John Boyne - Haus der Geister / This House is Haunted (ab 31.10.2014)

  • Wo ist der Hund denn hin verschwunden ? Warum wollte Isabella die Kirche besichtigen und ist dann gar nicht mit drin sondern stöbert dort dieses Grab einer der Gouvernanten auf ? Soll Eliza das sehen ? So als Warnung ?

    Ich denke auch, dass Isabella mit ihrer Mutter im Bunde steht.


    Genau der Gedanke kam mir auch und würde dazu gut passen.


    Süß finde ich, dass Eliza sich ein bisschen in Mr. Raisin verliebt hat,


    Warum auch immer, Anlass dafür hat er ihr ja nun wirklich nicht gegeben. Ich finde, da herrscht irgendwo totaler Männermangel und Eliza scheint sich in jeden Mann in ihrer Nähe der noch nicht uralt ist zu verlieben. Siehe vorher auch dieser Lehrerkollege.


    Aber ich bin auch beim Tatort immer die Letzte, die weiß, wer der Mörder ist


    Dito :loool: Aber ich denke, Yael hat es gut erkannt, es ist der Vater denn Eustace hatte ja erzählt dass dieser alte Mann gesagt hatte, dass er die Gouvernante beschützen will.


    Mich hätte das an Elizas Stelle aber auch interessiert wie meine Vorgängerinnen zu Tode gekommen sind. Spätestens dann hätte ich wohl flugs das Weite gesucht :wink:
    Aber diese Santina ist wohl echt gestört gewesen denn noch kurz vor ihrer Hinrichtung will sie sich auf Mr. Raisin stürzen als er ihr mitteilt, dass es den Kindern gut geht. Bei allem Verständnis für ein Trauma bei sexuellen Missbrauch aber das finde ich sehr übertrieben. Jede Mutter wäre wohl froh zu wissen, dass es ihren Kindern gut geht. Gerade in dieser Situation. Das hab ich nicht verstanden.


    Wen hört Eliza da am Ende des 18. Kapitels streiten ? Santina und ihren Vater ? Es müssen ja Geister gewesen sein denn das Zimmer war ja leer.
    Ach ja und sie ist nun wieder 21 :loool: Ich finde solche Logikfehler sollten einem erfahrenen Autor wie Boyne nicht unterlaufen.

  • Mich hätte das an Elizas Stelle aber auch interessiert wie meine Vorgängerinnen zu Tode gekommen sind. Spätestens dann hätte ich wohl flugs das Weite gesucht


    Mir ist da etwas gedämmert. Wenn Satina sich in einen Hund am Strand verwandeln kann, könnte sie Eliza mit den Kindern wohl auch sonstwo heimsuchen. Insofern erübrigt sich die Erwägung eines Ortwechsels. Allerdings kommt mir Elizas heroische Haltung in Bezug auf die Kinder immer noch spanisch vor. Mein Leben wäre mir doch wichtiger.


    Aber diese Santina ist wohl echt gestört gewesen denn noch kurz vor ihrer Hinrichtung will sie sich auf Mr. Raisin stürzen als er ihr mitteilt, dass es den Kindern gut geht. Bei allem Verständnis für ein Trauma bei sexuellen Missbrauch aber das finde ich sehr übertrieben. Jede Mutter wäre wohl froh zu wissen, dass es ihren Kindern gut geht. Gerade in dieser Situation. Das hab ich nicht verstanden.


    Santina wird sich da in etwas verrannt haben, eine fixe Idee, die sich zu manischer Besessenheit steigert. Erinnerst du dich, anfangs schien alles gut und vergessen, bis Santina selbst Mutter wurde. Da kam das Trauma wieder hoch und das Bewusstsein, wie verletzlich und angreifbar Kinder sind. Sie hielt sich sicher für die sprichwörtliche Löwin, die für das Wohl ihrer Kinder kämpfen muss, damit ihnen nicht dasselbe geschieht wie ihr. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Idee so stark von ihr Besitz ergriff, dass sie allmählich den Verstand verloren hat.


    Ach ja und sie ist nun wieder 21 Ich finde solche Logikfehler sollten einem erfahrenen Autor wie Boyne nicht unterlaufen.


    Das sind m. M. nach verzeihbare Kleinigkeiten. Solange die Geschichte spannend wäre ist und gut unterhält, darf der Autor sich schon einen kleinen unbedeutenden Fauxpas leisten.


    Ach ja, die beiden Stimmen gehören natürlich Santina und Mr. Caine. Wem sonst? :wink:

  • Okay, nachdem Eliza mit dem Jungen nochmal auf diesen älteren Herrn zu sprechen kommt, kann man nun sicher sein, daß es sich tatsächlich um Elizas Vater handelt. Es bestätigt sich also mein Verdacht, daß es sich bei den großen, starken Händen, die Eliza vor dem Sturz aus dem Fenster spürte, indem sie von ihnen wieder ins Zimmer zurückgeschubst wurde, um die beschützenden Hände des verstorbenen Vaters handelte. Natürlich ist die Geschichte im Allgemeinen etwas vorhersehbar, das war uns sehr schnell durch einige Szenen klar, doch trotzdem verliere ich dadurch nicht die Leselust und ich freue mich jeden Tag auf meine nächsten zwei Kapitelchen, die ich lesen darf.


    Das 17. Kapitel ist etwas ruhiger, es passiert recht wenig. Ich denke, daß Boyne gezielt diese eine Szene wählte, wie Isabella vor dem Grab einer Gouvernante steht, die zeigen soll, daß Isabella durchaus noch Gefühle hat, daß sie über den Tod dieser einen Gouvernante namens Ann Williams aus Great Yarmouth noch immer sehr bestürzt ist. Sie hatte diese Ann gemocht, wie man herauslesen konnte und ich denke, Isabella verbindet diesen Ort Great Yarmouth mit der Verstorbenen und wählte diesen Ort als Ausflugsziel, da halt einige Erinnerungen an diese Gegend hängen.
    Ich fand dieses Kapitel für mich persönlich wichtig, um einen kleinen Einblick in Isabellas Innenleben zu erhaschen. Es hat mir gezeigt, daß man Isabella vielleicht doch etwas Vertrauen entgegenbringen kann, daß sie durchaus nicht verloren scheint und daß sie für Gefühle für andere Menschen offen sein kann.
    Ich hoffe, für Eustace wird es nicht zu spät sein, denn bei ihm hingegen wird mein Gefühle immer mehr ins Gegenteil verdreht. Ich habe das Gefühl, daß man sich nicht in dieses süße - Jungen - Lächeln verlieren sollte.


    Ich war überrascht, daß Mr. Heckling mal endlich eine andere Seite von sich zeigen konnte. Vielleicht scheint er am Ende doch nicht so verkehrt zu sein.


    Ich fand es interessant zu erfahren, wie die Gouvernanten ums Leben gekommen ist, denn das zeigt am Ende, auf welche Möglichkeiten diese Erscheinung zurückgreifen kann, mit welchen Mitteln sie die Menschen angreifen und unter umständen töten kann.


    Was mir noch aufgefallen ist: Isabella unterbricht Elizas Gespräch mit Mrs Toxley just in dem Moment, in dem diese von ihrem letzten Treffen mit Santina berichten will - ein Zufall? Ich glaube nicht.

    Ich glaube auch nicht und es war mit Sicherheit eine wichtige Information. Jetzt müssen wir halt noch abwarten.


    Interessant auch, dass die anderen Kinder im Zug offenbar verängstigt sind.

    Auch sehr verdächtig. In diesem Moment dachte ich ja wiederum, daß wenigstens eins der Kinder doch ein Geist ist, welches das Kind spüren oder erkennen konnte.


    Ich denke auch, dass Isabella mit ihrer Mutter im Bunde steht. Die Kinder werden beide mit Santina Kontakt haben, aber Eustace ist wahrscheinlich derjenige, der ein wenig Angst davor hat, während Isabella in der Rolle als Santinas Komplizin völlig aufgeht.

    Die Vermutung liegt nahe und ich könnte mir vorstellen, daß Isabella irgendwann nicht mehr mit der Mutter in Kontakt stehen möchte. Isabella erkennt vielleicht das Böse der Mutter und nachdem sie sich erst mit Ann Williams und nun auch mit Eliza Caine sehr gut versteht und sich in ihren Händen gut aufgehoben fühlt, möchte sie diese Spielchen nicht mehr mitmachen und sich von der Mutter distanzieren. Ich bin gespannt.


    Wo ist der Hund denn hin verschwunden ? Warum wollte Isabella die Kirche besichtigen und ist dann gar nicht mit drin sondern stöbert dort dieses Grab einer der Gouvernanten auf ? Soll Eliza das sehen ? So als Warnung ?

    Das ist eine gute Theorie, Jessy. Isabella könnte Eliza auf diese eigenwillige Art zu kommunzieren, eine Warnung zukommen lassen, Eliza so eine Botschaft überbringen, was in der Vergangenheit Schreckliches passiert ist.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Ich schon wieder... :roll: aber ich habe Zeit und die Runde ist soooo interessant.


    Es hat mir gezeigt, daß man Isabella vielleicht doch etwas Vertrauen entgegenbringen kann, daß sie durchaus nicht verloren scheint und daß sie für Gefühle für andere Menschen offen sein kann.
    Ich hoffe, für Eustace wird es nicht zu spät sein, denn bei ihm hingegen wird mein Gefühle immer mehr ins Gegenteil verdreht. Ich habe das Gefühl, daß man sich nicht in dieses süße - Jungen - Lächeln verlieren sollte.


    Ich finde das sehr bemerkenswert, denn meine Vermutungen gehen in die andere Richtung. Weder kommt mir Isabella zart- oder mitfühlend vor, noch glaube ich, dass Eustace etwas Böses verbirgt. Falls sich das noch ändert, nehme ich meine Behauptung, die Geschichte sei vorhersehbar, zurück.


    Isabella erkennt vielleicht das Böse der Mutter und nachdem sie sich erst mit Ann Williams und nun auch mit Eliza Caine sehr gut versteht und sich in ihren Händen gut aufgehoben fühlt, möchte sie diese Spielchen nicht mehr mitmachen und sich von der Mutter distanzieren.


    Und hier, Engelchen, das Gleiche. Für mich ist Isabella ein kaltes, berechnendes Gör, das mit Gefühlen wenig anzufangen weiß und kein Kindermädchen nötig hat. Vertraulichkeiten zwischen ihr, Eustace und Eliza sind so gut wie nicht vorhanden. Oder habe ich etwas überlesen? Das Zeigen des Grabes hat für mich schon eher etwas Bedrohliches bzw. Warnendes, wie Jessy sagt.


    Es tut mir ehrlich gesagt ein bisschen leid, dass ihr Santina so gar nicht versteht. Ich glaube, sie ist nicht per se böse, sondern von Mächten besessen, die sie dazu bringen, so zu handeln. Ok, das geht jetzt zu weit und in Richtung Exorzismus, was nicht hierher gehört, aber ich möchte einfach mal gesagt haben, dass mir die Figur Santinas nicht unsympathisch ist und ich sie gut verstehen kann. Für mich ist sie der einzige Charakter mit Tiefe in der Geschichte.

  • Ich finde das sehr bemerkenswert, denn meine Vermutungen gehen in die andere Richtung. Weder kommt mir Isabella zart- oder mitfühlend vor, noch glaube ich, dass Eustace etwas Böses verbirgt. Falls sich das noch ändert, nehme ich meine Behauptung, die Geschichte sei vorhersehbar, zurück.

    Ich finde es auch sehr interessant, wie unterschiedlich unsere Auffassungen in dieser Geschichte sind, daher macht mir die Runde auch sehr viel Spaß, da wir unsere verschiedenen Vermutungen hier teilen und ganz wild spekulieren können.
    Und tatsächlich finde ich Isabella nicht mehr so furcheinflößend, wie noch vor einigen Kapiteln. In ihr sehe ich während der Grabszene ein 12-jähriges Mädchen, welches aufrichtig um diese Gouvernante trauert, für die sie höchstwahrscheinlich eine Zuneiung verspürte. Ich habe diese Szene anders interpretiert und Jessy auch missverstanden, denn ich sah keine Bedrohung für Eliza, als Isabella vor Ann Williams Grab stand, sondern eine Isabella, die mir mittlerweile nicht mehr so unsympatisch erscheint. Okay, bei Eustace bin ich hin und hergerissen. Bei ihm sieht man nur den lieben und süßen Jungen, keine bösen Anzeichen erkennbar und ich hoffe, daß er von der schrecklichen Vergangenheit nicht zu sehr traumatisiert wurde. Da liege ich mit meiner Vermutung sehr wahrscheinlich falsch, bin da mittlerweile auch eher verunsichert.


    Es tut mir ehrlich gesagt ein bisschen leid, dass ihr Santina so gar nicht versteht. Ich glaube, sie ist nicht per se böse, sondern von Mächten besessen, die sie dazu bringen, so zu handeln (ok, das geht jetzt zu weit und in Richtung Exorzismus, was nicht hierher gehört, aber ich möchte einfach mal gesagt haben, dass mir die Figur Santinas nicht unsympathisch ist - als einzige in dem Roman).

    Ich finde sie zwar unsympatisch, versuche mir aber immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, daß Santina sehr krank ist und sie letztendlich nichts für ihr Handeln kann.
    Es ist natürlich sehr schwer nachzuvollziehen, wenn man sich mit diesem Thema noch nie auseinandersetzen musste.

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    Kai Meyer


  • Ich habe noch nicht weitergelesen, aber trotzdem kurz so viel: Ich halte Santina nicht für böse. Ich glaube, dass das erlittene Trauma bei ihr zu starken Psychosen geführt hat, die Grenzen zwischen Realität und Wahn sind für sie zunehmend verschwommen, wir dürfen nicht vergessen, dass sie nie behandelt wurde. Das Ganze gipfelte in dem Anschlag mit dem Schürhaken - wie hätte sie nach dieser Tat wieder zur Normalität, zu einem gesunden Geist zurückfinden können? Ohne die heutigen Kapitel bereits gelesen zu haben - das, was du böse Mächte nennst, Yael (wie macht man eigentlich diese Verlinkung?), ist vielleicht wirklich ein psychotischer Zustand, der quasi über den Tod hinaus besteht. Übrigens wurden Exorzismen häufig an Personen angewandt, die man heutzutage als Patienten in der Psychiatrie finden würde.
    Und nun lese ich auch weiter :)

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • So, ich hab mich auch wieder durch die Kapitel...hm..gequält ;-)
    Den Strandausflug fand ich super, weil ich da auch war, aber ich war im Spätsommer in Great Yarmouth und das Wasser war da schon ziemlich frisch. Ich bin jedenfalls nicht schwimmen gewesen, mir war es zu kalt ;-) Aber der eine Winter, den ich dort in der Gegend miterlebt habe, war nicht besonders frostig. Geschneit hat es auch kaum, mehr geregnet. Ob das typisch für Norfolk ist, weiß ich nicht.
    Wenn Boyne nur am Ende die Szene mit dem Grab weggelassen hätte *seufz* Warum? Was sollte das? Ohne das wäre es ein netter Ausflug gewesen, ein engeres Zusammenfinden ... das Grab macht es nicht mal mehr gruselig.


    Ich fand es nett, zu erfahren, wie all die Vorgängerinnen ums Leben gekommen sind ;-) Es lässt sich aber nicht wirklich auf einen "geisterhaften" Eingriff schließen. Vielleicht waren die einfach so schusselig ;-)
    Auf die Feminismuszene und das mädchenhafte Anhimmeln von Mr. Raisin hätte ich aber durchaus verzichten können.
    Rest war ok, aber nicht soooooo spannend.

  • Ich finde unsere Runde so Klasse weil gerade dieses Spekulieren mit Euch so einen Spass macht :)

    Es tut mir ehrlich gesagt ein bisschen leid, dass ihr Santina so gar nicht versteht.


    Hm, sehr schwierig. Ich bin bestimmt die Allerletzte welche kein Verständnis für Menschen mit psychischen Problemen hat, ich bin ja selbst nicht so ganz frei davon, aber so richtig kann ich ihr Verhalten einfach nicht nachvollziehen. Dass man in Ausnahmesituationen manchmal Dinge tut welche andere Leute vielleicht eher als nicht normal bezeichnen, da gehe ich mit. Aber Mord ? Da hörts bei mir auf. Und mit Exorzismus kann ich auch nichts anfangen, sorry.


    Ich fand es nett, zu erfahren, wie all die Vorgängerinnen ums Leben gekommen sind ;-) Es lässt sich aber nicht wirklich auf einen "geisterhaften" Eingriff schließen. Vielleicht waren die einfach so schusselig ;-)


    Na, das wären aber ein paar schusselige Menschen zu viel auf einem Haufen :loool: Glaubst Du das wirklich ?

  • Ah, was ich vergessen habe: ich verstehe nicht so recht, wieso Santina auf Frauen losgeht und nicht beispielsweise auf Mr. Raisin. Sie wurde doch von Männern missbraucht, nicht von Frauen.

  • Ah, was ich vergessen habe: ich verstehe nicht so recht, wieso Santina auf Frauen losgeht und nicht beispielsweise auf Mr. Raisin. Sie wurde doch von Männern missbraucht, nicht von Frauen.


    Vielleicht, weil die Frauen in ihrer eigenen Kindheit sie auch nicht beschützen konnten und sie in ihrem Wahn glaubt, nur sie könne das ausreichend :-k
    .

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  • Wie @daniii (Verlinkung: @ und direkt den Anfangsbuchstaben, dann erscheint eine Auswahl von Mitgliedern mit selbigem und du klickst auf den richtigen Namen. Wenn die Apostrophen erscheinen, funzt der Link) schon sagt, hat man nach so einer Erfahrung zu niemandem mehr Vertrauen außer zu sich selbst. Heute gibt es ja glücklicherweise Therapien und Wege, sich damit zu konfrontieren, aber damals... das muss die Hölle gewesen sein, wenn man sich niemandem anvertrauen konnte, abgesehen davon, dass es auch heute noch Überwindung kostet.


    Ich rechtfertige Santinas Tat keinesfalls. Aber hinsichtlich ihres Traumas, mit dem sie nie umzugehen gelernt hat bzw. es mithilfe anderer zu verarbeiten, empfinde ich für sie ebenso Mitleid wie für Miss Tomblin und Mr. Westerley. Eigentlich ist mir das Thema aber viel zu ernst für eine klassische Schauergeschichte - ebenso wie Feminismus, religiöse Überzeugungen und Exorzismus (an den ich, liebe @Jessy1963, genauso wenig glaube wie an Okkultismus. :) )

  • Kapitel 19: Eliza reist nach London, um ihre Vorgängerin Miss Bennett zu interviewen. Vorher macht sie einen Abstecher in ihr altes Haus (eine Begebenheit, die völlig bedeutungslos ist außer dass eine Familie darin wohnt, wie sie sie sich immer gewünscht hat - ein bisschen Herzschmerz muss halt auch sein.) Ansonsten war das Kapitel ganz ordentlich, auch wenn Miss Bennett nicht viel weiterhelfen konnte und ich mich doch ein wenig gewundert habe, warum Eliza nach Gaudlin Hall zurückkehrt. Es wird wohl Miss Bennetts Urteil in Bezug auf Eustace gewesen sein ("He's terribly damaged. I fear for his future.") Doch irgendwie finde ich, dass eine emotionale Bindung zwischen Eliza und den Kindern nicht zu erkennen ist, und wenn, dann nur sehr subtil. Hätte Mr. Boyne das mal auf seine Gruselelemente angewandt! Zuhause in Gaudlin erklärt Eustace zum gefühltesten tausendsten Mal die Präsenz von Elizas Vater.


    Kapitel 20: Ok, ich hab's befürchtet. Glaubensfragen kommen auf, als Eliza den blasierten Pfarrer Deacons mit ihrer Story konfrontiert und die Meinung des Autors durchschimmert. Für mich ein absolutes No-Go in Unterhaltungsliteratur, besonders mit einem Halbwissen von Seiten Elizas, das mir fast die Haare zu Berg stehen lässt. Fast alle Bücher des NT und die Evangelien bis auf Lukas wurden von Zeitzeugen Jesu geschrieben, und nicht allen hat man Drogen in den Drink gemischt. Herumgekritzelt hat man darin über die Jahrhunderte nicht, höchstens falsch übersetzt. Auch ihr Plädoyer zur Hexenverfolgung - wieder ein feministischer Zug - fand ich übertrieben und deplatziert, zumal der Pfarrer zugibt, dass die Kirche und die Inquisition viel Unheil über die Menschen gebracht haben. Und wenn Eliza einen Schuldigen für den Spuk in Gaudlin Hall finden will, warum sucht sie dann nicht beim Teufel und verdächtigt dafür G-tt, ihr das anzutun? Weil er auch gemein und grausam sein kann? Wenig überzeugend, dieses Gespräch.


    Dagegen war das folgende bei Mr. Raisin aufschlussreicher. Wir wissen jetzt, dass Isabella und Eustace das Grundstück nicht verlassen dürfen, solange Mr. Westerley noch lebt. Zumindest hat Eliza schon daran gedacht, fortzugehen...

  • Als Eliza nach London fuhr, um die ehemalige Gouvernante aufzusuchen, hätte ich damit gerechnet, daß diese mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ich dachte, die Erscheinung würde ihr folgen und Rache an ihr nehmen, da sie es gewagt hat, sich den Kindern zu nähern.
    Aber anscheinend konzentriert sich der Geist nur auf die Gegenwart, auf die aktuelle Person, die sich um die Kinder sorft.
    Miss Bennett schämt sich sehr und versucht sich zu erklären. Eliza möchte anscheinend näheres über die ganze verrückte Situation auf Goudlin Hall, sowie über die Kinder wissen. Ob ihr der Besuch letztendlich etwas gebracht hat, kann ich jetzt gar nicht beurteilen.
    Und dass sie wieder zurückkehrt, erklärt Eliza mit kurzen Sätzen. Es entspricht ihrer Natur, daß sie sich so verhält und dass Miss Bennett geflüchtet ist, entsprach halt dem Wesen dieser verängstigen jungen Dame.


    Und wieder stellt sich die Frage, warum nur Eustace diesen älteren Herrn sehen kann. Auf diese Auflösung bin ich sehr gespannt.


    Eliza kehrt zwar zurück, möchte sich aber nicht einfach ihrem Schicksal fügen. Daher versucht sie den Anwalt von ihren Ideen zu überzeugen. Sie möchte mit den Kindern verreisen, wenn nötig, mit Mr. Westerley, würde eine Ausbildung zur Krankenschwester durchziehen, um ihn zu pflegen. Leider gibt es da keine Möglichkeit.

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    Kai Meyer


  • Kapitel 19: Als ich las, dass Eliza Richtung London fährt, dachte ich, dass sie nun doch das Handtuch geworfen hat und weggegangen ist. Als sie an ihrem ehemaligem Haus ankommt und dort ein Mädchen namens Mary (ihre vesrtorbene Schwester hiess ja auch so) wohnt fand ich das schon etwas zu zufällig. Weiss nicht was damit bezweckt werden sollte. Diese Miss Bennett fand ich etwas hysterisch aber nach den Erlebnissen wohl auch verständlich.


    Und wieder stellt sich die Frage, warum nur Eustace diesen älteren Herrn sehen kann


    Mir kam der Gedanke weil nur Geister auch andere Geister sehen können ? Eher aber unlogisch denn wenn die Kinder auch Geister wären könnte sie ja Eliza auch nicht sehen.


    Kapitel 20: Das Gespräch mit dem Pfarrer hätte sie sich schenken können. Was soll dabei rauskommen ? Der weicht doch keinen Millimeter von seinen Glaubensdoktrin ab. Ich kann sie aber schon verstehen immer diese Art so von oben herab die Frauen mal pauschal für minderbemittelt zu erklären nervt und provoziert.Da hätte ich ähnlich reagiert.


    Wir wissen jetzt, dass Isabella und Eustace das Grundstück nicht verlassen dürfen, solange Mr. Westerley noch lebt.


    Das ist genau der Punkt. Ob Eliza so weit gehen würde dem abzuhelfen damit sie mit den Kindern gehen kann ? Komischer Gedanke, ich weiss, aber der irgendwie sofort da.

  • Und wieder stellt sich die Frage, warum nur Eustace diesen älteren Herrn sehen kann. Auf diese Auflösung bin ich sehr gespannt.


    Ich fürchte fast, hier gibt es keine zufriedenstellende Auflösung, Engel. Da wird sich Mr. Boyne von "Schloss des Schreckens" bzw. bei Henry James Anregung geholt haben - die Kinder sind einfach empfänglich für eine Welt außerhalb der Vorstellungskraft von Erwachsenen.



    Das ist genau der Punkt. Ob Eliza so weit gehen würde dem abzuhelfen damit sie mit den Kindern gehen kann ? Komischer Gedanke, ich weiss, aber der irgendwie sofort da.


    Bei mir auch. Dass Eliza allerdings mit ihren hehren Taten und mutigen Plädoyers zur Mörderin eines Unschuldigen wird, kommt mir eher unwahrscheinlich vor.

  • Ich fürchte fast, hier gibt es keine zufriedenstellende Auflösung, Engel. Da wird sich Mr. Boyne von "Schloss des Schreckens" bzw. bei Henry James Anregung geholt haben - die Kinder sind einfach empfänglich für eine Welt außerhalb der Vorstellungskraft von Erwachsenen.

    Diese Erklärung kam mir auch schon, daß, wie du dieses Beispiel von Henry James bringst, die Kinder für diese Geisterwelt einfach empfänglicher sind. Wenn das jetzt nicht 100%ig geklärt wird, ist das aber auch nicht schlimm. Es muß nicht immer alles bis ins letzte Detail geklärt werden. Bin also auch so zufrieden. :)

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    Kai Meyer


  • Soooo, ich bin fertig. *Uffzi*" Heute ist Sonntag, mein Lesetag, und trotz aller Kritik muss ich sagen, dass mich das Ende jetzt doch sehr interessiert hat. Als erstes möchte ich mich für die superschöne, abwechslungsreiche und interessante LR mit euch bedanken, denn sie war für mich das Beste am ganzen Roman. :friends: Ich hätte Lust, wieder mal eine mit euch zu starten.


    Mein Fazit zur Geschichte ist nicht so wirklich berauschend. Es kam eigentlich alles, wie es kommen musste. Der Showdown war zwar originell geschrieben, und die Szene zwischen Eliza und ihrem jetzt für immer fortgehenden Vater hat mich wider Willen berührt, doch Spannung oder Gänsehautgrusel blieb auf der Strecke. Ein wenig haarsträubend war die Erklärung, weshalb Santina Mr. Westerley zu Lebzeiten nicht umgebracht und ihn stattdessen als "Medium" gebraucht hat, um die folgenden Gouvernanten zur Strecke zu bringen - wie kann man so etwas denn im Voraus wissen?


    Der Kreis schließt sich mit Isabellas Erscheinen in London - nun muss Eliza mit einem weiteren Geist leben, nachdem sie Santina siegreich mit Hilfe ihres Vaters bekämpft hat. Naja, okay. Mittlerweile hat sie ja Ahnung, und außerdem ist Isabella lange nicht so gefährlich wie Santina. Sie vermisst ihren Bruder und will wohl nur spielen... schade, dass sie ihren Papa nicht mitgebracht hat.


    Ein etwas ausführlicheres Fazit findet ihr demnächst im Thread und auf meinem Blog. :winken:

  • Nachdem ich gesehen hatte, das Yael es schon zu Ende gelesen hat, gab es auch für mich kein Halten mehr :wink:
    Yael hat es schon gut beschrieben aber ich möchte nicht spoilern und über weitere Details des Inhaltes der letzten Kapitel können wir uns ja noch austauschen wenn alle fertig sind mit lesen.


    Trotz einiger Kritikpunkte und des nicht so dollen Grusels wie vielleicht erwartet, hat mir das Buch doch gut gefallen. Ich habe zwischen 3,5 und 4 Sternen geschwankt mich dann aber doch für 4 Sterne entschieden.
    Ich werde die nächsten Tage auch noch einen Leseeindruck im Rezithread des Buches hinterlassen und das auch noch näher begründen.
    Unsere Runde hier war Klasse, vielen Dank für den regen Austausch und interessante Gedankengänge. :friends:
    Wir lesen uns, auch hier noch im Thread wenn alle soweit sind. Sorry fürs "Voranpreschen " :uups:

  • Ich habe es gestern auch bereits zuende gelesen. Ich schwankte zwischen 3.5 und 4 Sterne. Letztendlich habe ich 3,5 vergeben, denke aber heute, nachdem ich nochmal einen Nacht drüber geschlafen habe, daß ich vielleicht ein bisschen zu kritisch war, denn im Grunde hat mir das Buch gut gefallen und ich freute mich jeden Tag aufs Weiterlesen.
    Aber später dazu mehr.

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    Kai Meyer


  • 8-[ Zu Ende gelesen habe ich noch nicht, auch wenn nur noch wenige Seiten verbleiben, aber ich hab gestern gearbeitet und mochte abends dann lieber DVD gucken und mich mit meinem neuen Spielzeug (Paperwhite) beschäftigen.


    Okay, nachdem Eliza mit dem Jungen nochmal auf diesen älteren Herrn zu sprechen kommt, kann man nun sicher sein, daß es sich tatsächlich um Elizas Vater handelt. Es bestätigt sich also mein Verdacht, daß es sich bei den großen, starken Händen, die Eliza vor dem Sturz aus dem Fenster spürte, indem sie von ihnen wieder ins Zimmer zurückgeschubst wurde, um die beschützenden Hände des verstorbenen Vaters handelte. Natürlich ist die Geschichte im Allgemeinen etwas vorhersehbar, das war uns sehr schnell durch einige Szenen klar, doch trotzdem verliere ich dadurch nicht die Leselust und ich freue mich jeden Tag auf meine nächsten zwei Kapitelchen, die ich lesen darf.


    Mir geht es auch so, mir macht das Lesen trotz aller Schwächen Spaß. In meinem Fall glaube ich auch immer noch, dass ich mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen bin - und vielleicht war es auch ein Fehler, "Das Durchdrehen der Schraube" unmittelbar davor zu lesen ...
    Elizas Vater allerdings ... ich finde das blöd. Tut mir leid, aber mir fällt kein anderes Wort ein. Der ist gestorben und sucht nun Gaudlin Hall heim, um seiner Tochter zu beschützen? Nee, gefällt mir gar nicht. Wenn er an einem x-beliebigen Ort rumspuken kann, warum kann das Santina nicht genauso?


    Für mich ist Isabella ein kaltes, berechnendes Gör, das mit Gefühlen wenig anzufangen weiß und kein Kindermädchen nötig hat.


    Für mich auch. Allerdings finde ich auch Eustace nicht ausschließlich liebenswert, etwas unheimlich ist er mir auch.


    Ich fand es nett, zu erfahren, wie all die Vorgängerinnen ums Leben gekommen sind ;-) Es lässt sich aber nicht wirklich auf einen "geisterhaften" Eingriff schließen. Vielleicht waren die einfach so schusselig ;-)


    Ich fand das auch interessant, aber dass die alle so schusselig waren, glaub ich dann auch wiederum nicht :wink:


    Auf die Feminismuszene und das mädchenhafte Anhimmeln von Mr. Raisin hätte ich aber durchaus verzichten können.


    Schlimm, ganz schlimm fand ich das. Vor allem dann noch der "dezente" Hinweis darauf, dass Mrs. Raisin wohl ein ziemlicher Besen ist. Möchte der Autor uns hier kurz darauf stoßen, dass Eliza eine viel bessere Partnerin für den Anwalt wäre? Auf jeden Fall überflüssig für die eigentliche Geschichte. Und den Feminismus, überhaupt die ständigen Überlegungen und Hinweise zur Gleichberechtigung (wie gerne Eliza sich mal mit Männern über den Lehrerberuf austauschen würde etc.) kaufe ich Eliza überhaupt nicht ab. Und dazu gehört für mich auch das Folgende:

    Ok, ich hab's befürchtet. Glaubensfragen kommen auf, als Eliza den blasierten Pfarrer Deacons mit ihrer Story konfrontiert und die Meinung des Autors durchschimmert. Für mich ein absolutes No-Go in Unterhaltungsliteratur, besonders mit einem Halbwissen von Seiten Elizas, das mir fast die Haare zu Berg stehen lässt.


    Ich finde Eliza tritt hier schon fast hysterisch auf, und was sie von sich gibt, ist teilweise komplett zusammenhanglos. Ich bin selbst nicht gläubig und nicht wirklich ein großer Fan der Kirche als Institution, aber Eliza versucht eine Debatte zu führen, über die sie a) nicht nachgedacht hat und die b) in dieser Form und mit diesem Gesprächspartner auch null zielführend ist. Und ich kaufe ihr diese Gedanken einfach nicht ab; ich habe ähnlich wie @Yael (danke für die Erklärung mit dem Verlinken :wink: ) den Eindruck, dass hier zu viel Boyne in Eliza steckt. Natürlich macht Eliza sich Gedanken und versucht eine Erklärung für die Vorkommnisse zu finden, und auf einer oder anderthalb Seiten hätte ich ein Gespräch mit dem Pfarrer darüber auch nachvollziehbar gefunden, aber so? So hat mich das etwas ratlos zurückgelassen.


    Heute Abend dann das Finale - ich bin immer noch gespannt, auch wenn ich mit keiner wirklichen Überraschung oder originellen Wendung mehr rechne.

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


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    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)