Ruth Picardie - Es wird mir fehlen, das Leben

  • Kurzbeschreibung
    Von der Diagnose Krebs bis zum Tod beschreibt eine junge Frau ihren letzten Lebensabschnitt: "Die Zukunft wird auch ohne mich auskommen. Okay, Matt gießt nie den Garten, so dass die Wisteria kaum das nächste Jahrhundert erleben dürfte. Außerdem steht er nie nachts auf, um die Kinder wieder zuzudecken, aber in einem Haus mit Zentralheizung ist ja noch keiner vor Kälte gestorben. Ansonsten, denke ich, wird das Leben weitergehen wie immer. Nur es wird mir so fehlen."


    Mich hat das Buch ziemlich mitgenommen, und ich war teilweise entsetzt darüber, wie man miteinander umgeht, wenn ein Partner sehr krank ist und es der andere vielleicht einfach nicht mehr ertragen kann. Und auch darüber, dass man immer noch etwas komisches daran finden kann, dass man bald nicht mehr da ist. Es handelt sich hier um ein richtiges Abschiedsbuch
    Ruth Picardie schreibt in Emails an Freunde, wie groß ihre Angst ist und wie sie sich fühlt. Mir sind beim Lesen des öfteren die Tränen gekommen.

  • Es ist so unglaublich unbeschreiblich, dieses Buch.
    Die Frau weiß dass sie sterben wird und ist tatsächlich noch in der Lage ironische Zeitungsartikel über das Leben mit ihrer Krankheit zu schreiben.
    Ich habe eine wirkliche Hochachtung vor Menschen, die ihrem Schicksal so klaglos entgegentreten können und dabei noch in der Lage sind, Anderen Mut zuzusprechen.
    Ich weiss nicht, wie ich in so einer Situation wäre - und bete darum es auch nie erfahren zu müssen.


    Am, schlimmsten in diesem Buch fand ich die Stellen, in denen sie Abschiedsbriefe an ihre kleinen Kinder schreibt. *grusel*

  • in unserer familie gibt es z. zt. auch einen krebspatienten. und ich habe den höchsten respekt davor, wie er damit umgeht. anstatt sich hängen zu lassen, ist er es, der uns anderen mut macht und zeigt, dass man nicht gleich aufgeben soll. aber was für eine angst muss er erst haben, wo wir alle fast verrückt sind vor kummer?!

  • Wenn man in einer solchen Situation ist, entwickelt man eine Stärke, von der man vorher nicht wusste, dass man sie hat.


    Erst in Extremsituationen entdeckt man, was man wirklich kann und was wirklich in einem steckt.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich bin froh, dass ich dieses Buch gelesen habe und eine wundervolle Frau dadurch kennengelernt habe, deren Stärke und Humor mich zutiefst beeindruckte. Ich habe of Rotz und Wasser geheult, aber demjenigen, der sich nicht auf dieses Buch einlässt, entgeht meiner Meinung nach eine Menge.


    grüße von missmarple

  • Ich kann mich missmarple nur anschließen. Das Buch habe ich vor ca einem Jahr gelesen, und es hat mich tief bewegt. Ihr solltet es auf jeden Fall mal lesen.


    Kyara

  • Ich habe dieses Buch diese Woche gelesen und musste tatsächlich weinen. Ein sehr guter Freund von uns hat im Juni die Diagnose"Hirntumor" erhalten. Der Tumor kann nicht mehr durch eine OP entfernt werden, da er direkt am Stammhirn sitzt. Eine 3wöchige Strahlentherapie mit gleichzeitiger Chemotherapie hat unser Freund jetzt hinter sich. Er kann langsam wieder etwas lesen und auch die Sprache ist fast komplett wieder da, aber seit er aus der Klinik ist ist er sehr depressiv geworden. Im Moment weint er fast nur noch. Für seine Frau, meine beste Freundin, ist das sehr schlimm. Er will überhaupt nicht mehr alleine sein, will aber auch nirgendwo mehr mit hin. Über Besuch freut er sich zwar, aber nach kurzer Zeit ist ihm auch das lästig. Wir versuchen zu helfen wo wir können, wenn auch nur durchs dasein und zuhören, aber es ist einfach eine schwere Zeit.


    Ebenfalls ein Buch mit der gleichen Thematik habe ich vor über 20 Jahren gelesen und jetzt wieder hervorgeholt. "Leben wär' eine prima Alternative" von Maxie Wander.Sie starb 1977 ,44jährig, an Krebs. Sie berichtet in Briefen und Tagebuchaufzeichnungen über die einzelnen Stationen ihrer Krankheit, über ihr Erschrecken, ihre Hoffnungen, das Verschleiern und Verschleppen, über die ganze Ohnmacht und das Versagen der Medizin.

  • hallo masha,


    was du schreibst ist sehr traurig. am liebsten würde ich das thema immer umgehen, aber das geht leider nicht, besonders wenn man selbst betroffen ist, weil man kranke angehörige oder freunde hat.
    es hört sich vielleicht schlimm an, aber irgendwann gewöhnt man sich daran, dass es einen sehr kranken patienten in der familie gibt- bessergesagt, man lernt, damit zu leben oder wenigstens, damit umzugehen. kann auch sein, dass es nur ein verdrängen der tatsachen ist, ich weiß es nicht.
    ich wünsche dir und deinem freund, sowie seiner frau viel kraft in dieser schweren zeit.

  • Ich habe das Buch vor 5 Jahren gelesen und es gehört immer noch zu denen, die mich sehr bewegt haben. Damals habe ich meine erste und einzige Rezension bei Amazon geschrieben.
    Ich kopiere sie euch mal:


    Als ich "Es wird mir fehlen, das Leben" ausgelesen hatte, saß ich minutenlang wie benommen da und dachte:"Du wirst nie wieder ein Buch lesen, das an dieses heranreicht". Vor fast 2 Jahren starb meine beste Freundin im Alter von 38 Jahren an Krebs. Ihre Krankheit und ihr Leidensweg nahmen einen erschreckend identischen Verlauf mit dem der Ruth Picardie. Auch sie war eine ungeheuer tapfere und starke Frau. Ich konnte viele Parallelen ziehen und habe diese schlimme Zeit durch das Buch noch einmal- und diesmal viel bewusster aufgearbeitet. Matt Seaton, der sehr ergreifend Ruths letzte Tage schilderte, hat es meisterhaft verstanden, die Ohnmacht und Hilflosigkeit der der Kranken nahestehenden Personen darzustellen.Meine ohnehin schon große Hochachtung vor solchermaßen betroffenen Kranken und deren Angehörigen ist durch dieses bewegenden Buch noch um ein Vielfaches gestiegen


    @ nic


    Du sprichst den Umgang der Kranken mit den Pflegenden an, der dich entsetzt hat. Ich kann mich erinnern, dass Ruths Ehemann dafür eine -in meinen Augen- plausible Erklärung gefunden hat. Denn auch DAS war bei meiner verstorbenen Freundin und ihrem Mann so.
    "Mutter Natur", "Das Unterbewusstsein" oder wie auch immer man das nennen will, richtet es so ein, dass schwer kranke Menschen oft ungerecht und fies zu ihren liebenden und pflegenden Angehörigen sind, damit das Abschied nehmen ein wenig leichter fällt. Ich denke, das hat was. :-k


    Das Buch ist unbedingt empfehlenswert!


    LG
    Rita

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Rita: sowas habe ich mir letztens gedacht, als ich bei meinem Patenonkel, der an Lungenkrebs erkrankt ist, zu Besuch war. Am anfang der Krankheit war er immer lustig und hat andere aufgebaut. Ich habe ihn bewundert, weil er stärker war, als alle anderen in der Familie, obwohl ich manchmal dachte, er spielt uns allen nur etwas vor.
    Aber an diesem Tag ist er mir mit seinem Gestänkere einfach auf die Nerven gegangen. Seine Frau tut wirklich alles für ihn und er hat sie, genau wie seine Söhne ständig wegen Nichtigkeiten angemotzt. Es war mir unangenehm und ich war froh, als ich wieder gehen konnte. Aber vielleicht hatte er auch einen schlechten Tag. Ich kann mir denken, wie mies es einem gehen muss, wenn man weiß, dass man todkrank ist.


    Vor vier Jahren ist meine Freundin an einem Hirntumor gestorben. Bei meinem letzten Besuch hat sie mir erzählt, dass sie gerade mit ihrem Mann den Grabstein ausgesucht hat. Ich war fassungslos und konnte mir nicht vorstellen, wie man so etwas aushalten kann.


    Das Buch ist wirklich hart, weil absolut ehrlich. Aber ich würde es sofort weiterempfehlen.

  • Hallo Masha,


    das tut mir sehr leid, sowas ist immer so schrecklich und ich vermute mal dein Freund ist auch noch nicht so alt. Ich habe ein ähnliches kleines Drama bei meinem Dad und es nimmt uns alle zeimlich mit. Trotzdem geht er relativ gefasst damit um und lässt sich auch nicht so schnell unterkriegen - natürlich gibt es auch immer wieder andere Phasen, aber das dürfte absolut normal sein.


    Ich wünsche dir und deinen Freunden alles Liebe.

    Liebe Grüße


    Kiki :-,


    Bücher sind kein geringer Teil des Glücks. Die Literatur wird meine letzte Leidenschaft sein.
    Friedrich der Große

  • Zitat

    ich vermute mal dein Freund ist auch noch nicht so alt

    .


    Er ist im Mai gerade 50 geworden.


    Zitat

    es hört sich vielleicht schlimm an, aber irgendwann gewöhnt man sich daran, dass es einen sehr kranken patienten in der familie gibt- bessergesagt, man lernt, damit zu leben oder wenigstens, damit umzugehen


    Nic, du hast absolut recht. Aber im Moment kommt es einfach knüppeldick. Bis vor 5 Jahren war ich noch nie auf einer Beerdigung. Aber seit dem schon auf 6 Beerdigungen. Solange es einen älteren Menschen betrifft, ist es zwar für die Angehörigenauch traurig aber man sagt sich : Er/Sie hat sein/ihr Leben gelebt. Aber bei jüngeren oder gar Kinder sieht die Sache doch anders aus. Vor drei Jahren starb eine Cousine meines Mannes mit 48 Jahren bei einer Herzoperation. Vor 1 1/2 Jahren starb ihre Tochter mit 10 Jahren an Kohlenmonoxidvergiftung in einem Wohnwagen. Beide kannte ich gut, da sie hier nur um die Ecke wohnten.

  • @ nic
    Was du von deiner verstorbenen Freundin erzählst, erzeugt wirklich eine Gänsehaut. Aber ich glaube, dass Schwerkranke manchmal froh sind, wenn sie mit jemandem über ihren Tod reden können.
    Ich weiß, wie schwer das ist, denn ich habe mit meiner Freundin solche Gespräche geführt.
    Sie fand es schrecklich, von ihrer Umwelt immer diese Sprüche wie "Kopf hoch, das wird schon wieder" und "Warte mal ab, wenn du erstmal die Chemo hinter dir hast"....zu hören und war froh, mit mir über ihre Gedanken und Ängste reden zu können.
    Zu Anfang fiel mir das wahnsinnig schwer, aber nachher konnten wir über den Tod und das Danach sprechen, ohne ständig Rotz und Wasser zu heulen.


    Heute bin ich froh, dass ich ihr diese Gespräche ermöglicht habe, denn wir konnten uns ganz bewusst voneinander verabschieden und ich habe das Gefühl, ihr mit dieser Bereitschaft einen letzten Gefallen getan zu haben.


    @ Mascha


    Was du von deinem Freund erzählt hast, tut mir sehr leid und ich weiß nur zu gut, wie du dich jetzt fühlst.
    Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft und dass dein Freund nicht leiden muss.


    LG
    Rita

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Hallo, ich bin ganz neu hier und stöbere noch unsicher durch die Foren - und nun finde ich gleich einen Beitrag zu dem Buch, das mich im letzten Jahr am meisten geschüttelt hat.


    Ruth Picardies Geschichte ging mir unter die Haut wie keine andere - ich kann mich an kein Buch erinnern, das mich mehr zu Tränen rührte....


    Und daß ich es gelesen habe, ärgert mich im Nachhinein sehr. Denn wann immer ich in der Zeitung oder durch Gespräche auf das Wort "Brustkrebs" stoße, muß ich unweigerlich an Ruth Picardie denken, an ihren Kampf und ihre emails. Ich hatte vorher einfach gar keine Meinung zu diesem Thema, vor allem keine Angst vor dieser Krankheit. Das ist jetzt anders.....

  • Hallo hollygolightly (toller Nick, ich liebe Frühstück bei Tiffany :wink: ),
    erst einmal von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum :D .


    Es ist meiner Meinung auch nicht schlecht, wenn man einen gesunden Respekt und durchaus Furcht vor Brustkrebs hat, denn dann geht man regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen. Und wenn Brustkrebs rechtzeitig erkannt wird, liegen meines Wissens seine Heilungschancen bei über 80 %.
    Und dass die Diagnose Brustkrebs nicht mit einem Todesurteil gleichzusetzen ist, kann ich aus meinen Freundes- und Bekanntenkreis nur bestätigen: Drei hatten Brustkrebs und sind nach OP (keine Totaloperation) und Chemotherapie geheilt (bei zweien ist das über 10 Jahre her)


    Klar ist es furchtbar traurig zu lesen, dass eine junge Mutter stirbt, aber sie hat soviel zu sagen, was weiterlebt (klingt jetzt vielleicht pathetisch, meine ich aber durchaus so) und auch wenn ich sehr bei der Lektüre oft geweint habe, bereue ich es im Nachhinein in keinster Weise, es gelesen zu haben. Mir hätte das Wissen um diese großartige, mutige und humorvolle Frau gefehlt.
    Darum denke ich, dass dieses Buch ein großer Gewinn und ein Geschenk von Ruth Picardie an ihre Leser ist.


    grüße von missmarple

  • Hallo miss marple,


    vielen dank für das Willkommen!


    Als einen Gewinn betrachte ich Ruth Picardies Buch schon; geärgert habe ich mich eher, weil ich sehr leicht sehr tief zu beeindrucken bin. Es gibt Bücher, von denen ich mich sehr gern vollkommen gefangen nehmen lasse bis ins tiefste innere. Aber es hat mich viele Wochen gekostet, nach diesem Buch wieder im normalen Leben anzukommen. Ich kann das schlecht beschreiben. Ich würde die Erfahrung dieser Lektüre zwar nicht missen wollen, hätte aber bessere Träume ohne sie gehabt.

  • Hallo hollygolightly,
    ich verstehe jetzt , was du meintest - das Wort "ärgerte mich im Nachhinein" hat mich zu meiner Antwort veranlasst. Aber Alpträume sind auch was änderes als Ärger, vor allen Dingen kann man sie nicht bewußt steuern oder abstellen.


    Mir geht es ähnlich, wenn ich Bücher mit Kindesmissbrauch lese - das tue ich mir mittlerweile nicht mehr an.


    Auf der anderen Seite ist es auch auf Dauer unbefriedigend, die dunklen, traurigen Momente aus der Lektüre völlig auszuklammern, Aber jeder sollte für sich entscheiden, was er aushält und was nicht (Das ändert sich für gewöhnlich in unterschiedlichen Lebensphasen, denke ich)


    liebe grüße und noch viel Erfreuliches hier im Forum wünscht dir
    missmarple

  • Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren als Teenager gelesen, nachdem ich ganz zufällig in der Buchhandlung drauf gestoßen war. Ein wirklich ergreifendes und traurig machendes Buch - auch ich habe oft Rotz und Wasser geheult. Es macht einem bewusst, wieviel Zeit seines Lebens man mit Nichtigkeiten "verplempert", anstatt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, musste ich mir selbst erstmal eingestehen, wie einfach und sorglos mein Leben doch ist und wie wenig Grund ich zum Nörgeln und Beklagen habe. Gerade für einen Teenager ist sowas wohl ziemlich notwendig, daher würde ich es auch gerade Jugendlichen empfehlen.

  • Ich habe mir das Buch zugelegt, als das Buch damals hier vorgestellt habe.
    Es liegt allerdings noch auf dem SUB... ich weiß nicht, hab mich noch nicht so recht rangewagt... weils eben kein so einfaches Buch ist... :roll:

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.