre Arbeitszeiten als Straßenbahnschaffnerin sind. Um sie nach Feierabend nach der Frühschicht abzupassen schwänzt er die letzte Schulstunde und geht zu ihr. Ihre Affaire dauert schon ein paar Tage an als er sie erstmalig nach dem Namen frägt. Sie fangen überhaupt das erste mal an miteineinder zu reden. Er macht sich zwei Jahre älter als er ist, erzählt dass er Schüler ist und auch dass er für die Treffen mit ihr die Schule schwänzt. Sie wird böse auf ihn und ermahnt ihn seine Arbeit zu machen sonst würde sie ihn nicht wiedersehen wollen. Gekränkt im Stolz zieht er ab.


    Dieses Kapitel hat mich wieder etwas irritiert. Aus dieser Selbstverständlichkeit mit der sie ihn bisher "genommen" hat ist etwas bemutterndes geworden. Bub, mach ja Deine Hausaufgaben. Die Frau bekommt menschliche Züge die wohl auch ihn überraschen, auch er hat ihren Charakter bis dahin nicht erfasst bzw. war nicht wirklich daran interessiert. Dass sie jetzt eine gewisse Autorität ausstrahlt scheint ihn zu überraschen - mich hat es auch etwas überrascht wenn auch ich aus Leser-Sicht der Meinung bin dass die Figuren doch langsam Tiefe und Charakter bekommen dürfen.

  • Also irgendwie werde ich mit dem Buch noch nicht warm. Vielleicht aber auch, weil es mal ein ganz anderer Stil ist, als ich bisher gelesen habe.


    Diese erste Sexszene fand ich auch etwas befremdlich, immerhin ist der Junge gerade mal 15... und die Frau ja schon älter, wie kann sie ihn einfach so "überfallen". Ich denke nämlich nicht, dass das seine Absicht war, als er dort hingegangen ist.


    Ich finde es gut, dass die Figuren endlich etwas Tiefe bekommen, immerhin kennen wir jetzt auch schon mal Namen.



    Ich bin auf jeden Fall weiterhin motiviert es zu lesen, vielleicht auch gerade, weil wir es hier gemeinsam lesen.

  • Auf der Arbeit habe ich unter Traumdeutung Haus mal gegoogelt, dass werde ich morgen mal hier einstellen!


    Oh ja, bitte!


    Aber es zeigt wie dieser Junge mit sich hadert, wie er versucht anerlernte Moral und eigenes Verlangen zu vereinen.


    Das ganze 5. Kapitel wirkt für mich als eine einzige Rechtfertigung, warum er trotz der anerzogenen Moralvorstellungen - neben Eltern und Geschwistern wird der Pfarrer erwähnt - doch seinen Frieden mit seinem Begehren macht, auch wenn er noch nicht unbedingt an die tatsächliche Durchführbarkeit glaubt.
    Davon aber abgesehen finde ich die Beschreibung der Atmosphäre bei kranken Jugendlichen, abseits des Schulalltags ganz in einer Traumwelt der Lektüre aufzugehen, einerseits unglaublich anrührend und zutreffend, zugleich aber habe ich den Eindruck, dass heutige Jugendliche diese Erfahrung nicht mehr machen oder zumindest nicht mehr teilen können.
    Philosophisch interessant fand ich die Ausführungen am Ende des Kapitels zur Unabhängigkeit von Entscheidung und tatsächlichem Handeln. Natürlich kenne ich auch Situationen, in denen ich mich für das eine entschieden habe, in der Umsetzung aber - aus welchen Gründen auch immer - zögere oder es ganz sein lasse. Aber ich bin - anders als der Erzähler - geneigt, der bewussten Entscheidung eher einen höheren Stellenwert einzuräumen. Widerstände bei der Umsetzung sind meines Erachtens eher Symptome, dass man bei der Entscheidung sich selbst gegenüber nicht ehrlich war und Gründe für eine andere Entscheidung vorschnell abgetan hat, obwohl sie mir eigentlich uneingestanden sehr wichtig wären.


    Selten habe ich eine Sex-Szene gelesen, die so frei von Emotionen und Erotik war. Sie hat ihn sich einfach genommen ohne irgendwas drum herum. Und er - wohl noch etwas unerfahren (ist mein Eindruck, seht ihr das anders?) lässt es einfach mit sich machen.


    Da kann ich in allem nur zustimmen.
    Bei ihrem plumpen Satz "Darum bist du doch hier!" wäre ich beim Lesen fast vom Stuhl gefallen, weil mir das so unglaubwürdig erschienen ist: eine (mindestens) 30jährige Frau trifft zum dritten Mal einen 15jährigen, wobei das erste Mal definitiv Zufall und das zweite Mal ein Höflichkeitsbesuch war, und geht sofort davon aus, dass er Sex möchte?! Auf der anderen Seite wissen wir natürlich noch nichts über Persönlichkeit und Vorgeschichte von Frau Schmitz. Vielleicht erklärt sich diese auffordernd-zupackende Art ja noch.
    Dass er zuvor unerfahren war, wird ja im siebten Kapitel erwähnt, wenn von der "Männlichkeit, die ich erworben hatte" die Rede ist.
    Bleibt die Frage: Ist es skandalös, dass eine 30jährige einen 15jährigen, nun ja, "verführt" ist ob der mangelnden Erotik wohl das falsche Wort? Ist es normal?


    Ich denke nämlich nicht, dass das seine Absicht war, als er dort hingegangen ist.


    Nach den Vorüberlegungen des sechsten Kapitels glaube ich aber nicht, dass es ein bloßes "Mit-sich-machen-lassen" ist. Tatsächlich hat sie ja Recht. Genau deshalb war er da, genau das hatte er sich phantasiert und erhofft - auch wenn er es sicher nicht für so leicht realisierbar gehalten hätte.


    Ein Kapitel zum Kennenlernen für mich - und bisher auch das interessanteste weil es etwas in die Tiefe der Figuren geht.


    Absolut. Endlich erfährt man etwas über die Person des Erzählers und sein Umfeld. Wir befinden uns also in einer Professorenfamilie. Auch der Handlungsort wird nun zwar nicht explizit genannt, aber deutlich. Eine Bahnhofstraße und Blumenstraße mag es noch vielerorts geben, aber die Molkenkur und Nußloch sagen mir, dass mein gestriger Tipp für Heidelberg zutreffend ist.
    Das erste sexuelle Erlebnis lässt nachträglich beim Erzähler Liebe zu Frau Schmitz entstehen, wie er überhaupt ausführt, dass auch in späterer Zeit das Gefühl der Liebe oder zumindest der Versuch eine Frau zu lieben stets kompensierende Konsequenz des sexuellen "Gewährens" der Frau darstellte. Ich bezweifle nicht, dass so etwas tatsächlich vorkommt. Aber ist das verbreitet bzw. normal bei Männern, die Liebe als nachträglich zu zahlender Preis an die Frau zu verstehen? Puh, schwer zu sagen...


    Er macht sich zwei Jahre älter als er ist


    Nicht aktiv, nur passiv. Sie hält ihn für zwei Jahre älter und er korrigiert sie nicht. Das ist zwar nur eine kleine Nuance, aber für mich trotzdem ein Unterschied.
    Aber endlich, im achten Kapitel, erfahren wir auch Namen. Die Frau heißt also Hanna Schmitz, der Erzähler Michael Berg. (Was mich gleich dazu brachte zu googeln, ob es real auch einen Philosophieprofessor Berg in Heidelberg gegeben hat. Ich habe keinen gefunden. Gut so.)


    Sie wird böse auf ihn und ermahnt ihn seine Arbeit zu machen


    Die erste Regung in dieser Beziehung, interessant. Zum einen: Michael Berg scheint für Hanna Schmitz kein reines Objekt zu sein, sonst wäre ihr sein schulischer Erfolg, überhaupt sein Leben und seine Perspektive abseits des Liebesnests unwichtig. Zum anderen: Wie kommt es, dass sie gerade hier anfängt, sich einzumischen, Einfluss in seinem Leben geltend zu machen? Warum kann sie sich hier so ereifern? Warum bringt gerade dieser Umstand Hanna so zum Ausbruch? Da hoffe ich sehr, dass im weiteren Verlauf der Geschichte die Figur eine entsprechende Persönlichkeit und Vorgeschichte bekommt, dass sich dies logisch erschließt.


    wenn auch ich aus Leser-Sicht der Meinung bin dass die Figuren doch langsam Tiefe und Charakter bekommen dürfen.


    Ja bitte, unbedingt. Jetzt gleich.


    Gekränkt im Stolz zieht er ab.


    Gekränkter Stolz? Das sehe ich gar nicht so. Ich habe den Eindruck, er ist einfach vollkommen irritiert und verwirrt über den plötzlichen Ausbruch von Hanna.


    Auf die nächsten Abschnitte bin ich schon sehr gespannt. Schön, das mit euch zusammen lesen und diskutieren zu können.

    :study: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi

    2024 gelesen: 0 Bücher/0 Seiten


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    "Lasse, Bosse und Ole saßen neben Fräulein Lundgrens Bücherregal und lasen die ganze Zeit,
    denn Jungen tun ja nie etwas Nützliches."
    (Lindgren, Astrid: Wir Kinder aus Bullerbü, S. 91)