Inhalt (laut amazon.de):
Die fünfzehnjährige Morwenna ist auf der Flucht vor einer Mutter, die sich der finsteren Magie verschrieben hat, vor der staatlichen Fürsorge und vor der Erinnerung an den Tod ihrer Zwillingsschwester. Am schlimmsten trifft sie jedoch, dass sie ihre Heimat verlassen muss, das märchenhafte Wales, und damit ihre einzigen Freunde, die Feen und Geister, die dort in den Wäldern zu Hause sind. Auch ihr Vater, den sie nie gekannt hat, möchte sie nicht bei sich aufnehmen und schickt sie auf ein Mädcheninternat, wo sie mit der Verständnislosigkeit der Lehrer und dem maßlosen Ehrgeiz der anderen Schülerinnen fertig werden muss. Verzweifelt greift sie zu der Magie, die sie seit ihrer Kindheit begleitet, einer Magie, die niemand außer ihr sehen kann. Und zu ihren Büchern. In Science-Fiction- und Fantasy-Romanen findet sie mehr als nur flüchtigen Trost: Sie öffnen Tore zu anderen Welten, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Als ihre Mutter zu einem neuerlichen Schlag ausholt, sind es Bücher, in die Morwenna ihre ganze Hoffnung setzt ... Ausgezeichnet mit dem Hugo Award als bester Roman des Jahres, Nebula Award als bester Roman des Jahres, British Fantasy Award als bester Roman des Jahres.
Über die Autorin (laut amazon.de):
Jo Walton wurde in Wales geboren, lebte viele Jahre in England und hat sich 2002 in Kanada niedergelassen. Ihr erster großer Erfolg war der Roman "Tooth and Claw" (2003), der mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde. Für ihren Roman "Lifelode" (2010) erhielt sie den Mythopoeic Award. Sie führt ein regelmäßiges Blog und schreibt für die Internetseite tor.com eine regelmäßige Kolumne.
"Bibliotropic," Hugh said. "Like sunflowers are heliotropic, they naturally turn towards the sun. We naturally turn towards the bookshop." (S. 203, Originalausgabe)
Allgemeines:
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive (Morwenna) in Form von Tagebucheinträgen geschrieben. Die Handlung spielt von 1979 bis 1980 und der Handlungsort ist zumeist England, manchmal auch Wales. Die Originalausgabe umfasst 408, die deutsche Übersetzung 300 Seiten (laut amazon.de).
Meine Meinung:
"Was für ein seltsames Buch" war mein erster Gedanke, als ich es beendet habe. Ich wusste schon während des Lesens nicht so recht, was ich davon halten soll und auch bei der Bewertung war ich kurz unschlüssig. Letztendlich habe ich mich für 2,5 entschieden.
Es ist so: Die eine Hälfte des Buches empfand ich als wirklich gelungen. Morwenna ist im Grunde genommen eine sympathische Protagonistin. Sie ist keineswegs allwissend oder fehlerlos, zeichnet sich auch nicht durch überirdische Schönheit aus, weiß den Leser jedoch dadurch zu gewinnen, dass sie das Herz am rechten Fleck hat. Wer ihr am Herzen liegt, der hat es gut, denn sie lässt denjenigen ganz sicher nicht im Stich. Ihre Entwicklung innerhalb des Romans von einem Menschen, der sehr verschlossen ist, bis zu jemandem, der Freunde findet und sich öffnet, hat mir sehr gefallen und ist genauso authentisch wie Morwenna selbst.
Ihre Liebe zu Büchern kann jeder begeisterte Leser nachvollziehen, auch wenn man keine Science-Fiction-Romane liest. Das ist ihre Leidenschaft und sie lebt sie, immer und überall. Bibliotheken und Buchhandlungen sind ihre liebsten Zufluchtsorte und zu Menschen, die ihren Lesegeschmack teilen oder überhaupt lesen, kann sie normalerweise eine Bindung aufbauen, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Sie kritisiert auch gerne und hinterfragt die Konzeptionen der Autoren. Man selbst kommt mit unheimlich vielen Büchern in Berührung, wenn man In einer anderen Welt liest, weil Morwenna eine schnelle Leserin ist und regelmäßig ganze Stapeln von Büchern ausleiht. Diese Liebe zu Büchern überzeugt auf ganzer Linie und regt einen selbst dazu an, mehr über Bücher nachzudenken und auch mehr lesen zu wollen.
Andererseits hat mich der Roman auch ziemlich verwirrt. Zu Beginn habe ich geglaubt, die Themen Feen, Magie und Zauberei werden als Metaphern gebraucht und nichts davon ist wörtlich gemeint. Das ließ mich während des Lesens natürlich nicht los, deshalb habe ich recherchiert und feststellen müssen, dass laut Autorin alles Magische keineswegs metaphorisch aufzufassen sei. Dies stellte mich aber vor ein Problem. Ich konnte nicht so recht einen Zugang dazu finden, obwohl ich Fantasy sehr schätze. Diese Elemente wirkten jedoch deplatziert und passten meiner Meinung nach überhaupt nicht zum Rest des Romans. Ich konnte die Mutter auch nicht so recht einordnen, sie ist nur einmal kurz persönlich aufgetaucht, aber ansonsten wurde sie immer nur als eine Hexe bezeichnet, die auch noch ihrer Tochter Leid zufügen mochte. Was war ihre Geschichte? Was waren ihre Motive? Wäre das alles eine große Metapher gewesen, hätte ich das Buch wahrscheinlich auch besser bewertet, so aber wirken die beiden Aspekte des Buchs inkompatibel.
Ich muss an dieser Stelle aber betonen, dass es lediglich mein subjektiver Eindruck ist. Ich möchte niemanden abschrecken, denn ich habe durchaus auch begeisterte Stimmen gehört, denen das Buch überaus gut gefallen hat. Meins war es jetzt nicht unbedingt, obwohl ich die realistische Seite des Buches durchaus mochte.
Fazit:
Ich persönlich bin sehr zwiegespalten, was dieses Buch angeht. Aber ich möchte dennoch (oder gerade deswegen) darauf aufmerksam machen, weil es ein besonderes Werk ist, das ich vom Konzept und von der Ausführung her so noch nicht gelesen habe, und mir sicher bin, dass man sich am besten selbst seine Meinung dazu bilden sollte.