Joakim Zander - Der Schwimmer / Simmaren

  • Dass der Krieg ein schmutziges Geschäft ist, dürfte allgemein bekannt sein. Aber sooo schmutzig? Joakim Zander stellt in seinem Erstling eine Seite der privatisierten Kriegsmaschinerie dar, von der man nur hoffen kann dass sie der Phantasie des Autors entspringt. Da dieser jedoch aus dem Milieu kommt in dem sich große Teile der Geschichte abspielen, ist wohl eher das Gegenteil zu befürchten.
    Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven: Da ist zum Einen der amerikanische Agent, der vor rund 30 Jahren selbst nur knapp einem Attentat entgangen ist, aber dabei seine Freundin und Mutter ihres gemeinsamen erst vor kurzem geborenen Kindes verloren hat. Dann gibt es Klara, eine junge schwedische Juristin, die in Brüssel Karriere macht. Mahmoud, der Mann den Klara während ihres Studiums über alles liebte und der sie scheinbar grundlos verließ. George, für den Geld und Karriere alles zu sein scheint. Und diverse weitere Personen, die mehr oder weniger wichtiger für den Fortgang der Geschichte sind. Dreh- und Angelpunkt von Allen wird Klara, an die Mahmoud sich wendet, als er unverschuldet in einen Mord verwickelt wird und an Unterlagen gerät, die höchste Regierungskreise und Geheimdienste in die Hände bekommen möchten und dabei vor nichts zurückschrecken. Klara hilft ihm, findet sich selbst plötzlich als Ziel diverser Mordanschläge wieder und macht die Feststellung, dass sie nichts und niemandem mehr trauen kann.
    Bis auf die Geschichte des Amerikaners spielt sich beinahe alles in nicht einmal einer Woche ab, das Tempo ist überaus rasant. Schnelle Wechsel der Örtlichkeiten, verschiedene Perspektiven folgen rasch aufeinander - man sieht den Film geradezu schon vor sich. Ich vermute, er wird nicht lange auf sich warten lassen ;-) Doch bis dahin ist das Buch in jedem Fall zu empfehlen. Ein spannender Thriller, der vermutlich (befürchte ich) nicht so weit von der Realität entfernt ist, wie es zu wünschen wäre.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Verlagstext

    Bei einem Bombenattentat in Damaskus verliert ein amerikanischer Agent seine Frau - die neugeborene Tochter überlebt. In Beirut, Afghanistan und Irak versucht der Agent das Geschehene zu vergessen. Doch dreißig Jahre später holt ihn seine Vergangenheit ein: Gemeinsam mit Kollegen wird er auf die junge schwedische EU-Referentin Klara Walldéen angesetzt. Klara und ihr Ex-Freund Mahmoud haben brisante Informationen, die ihren Tod bedeuten können. Und nur einer kann sie retten - der amerikanische Agent. Ein Mann, der lediglich an einem Ort Ruhe findet. Im Wasser, beim Schwimmen.


    Der Autor

    Joakim Zander, 1975 in Stockholm geboren, wuchs in Söderköping an der schwedischen Küste auf, wo auch der Showdown seines Romans angesiedelt ist. Er studierte Jura in Uppsala, promovierte in Maastricht und arbeitete danach für das Europäische Parlament und die Europäische Kommission in Brüssel. Nach Stationen in den USA, Israel und Syrien ist er derzeit als Rechtsanwalt für die EU in Helsinki tätig.


    Inhalt

    Der Schwimmer zieht seine Bahnen in einem Schwimmbad in Langley, Virginia. Es ist ein beruflich kaltgestellter Geheimdienstmitarbeiter, dem seine Vorgesetzten keinen weiteren Einsatz mehr in den Konfliktgebieten dieser Welt zutrauen. Der Mann war vor Jahrzehnten im Nahen Osten eingesetzt; nun ist es Zeit für eine persönliche und berufliche Bilanz. Er müsste sich eingestehen, dass die Waffen, die die USA und die Westmächte damals in Krisengebiete lieferten, heute auf die eigenen Soldaten gerichtet sein könnten. Hat es sich gelohnt, nie Fuß zu fassen, sich niemals zu binden, mit jedem Einsatz wieder die Identität zu wechseln? Zur Dienstzeit des „Schwimmers“ in Damaskus überlebte allein ein Baby einem Bombenanschlag. Erinnerungen an das Ereignis lassen den Mann nicht los. In Schweden bereitet sich der ehemalige Elitesoldat Mahmoud Shammosh auf eine akademische Karriere vor. Auch er hat einen Einsatz in einem Krisengebiet hinter sich, er diente während des Kriegs in Afghanistan dem Westen mit seinen Arabisch-Kenntnissen. Mahmoud wird offenbar von seiner Vergangenheit eingeholt und wendet sich um Hilfe an Klara Walldéen, eine EU-Politikerin mit persönlichen Bindungen an Mahmoud.


    Fazit

    Auf mehreren Zeitebenen und an verschiedenen Schauplätzen nimmt Joakim Zander Handlungsfäden auf, deren raffinierte Verknüpfung erst noch die privaten und beruflichen Beziehungen zwischen seinen Figuren zeigen wird. Die Lösung der Verwicklungen ist zwar schon bald voraussehbar, entscheidend in Zanders Agententhriller ist die Wirkung, die er mit Stimmungen zu bewirken vermag. Seine Geschichte, die in der Weihnachtszeit endet und deshalb gut in die Wintermonate passt, hat mich mit ihrer glasklaren Sprache gefesselt, aber auch mit der Melancholie, die die Lebensbilanzen seiner Figuren umgibt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: --

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow