Teil 2: "Sechzehn" bis "Dreissig" (Seiten 99-190)

  • Ich meinte eher im Hinblick darauf das der Tod Jakobs die Familie veränderte, aber davon konnte er nicht explizit ausgehen, es hätte ja auch sein können das die Familie so eingeschränkt in ihrer Welt bleibt und das Lenny auch daran psychisch "kaputtgeht".


    Aber das Ende bzw. der letzte Abschnitt ist ein sehr schöner und abschließender Satz, den ich nun gern zitieren würde, aber das Buch liegt bei mein Eltern (da stehen alle gelesenen Bücher).

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  • Dazu meine Frage: Liegt wirklich etwas Heldenhaftes über Jakobs Tod? Und wenn ja, worin besteht dieses Heldenhafte?


    Und eine zweite Frage: Darf man sich Deiner Meinung nach nicht selbst töten und wenn ja, warum nicht?


    Über seinem Tod an sich, also über dem Suizid, liegt - finde ich - nicht wirklich etwas Heldenhaftes. Eher an der Entscheidung, sich sein Leben nicht durch andere aus der Hand nehmen zu lassen. Wobei es natürlich besser gewesen wäre, das auf andere Art und Weise zu bewerkstelligen. Aber so, wie Rosa das beschreibt, war Jakob da in seiner Entscheidung sehr fest und mutig, wenn man das so nennen will. Er hat an dem festgehalten, was er tun wollte, sogar als Rosa gekniffen hat. Und er lachte, als er in den Tod sprang. Das macht ihn nicht zum Helden, aber in dem Moment triumphiert er für sich selbst über etwas. Vielleicht die Eltern oder die Angst?


    Und klar darf man sich selbst töten. Es ist das eigene Leben, der eigene Körper. Dennoch fällt es mir schwer, so etwas zu akzeptieren. Es bleiben immer Menschen zurück, die sich ihr ganzes Leben fragen, ob sie etwas hätten tun können. Und manchmal brauch es eben deutlich mehr Mut, am Leben zu bleiben, als zu sterben.


    Vielleicht hat er deswegen ein Internetforum aufgesucht anstatt sich seinen Freunden (Jana und Max) anzuvertrauen. Vielleicht liegt darin eine große Freiheit. Und könnte nicht in eben dieser Form der Freiheit (mit all ihren Konsequenzen) das liegen, was Lenny im Prolog sagen lässt: "Mein Bruder war ein Held"?


    Wenn man wirklich vor hat, so etwas durchzuziehen, dann spricht man nicht mit den Menschen, die einen lieben. Die haben die größte Chance, einen umzustimmen. Oder sie vereiteln am Ende den Plan. Außerdem: wie kann man sie mit so etwas belasten? Dann doch lieber Unbeteiligte, denen man einfach alles sagen kann, ohne sie zu verletzen. Man kennt sie ja nicht, sie fühlen sich einem nicht verantwortlich. Und ich denke auch, dass Jakob vielleicht einmal im Leben nur für sich entscheiden wollte und dabei an niemanden denken. Nicht an seine Eltern, nicht an Lenny, nicht an Max, nicht an seine Beziehung.


    Mich würde mal interessieren wie die anderen Leser es im Buch aufgefasst haben: Habt ihr das Gefühl, dass der Selbstmord als Heldenhaft dargestellt wird?


    Nein, das hatte ich nicht. Wir erleben die Geschichte ja aus Lennys Sicht und der benutzt ja oft den Ausdruck, sein Bruder habe sich aus dem Staub gemacht oder Ähnliches. Lenny hadert ja mit der ganzen Sache. Er wünscht sich, Jakob hätte mit ihm geredet, ihm eine Chance gegeben alles zu verhindern. Er kann am Ende vielleicht die Entscheidung verstehen, aber ich denke nicht, dass er sie heldenhaft findet. Vielleicht eher das "Mach was draus". Jakob hat aus seinem Leben gemacht, was ER wollte - auch wenn das in den Suizid geführt hat. Und Lenny kann jetzt, mit Rosa zusammen, etwas aus seinem machen.


    Kann man einen Suizid überhaupt erklären? Und kann man ihn im letzten verstehen?


    Ich denke nicht, dass man so eine Entscheidung bis ins Letzte verstehen kann. Da bleiben immer Zweifel, Fragen und Schuldgefühle. Man kann es vielleicht in Teilen nachvollziehen, aber wirklich versteht es wohl nur der Betroffene.


    Findet Lenny Antworten? Geht es wirklich um Antworten? Geht es nicht eher um die richtigen Fragen?


    Am Anfang will er unbedingt Antworten finden, aber im Laufe der Handlung stellt er fest, dass ihm das, was er herausfindet auch nicht weiterhilft. Was hilft es ihm, zu wissen, dass Jakob sich umgebracht hat? Oder dass er in diesem Forum war? Wichtig ist doch, was er selbst jetzt mit seinem Leben anstellt.


    Steht irgendwo in dem Roman, dass Jakob ein Held ist, WEIL er gegangen ist?


    Finde ich nicht, nein. Vielleicht bezieht sich das Heldenhafte darauf, dass Jakob bis zu seinem Tod stets der beschützende große Bruder war, der alles auf sich genommen hat. Für Lenny.

  • Und klar darf man sich selbst töten.


    Also 100 % stimmt das ja nicht so ganz, denn der misslungene Versuch zieht ein erzwungenen Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung nach sich. Also wenn es erlaubt wäre nach Selbstbestimmungsrecht sich zu töten, dürfte man ja eigentlich nicht zwangseingewiesen werden, dem ist aber nicht so.

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  • Sechzehn bis Neunzehn


    Zitat

    Das Haus ist wie ein großer Sarg. Als wäre man lebendig begraben.


    Den Beschreibungen nach war es das aber auch schon vorher – als Jakob noch am Leben war.


    Zitat

    Sie versuchen verzweifelt, ihren toten Sohn festzuhalten, während ihnen auch der lebende Sohn immer mehr entgleitet.


    Zitat

    “Du läufst durch die Stadt und überlässt deine Mutter sich selbst?“


    Es scheint ihnen auch nicht aufzufallen, dass sich der zweite Sohn immer mehr entfernt. Es scheint sie auch nicht viel zu interessieren wie Lenny sich fühlt. Er soll für seine Mutter da sein und sich um sie kümmern, aber wer kümmert sich um ihn? Möglicherweise habe ich die Stelle überlesen, aber hat bis jetzt auch nur ein einziger aus der Familie Lenny gefragt wie es ihm geht und ob er etwas braucht?


    Natürlich trauern die Eltern um ihr Kind, aber dürfen sie dabei das andere Kind so sehr vernachlässigen? Es wäre wirklich wichtig, dass hier endlich mal ein Gespräch stattfindet! Über den Tod zu sprechen bringt einen Menschen bei der Trauerbewältigung weiter. Und Lenny hat schließlich auch seinen Bruder verloren!


    Zitat

    “Stimmt genau, Papa!“, sage ich und bin plötzlich ganz ruhig, „es reicht!“


    Toll wie sich Lenny endlich Luft macht. Mir kommt es vor, als würde er die Sache nun selbst in die Hand nehmen und die Verhältnisse in
    Ordnung bringen. Es zumindest versuchen. Denn seine Eltern, die Erwachsenen, haben das all die Jahre nicht auf die Reihe bekommen.
    Dazu ist es noch etwas was Jakob tun wollte, es aber gelassen hat um die Mutter zu schonen. Darauf nimmt Lenny dieses Mal keine Rücksicht und selbst dem Vater fällt nichts dazu ein.


    Die Szene vom ersten Schultag:


    Zitat

    Und Jakob winkt in die Kamera. Das eingefrorene Lachen auf seinen Lippen, seine linkischen Bewegungen. Er wirkt wie eine Marionette.


    Das war er anscheinend auch. Von Anfang an war er von seinen Eltern fremdgesteuert. Er hatte nur die Aufgabe das Familienleben so
    fortzusetzen wie es seine Eltern für richtig halten.


    Zitat

    Bajuschki baju. Ein russisches Kinderlied, das schönste der Welt. Sie hat es Jakob und mir zum Einschlafen vorgesungen. Ich schließe meine Augen und für einen kurzen Augenblick ist alles so wie früher. Ich bin ein kleiner Junge. Ich drücke mich in mein Kissen, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen. Das Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit.


    Das hört sich für mich doch nach einem harmonischen Verhältnis zur Mutter an – zumindest früher. War es nun so, dass die Mutter früher liebevoller mit ihm war und sich mit der Zeit änderte, oder dass Lenny es einfach nicht wahrgenommen hat, wenn sie kalt zu ihn war, weil er es als Kind eben nicht besser wusste?


    Zitat

    Auf dem Display erscheint ein Fenster mit der Aufforderung ein Passwort einzugeben.


    Vielleicht Rosa?


    Ich hoffe, dass Lenny es noch herausfindet und wir erfahren was auf dem Laptop drauf ist.

  • Mal eine ganz andere Frage in die Runde: Ich habe beim Schreiben ein gewisses Unbehagen über das Internetforum gehabt, in dem Jakob Rosa kennengelernt hat. Wäre es schöner gewesen, er hätte sie irgendwo anders kennengelernt und dann festgestellt, dass auch sie sich mit dem Thema Suizid auseinandersetzt?

    Ich schließe mich den anderen an: die Variante mit dem Forum ist auf jeden Fall glaubwürdiger. Zum einen könnte ich mir nicht vorstellen, dass Jakob so ein enges Vertrauensverhältnis zu einem Außenstehenden aufbaut - wenn er überhaupt noch eine Beziehung eingehen würde. Und zum anderen wäre es ein wahnsinnig großer Zufall gewesen, wenn ausgerechnet zwei Menschen mit Selbstmordgedanken sich in der "realen Welt" über den Weg laufen, sich sozusagen erkennen und über das Thema austauschen.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Zwanzig bis Dreiundzwanzig


    Zitat

    Okay, Arschloch, denke ich und trete von hinten gegen seinen kippelnden Stuhl.


    Zitat

    “Auf die Zunge gebissen?“, frage ich. Mein Mund verzieht sich zu einem Grinsen.


    Hat sich Lenny in der Schule genauso still verhalten wie zu Hause und hat sich in den Schatten gestellt? Wenn ja, dann beginnt auch in der Schule eine neue Zeit für ihn. Es ist schön, dass er sich nicht nur seinen Eltern gegenüber traut etwas zu sagen, sondern auch „Großmäulern“, die ihr Gift versprühen.


    Zitat

    “Aber es gab kein erstes Mal.“


    Warum hat Jakob es dann erzählt? Wollte er sich vor Lenny nicht die Blöße geben oder sich selbst etwas einreden? Etwas, das so verlaufen ist, wie er es wollte.


    Ich stelle es mir sehr frustrierend vor, wenn man als junger Mensch etwas erleben möchte und gehemmt wird durch die familiäreren Verhältnisse und am Ende auch noch von der Mutter runter gemacht wird. Traurig. Sehr traurig.


    In Kapitel 22 haben sich die Rollen endgültig umgedreht. Der Sohn übernimmt die Kontrolle über die Sucht der Mutter. Such akribisch alle Tabletten, verbrennt alles und zwingt die Mutter zuzusehen. Die Mutter bleibt dabei passiv und lässt alles über sich ergehen.


    Dieser Schritt ist nötig, hätte aber schon früher von den erwachsenen Personen erkannt werden müssen und nicht vom Kind.


    Zitat

    Max tippt Bruderherz ein und drückt die Enter-Taste.


    Er hat das immer zu Max gesagt. Warum aber nicht zu Lenny? Oder wird es nur nicht erwähnt?


    Hat er Lenny mehr als Art Sohn gesehen und nicht als Bruder? Ich könnte das Gefühl in gewisser Weise nachvollziehen, denn ich habe eine neun Jahre jüngere Schwester, die ich quasi erzogen habe, weil meine Eltern beide arbeitstätig waren. Bis heute fühle ich mich auch als eine Art Mutter für sie, obwohl sie längst kein Kind mehr ist. Ging es Jakob auch so?


    Zitat

    “Ich bin nicht genial, ich bin behindert“, sagt Lilly.


    Das hat wirklich mein Herz berührt!!! Ein Kind, das ganz genau weiß, dass es anders ist und trotzdem so gut damit umgeht. Dagegen Jakob, ein Kind, das alles bekommt und doch nicht glücklich wird, weil der Geist und freier Wille unterdrückt wird. Mir kamen die Tränen.

  • Vierundzwanzig bis Sechsundzwanzig


    Nach Kapitel 24 war mir klar, dass Rosa nicht Jakobs heimliche Freundin war. Würde sie sich sonst auf seinen kleinen Bruder einlassen? Gut, manche vielleicht schon, aber zu dieser Geschichte würde es nicht passen.


    Zitat

    “Niemand Papa. Nur dein zweitgeborener Sohn. Durch den du immer hindurchgeguckt hast. Weil du nur Augen für Jakob hattest. Aber keine Angst, ich mach dir keine Vorwürfe deswegen. Jeder spielt seine Rolle. Jeder von uns.“


    Klare Ansage! Gut, dass nicht nur die Mutter in die Mangel genommen wird, sondern auch der Vater wachgerüttelt wird. Lenny rüttelt nicht nur sich wach in dem er seinen Bruder immer mehr kennenlernt, sondern auch seine Eltern und sie in die Rolle der Erwachsenen, der Eltern zurückholen will! Der Verantwortlichen.


    Beim Selbstmordforum hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich finde, dass es sehr gut in die Geschichte passt. Suizid ist bis heute ein Tabuthema was nicht offen kommuniziert wird. Da passt die Anonymität des Internets gut. Außerdem ist es für die heutige Zeit, für Jugendliche völlig normal sich in Foren zu bewegen. Das Leben von manchen verläuft mehr on- als offline. Es ist nicht nur modern, es ist heute einfach alltäglich. Mulmig war mir nur wegen der Thematik. Menschen die sich online treffen und sich gegenseitig Tipps für den Suizid geben und es für sie so normal ist wie es für uns normal ist sich über Bücher auszutauschen. Da bekomme ich immer noch Gänsehaut.


    Wem die Handynummer gehört ist eigentlich fast schon klar. Rosa, denke ich.

  • Also 100 % stimmt das ja nicht so ganz, denn der misslungene Versuch zieht ein erzwungenen Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung nach sich.


    Meine Aussage war jetzt keine rechtliche, sondern meine ganz persönliche Meinung. Deswegen denke ich nicht, dass es da ein richtig oder falsch gibt.

  • Meine Aussage war jetzt keine rechtliche, sondern meine ganz persönliche Meinung. Deswegen denke ich nicht, dass es da ein richtig oder falsch gibt.


    Findet ihr die rechtliche Situation eigentlich zufriedenstellend?
    Findet ihr, dass jemand der einen gescheiterten Selbtmordversuch hinter sich hat, zwangseingewiesen werden soll?
    Wo fängt die "Hilfe" und "Unterstützung" an, und wo endet sie im Wegfall der Selbstbestimmung?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Ich finde, die Frage kann man nicht eindeutig beantworten. Grundsätzlich denke ich, dass das menschliche Leben etwas Kostbares und Schützenswertes ist. Dem steht natürlich die persönliche Freiheit entgegen.


    Dann gibt es sicher viele Fälle, in denen der Suizid eher Hilfeschrei als Tötungsabsicht ist. Da rettet die Einweisung möglicherweise das Leben und die Menschen finden auch wieder ins Leben zurück. Zumal man ja wohl auch nur eingewiesen werden kann, wenn dem Suizidwunsch eine psychische Krankheit zugrunde liegt. Der Wunsch zu sterben, kann ja auch nur ein Symptom sein.


    Anders liegt der Fall für mich, wenn jemand schwer krank ist. Aber das führt wieder zu einer anderen Diskussion.


    Und ich musste leider die Erfahrung machen, dass wer wirklich sterben will, das auch durchzieht und auch niemandem die Chance gibt, ihn überhaupt zwangseinweisen zu lassen. Und wenn es persönlich wird, fällt es einem auch schwer, von Dingen wie persönlicher Freiheit zu sprechen. Dann macht das einfach nur betroffen.

  • Die Gesetze sind wie sie sind, ich glaube durchaus das sie ihren Sinn ergeben. Es gibt halt verschiedene Arten von Suizid und für viele ist es Hilfeschrei, bei einigen durch Krankheit / Depression und halt sonstiges, was ich nicht definieren kann. Auf alle Fälle gleicht sich da keine Geschichte, jeder Suizid ist anders, weil die Persönlichkeit auch immer eine andere ist.


    Es gibt Menschen die sind konsequent und hart in den mitteln bei ihrem Suizid, das sind zum Glück die wenigsten, was aber auch nicht beruhigend ist, denn die Statistik besagt das ein depressiver Mensch nicht bei einem Versuch bleibt, sondern oft mehrere Versuche unternimmt.


    Ich glaube durchaus das es mehrere Menschen gibt die wirklich sterben wollen, aber es zu formulieren ist das eine (eine sehr deutliche Warnung), aber es auch durchzuziehen ist eine ganz andere Sache. In dem Zusammenhang interessiert es mich ob das Gehirn mit welcher chemischen Reaktion auch immer, gegen diesen Gedanken arbeitet? Es gibt sicherlich Menschen die möchten sterben und sind dann genau in der Situation wo es dann soweit ist, aber kommen nicht über den Punkt hinaus, weil sie eventuell zuviel schon darüber nachgedacht haben, weil sie eventuell doch irgendetwas positives im Leben sehen. Die wenigsten sind so strikt in der Durchführung und mein herzlichstes Beileid an die, die es schon erlebt haben.

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  • :-k Wie bist du zu diesem traurigen Thema gekommen? Hättest du dir das Buch auch länger vorstellen können? Die nächsten Bücher die Folgen werden, haben die auch ein ernsten Inhalt? und da dieses Buch in einer Leserunde gelesen wurde und es da automatisch zu mehr Diskussion kommt, würde ich gern wissen ob du für einzelne Leser was ähnliches wünscht, also das sie sich gedanklich mit dem gelesenen auseinandersetzen? Kann mir vorstellen das man da einige "Leserbriefe" zu dem Thema bekommt und sehr viel persönliches erfährt von seinen Lesern, wäre das für dich etwas was du gern tätest?

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  • Mich würde interessieren wie du dich beim Schreiben gefühlt hast. hast du dich voll in die Rolle hineinversetzt oder versucht immer objektiv zu bleiben? Hattest du auch mal Momente in denen du aufhören zu schreiben und eine Pause machen musstest - wegen der Thematik z.B.?

  • Wie bist du zu diesem traurigen Thema gekommen? Hättest du dir das Buch auch länger vorstellen können? Die nächsten Bücher die Folgen werden, haben die auch ein ernsten Inhalt? und da dieses Buch in einer Leserunde gelesen wurde und es da automatisch zu mehr Diskussion kommt, würde ich gern wissen ob du für einzelne Leser was ähnliches wünscht, also das sie sich gedanklich mit dem gelesenen auseinandersetzen? Kann mir vorstellen das man da einige "Leserbriefe" zu dem Thema bekommt und sehr viel persönliches erfährt von seinen Lesern, wäre das für dich etwas was du gern tätest?


    Viele Fragen, eine Antwort nach der anderen! Wie bin ich zu dem Thema gekommen? Kann ich gar nicht sagen, irgendwann war es da. Themenn sind ja immer so eine Sache und immer eine Mischung aus verschiedenen Unterthemen. Eigentlich ist es so, dass die Themen zu mir kommen. Sie drängen sich einfach auf und dann überlege ich, ob ich damit die lange Zeit des Schreibens verbringen mag.
    Deine Frage, ob ich mir das Buch auch hätte länger vorstellen können, ist eine, die mir öfter begegnet. Viele Leser hätten gerne einen längeren Text. Ich versuche eigentlich immer so klar und einfach wie möglich zu schreiben. Schnörkellos und klar. Und ich versuche Freiräume zu schaffen, Leerstellen gewissermaßen, die der Leser dann selber füllen muss. Ich mag persönlich keine Bücher, die alles erklären, ich finde es spannender, wenn ich als Leser mir Dinge erschließen muss. Da beantwortet dann auch Deine nächste Frage: Natürlich möchte ich, dass sich die leser mit dem text gedanklich auseinandersetzen, aber ich möchte auch niemanden zu irgendetwas zwingen. Der Text ist ein Angebot an den Leser. Was er damit macht (oder auch nicht macht), liegt jenseits meines Einflusses. Er kann das Angebot annehmen oder ablehnen. Natürlich hat jeder Text eine sehr persönliche Seite (nur dann ist er authentisch und das muss er meiner Meinung nach sein um wirklich gut zu sein), aber ein Text hat auch ein Eigenleben. Für mich ist es dann sehr spannend mitzuerleben, was der Text beim Leser auslöst.
    Die Beschäftigung mit dem Thema Suizid war für mich aus deswegen so intereessant, weil ein Suizid im letzten ja doch unerklärbar ist und bleibt. Und genau das spiegelt wunderbar meine Grundhaltung wider, dass es wichtiger ist Fragen zu stellen als Antworten zu bekommen.
    Und zu Deiner letzten Frage: Es ist immer interessant, Persönliches von anderen Menschen zu erfahren. Aber es gibt da auch eine Grenze. Denn immerhin kennt der Autor seine Leser ja nicht persönlich. Ich bin ja als Autor weder ein Ratgeber noch ein Besserwisser. Ich setze mich - hoffentlich intensiv und nachvollziehbar - mit einem Thema (einer Geschichte) auseinander. Und der Leser kann dann bei der Lektüre des Textes an dieser Auseinandersetzung teilnehmen und sie zu seiner eigenen machen. Wenn er das möchte.

  • Mich würde interessieren wie du dich beim Schreiben gefühlt hast. hast du dich voll in die Rolle hineinversetzt oder versucht immer objektiv zu bleiben? Hattest du auch mal Momente in denen du aufhören zu schreiben und eine Pause machen musstest - wegen der Thematik z.B.?


    Das sind interessante Fragen. Habe ich beim Schreiben versucht objektiv zu bleiben? Auf keinen Fall! Natürlich versetze ich mich so gut es geht in die Figuren hinein. Ich bin insofern kein objektiver Erzähler. Da ich den vorliegenden Roman in der Ich-Perspektive geschrieben habe, war es natürlich noch viel wichtiger, sich in die Hauptfigur hineinzuversetzen. Da tauchen dann Fragen auf, zum Beispiel welche Sprache man benutzt. Ich habe ja bewusst auf Jugendsprache oder Slang verzichtet. Das geht aber hier eben auch nur deshalb, weil die Figur Lenny so ist, wie sie ist. Man erwartet von Lenny nicht eine direkte Straßensprache. In der eher distanzierten oder villeicht sogar nüchternen Sprache, die Lenny im Buch spricht, spiegelt sich für mich eben auch seine ganz spezifische Persönlichkeit wider. Was die Thematik angeht und die von Dir angesprochenen Pausen beim Schreiben: Ich persönlich empfinde das Thema Suizid nicht als schrecklich oder schwierig oder bedrückend. Ich versuche einfach nur ihm gerecht zu werden, so gut ich das kann. Und ich versuche immer, so authentisch und wahrhaftig wie möglich zu schreiben. Das gelingt nicht immer gleich gut, aber es ist immer mein Anspruch.