Andreas Steinhöfel - Anders

  • Klappentext
    Nach dem Unfall sind Zeit und Welt aus den Fugen. 263 Tage liegt der Winterjunge im Koma, exakt die Anzahl jener Tage, die seine Mutter vor elf Jahren mit ihm schwanger war. Dann erleben die Menschen um ihn herum ein Wunder: An einem prächtigen Sommertag kehrt Felix Winter zurück ins Leben. Und nennt sich von nun an anders, nämlich Anders. Er hat keinerlei Erinnerung mehr an die Zeit vor dem Unfall oder an den Unfall selbst … und es gibt jemanden, der alles dafür tun wird, dass das so bleibt.


    Zum Autor
    Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren, arbeitet als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher – vor allem aber ist er Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet.


    Meinung
    Diese Buchreihe habe ich auf der Frankfurter Buchmesse zum ersten mal gesehen und war völlig fasziniert davon.


    Dieses Buch ist mal etwas ganz anderes, diese schlichte Eleganz. Kein buntes Verwirrspiel, keine unnötigen Bildchen, einfach nur weiß mit einem minimalistischem Bild. Es sticht einem sofort ins Auge, man muss es einfach in die Hand nehmen.
    Oben rechts das goldene Krönchen ist ein kleiner Eyecatcher, der Schriftzug ebenfalls in Gold gehalten ist schon was besonderes.Dann hat es sogar ein Lesebändchen was in der gleichen Farbe vorhanden ist.
    Die Seitenzahlen sind ebenfalls in diesem Ton abgedruckt und empfinde ich schon als etwas besonderes.
    Es gibt bei den Kapitelanfängen immer ein kleines Bildchen und den Zeitraum, in dem das Kapitel spielen wird.


    Protagonisten und Orte sind sehr gut beschrieben, man kann sich gut in die Dinge hinein versetzen und den Ereignissen gut folgen. Der Schreibstil ist nicht ganz so leicht und flüssig wie ich es von einem Jugendbuch erwarte. Eher etwas angehoben und man muss sich ein wenig mehr konzentrieren, als ich es bei dieser Altersempfehlung erwarten würde. Es dauert also eine gewisse Zeit, bis man sich an diesen gewöhnt hat.
    Vor allem die Gedankengänge der Hauptperson, die Aussagen und Handlungen von ihm sind nicht Alters entsprechend. Hier würde man eine deutlich ältere Person hinter vermuten.


    Man erfährt aus verschiedene Sichtweisen das Leben und den Alltag von Felix, wie es zu dem Unfall kam, seine Zeit im Koma und wie es vor allem danach weiter geht. Das er bei weitem nicht mehr der selbe ist wie früher und Personen in seiner Umgebung nicht wissen, wie sie nun mit ihm umgehen sollen. Er legt sonderbare Verhalten an den Tag, die seine Eltern und seine Lehrer nicht zu deuten wissen und andere Mitmenschen verunsichert.


    Ist er der gleiche wie früher? Hat er sich verändert? Warum kann er sich nicht an die Zeit vor seinem Unfall erinnern? Oder will er sich vielleicht nicht an de Geschehnisse erinnern? Was war geschehen?


    Diese Fragen stellt man sich beim lesen und erwartet, noch Antworten zu erhalten.


    Fazit
    Ein Buch, von dem ich ein wenig andere Vorstellungen hatte. Aber alles in allem kein schlechtes Buch dem man sich nur öffnen muss.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Nun habe ich es gelesen und kann nur beipflichten.


    Andreas Steinhöfel wollte nicht immer nur der Vater von Rico und Oskar sein, sondern auch der Vater von jemand anders und dieser "Anders" heißt eigentlich Felix Winter, der durch einen Autounfall ins Koma fällt und Monate später erwacht. Ohne sich an sein Leben vorher oder an den Unfall zu erinnern. Und da er sich nicht mehr an sein Leben als Felix erinnert, benennt er sich um. Und bringt nicht nur damit seine Umgebung zur Verzweiflung, die nicht weiß, wie sie mit den neuen Eigenarten des Jungen umgehen soll. Tief in seinen Inneren trägt der Winterjunge aber ein Geheimnis, welches unter dieser Oberfläche verborgen bleibt und jemand möchte, dass das so bleibt.


    Es ist ein tolles spannendes Buch, nicht nur für Kinder sondern auch für Erwachsene, die innerlich noch irgendwo Kind geblieben sind oder sich daran erinnern wollen. Mir hat das Buch von Andreas Steinhöfel sehr gut gefallen, in jeder Hinsicht. Die Charaktere sind alle sehr vielschichtig, was man von einem Kinderbuch nicht immer erwarten kann, sie sind glaubwürdig und ihre Handlungen nachvollziehbar. Der Schreibstil lässt flüssiges Lesen zu, viel Spannung und liebevolle illustrationen machen dieses Buch zu einem kleinen Kunstwerk im Kinder- und Jugendbuchregal.

  • Es ist ein tolles spannendes Buch, nicht nur für Kinder sondern auch für Erwachsene, die innerlich noch irgendwo Kind geblieben sind oder sich daran erinnern wollen. Mir hat das Buch von Andreas Steinhöfel sehr gut gefallen, in jeder Hinsicht. Die Charaktere sind alle sehr vielschichtig, was man von einem Kinderbuch nicht immer erwarten kann, sie sind glaubwürdig und ihre Handlungen nachvollziehbar. Der Schreibstil lässt flüssiges Lesen zu, viel Spannung und liebevolle illustrationen machen dieses Buch zu einem kleinen Kunstwerk im Kinder- und Jugendbuchregal.


    Da kann ich meinem Vorredner nur beipflichten. Ich habe das Buch auch gerade gelesen und wurde nicht enttäuscht, obwohl ich nach "Die Mitte der Welt" vom selben Autor sehr hohe Ansprüche an dieses Buch hatte. So langsam mausert er sich fast zu einem Lieblingsautoren von mir, ich werde mir wohl auch mal ein paar der vorangegangenen Bücher ansehen müssen. "Der mechanische Prinz" habe ich hier sogar noch stehen...

  • @Knü, @findo:
    Um das Buch schleich ich auch schon ein paar Tage herum. Ich denke, dass ich es mir doch zulegen werden, weil es, nach euren Schilderungen, genau in mein Beuteschema passt. Ich habe gesehen, dass es beim Verlag Königskinder erschienen ist. Die haben auch "Wörter auf Papier" verlegt, welches ich nur wärmstens empfehlen kann.

  • Meine Meinung:
    Was passiert wenn alles anders ist, als noch einen Tag zuvor? Was passiert wenn einer selbst anders wird und was passiert wenn genau dieses Andere alle anderen mit verändert? Das alles erzählt Andreas Steinhöfels neuer Roman "Anders". Und dabei ist der Titel wirklich Programm. Denn alles verändert sich schlagartig um Felix herum. Man lernt vor allem seine unmittelbaren Mitmenschen und deren Sichtweise auf ihn kennen, doch gerade dadurch merkt man was genau nun nicht mehr so ist, wie vor dem Unfall.


    Felix oder Anders wie er sich nach dem Unfall nennt, kommt kaum zu Wort. Man erlebt ihn durch seine Taten und er kommt einem dadurch trotzdem unglaublich nahe. Das ist sehr merkwürdig, denn eigentlich scheint man ihn ja eher auf Distanz zu erleben. Trotzdem, die wenigen Male die man ihn dann doch ganz aus der Nähe betrachten darf, sind sehr intensiv. Überhaupt ist "Anders" hautnah, intensiv, an manchen Stellen sogar fast verstörend. Der Roman hat mich nahezu umgehauen. Steinhöfel zaubert mit seinen Worten und hat mich in die Tiefe gezogen. Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen, obwohl ich zweimal kurz eine Pause machen wollte, es hat irgendwie nicht funktioniert. "Anders" transportiert vor allem Emotionen. Verschiedene Stimmungen, Anders neue Gefühle und seine Reaktionen auf etwas das er verdrängt hat. Aber auch seine Reaktion auf die Umwelt. Auf eine Erwachsenenwelt die er nun langsam beginnt zu durchschauen, vielleicht schon vor seinem Unfall durchschaut hat, es sich nun aber traut das auch direkter auszusprechen.
    Manchmal liest der Roman sich fast wie ein modernes Märchen. Immer auf dem schmalen Grat zwischen eben diesem und einer so realen Geschichte, das es weh tut. Und das in einer Sprache die manchmal auch poetisch wirkt. Wie immer bei Steinhöfel unterfordert er seine Leser nicht und traut ihnen zu auch schwierigere Romane zu lesen, als man oftmals Jugendlichen so zu lesen gibt. Ich glaube sogar das in so mancher Bibliothek "Anders" bei den Erwachsenenromanen landen könnte. Für mich ist "Anders" ein wunderbarer Roman der mir einfach unter die Haut geht.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Eigentlich ist "Anders" von Andreas Steinhöfel ein Jugendroman, wie viele andere auch. Er handelt vom Erwachsen-Werden, vom Gefühlschaos aller daran Beteiligten (Lehrer, Eltern, anderer Bezugspersonen und natürlich der Kids selber), vom Kleinstadtleben, von Verantwortung, Recht und Unrecht, Erinnerungen und vielen Alltäglichkeiten.
    Ungewöhnlich und hervorstechend sind zwei Merkmale: Die wunderbare Sprache, der sich der Autor bedient, voller Phantasie, ausdrucksstarker Bilder und liebevoller Beschreibungen, interessanter Innenansichten handelnder und denkender Personen, die sich wie ein Gesamtbild entfaltet und mal laut schreiend, mal leise, bedächtig und nachdenklich daherkommt.
    Andererseits das ungewöhnliche Setting eines Gedächtnisverlustes und eines Umfeldes der Hauptperson Felix "Anders" Winter, die unterschiedlichst darauf reagiert.
    Beides zusammen machen diesen Roman zu etwas besonderem, zeitlosen und nicht nur für Jugendliche interessanten und äußerst lesenswerten Erlebnis. Kurz: Er ist anders als die breite Masse an Coming of Age Romanen, von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Meine Meinung:


    Definitiv ein tolles Buch, definitiv auch richtig gut geschrieben, stellenweise so niveauvoll von der Sprache her, dass ich es nicht als reines Jugendbuch sehe, sondern das Buch auch was für Erwachsene ist, aber definitiv kann ich mir gut vorstellen, dass es sich gut als Schullektüre eignet, weil es nicht so dick ist und man bei kürzeren besser konzentriert und motiviert ist es durchzulesen und weil das Buch vom Inhalt sehr viele interessante Themen und Diskussionen bietet. Ein wirklich tolles Buch, welches ich jedem nur empfehlen kann.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857