Hanif Kureishi - My Son the Fanatic

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Die gleichnamige Kurzgeschichte des gleichen Autors ist als Reaktion auf die Fatwa gegen Salman Rushdie im Jahre 1989 entstanden. Sie hat danach so viele Gemüter bewegt, dass die Idee aufkam, daraus 1997 einen Film zu machen, der es leider nie so ganz aus dem amerikanischen und britischen Markt heraus gemacht hat. Aber zumindest das von Hanif Kureishi geschriebene Drehbuch gibt es in dieser sehr günstigen Reclamausgabe – zusammen mit einer Einleitung durch Kureishi selbst und einer anschließenden, leicht kritischen Betrachtung durch Andreas Gaile.

    Parvez ist vor Jahren mit seiner Frau Minoo aus Pakistan nach England gekommen um ein besseres Leben zu finden. Während einige seiner Mitexilanten ziemlich erfolgreich gewesen sind, fährt Parvez immer noch mit dem Taxi herum, freut sich über jedes Trinkgeld und fühlt sich sehr gebauchpinselt, als er mitbekommt, dass sein Sohn Farid die Tochter eines hohen Polizeioffiziers heiraten wird.

    Doch dann geschehen komische Dinge im Haus. Sein Sohn, der eigentlich in einem Betriebswirtschaftsstudium steckt, beginnt sich zu verändert, gibt seine bisher hoch geschätzten Besitztümer weg und trifft sich andauernd mit anderen jungen Männern in langer muslimischer Kleidung – und er betet im Haus und sieht den rauchenden, trinkenden und gelegentlich mal eine Wurst essenden Vater überaus strafend an.

    Da kommt es Parvez eigentlich gerade recht, dass er einen deutschen Dauertaxigast hat, dessen Namen er zwar nicht richtig sprechen oder schreiben kann, der ihn aber gut bezahlt und mit dem er sich durch das Rotlichtmilieu bewegt, wo auch seine Freundin Bettina arbeitet, die bald zur Lieblingsdienstleisterin des Deutschen wird.

    Zwischen den beiden Frauen in seinem Leben hin und her gerissen und überaus verstört über die Veränderungen in seinem Sohn, muss Parvez dann auch noch erleben, wie ein pakistanischer Lehrer sich in seinem Haus breit macht und die allgemeinen Betriebskosten enorm in die Höhe treibt – und gegen die Kolleginnen und Kollegen „seiner“ Bettina zu hetzen beginnt, was auch zu gewalttätigen Übergriffen führt.

    Kureishi hat viele seiner negativen Begegnungen mit Rassismus und Islamophobie internalisiert und in seinen Werke verarbeitet. Wie auch in „The Buddha of Suburbia“ und anderen Titeln, wird auch hier der Hauptprotagonist zwischen alle kulturellen und religiösen Stühle gesetzt und wird dabei durch eine gewisse Grundnaivität zum besten Informanten der Leserschaft – ein Verfahren, das hinterher auch auf die filmischen Umsetzung angewandt wurde.

    Die abschließende Analyse ist weitreichend, aber diskutabel, denn ich zumindest kann mich nicht mit allen Interpretationen und Aussagen Herrn Gailes anfreunden. Davon abgesehen aber schon ein ganz interessantes Buch, das die exilpakistanische Lebenserfahrung vor dem Beginn des „Kriegs gegen den Terror“ glaubhaft darstellt.