Harvey Pekar (Hg.) - The Beats

  • Kurzbeschreibung und Autoreninfos nach Amazon: Nie zuvor in der amerikanischen Literatur und Kultur hatte es etwas Vergleichbares gegeben: Gegen die Ängste der Spießer, gegen den zwanghaften Konformismus, setzten die Beats ungezügelten Sex, Drogenkonsum zur Entspannung, bedingungslose Entwurzelung und vor allem experimentelles Schreiben jeglicher Art. Allen Ginsbergs 'Howl and Ohter Poems' setzte Maßstäbe. 'On the Road' gilt als Manifest der Beatniks und als einer der wichtigsten Texte der amerikanischen Subkultur. Die in Amerika von der Presse hoch gelobte Graphic Novel 'The Beats' erzählt faktenreich aber nie wissenschaftlich ihre Geschichte. Sie bietet beste Unterhaltung und interpretiert bildgewaltig Literaturgeschichte.


    Harvey Pekar, geboren 1939 in Cleveland, Ohio arbeitete 35 Jahre lang als Archivar in einem Krankenhaus. In den 1960er Jahren lernte er den Künstler Robert Crumb kennen und entwickelte die Idee, Comics über seinen eigenen, wenig glamourösen Alltag zu schreiben. Er nannte ihn 'American Splendor'. Die Serie wurde 2003 von Shari S. Berman und Robert Pulcini unter dem Titel 'American Splendor' mit grossem Erfolg verfilmt. Harvey Pekar verstarb im Juli 2010.



    Ich habe zwar als Heranwachsender äußerst gerne Beat-Literatur verschlungen, doch mit den Biografien der Autoren dieser gegenkulturellen US-Literatur habe ich mich kaum beschäftigt. Da mir seit dem großartigen Biopic American Splendor der Name Harvey Pekar ein Begriff ist, und ich gerne kleine Verlage wie den überaus ansprechenden Verlag Walde+Graf unterstütze, habe ich ohne zu zögern zu diesem Sachcomic gegriffen, der sich mit der Geschichte der Beat-Literatur beschäftigt.


    Je weniger einem die Lebensumstände der Beatniks und das Aufblühen ihrer litarischen Bewegung, die als ein Wegbereiter der Hippie-Kultur gesehen werden kann, vertraut sind, desto größer dürfte der Nutzen und das Vergnügen sein, dass man aus der Lektüre von The Beats zieht.


    Harvey Pekar fungiert (an der Seite von Paul Buhle) als Herausgeber und Texter, der einige Comiczeichner um das Projekt geschart hat. Zunächst wird in längeren Passagen über die drei bekanntesten Beat-Literaten Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William S. Burroughs berichtet, bevor andere wichtige Vertreter, oftmals Lyriker, abgehandelt werden. Gerade dieser Teil ist eine wahre Fundgrube an Buchempfehlungen! Im Anschluss folgen einige thematische Stücke, die sich mit unterschiedlichen Facetten der Beat-Szene auseinandersetzen, unter anderem mit der stilbildenden Buchhandlung City Lights Bookstore in San Francisco, der aufmüpfig-kabarettistischen Rockband The Fugs um den Aktivisten und Autor Ed Sanders und die Verbindung von Jazz und Poesie. Außerdem werden einige verwandte Dichter, Vorgänger und Anarcho-Literaten vorgestellt, die die Beatliteratur beeinflussten oder begleiteten, wie etwa Kenneth Patchen oder D.A. Levy.


    Erstaunlich übrigens, wie unsympathisch einem vor allem Jack Kerouac werden kann ... :wink: William S. Burroughs umweht die Düsternis, die ihn immer schon umweht. Doch Allen Ginsberg scheint ein relativ umgänglicher Typ gewesen zu sein. Überhaupt wird das Chauvinistische dieser im Grunde Macho-Literatur gut nach außen getragen, am besten wahrscheinlich in dem von Harvey Pekars Ehefrau Joyce Brabner verfassten Kapitel über "Beatnik Chicks" und das oft frauenfeindliche Auftreten der männlichen Literaturstars. Wie ich finde in jeder Hinsicht (inhaltlich und gestalterisch - die Zeichnungen sind von Summer McClinton) der Höhepunkt des gesamten Bandes!


    Die Zeichnungen stammen zu großen Teilen von Harvey Pekars langjährigem American-Splendor-Kompagnon Ed Piskor, dessen starren, kompakten, flächig-leblosen Zeichenstil ich sehr gerne mag. Die anderen beteiligten - und oft sehr anders arbeitenden, auch mal jedes typische Comic-Layout und die gewohnte Panel-Anordnung sprengenden - Underground-Comiczeichner sind Jay Kinney, Nick Thorkelson, wie schon erwähnt Summer McClinton, Peter Kuper, Mary Fleener, Jerome Neukirch, Anne Timmons, Gary Dumm, Lance Tooks und Jeffrey Lewis.


    Ein sehr abwechslungsreicher, erster Überblick über die Beat-Literatur und einige ihrer Vertreter, der bei aller Oberflächlichkeit und Sprunghaftigkeit (manche Zeit überbrückende Panels sind tatsächlich etwas lieblos oder banal) eine große Spannbreite an Themen und Namen abzudecken versucht - und dabei viele Anregungen liefert, selber weiterzuforschen und unbekannte Autoren zu entdecken. Am Ende des Buches, das übrigens recht kleinformatig ist, eher von der Höhe eines großen Oktavheftes, findet sich außerdem eine Bibliografie erwähnter Bücher und ihrer deutschen Übersetzungen.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Das im Original 2009 erschienene Buch sieht so aus:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)