John Boyne - Haus der Geister / This House is Haunted (ab 31.10.2014)

  • Ehrlich gesagt habe ich diese Szene nicht so ganz verstanden. Verbindet sie "HB" mit H. Bennett ? Woher vermeint sie diese Frau zu kennen ?


    Ich lehne mich mal ein bisschen aus dem Fenster und behaupte, ohne es zu wissen, dass es sich bei H. Bennet um die vorige Gouvernante handelt - der Eliza am Bahnhof in überstürzter Abreise begegnet. Das würde für mich auch die Annonce erklären, die Eliza so hastig hingeworfen erscheint, sowie auch das knappe Antwortschreiben und die Tatsache, dass Eliza die Stelle erhält, ohne sich überhaupt persönlich vorzustellen.


    Die Szene mit dem Mädchen auf dem Friedhof gefällt mir ehrlich gesagt nicht - das ist für mich so ein bisschen die Hammermethode, zu sagen "da, guck, das ist ein gruseliges Buch", auch wenn wir ja nicht sicher wissen, ob es sich um eine Geistererscheinung handelt. Ich hoffe, dass das im weiteren Verlauf subtiler geht ...


    Mich interessiert ja wahnsinnig, was dieser Arthur Covan auf dem Kerbholz hat :-k


    Eliza hat tatsächlich nur wenig Selbstbewusstsein, das wird im dritten Kapitel sehr deutlich, hat sich schon auf ein Leben als alte Jungfer eingestellt.

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Nachdem Jessy den Inhalt so schön zusammengefasst hat, brauche ich das nicht mehr tun. Ich werde mich wohl auch kurz fassen, denn ehrlich gesagt, diese Kapitel fand ich nicht besonders originell - vielleicth habe ich auch schon zu viele Gruselfilme gesehen.


    Eliza ist genauso wie die merkwürdige Nell in "Haunted" - ohne Freunde, ohne Verwandtschaft, keiner würde sie vermissen, kurz, sie ist ein Sonderling, der die häusliche Einsamkeit nicht erträgt und sich daher zu Kurzschlüssen hinreißen lässt. Dagegen spricht an sich nichts, wenn mir das alles nicht so bekannt vorkäme... auch bei der Situation am Bahnhof in Norwich hatte ich ein Déjà-Vu. Ähnliches passiert in einem weiteren, neueren Film mit Aidan Quinn und Kate Beckinsale (er heißt ironischerweise auch "Haunted" und in Deutsch "Haus der Geister" wie das Buch). Ich weiß nicht, ob das alles Zufall ist oder Mr. Boyne sich da einfach bedient und gehofft hat, keiner würde es merken, aber irgendwie teile ich eure Spannung gerade nicht so sehr. Trotzdem bleibe ich natürlich dran.

  • Die Szene mit dem Mädchen auf dem Friedhof gefällt mir ehrlich gesagt nicht - das ist für mich so ein bisschen die Hammermethode, zu sagen "da, guck, das ist ein gruseliges Buch", auch wenn wir ja nicht sicher wissen, ob es sich um eine Geistererscheinung handelt. Ich hoffe, dass das im weiteren Verlauf subtiler geht ...


    Das hat mich auch ein bisschen gestört. Ich nehme an, das Mädchen und ihr ertrunkener Bruder sind die Kinder, zu denen Eliza geschickt wird. Wirkt ein wenig plump, aber vielleicht täusche ich mich und der Überraschungseffekt kommt noch.


    @Jessy1963 HB wird die frühere Gouvernante sein, das sehe ich wie daniii. Sie reist überstürzt ab, froh, den Fängen von Gaudlin Hall entkommen zu sein, nachdem eine naive Nachfolgerin gefunden wurde. Vielleicht hat sie das überhastete Inserat und das unoffiziell erscheinende Schreiben sogar persönlich aufgesetzt.


    Arthur Covan ist in der Tat ein merkwürdiger Geselle - als Reinkarnation reist er gar im Zug mit. Die Ähnlichkeit mit Elizas "Verflossenem" ist bestimmt kein Zufall. Neugierig hat mich seine Reaktion gemacht, als sie eine bestimmte Örtlichkeit passieren und er sich nur mit Mühe die Tränen verbeißen kann. Aber mit Kapitel 5 geht's erst morgen weiter...

  • Ihr habt ja alles schon schön zusammengefasst und die wichtigen Details hervorgekramt. :)
    Mir fällt ebenfalls auf, daß Boyne sehr viel Nebel in die Geschichte mit einfließen läßt. Natürlich wird dadurch die Gruselstimmung gehoben, doch es wurde ja mittlerweile so oft betont, daß man den Eindruck gewinnt, der Nebel könnte noch eine andere Bedeutung haben. Vielleicht passiert immer gerade dann, wenn plötzlich unwahrscheinlich viel Nebel aufsteigt, etwas Übernatürliches. Sei es auf dem Friedhof oder auf dem Bahnsteig. Und ich hatte, wie Jessy, ebenfalls den Eindruck, daß es sich bei dem Kind auf dem Friedhof um einen Geist handeln könnte. Eine kurze Verbindung zu den Kindern in Norfolk kam mir auch kurz aber mal sehen, ob an diesen Vermutungen etwas dran sein kann.


    Ehrlich gesagt habe ich diese Szene nicht so ganz verstanden. Verbindet sie "HB" mit H. Bennett ? Woher vermeint sie diese Frau zu kennen ?

    Hier war ich auch etwa stutig und konnte mir nicht erklären, woher diese fremde Dame Eliza erkennen könnte. Aber hier wurde ja bereits kräftig spekuliert und Danis und Yaels möglichen Erklärungen klingen plausibel. :thumleft: Könnte es sich tatsächlich um die ehemalige Gouvernante handeln? Teilweise ist die Geschichte ja schon ein wenig vorhersehbar und trotzdem gefällt sie mir bisher sehr gut. Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, dieses Gruselgenre ist Neuland für mich, daher bin ich noch sehr schnell zu beeindrucken und bisher von den ersten 54 Seiten begeistert. :wink:


    Ja, sehr schöne Geschichte und nun gehts bald rein in das nette Häuschen. Ich bin sehr gespannt was uns da erwartet

    Ja, morgen werden wir es bestimmt erfahren. Ich freue und füchte mich zugleich. :uups: Bin ein kleiner Angsthase, wie gesagt - Neuland. :pale:


    Mich interessiert ja wahnsinnig, was dieser Arthur Covan auf dem Kerbholz hat

    Das würde mich auch interessieren. Bisher hat Eliza noch nicht damit rausrücken wollen, wenn sie in ihren Erinnerungen über diesen Typ nachgedacht hat.
    Eliza denkt aktuell sehr viel über ihre Vergangenheit nach und dadurch erfahren wir etwas mehr über ihr bisheriges Leben. Das finde ich sehr wichtig, denn dadurch läßt sich Elizas eigene Natur etwas erklären.



    Eliza hat tatsächlich nur wenig Selbstbewusstsein, das wird im dritten Kapitel sehr deutlich, hat sich schon auf ein Leben als alte Jungfer eingestellt.

    Was mir auch aufgefallen ist, daß mittlerweile mindestens ein halbes Dutzend mal betont wurde, daß Eliza alles andere als eine Schönheit ist. Ich hoffe, das hat später noch einen Grund, denn ich fände es sonst sehr schade, daß Boyne so viel Wert auf diese Unattraktivität legt.
    Vielleicht möchte der Autor damit einen Grund für den unnahbaren Charakter der Hauptprotagonistin liefern. Denn ein häßliches Entlein lebt ja lieber zurückgezogen, pflegt keine Freundschaften und kann nun nicht mal behaupten, daß irgendjemand in London sie vermissen könnte.
    Und wer weiß. Sie findet sich häßlich aber vielleicht leidet sie an Verfolgungswahn, denn ein paar Szenen stimmten mich bereits nachdenklich. Sie sieht manchmal Dinge und zweifelt selbst an ihrem Verstand.

    Ich weiß nicht, ob das alles Zufall ist oder Mr. Boyne sich da einfach bedient und gehofft hat, keiner würde es merken, aber irgendwie teile ich eure Spannung gerade nicht so sehr. Trotzdem bleibe ich natürlich dran.

    Du hast ähnliche Romane gelesen und das wäre natürlich schade und ärgerlich, wenn Boyne sich anhand anderer Geschichten bedient hätte. Ich hoffe, du findest trotzdem noch etwas Spaß und Spannung in dieser Geschichte.


    Arthur Covan ist in der Tat ein merkwürdiger Geselle - als Reinkarnation reist er gar im Zug mit. Die Ähnlichkeit mit Elizas "Verflossenem" ist bestimmt kein Zufall. Neugierig hat mich seine Reaktion gemacht, als sie eine bestimmte Örtlichkeit passieren und er sich nur mit Mühe die Tränen verbeißen kann. Aber mit Kapitel 5 geht's erst morgen weiter...

    Ich hoffe auch, daß diese Szene später noch geklärt wird.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Sie bekommt die Beerdigung ihres Vaters, den sie doch scheinbar sehr geliebt hat, nicht wirklich mit und macht danach noch einen Spaziergang über den Friedhof?

    Es ist, als würde sie in einer anderen Welt leben. Triftet komplett ab und nicht nur um sie herum steigt Nebel auf, auch ihr Kopf ist wie benebelt und verweigert ihr in einigen Situationen eine klare Sicht.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Was mir auch aufgefallen ist, daß mittlerweile mindestens ein halbes Dutzend mal betont wurde, daß Eliza alles andere als eine Schönheit ist.


    Leider ist das etwas, was mich an Romanen oft irritiert, dieses "Ach, ich bin so hässlich! / "...so schön!" Als hinge alles Glück der Welt von Äußerlichkeiten ab. Klar, sie beeinflussen / beeinträchtigen uns und unser Handeln an uns selbst und anderen, aber ich will bei einem Roman wie diesem in erster Linie unterhalten werden und nicht ständig unter die Nase gerieben bekommen, wie der Protagonist aussieht und wie er sein Schicksal davon abhängig macht. Immerhin ist Eliza doch m.M. nach eine recht patente und liebenswerte junge Frau, und das "Hübschsein" war damals noch nicht so essentiell wie heute. Dass sie mit 21 Jahren davon ausgeht, Jungfer zu bleiben, finde ich übertrieben. Ein paar Klischees wie der Nebel (der in London und Nordengland ja nicht unüblich ist) gehen mir mittlerweile auch ein wenig auf den Senkel. Es wirkt oft ein bisschen plakativ auf mich, wie Boyne den Grusel heraufbeschwört.


    Du hast ähnliche Romane gelesen und das wäre natürlich schade und ärgerlich, wenn Boyne sich anhand anderer Geschichten bedient hätte. Ich hoffe, du findest trotzdem noch etwas Spaß und Spannung in dieser Geschichte.


    Ach, Engel, wie nett! :friends: Ich habe Spaß, keine Sorge. Auch wenn ich manchmal nicht so klinge. Es sind nicht einmal Bücher, sondern Filme, deren Szenen meinem Kopfkino während dem Roman fast aufs Haar gleichen.

  • Leider ist das etwas, was mich an Romanen oft irritiert, dieses "Ach, ich bin so hässlich! / "...so schön!" Als hinge alles Glück der Welt von Äußerlichkeiten ab. Klar, sie beeinflussen / beeinträchtigen uns und unser Handeln an uns selbst und anderen, aber ich will bei einem Roman wie diesem in erster Linie unterhalten werden und nicht ständig unter die Nase gerieben bekommen, wie der Protagonist aussieht und wie er sein Schicksal davon abhängig macht.

    Stimmt. Das erwartet man ja eher in diesen romantischen, zeitgerechten Romanen, die eher Jugendliche als Zielgruppe ansprechen wollen und heutzutage ist das ja leider oft bei den jungen Damen der Fall, daß alles aufs Äußere reduziert wird. Wenn ich das bei meiner NIchte so beobachte, denke ich sehr ernsthaft darüber nach, ob ich in diesem Alter auch so oberflächlich gewesen sein könnte.


    Dass sie mit 21 Jahren davon ausgeht, Jungfer zu bleiben, finde ich übertrieben.

    Aber war man damals zu dieser Zeit mit 21 Jahren und unverheiratet nicht schon fast so etwas wie ein fast hoffnungsloser Fall. Ich denke da gerade an eine gewisse Jane Austen und ihre Romane, in der das so schön aufgeführt wurde, wie schnell man als eine alte Jungfer enden konnte, obwohl man für die heutigen Verhältnisse noch sehr jung war.


    Es wirkt oft ein bisschen plakativ auf mich, wie Boyne den Grusel heraufbeschwört.

    Das Gefühl hatte ich auch, hoffe aber auf eine größere Bedeutung des plötzlich auftretenden Nebels.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Ich werde mich wohl auch kurz fassen, denn ehrlich gesagt, diese Kapitel fand ich nicht besonders originell - vielleicth habe ich auch schon zu viele Gruselfilme gesehen.


    Mir geht es da eher wie Engelchen, ich sehe und lese so etwas selten (sonst historische Romane und Fantasy, in letzter Zeit auch vernehrt Zeitgenössisches) und bin damit nicht so "vorbelastet" mit Vergleichsmöglichkeiten und sicherlich somit auch noch mehr zu begeistern :wink:


    @daniii und @Yael
    Ja, die Erklärung ist gut ! Deshalb wollte sie auch so schnell in den Zug hinein.


    Aber war man damals zu dieser Zeit mit 21 Jahren und unverheiratet nicht schon fast so etwas wie ein fast hoffnungsloser Fall.


    So ist es. Und auch noch in den Anfängen des 20. Jahrhunderts war das noch so.


    Mich interessiert ja wahnsinnig, was dieser Arthur Covan auf dem Kerbholz hat


    Oh ja, das interessiert mich auch sehr !

  • Aber war man damals zu dieser Zeit mit 21 Jahren und unverheiratet nicht schon fast so etwas wie ein fast hoffnungsloser Fall.


    So ist es. Und auch noch in den Anfängen des 20. Jahrhunderts war das noch so.



    [/quote] Ich habe ja nicht so viel Ahnung vom London des 19. Jahrhunderts, doch durch Jane Austen meint man dann, sich ein klein wenig Wissen über die Gesellschaft und ihre Macken "angelesen" zu haben. :totlach:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • @Jessy1963 und @Engel79 ~ ich kenne mich ein bisschen im Grusel-Genre aus ("Das Bildnis des Grafen" ist ja auch zum Teil ein Schauerrroman), aber ich muss gestehen, dass ich von Jane Austen nie etwas gelesen habe und mich die Verfilmungen stets zum Gähnen gebracht haben - es geht ja ständig darum, wer wen abkriegt, oder? Daher danke für eure Erklärungen. Es ist mir klar, dass man früher als Mädchen / Frau möglichst rasch unter die Haube kommen musste, aber dass man mit Anfang Zwanzig quasi schon zum alten Eisen zählte im 19. Jahrhundert, hätte ich nicht gedacht.


    Zu den Kapiteln: Eliza wird von Heckling am Bahnhof abgeholt und rattert mit der offenen Kutsche über Stock und Stein zum neuen Heim. Ihr Chauffeur gibt sich wortkarg (mir gefällt der nordenglische Dialekt - wird er in der Übersetzung berücksichtigt?) und wie alles in der fremden Umgebung - inklusive Türöffner der Kutsche - ziemlich schroff und mysteriös. Auch der Abgang der Gouvernante und die rätselhaften Initialen HB werden geklärt. Nichts Neues hier, aber es war amüsant geschrieben. Der Traum von Eliza in der Kutsche muss etwas mit ihrer neuen Aufgabe zu tun haben, denn anstelle von ihrer Mutter taucht im Traum eine rassige Südländerin auf - vermutlich die Mutter der zukünftigen Schutzbefohlenen.


    Die Beschreibung des Hauses Gaudlin Hall hat mir gefallen! Ich liebe es, in Details zu schwelgen, wenn sie mich nicht aufhalten. Und das war hier der Fall. Vor meinen Augen hat sich dieses Haus richtiggehend ausgebreitet, von der Eisenpforte über die langen Anwege bis zum Inneren, das zwar gepflegt wirkt, aber schon lange nicht mehr erneuert wurde. Und dann ihre Gastgeber! Isabella und Eutace. Ok, ich war nicht sonderlich überrascht und habe komischerweise sofort einen Bezug zu den Kindern auf dem Londoner Friedhof hergestellt. Ist euch aufgefallen, dass der Junge sich mindestens zweimal an das Mädchen klammert? Das könnte doch irgendetwas mit seinem schrecklichen Ende des Ertrinkens zu tun haben...?


    Im Bett hat die erschöpfte Eliza das Gefühl, an den Füßen gezogen zu werden und wird von langgezogenen Schreien in Atem gehalten. Besonders ersteres war fast zum Lachen, entschuldigt. Bisher fand ich keines der Grusel-Elemente wirklich zum Gruseln. Aber das kann ja noch kommen. Auf jeden Fall wird sie ziemlich gerädert ihren ersten Arbeitstag antreten, nehme ich an.

  • Hach, wie witzig. Der unfeundliche und unnahbare Kutscher hat ein Pferd namens Winnie. :lol: Und seine arme Winnie hatte kaum mehr als 10 Minuten Zeit gehabt, sich auszuruhen, nachdem er die alte Gouvernante am Bahnhof abgesetzt hatte und auf die Ankunft von Eliza wartete. Damit wurde also eure Theorie bereits bestätigt, daß die alte Gouvernante sich um Ersatz für ihre Stelle gekümmet hat und dass es sich bei dieser Frau um dieselbe Frau handelt, mit der Eliza auf dem Bahnhof zusammengestoßen ist.
    Und jetzt geht es im nächsten Kapitel hoffentlich ab in ein großes, vornehmes und nobles Haus, daß Pemberley in nichts nachstehen wird. :wink:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • aber ich muss gestehen, dass ich von Jane Austen nie etwas gelesen habe und mich die Verfilmungen stets zum Gähnen gebracht haben - es geht ja ständig darum, wer wen abkriegt, oder? Daher danke für eure Erklärungen.

    Ja genau. Die Handlungen bei dieser vornehmen Gesellschaft sind ziemlich auf dieses Thema reduziert. Und trotzdem liebe ich es. Habe mir erst letzten Monat die ungekürzte BBC-Fassung von Stolz und Vorurteil zugelegt und mehrere Abende verteilt diese stundenlange Verfilmung angesehen. Aber das ist jetzt ein anderes Thema. :uups:


    Es ist mir klar, dass man früher als Mädchen / Frau möglichst rasch unter die Haube kommen musste, aber dass man mit Anfang Zwanzig quasi schon zum alten Eisen zählte im 19. Jahrhundert, hätte ich nicht gedacht.

    Ich weiß ja nicht, ob das in den Büchern ein wenig überspitzt dargestellt wurde aber anscheinend hatten die Mädchen damals Not, möglichst jung eine gute Partie zu machen. Das stelle ich mir einfach schrecklich vor. Vielleicht war das aber auch nur bei den Reichen die Regel.


    Ihr Chauffeur gibt sich wortkarg (mir gefällt der nordenglische Dialekt - wird er in der Übersetzung berücksichtigt?)

    Nein, ich befürchte, das geht in der Übersetzung verloren. Der Kutscher gibt kurze, weniger freundliche Antworten auf Elizas Fragen in einfachen Worten gehalten. Aber ein Akzent konnte ich nicht herauslesen.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Mensch, das liest sich aber schnell weg. Ich habe schon länger kein Buch mehr gelesen wo der Schreibstil so dermassen leicht war. Vielleicht empfinde ich das aber auch nur so, da ich mit "Breaking News" von Schätzing parallel dazu ein Buch habe wo man mit etwas schwererer Kost konfrontiert ist.


    Yael hat ja den Inhalt schon gut aufgschrieben. Und ja, Ihr hattet absolut Recht mit Eurer Theorie über die Gouvernante ! :)
    Die Leute aus Norfolk werden hier als ungehobelte Mitbürger beschrieben. Kann ich nicht einschätzen aber ist wahrscheinlich auch so ein Stückchen Vorurteil wie hier die Norddeutschen immer als wortkarg und stur beschrieben werden. :wink:


    Die Beschreibung des Hauses Gaudlin Hall hat mir gefallen! Ich liebe es, in Details zu schwelgen, wenn sie mich nicht aufhalten. Und das war hier der Fall. Vor meinen Augen hat sich dieses Haus richtiggehend ausgebreitet, von der Eisenpforte über die langen Anwege bis zum Inneren, das zwar gepflegt wirkt, aber schon lange nicht mehr erneuert wurde.


    Ja, Yael, das habe ich genauso empfunden. :thumleft:
    Ich habe auch das Mädchen mit der Kerze vorangehend zum Zimmer von Eliza richtig vor mir gesehen. Und auch wie Eliza da in dem Bett liegt und Regen und Sturm ans Fenster peitschen.


    Im Bett hat die erschöpfte Eliza das Gefühl, an den Füßen gezogen zu werden und wird von langgezogenen Schreien in Atem gehalten. Besonders ersteres war fast zum Lachen, entschuldigt


    Da musst Du Dich nicht entschuldigen :loool: Ich musste da auch schmunzeln. Bisher hab ich mich auch noch nicht wirklich gegruselt.
    Ich hatte vor einiger Zeit mal "Geisterfjord" gelesen, was was viele Leser als so gruselig emfanden, ich gar nicht :wink: Obwohl ich eher selten so etwas lese ist meine Gruselgrenze wohl auch ziemlich hoch. Na, mal schauen, wird ja vielleicht noch.


    Nun bin ich erst einmal gespannt auf diesen Mr. Raisin, den Anwalt, welcher da wohl die Fäden in der Hand hält.

  • Die Beschreibung des Hauses Gaudlin Hall hat mir gefallen! Ich liebe es, in Details zu schwelgen, wenn sie mich nicht aufhalten.

    So geht es mir auch und ich lese auch sehr gerne, wenn Boyne etwas ins Detail geht.


    . Ist euch aufgefallen, dass der Junge sich mindestens zweimal an das Mädchen klammert? Das könnte doch irgendetwas mit seinem schrecklichen Ende des Ertrinkens zu tun haben...?

    Ja, das schon sehr auffällig. Er sieht in seiner großen Schwester eine Beschützerin und Isabella hat ein sehr erwachsenes Auftreten und die Rolle der Mutter eingenommen. Und klar, man stellt gleich eine Verbindung zu dem Kind auf dem Friedhof her, doch da war kein Erkennen. Eliza konnte das Mädchen doch trotz des Nebels auf dem Friedhof ins Gesicht sehen, oder? Und würde es sich nun um Isabella handeln, hätte Eliza sie doch wiedererkennen müssen. :-k

    Im Bett hat die erschöpfte Eliza das Gefühl, an den Füßen gezogen zu werden und wird von langgezogenen Schreien in Atem gehalten. Besonders ersteres war fast zum Lachen, entschuldigt. Bisher fand ich keines der Grusel-Elemente wirklich zum Gruseln. Aber das kann ja noch kommen. Auf jeden Fall wird sie ziemlich gerädert ihren ersten Arbeitstag antreten, nehme ich an.

    Also ich fand es etwas gruselig und musste daran denken, wie ich als Kind immer mit einem Hechtsprung ins Bett gehüpft bin, damit die Monster unter dem Bett keine Chance hatten, nach meinen Beinen zu greifen. :pale:


    Mensch, das liest sich aber schnell weg. Ich habe schon länger kein Buch mehr gelesen wo der Schreibstil so dermassen leicht war. Vielleicht empfinde ich das aber auch nur so, da ich mit "Breaking News" von Schätzing parallel dazu ein Buch habe wo man mit etwas schwererer Kost konfrontiert ist.

    Nein, das empfindest nicht nur du so. Es liest sich wirklich sehr angenehm und die Seiten fliegen zu schnell an einem vorbei.


    Da musst Du Dich nicht entschuldigen Ich musste da auch schmunzeln. Bisher hab ich mich auch noch nicht wirklich gegruselt.

    Okay, ich bin ein Weichei. :loool:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Zuerst ist mir mal wieder eine Namensgleichheit aufgefallen :-) Der Anwalt Raisin heißt wie die engl. Detektivin Agatha Raisin von M.C. Beaton


    Die Kutschfahrt fand ich etwas zäh, hätte man durchaus kürzen können und das "Türzuhalten" am Ende... naja... außerdem hab ich die Menschen in Norwich/Norfolk als sehr höflich und fremdenfreundlich kennengelernt :-)


    Kapitel 6 hat mir sehr gut gefallen! Hier wird es schon langsam mysteriös und auch der Erzählstil nun etwas stimmiger zur Umgebung. Auch Eliza wirkt nun nicht mehr so emotionslos sondern doch etwas irritiert und "auf der Hut".
    Ich hoffe, es geht in dieser Art weiter. Es beginnt, mir zu gefallen :-)

  • @sonham ~ das freut mich für dich! Bei mir muss Mr. Boyne noch ein bisschen arbeiten. :wink: Bisher finde ich es recht klischeelastig (auch in Bezug auf die Ein- bzw. Anwohner), und das Ganze nimmt immer mehr "Schloss des Schreckens"-Züge an. Mit Eliza habe ich Schwierigkeiten (wobei zu ihrer Ehrenrettung gesagt werden muss, dass ich männliche Protagonisten im Allgemeinen vorziehe), und die Kinder sind ein Abklatsch von Myles und Flora aus besagtem Film. Selbst das Alter und die altkluge Art von beiden wurden übernommen. Da hätte Boyne ruhig ein wenig variieren können.

  • Na, übermäßig begeistert bin ich auch nicht, aber es entwickelt sich für mich besser als anfangs befürchtet ;-) (Mir hatte ja schon "Der Junge im gestreiften Pyjama" von Boyne so gar nicht gefallen).
    Ja, es ist klischeehaft, aber das sind "Haunted-House-Geschichten" doch alle irgendwie. Das Rad hat er da sicher nicht neu erfunden.
    Ich würde mir nur bei den Charkteren etwas mehr "Tiefe" wünschen, zumindest bei denen, die offensichtlich nicht in die Geisterwelt gehören ;-)

  • Mir hatte ja schon Der Junge im gestreiften Pyjama von Boyne so gar nicht gefallen.


    Ich kenne Das späte Geständnis des Tristan Sadler von ihm und war ziemlich beeindruckt davon. Vielleicht bin ich darum jetzt etwas enttäuscht.


    Ja, es ist klischeehaft, aber das sind Haunted-House-Geschichten doch alle irgendwie. Das Rad hat er da sicher nicht neu erfunden.


    Da hast du schon Recht. Ich glaube aber, dass das Genre, gerade bei aktuellen Autoren, wenig ausgereizt ist und hätte mir ein bisschen mehr Fantasie und eigene Ideen gewünscht. Natürlich darf man kopieren, aber bitte nicht so, dass jeder Grusel-Fan sich irgendwie veräppelt fühlt, weil alles schon mal dagewesen ist. Eine Chance will ich ihm trotzdem geben, denn das sechste Kapitel war eigentlich sehr gelungen. Allerdings - da heute Sonntag ist und ich bisher nichts anderes zu tun habe - habe ich ein Stück weitergelesen (nicht steinigen, bitte! :pale: ), und es wird einfach nicht origineller. Eustace und Isabella sind für mich einfach nur Myles und Flora, und Eliza eine konfuse Miss Giddens.

  • Ich bin auch noch da, auch wenn ich mich gestern nicht aufraffen konnte, mich an den Laptop zu setzen ... :pale:
    Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob mir das Buch gefällt - ich mag den Schreibstil, und ich finde die Geschichte auch interessant, aber mir geht es wie Yael, ich würde mir das origineller wünschen. Ich habe wahrscheinlich längst nicht sooo viele Schauergeschichten gelesen oder verfilmt gesehen, aber trotzdem ist hier für mich bisher nichts neu. Und:

    Im Bett hat die erschöpfte Eliza das Gefühl, an den Füßen gezogen zu werden und wird von langgezogenen Schreien in Atem gehalten. Besonders ersteres war fast zum Lachen, entschuldigt. Bisher fand ich keines der Grusel-Elemente wirklich zum Gruseln.


    - das fällt für mich in die gleiche Kategorie wie das Mädchen auf dem Friedhof, da wird ein ganzer Zaun nach dem Leser geworfen, damit er sich auch ja weiter dran erinnert, dass er sich in einem Gruselroman befindet. Als würden Nebel, Wind und Regen nicht schon reichen ... Ich möchte Boyne aber mal vorerst noch zugestehen, dass das Absicht ist und er bewusst die gängigen Bilder und Mittel verwendet, und ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er noch was Ordentliches draus macht. Sonja hat ja auch drauf hingewiesen, dass es schwer ist, in dem Genre mit etwas wirklich Neuem zu kommen.


    Eustace und Isabella sind für mich einfach nur Myles und Flora, und Eliza eine konfuse Miss Giddens.


    Ich kenne den Film nicht, habe jetzt aber Henry James "Das Durchdrehen der Schraube" ausgelesen, und mir geht es im Prinzip genauso, mit einem Unterschied: Eustace und Isabella - besonders Isabella - sind von Anfang an irgendwie unangenehm und unheimlich, bei James baut sich das erst nach und nach auf, was mir wesentlich besser gefällt. Dadurch habe ich mich vor Flora auch deutlich mehr gegruselt als vor Isabella, die für mich momentan mehr ein nerviges, verzogenes Gör ist. Auch hier fehlt mir das Subtile.


    aber ich muss gestehen, dass ich von Jane Austen nie etwas gelesen habe und mich die Verfilmungen stets zum Gähnen gebracht haben - es geht ja ständig darum, wer wen abkriegt, oder?


    :totlach: eine meiner Lieblingsautorinnen, mal eben auf das Wesentliche runtergebrochen :loool: Ein bisschen mehr steckt schon in Austens Romanen, aber diese Zusammenfassung finde ich herrlich :wink:


    wie ich als Kind immer mit einem Hechtsprung ins Bett gehüpft bin, damit die Monster unter dem Bett keine Chance hatten, nach meinen Beinen zu greifen.


    Ich auch - und ich hab immer ganz dolle aufgepasst, dass kein Zipfel meiner Decke runterhing, damit das Monster nicht danach greifen kann :pale:


    Mehr von mir dann wieder heute Abend :winken:

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)