James D. Oswald - Dreamwalker

  • Inhalt
    Seit Jahrtausenden befinden sich die Drachen von Gwlad im Niedergang. Nachdem sie von den Menschen bis an den Rand der Ausrottung gejagt wurden, haben sie sich in sich selbst zurückgezogen und verstecken sich mit Hilfe der ihnen angeborenen Magie in den entlegendsten Winkeln des Landes. Nur ihre Legenden berichten von einer Zeit, in der sie den Himmel beherrschten.
    Nur sehr wenige Drachen wurden in den letzten Jahrhunderten geboren, da sie sich nur langsam vermehren und sehr lange leben. Kein einziger männlicher Drache war unter den Neugeborenen – bis zu dem Tag, als Benfro das Licht der Welt erblickt.
    Der Junge Errol wächst in einem vergessenen Dorf im entlegendsten Winkel der Zwei Königreiche auf und weiß nur wenig von der Welt hinter den Hügeln seines Dorfes. Aber zwei alte Feinde, das Königshaus Balwen und das Haus Ballah steuern auf einen blutigen Krieg zu und das Schicksal der Welt hängt in einer gefährlichen Schwebe, die auch Errols Leben bedroht.
    Ein Junge und ein junger Drache, zwei Helden, wie man sie sich unterschiedlicher nicht vorstellen kann, wurden bei ihrer Geburt vom Schicksal vorherbestimmt und die Zukunft der Zwei Königreiche liegt in ihren Händen. Die Vorsehung wird das Leben des Jungen und des Drachen für immer verändern…

    Über das Buch und den Autor

    James D. Oswald ist ein junger schottischer Autor, der auch Krimis unter dem Namen James Oswald schreibt und vor einigen Jahren begann seine Bücher als Self-Publisher in Form von E-Books zu vermarkten. In seiner Freizeit züchtet er Schafe und schottische Hochlandrinder in Five, einem Verwaltungsbezirk im Osten Schottlands. Dreamwalker ist James Oswalds erstes Fantasybuch und gleichzeitig der Auftakt eines Dreiteilers mit dem Namen The Ballad of Sir Benfro.
    Der komplette Dreiteiler ist bereits erfolgreich als E-Book veröffentlicht und der Autor beschloss daran anzuknüpfen und auch eine Taschenbuchausgabe anzubieten. Dreamwalker erschien in den Buchläden erstmalig am 14. August 2014. Der Folgeband mit dem Titel The Rose Cord wird ab November 2014 als Taschenbuch erhältlich sein, Teil 3 mit dem Titel The Golden Cage schließlich Ende Januar 2015.
    Dreamwalker hat insgesamt 410 Seiten und ist in 26 Kapitel plus einem Prolog aufgeteilt. Die Schrift hat eine angenehme Größe, sodass man nicht vom Text erschlagen wird. Erschienen ist das Taschenbuch bei Penguin Books. Eine deutsche Übersetzung ist derzeit noch nicht in Aussicht.

    Meine Meinung

    Wenn man den Klappentext liest, dann kommt einem die Rahmenhandlung dieses Fantasyromans schon irgendwie vertraut vor. Der Junge/das Mädchen von nicht bekannter Herkunft, der/die irgendann zu Größerem bestimmt ist und die Welt retten soll – das ist einer dieser urtypischen Einstiege in eine Fantasywelt, den schon mehrere Autoren gewählt haben. Im Prinzip also nichts wesentlich Neues. Letztendlich zählt aber in meinen Augen, was der Autor aus diesem Rahmen macht und welche eigenen Ideen er oder sie einfließen lässt, um den Leser zu begeistern und seinen Roman von den anderen abzuheben. Ein Drache als zusätzlicher Held? Das erinnert schon etwas an Eragon, oder? Ich durfte jedoch feststellen, dass James D. Oswalds Vorstellungen ganz andere Wege gehen und dass es sehr durchdachte Wege sind, auf denen er den Leser in seine fantastische Welt führt. Der Klappentext spiegelt in meinen Augen nicht annähernd wider, was Dreamwalker wirklich zu bieten hat. :)


    Da wäre zunächst das gute Worldbuilding zu nennen. James Oswald baut in Dreamwalker eine relativ komplexe Fantasywelt mit vielen Informationen zu den geschichtlichen Hintergründen der Welt der Menschen und der Drachen. Er stellt wichtige Personen vor, sowie die einflussreichen Priesterorden, die Verwendung von Magie und vieles mehr. Vieles davon lässt er so ganz nebenbei in die Handlung einfließen bzw. erklärt es dem Leser in Textauszügen aus alten Lehrbüchern der Menschen und Drachen, die sich am Anfang eines jeden Kapitels befinden, sodass mit der Zeit ein zunehmend detaillierteres Bild seiner Fantasywelt Gwlad entsteht. Man merkt schon anhand der vielen liebevollen Einzelheiten, dass der Autor sich sehr viele Gedanken gemacht hat, um eine schlüssige und interessante Fantasywelt zu gestalten. Es bereitete mir wirklich Freude, mehr darüber zu erfahren.


    Die Hauptpersonen haben durchdachte Hintergrundgeschichten, sowie Stärken und Schwächen und es fiel mir relativ leicht eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, sie zu mögen oder auch nicht. Errol der Junge und Benfro der Drachenjunge durchleben in Dreamwalker ihre Kinder- und Jugendzeit, wobei sie mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, die man aus so manchen Coming-of-Age-Geschichten kennt. Vielleicht findet man die beiden deshalb so sympatisch, weil man sich sehr gut in ihre Gedanken hineinversetzen kann. Eine kleine Jugendliebe darf natürlich nicht fehlen, die dann aber leider… ich sage nichts mehr. :-#


    Die einzelnen Kapitel enthalten auch auch immer wieder Perspektivenwechsel, wodurch man die Ereignisse parallel gut mitverfolgen kann und man nicht zu lange warten muss, bis es in einem bestimmten Handlungsstrang weiter geht. Dadurch vermeidet James Oswald unnötige Längen, baut effektiv Spannung auf und hält den Leser bei der Stange.


    Vielleicht noch ein paar Worte zum Verhältnis zwischen Drachen und Menschen. In der Welt Gwlad stehen sich beide Gesellschaften nicht gerade freundlich gegenüber, wobei die wenigen Drachen den Kontakt zu den Menschen zu meiden suchen. Durch ihre hohe Lebenserwartung konnten sie zwar immenses Wissen anhäufen, sind jedoch den Menschen zahlenmäßig weit unterlegen. Zudem weicht das Erscheinungsbild der Drachen von den allgemein gängigen Vorstellungen ab, was der Geschichte eine überaus interessante Note gibt und auch große Probleme für die Drachen mit sich bringt. Aber lasst Euch selbst überraschen. Es lohnt sich wirklich in die Welt von Gwlad einzutauchen.


    In einem guten High-Fantasy-Roman sollte natürlich auch Magie eine Rolle spielen und James Oswald hat das ebenfalls gut gelöst. Magie spielt sich bei ihm oft auf rein mentaler Ebene ab, zum Beispiel durch gedankliche Beeinflussung des Gegenübers, was mir gut gefallen hat. Es ist also weniger die kampftypische Hau-Ruck-Magie bei der man mit Feuerbällen und Blitzen um sich wirft, sondern eher die subtile, heimliche Form, die dadurch jedoch nicht weniger gefährlich sein kann und die v. a. auch sehr gut zum Charakter der weisen Drachen passt. Menschen nutzen die Magie natürlich ebenfalls für ihre Zwecke. Ich könnte noch so einiges über Dreamwalker schreiben, aber jeder sollte es selbst auf einen versuch ankommen lassen und es lesen. Ich hoffe sehr, dass es Euch so gefällt, wie mir.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Mein Fazit

    Dreamwalker konnte mich von Anfang an in die Geschichte ziehen. Besonders gut fand ich die detaillierte Welt, die James Oswald aufzubauen versucht hat. Er bewegte sich dabei nicht auf den ausgetretenen Pfaden anderer High-Fantasy-Autoren, sondern konnte diese erfolgreich verlassen und mit eigenen tollen Ideen und vielen liebevollen Details seine Fantasywelt zum Leben erwecken. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet mit interessanten Beziehungen untereinander und durchdachten Hintergründen. Ich werde sicher auch die anderen beiden Teile lesen und kann hier nur eine Leseempfehlung aussprechen. :thumleft:


    Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Das Sprachniveau im Buch ist etwas gehobener. Es gibt darin eine ganze Reihe von Wörtern, die wenig gängig sind, sodass ich zu einem Wörterbuch raten würde. Wer einigermaßen Englisch kann, sollte sich davon jedoch nicht abschrecken lassen. Das Buch ist es wert.


    Quelle: Bücher wie Sterne

  • Das hört sich nach spannender Unterhaltung an, die mir doch gleich auf die Wunschliste gehüpft ist - Danke für Deine ausführliche und schöne Rezi, @El Novelero :)


    Danke, Squirrel. Meine Rezis geraten immer etwas ausführlicher. Wem es zuviel ist, der kann natürlich auch einfach nur das Fazit lesen.
    Das Buch hat mich sehr positiv überrascht und ich finde es weitaus besser geschrieben, als Eragon.

  • Meine Rezis geraten immer etwas ausführlicher.

    sie ist ausführlich, aber du verrätst kein Quentchen zuviel und machst neugierig - das kann nicht jeder :thumleft: Mir gefällt sie sehr gut - und neugierig bin ich allemal. Besser als Eragon - das will was heißen, denn für mich hat Paolini eine sehr schöne Geschichte geliefert, wenn auch der zweite Band etwas schwächelte….

  • Besser als Eragon - das will was heißen, denn für mich hat Paolini eine sehr schöne Geschichte geliefert, wenn auch der zweite Band etwas schwächelte….


    Wenn dir Eragon gut gefallen hat, dann Dreamwalker bestimmt auch. Zudem ist das Taschenbuch mit unter 10 Euro recht günstig zu bekommen. Geld, das man investieren kann.

  • Fantastische Rezi, vielen Dank!
    Ich habe noch nicht viele Bücher mit Drachen-Thematik gelesen und "Eragon" hat mich irgendwie nie gereizt. Aber dieses Buch klingt nach meinem Beuteschema, ich packe es auf alle Fälle in den Wunschbrunnen :)

    :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

    -

    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Ich bin derzeit zwar erst ungefähr in der Mitte des Buches angekommen, aber bis jetzt entwickelt es sich ganz gut :) . Mir gefällt es bisher definitiv besser als Eragon.


    Die Namensgebung in dem Buch ist so kurios, das muss ich unbedingt mit euch teilen!
    Mir kam schon recht am Anfang der Name Ynys Mon (einer der Drachen) so seltsam bekannt vor, daher habe ich Google bemüht und siehe da, das ist der walisische Name von Anglesey, einer Insel in Wales. Sir Befro ist der walisische Name von Pembrokshire :D .
    Dazu habe ich dann dieses Interview gefunden: http://www.wondrousreads.com/2…d-oswald-dreamwalker.html
    Demnach waren ursprünglich die Bösewichte in diesem Buch Schafe, daher haben die meisten auch Namen von Schafrassen (z.B. Beulah of the Speckled Face). Der Gott wird Shepherd genannt, des gibt einen Orden der Order of the Ram heißt und sie fürchten sich vor dem Wolf. Ich finde das so lustig und passt perfekt zum Schafzüchter.
    Das macht mich direkt neugierig, wie andere Autoren das so angehen!

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • So, nun bin ich am Ende von diesem ersten Band angelangt und habe mir gleich den zweiten Teil bestellt :) .
    Weitgehend kann ich mich der Rezension von @El Novelero anschließen.


    Gut gefallen hat mir vorallem auch die Ausübung und Form der Magie sowie die Drachen und das sie umgebende "Geheimnis", denn es klingt an, dass die Drachen nicht immer so waren, wie sie nun sind. Nachdem Drachen so ziemlich meine Lieblingsfantasywesen sind, finde ich Geschichten über sie immer interessant.


    Was bei mir hingegen nicht gut so ankommt, sind die doch sehr einseitigen Charaktere, vorallem der Gegenspieler, ich bin gespannt, ob da in den Folgebänden noch ein bisschen Farbe dazukommt. Es ist mir ein bisschen zu schwarz-weiß (und recht schaflastig :wink: ).


    Das Worldbuilding finde ich sehr schön aufgebaut und detailliert, es ist auch nichts Althergebrachtes. Leider enthält das Buch keine Karten (vielleicht, weil es zuerst als eBook erschienen ist?) und da ich Karten liebe, fehlt mir das.
    Zwischendurch passiert relativ wenig und die Spannung ist meiner Meinung nach dann schon hin und wieder recht abgeflacht, aber ich sehe ein, dass auch ein bisschen Zeit für die Entwicklung und Beschreibung der Welt Gwlad vorhanden sein muss und das nicht immer absolut fesselnd sein kann. Das letzte Drittel hat mich dann aber gar nicht mehr losgelassen und ich möchte nun unbedingt weiterlesen.


    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und warte gespannt auf den nächsten Teil.


    Vom Sprachlichen her fand ich es übrigens nicht übermäßig anspruchsvoll. Es kommen schon mal Wörter vor, die einem vielleicht nicht so geläufig sind, aber das häuft sich nicht besonders. Ich bin ganz gut ohne Wörterbuch ausgekommen.
    Die Taschenbücher sind übrigens sehr schön. Mir gefallen die Cover richtig gut und von der Qualität her sind sie auch toll. Das Papier ist recht dick und auch der Umschlag ist sehr stabil für ein Taschenbuch. Zudem sind sie preislich wirklich günstig.
    Leider erscheint der dritte Teil erst im Jänner als Taschenbuch und erst heute habe ich gelesen, dass James Oswald bereits an einem vierten Teil arbeitet, also bei einer Trilogie wird es wohl nicht bleiben. Ob bzw. wann eine Übersetzung in andere Sprachen geplant ist, konnte ich bisher nicht herausfinden.


    Ein Danke jedenfalls an @El Novelero! Es lohnt sich immer wieder einen Blick in deinen Blog zu werfen :) .

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • So, nun bin ich am Ende von diesem ersten Band angelangt und habe mir gleich den zweiten Teil bestellt .
    Weitgehend kann ich mich der Rezension von El Novelero anschließen.


    Es freut mich, dass dir der erste Teil so gut gefallen hat und ich kann deine Ausführungen nur bestätigen. Ich habe inzwischen den zweiten Teil erhalten und werde ich demnächst sicher lesen. Und du hast recht: Die Cover sind ebenfalls wunderschön gestaltet. :love: