Thomas Finn - Aquarius

  • Vorausschickend möchte ich sagen, dass ich mich bei der Einordnung an der des Verlages orientiert habe, die den Thriller unter "Dark Fantasy" laufen lassen.


    Kurzbeschreibung:
    Ein packender Thriller, so abgrundtief wie das Meer.
    Bei den Bergungsarbeiten an einer alten Seemine geschieht ein Unglück: Die Mine explodiert. Als Berufstaucher Jens Ahrens wieder zu Bewusstsein kommt, findet er sich in einem Keller wieder, gefangen mit anderen Männern, die unter Drogen gesetzt und so wehrlos gemacht wurden. Nur mit Mühe kann er sich befreien und flüchtet nach Egirsholm, eine kleine, wohlhabende Küstensiedlung. Diese aber wird zum Schauplatz rätselhafter Todesfälle. Menschen ertrinken - und das sogar auf der Landstraße oder in ihrem Haus! Etwas geht vor sich, in das Jens so schnell und tief hinab gesogen wird, dass er sich nicht mehr entziehen kann. Das Meer ist unruhig. Und es ist wütend. (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:
    Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren und lebt heute in Hamburg. Der ausgebildete Werbekaufmann und Diplom-Volkswirt ist preisgekrönter Spiele- und Romanautor und hat einige Jahre als Lektor und Dramaturg sowie als Chefredakteur bei Nautilus gearbeitet. Im Spielbereich stammen zahlreiche Abenteuer-Publikationen aus seiner Feder, darunter weit über ein Dutzend Titel des beliebten deutschen Fantasy-Rollenspiels Das Schwarze Auge. Hauptberuflich arbeitet er als Roman-, Spiel-, Theater- und Drehbuchautor. Mit seinem Roman »Das unendliche Licht« gewann er die Segeberger Feder. (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    „Aquarius“ ist im Oktober 2014 bei Piper erschienen. Der 416 Seiten lange Mysterie-Thriller ist in 2 Teile gegliedert, die wiederum in relativ kurze Kapitel unterteilt sind. Eingerahmt wird die Handlung von Prolog und Epilog. Es schließt sich eine Danksagung des Autors an.
    Erzählt wird die Story In der 3. Person.


    Meine Meinung:
    Zum Inhalt möchte ich gar nicht viel mehr verraten, als in der Kurzbeschreibung steht. Sie verrät genug, um den Leser neugierig zu machen aber nicht zu viel, so dass die Spannung erhalten bleibt. Damit hebt sich das Buch schon zum ersten Mal wohltuend aus der Menge ab, denn ich habe in der letzten Zeit leider sehr viele schlechte Klappentexte gesehen.


    Somit also gleich zu meinen Gedanken zum Buch:
    Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, ob dieses Lied („Age of Aquarius“) Grundlage der Idee war, das mich die ganze Lese-Zeit als Ohrwurm begleitet hat, oder ob die Story zuerst da war. Ich hab den Autor gefragt und die Auskunft erhalten, dass das „tatsächlich ineinander überging“. Auf jeden Fall lässt einen der Song genauso wenig los, wie die unglaubliche Geschichte, die Jens Ahrens widerfährt.


    Die Grundidee des Romans finde ich großartig. Nixen, Seejungfrauen, Sirenen – sie haben viele verschiedene Namen, aber eine Gemeinsamkeit: sie sind wunderschön und gefährlich. In fast allen Kulturen begegnen wir ihnen. Kann all diesen Sagen und Geschichten vielleicht ein wahrer Kern zugrunde liegen?
    Finn greift auf Begebenheiten zurück, die so durchaus geschehen sein könnten. Wer glaubt nicht, dass sich eine Hippie-Kommune im Drogenrausch gegenseitig niedermetzelt, obwohl sie doch ein Zeitalter des Friedens einläuten wollte – besagtes bzw. besungenes Zeitalter des Wassermanns. Dann aber mischt der Autor Elemente in die Geschehnisse, die zwar eher fantastisch sind, aber dennoch irgendwie glaubwürdig erscheinen. Wem dies als Widerspruch erscheint, der greife einfach zum Buch und lese nach, was ich meine. Und so lässt Thomas Finn den Leser am Ende mit dem Gefühl zurück, dass diese Wesen doch irgendwo da draußen sein könnten und man sie besser nicht entzürnt … es sei denn, man ist ein Wassermann.


    Kurze Kapitel und Finns Stil machen es verdammt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Man will unbedingt wissen, wie all diese merkwürdigen Geschehnisse zusammenfinden werden und wie sich alles aufklären wird. Einiges ist relativ schnell durchschaubar, anderes nicht. Leider wird der Höhepunkt der Story gefühlt fast im Nebensatz erzählt – da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Spannungsbogen gewünscht. Was man erahnt hat, wird bestätigt und gut ist. Das fand ich sehr schade. Trotzdem war die Geschichte auch danach noch fesselnd, aber das gewisse Etwas hat dann doch gefehlt. Hinzu kamen ein paar „James -Bond-Szenen“, die ich ein bisschen übertrieben fand. Zum Glück hat der Autor die erstaunlichen Fähigkeiten des Hauptdarstellers noch glaubhaft erklärt. Es sind so aber ein paar Dinge zusammengekommen, die mich davon abhalten, die Höchstnote zu geben und somit werden es „nur“ :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .


    Dennoch kann ich „Aquarius“ auf jeden Fall empfehlen. Und auch, wer mystische Elemente nicht so mag, darf hier gern zugreifen, denn Finn gibt allem einem durchaus realistischen Anstrich.


    Fazit:
    Unterhaltsamer, spannender Mysteriethriller. Und wer weiß, ob sie nicht doch irgendwo da draußen über uns wachen?

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Vielen Dank für die tolle Rezension, @Hirilvorgul .
    Ich bin ja ein Liebhaber von Finns Büchern und jetzt wandert auch dieses hier auf die Wunschliste. :D


    Ich fand "Weißer Schrecken" damals richtig gut und deshalb musste ich auch hier zugreifen. Es hat sich gelohnt. :wink:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Schade, "Aquarius" war das erste Buch von Thomas Finn, das mich nicht richtig packen konnte. Dabei kann ich nicht mal genau sagen, an was es gelegen hat. Es hatte ähnliche Zutaten wie "Schwarze Tränen" und das fand ich großartig. Gefehlt hat mir ein wenig der Humor aus seinem letzten Buch, aber ansonsten gab es auch hier eine Schnitzeljagd, die die Protagonisten von einem zum anderen führt und die eigentlich gut ausgeführt war. Diese konnten mich allerdings eher wenig begeistern und der Taucher Jens Ahrens und die Polizistin Meike Ehlers blieben im Großen und Ganzen fade und gesichtslos. Auch die "Bösen", die sich erst spät offenbaren, würden keinen Literaturpreis gewinnen. Der Schauplatz hat mir im Grunde gefallen und war meistens anschaulich beschrieben. Tja, was auch immer, ab und zu hat man einfach das ein oder andere Buch, das zwar nicht schlecht ist, aber einen trotzdem ziemlich kalt lässt. Manchmal musste ich mich sogar zwingen, "Aquarius" in die Hand zu nehmen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Matthias Bogner / Kevin Zindler - Die besten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts

    :study: SUB: 330

  • Schade, "Aquarius" war das erste Buch von Thomas Finn, das mich nicht richtig packen konnte.

    Das ist wirklich schade. Ich kenne außer "Weißer Schrecken" (noch) nichts von ihm, deshalb fehlt mir der Vergleich. Aber 3 Sternchen sind ja jetzt auch nicht ganz schlecht. :wink:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Auch bei mir wandert dieses Buch auf meine schon viel zu lange Wunschliste. Nachdem mir jetzt erst klar wird dass Thomas Finn einige tolle "Das schwarze Auge" - Geschichten und Abenteuer geschrieben hat und ich "Weißer Schrecken" hervorragend fand, werde ich mir noch mehr von ihm zulegen :D

    "Religion ist sowieso bescheuert. Ich meine: Eine Jungfrau wird schwanger von einem Geist! Damit käme man vor dem Scheidungsrichter nicht sehr weit."
    (Lemmy K.) :twisted:


    Wer Lesen kann ist klar im Vorteil :totlach:

  • Inhalt

    Jens Ahrens ist von Beruf Bergungstaucher und als ausgebildeter Kampfschwimmer der Bundesmarine Realist. Als er bei Bergungsarbeiten aus einem Schiffswrack an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste verunglückt, kommt er an einem sonderbaren Ort wieder zu sich. Sein Auftraggeber wird ihm kaum glauben (und auch sonst niemand), dass er die Explosion einer Seemine überlebt haben und an der Küste angespült worden sein kann. Der Taucher findet sich zusammen mit anderen Männern in einer Art Gewölbe gefangen gehalten. Die Bewacher zeigen ein eigenartiges Interesse an der körperlichen Fitness ihrer Gefangenen. Ein Mitgefangener prophezeit, dass sie alle nur noch wenige Tage zu leben hätten. Jens gelingt die Flucht; und er wird von der Polizistin Meike Ehlers zu dem merkwürdigen Ereignis vernommen. Die junge Polizistin rückt damit heraus, dass sie gern genauer untersucht hätte, in welchen Zyklen sich an der Nordseeküste verdächtige Leichenfunde gehäuft haben. Mit ihrem Interesse muss sie offenbar einflussreichen Kreisen auf die Zehen getreten sein, die dafür sorgten, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. Der Tod von Meikes Vorgängerin im Amt unter eigenartigen Umständen blieb in der Gegend nicht der einzige Todesfall. Ein mit Wasser in all seinen Erscheinungsformen vertrauter Taucher wie Sven kann kaum glauben, dass sich Wasser im Umfeld der aufgefundenen Toten sintflutartig gegen alle Naturgesetze verhalten haben soll.


    Gemeinsam folgen die beiden der Spur eines verschwundenen Heimatforschers, der sich mit den Mythen Nordfrieslands und speziell mit dem Untergang Rungholts befasst hat. Bei ihren gemeinsamen Ermittlungen rückt der 4000-Seelen-Ort Egirholm in den Mittelpunkt, in dem sich, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, ein erstaunliches wirtschaftliches Wachstum verzeichnen lässt. Im Zusammenhang mit Tierschutzaktivitäten und der industriellen Nutzung des Meeresbodens kann einen die Abgeschiedenheit dieser Firmengründungen auf beunruhigende Ideen bringen. Auch Svens Firma unterhält im Ort eine Niederlassung. Jens und Meike erfahren von einer Hippie-Kommune, die vor 40 Jahren eine winzige Nordseeinsel bewohnte und von angeblichen Spuren eines unheimlichen Lebewesens mit gefährlich spitzen Zähnen, das aktuell in der Gegend für Angst und Schrecken sorgt. Mit ihren Nachforschungen haben sie einen zu allem entschlossenen Gegner auf den Plan gerufen, dessen Verfolgung das ungleiche Paar entschlossen aufnimmt. Dabei scheut speziell Jens weder Gefahren, Schmerzen noch Schlammbäder. Soweit fügen sich Schauplatz, Protagonisten und Thriller-Elemente zu einer spannenden Handlung. - Thomas Finn übertreibt es dabei mit dem Infodropping. Muss man z. B. 2014 Lesern noch ausführlich erklären, was Geocachen ist? Über geografische und heimatkundliche Details gibt es nichts zu meckern; wenn sich jedoch Meike und Jens in den seltenen Atempausen ihrer gefährlichen Jagd mit umfangreichen Infoblöcken zutexten, wirken die Dialoge gnadenlos künstlich.


    Fazit

    Finn siedelt seinen Mystery Thriller an der nordfriesischen Küste an, wo sich seit langer Zeit Legenden um Sirenen oder Meerjungfrauen mit dem Respekt der Bewohner für die Naturgewalten verbunden haben. Historische und mythologische Hintergründe, sowie die Ermittlungen einer Polizistin und eines erfahrenen Tauchers führen zu einem für aufmerksame Leser nicht unerwarteten, doch eindrucksvollen Showdown.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow