Rachel Joyce - Das Geheimnis der Queenie Hennessy / The Love Song of Miss Queenie Hennessy

  • Kurzmeinung

    Cordi
    Eine bewegende, traurige und sehr rührende Geschichte die einen irgendwie positiv stimmt.
  • Klappentext (von Amazon):
    Wer ist die Frau, zu der Harold Fry 1000 Kilometer weit läuft? Als Queenie Hennessy erfährt, dass ihr früherer Kollege Harold Fry auf ihren Abschiedsbrief hin durch ganz England zu ihr ins Hospiz läuft, reagiert sie schockiert: Er bittet sie, auf ihn zu warten. Aber wie soll sie denn warten? Sie ist schließlich todkrank. Da schlägt ihr eine Betreuerin vor, einen weiteren Brief an Harold Fry zu schreiben und ihm ihre Geschichte zu erzählen, während er unterwegs ist.
    Dieser Roman ist Queenie Hennessys Brief. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, deren Leben so ganz anders verläuft, als es alle von ihr erwarten. Ein Roman über die Reise des Lebens, die wir alle unternehmen müssen – und die Frage, ob wir uns gegenseitig retten können.


    In "Die unglaubliche Pilgerreise des Harold Fry" erfahren wir über Queenie Hennessy nur, dass sie mit Harolds zusammen arbeitete, oft ein braunes Kostüm und bequeme Schuhe trug und Lieder rückwärts singen konnte. In "Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry" erzählt uns Rachel Joyce nun über Queenies Leben und erklärt, wieso Queenie das braune Kostüm immer trug, warum sie sich mit dem Rückwärtssingen der Lieder beschäftigte, was sie für Harold empfand und welche Beziehung sie zu seinem Sohn David pflegte.
    Die beiden Cover sind an sich unspektakulär, doch wer beide Bücher gelesen hat, sieht sie mit anderen Augen: auf Harolds Buch sind seine Segelschuhe abgebildet. Wie wir von Queenie erfahren, trug er kaum jemals andere Schuhe. Auf Queenies Cover sind ihre geliebten Tanzschuhe zu sehen. Was es mit ihnen auf sich hat, obwohl sie ja fast nur bequeme Schuhe trug - davon mehr im Buch.


    Queenie ist es wichtig, dass Harold über ihr Leben Bescheid weiss bevor er sie im Hospiz besucht. Deshalb beginnt sie zu schreiben und möchte, dass Harold diesen Brief bekommt, bevor er ihr gegenübertritt.
    Es gibt drei Erzählstränge. Zum einen die Briefschreiberei, zum andern Queenies Vergangenheit, der dritte Strang erzählt über das Leben im Hospiz:


    Im Briefschreibe-Strang treffen wir auf die witzige Schwester Mary Inconnue. Sie tippt Queenies handgeschriebene Briefe auf der Schreibmaschine ab und massiert oft Queenies kalte Hände.


    Im Hospiz werden unheilbar Kranke in ihrer letzten Lebensphase versorgt und begleitet. Und somit ist der bevorstehende Tod allen vor Augen und allgegenwärtig."Ein Leben zwischen Nährstoffshake und Schmerzmittel", wie es die Bewohner selbst nennen.
    Sie alle sind informiert über Harolds Reise und so langsam beginnen auch Besucher mitzufiebern. Als in den Medien über Harold berichtet wird, bekommt Queenie Grusskarten von überall und im Hospiz werden Pakete mit Wärmeflaschen usw. abgeben. Eine der Patienten, Finty, beginnt sogar zu twittern, und meint einmal: "Ab sofort wird nicht mehr gestorben, wir warten alle auf Harold".
    Finty ist forsch und spontan. Mr Henderson bünzlig, der einarmige Perlenkönig ruhig und Barbara schon sehr schwach. Sie sind neben den vier Ordensschwestern Lucy, Philomena, Catherine und Mary Inconnue (und natürlich Harold und David) die Hauptpersonen im Buch. Als vor dem Hospiz sogar Nachtwachen abgehalten werden, wird es ihnen zu bunt und Schwester Philomena spricht ein Machtwort. Danach wird es wieder ruhiger, viel ruhiger, denn Queenies Mitpilger entwischen, gehen ohne sie weiter.
    Liebevoll wird in diesem Strang beschrieben wie die Schwestern im Hospiz alles für ihre Patienten tun. Es werden Nägel lackiert, Weihnachten im Mai gefeiert und Fragen, deren Antworten man nicht weiss, gegoogelt.
    Mich erinnerten die Hospiz-Beschreibungen oft an das Altersheim in dem meine Grossmutter ihre letzten Jahre lebte. Wie die Bewohner unten im Aufenthaltsraum zusammen sassen, miteinander sprachen, lachten, spielten und auch schimpften. So konnte ich mir Queenie und ihre Mitbewohner bildlich vorstellen, wie sie ihre Zeit zusammen verbrachten.


    Auch Queenie und Harold haben während ihrer geschäftlichen Autofahrten viel Zeit miteinander verbracht. Hätte diese Zeit besser sein können? Oder war es gut so wie es war?
    Queenie schreibt in ihrem Brief wie sie in die Brauerei kam, warum sie blieb, wie sie Harold und später David (Harolds süchtigen, egoistischen Sohn - der trotzdem kein Selbstwertgefühl hat) kennenlernt, wieso sie es Harold verschwieg. Und wir erfahren den Grund, der zur Kündigung von Queenie führte. Danach wollte Queenie nur noch weit fort (hier treffen wir auf den aus Harolds Buch schon bekannten, einsamen Gentleman im Bahnhofbuffet, der gar nicht so einsam war) und fand schnell an Schottlands Küste ein neues Zuhause. Hier legte sie einen Garten an. Erst waren es nur ein, zwei Pflanzen, dann wurde daraus ein richtiger Garten mit Fundstücken aus dem Meer; für sie alles Erinnerungen an ihr Leben.
    In ihrem Garten hatte sie Erinnerungen gepflanzt und genauso wie die neuen Mitwanderer von Harold ihn nervten, nervten Queenie die vielen Gartenbesucher und später ebenso die Nachtwachen vor dem Hospiz. All das Laute hat nichts mit ihnen beiden, ihren Erinnerungen und ihren Geschichten zu tun. Doch am Ende haben beide auf ihre Weise alles Überflüssige abgestreift und sind wieder ganz bei sich. "Man kann seinen Garten wie seine Erinnerung schützen, und Liebe und Erinnerung im Herz behalten statt nach aussen zu tragen."


    Die Geschichte berührt. Ein stimmungsvolles, feinfühliges, tief emotionales Buch. 5 Punkte inklusive Nastüechlifaktor.
    Abschliessen möchte ich mit drei Buch-Zitaten zum Nachdenken:


    "Wege überraschen, manchmal geht es nicht geradeaus weiter, sondern seitlich."


    "Dinge haben oft keinen Anfang und kein Ende."


    "Das Glück war immer da, sie hat es nur nie wahrgenommen."

  • Ihr Roman „Die unwahrscheinliche Reise des Harold Fry“ war eine literarische Offenbarung. Niemals hätte ich es damals für möglich gehalten, dass die Engländerin Rachel Joyce nach einem weiteren Roman („Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte“), eine Art Fortsetzung folgen lassen würde, die man auch als eine Ergänzung bzw. Vervollständigung bezeichnen könnte.

    Zwanzig Jahre ist es nun her, dass Queenie Hennessy den Ort Knightsbridge und damit ihre große Liebe Harold Fry verlassen hat, nachdem dessen Sohn David ums Leben kam und Harolds Ehe auseinanderbrach.

    Nun liegt sie todkrank in einem katholischen Hospiz. Das Leben und der Alltag all dieser todgeweihten Menschen, die aufopfernden Pflege der Schwestern, der permanente Umgang mit den nahen Tod (es sterben nicht wenige der zu Beginn vorgestellten Patienten während des Zeitraums, den das Buch umfasst) ist der eine Strang des berührenden Buches. Der andere ist das Warten von Queenie auf Harold Fry, dem sie einen ersten Brief geschrieben hat, in dem sie ihm mitteilt, dass sie bald sterben wird und ihm für die erfahrene Freundschaft vor 20 Jahren dankt. Wie wir wissen, macht sich Harold danach auf einen fast 1000 Kilometer langen Fußweg von Süd-nach Nordengland.

    Und während die durch mehrfache Operationen im Gesicht schwer gezeichnete Queenie, die sich nur noch schriftlich und durch Zeichen mit anderen verständigen kann, auf ihn wartet, folgt sie dem Rat einer wunderbaren Pflegerin, und schreibt ihre Geschichte auf. Ihr bisher streng gehütetes Geheimnis, das mit ihrer Beziehung zu Harolds Sohn David zu tun hat.

    Eine bewegende Geschichte einer tapferen Frau wird da entwickelt, und nebenbei werden sie auf das Sympathischste geschilderten Bewohner des Hospizes immer mehr in den Bann gezogen von Harold und seinem Pilgerweg. Wird er es schaffen? Sie pinnen die immer zahlreicher werdenden Nachrichten der Medien auf eine Wandzeitung, während Queenie sich durch ihre Geschichte schreibt, immer wieder ermutigt und unterstützt von Schwester Mary Inconnue, die Queenies Gekritzel ins Reine schreibt. Ihr geht es immer schlechter und man fragt sich, ob die tapfere Frau ihr Werk wird beenden können? Und wie wird das Wiedersehen mit Harold Fry ausgehen, wenn es je soweit kommen wird?

    Rachel Joyce schreibt mit einer bezaubernden Poesie von grundlegenden Fragen des Lebens und des Todes, von der Liebe, von Schuld und Vergebung, von Kampf und Ergebung, von Versagen und Erlösung, von Abschied und ersehntem Wiedersehen.

    Die außergewöhnliche Frau, für die Harold Fry im ersten Roman 1000 Kilometer gelaufen ist, wird lebendig, ihre Geschichte bekommt Gestalt und ihre unerwiderte Liebe einen Sinn, der über den Tod hinausreicht.

  • Puh... also das ist wieder so ein Buch, das zwar große Stärken, aber auch große Schwächen hat. Entweder man ist wirklich großer Fan von Harold Fry, oder hart im Nehmen, was Liebesromane angeht. Sonst wird es mit klarer Begeisterung schwer. Ich fand Harold zwar durchaus originell, aber auch dieser Vorgängerroman hat m.E. seine Schwächen.
    Ein Grundproblem habe ich mit Queenie wie mit Harold gleichermaßen: hüben wir drüben gehen der Autorin im letzten Drittel die Pferde gewaltig durch. Vielleicht wollte sie hier mit der Entwicklung der Geschichte bei Harold Fry anlehnen, aber es ist in meinen Augen auch dieses Mal wieder augenverdrehend abstrus geworden. A propos abstrus: Am Ende (ich meine den "dritten Brief") merkt man dann auch, wie weit sich die Autorin strecken musste, um diese Zusatzgeschichte in die schon bestehende Handlung hinein arbeiten zu können. Ob es das gebraucht hätte? Insgesamt scheint mir das Buch ganz okay, aber eben auch recht überflüssig.
    Wirklich interessant wird es eigentlich auch erst, als David ins Geschehen einsteigt. Vorher liest es sich für mich eher wie eine ermüdende Allerwelts-Schnulze :sleep: Bei David nutzt die Autorin ihre erzählerischen Fähigkeiten voll aus. Aber eben nur da. Sie kann das besser, das weiß ich. Von ihrem Roman nach Harold (der mit dem völlig absurden deutschen Titel, den ich mir nicht merken kann) war ich begeistert, hier war ich bisweilen gut unterhalten, bisweilen eher am Kopfschütteln.


    Fazit: ganz okay, aber kein Lese-Muss. Ich bin jedenfalls nicht böse darum, das Buch nur geliehen zu haben. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Joyce ist mit diesem Buch etwas Ähnliches passiert wie Graeme Simsion mit der Fortsetzung seines „Rosie-Projekts“: Ein müder Versuch, den gelungenen ersten Band fortzuführen, allerdings um einige Ideen und Einfälle ärmer.


    Während ausgerechnet die Schilderungen aus dem Hospiz lebendig wirken, die Figuren plastisch und individuell, gerät Queenies Liebesgeschichte um Harold banal und öde. Sein ganzes Leben an einen Mann hängen, der so langweilig, farblos und so wenig attraktiv war? Lieber allein leben und seinen Garten als Erinnerungsspielplatz an einen Mann bauen, der nie das geringste Interesse zeigte? Immer wieder und immer noch seinem Leben Sinn verleihen durch Gedenken an ein paar berufliche Autofahrten?


    Natürlich ist es schwierig, eine Spannung aufzubauen, wenn der Leser die Geschichte und ihr Ende schon kennt. Also wurde ein Konstrukt aufgebaut, indem Queenie ständig auf ein großes Schuldgefühl hinweist und etwas, das sie Harold immer verschwiegen hatte. Erst ganz zum Schluss rückt sie mit der Sprache heraus. Aber dort kann sich der Leser bereits denken, was passiert war.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Sowas habe ich schon befürchtet, @Marie und @CKStreet deshalb habe ich das Buch ungelesen von meiner Wunschliste gestrichen. Und vom zweiten Rosie-Buch habe ich von vornherein die Finger gelassen. Auch "Ein ganz neues Leben" ist so ein Fall. In den allermeisten Fällen funktioniert es einfach nicht, die Qualität zu halten und die Erwartungen zu erfüllen. Schade, aber ist so und mir sind die Bücher zu wertvoll, als dass ich sie mir am Ende noch verderben lassen möchte.

  • Über das Buch:

    Genre: Roman
    Format: Hardcover
    Verlag: Krüger
    ISBN: 9783810521989
    Preis: 18,99 Euro
    Seiten: 397
    Erschien: 2014
    Originalsprache: Englisch
    Originaltitel: The Love Song of Miss Queenie Hennessy erschien 2014

    Inhalt:

    Queenie ist die Frau, die rückwärts singen kann. Harold ist der Mann, der allein mit seinem Schatten im Schnee tanzt. Queenie und Harold sind erst Kollegen, dann Freunde, dann … geschieht ein schreckliches Unglück, und Queenie geht für immer.
    Als Harold viele Jahre später ihren Abschiedsbrief erhält, macht er sich auf den Weg zu ihr. Und Queenie erkennt, dass sie ihm endlich die Wahrheit gestehen muss.

    Das Cover:

    Das Cover passt gut zu dem ersten Teil. Es gefällt mir.

    Die ersten 3 Sätze:

    Lieber Harold, dieser Brief wird Sie vielleicht überraschen. Ich weiß, das es lange her ist, seit wir uns zuletzt gesehen haben, aber in letzter Zeit habe ich viel über die Vergangenheit nachgedacht. Dieses Jahr hatte ich eine Operation.

    Meine Meinung:

    Dieses Buch ist die Fortsetzung zu dem Roman "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry". Und ich finde auch, das die Autorin sich gut an den ersten Teil gehalten hat. Hier wird halt die Sicht von Queenie gezeigt, wie sie es erlebt hat, als Harold Fry zu ihr unterwegs war. Die Geschichte ist in 3 Teilen unterteilt worden, die Briefe darstellen sollen. Erst ein kurzer Brief, dann ein sehr langer Brief und dann noch mal ein kurzer Brief. Die Kapitel kann man sehr schnell lesen, da sie nur 1-4 Seiten lang sind.
    Queenie ist schwer krank und sie muss sich anstrengen, damit sie jemand versteht. Aber als sie hört, das Harold zu ihr unterwegs ist, schöpft sie Hoffnung. Deswegen beginnt sie einen Brief an ihn zu schreiben. Der Brief zeigt, wie sich Queenie und Harold kennengelernt haben und was sie miteinander erlebt haben. Er spiegelt die Gefühle von Queenie und man merkt richtig, die Trauer, die Hoffnung, die Liebe von ihr. Außerdem spielt auch ein schlechtes Gewissen eine sehr große Rolle.
    Auch die anderen Charaktere, wie zum Beispiel Finty sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Leider musste man sich von vielen von ihnen verabschieden. Die Geschichte spielt ja in einem Hospitz.
    Das Ende der Geschichte fand ich sehr überraschend. Damit hätte ich echt nicht gerechnet.
    Das Buch ist sowas von rührend geschrieben, das es einen richtig ans Herz geht. Man möchte es gar nicht as der Hand legen und deshalb hatte ich es auch schnell durch. Was ich auch noch sagen muss, nehmt euch unbedingt Taschentücher dazu. Die braucht ihr auf jeden Fall.

    Fazit:

    Eine gelungene Fortsetzung zum ersten Teil. Es war sehr rührrend.

    Über die Autorin:

    Rachel Joyce weiß, wie man Menschen mit Worten ganz direkt berührt. Die Autorin hat über 20 Hörspiele für die BBC verfasst und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Daneben hat sie Stoffe fürs Fernsehen bearbeitet und auch selbst als Schauspielerin für Theater und Film gearbeitet. Ihr erster Roman, ›Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry‹, wurde für den Booker-Preis nominiert, mit dem Specsavers National Book Award für das beste Debüt prämiert und eroberte in über 30 Ländern die Bestsellerlisten. Auch ihre weiteren Bücher sind internationale Bestseller. Rachel Joyce lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Gloucestershire auf dem Land. »Ich mag es, dass Menschen mich herausfordern, immer wieder neu zu überlegen, wer sie sind«, sagt die Autorin über ihr Leben und Schreiben.

    Wie viele Sterne?

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


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