1. Teil des Buches

  • Ja,das ist eines der hundert Dinge,die mich sehr irritieren:


    Definition:
    -Übermensch ?


    Habe allerdings folgendes dazu entdeckt und finde die es recht einleuchtend:


    Ist der "Übermensch" ein Ersatzgott ?


    Goethe hat das Wort "Übermensch" mit spöttischer Bedeutung gebraucht. In Nietzsches Werken ist vom "Übermenschen" fast nur im Zarathustra die Rede. Zuletzt hat Nietzsche ihn charakterisiert als Überwinder des Nihilismus2 . Nietzsches "Übermensch" unterscheidet sich also von normalen Menschen nicht durch besondere Gehirn- oder gar Muskelmassen oder ein spezielles Immunsystem (oder sonst etwas Angezüchtetes), sondern eigentlich nur dadurch, dass er imstande ist, das Leben ohne vorgegebenes Ziel ("Moral") zu leben und, statt daran zu verzweifeln, das Leben zu bejahen - "in alle Ewigkeit". Dies ist für Nietzsche die Aufgabe des wahrhaftigen, des redlichen und damit des eigentlich modernen Menschen.


    Im Übrigen ist Nietzsches "Übermensch" keinesfalls das Gegenteil eines "Untermenschen", sondern der Gegentyp des "allzu-menschlichen" und des "letzten" Menschen, in dem wir den Trivialhedonismus des "Konsumidioten" von heute erblicken können. (Er hat "das Glück erfunden" und "blinzelt", weil er das Licht nicht erträgt.)


    Doch hier ist Vorsicht geboten. Der normale Mensch ist von Zarathustra (dem Verkünder, Vorboten oder Repräsentanten des "Übermenschen") gleich weit entfernt wie vom "letzten Menschen". Während dieser eine Karikatur des Zivilisationsmenschen ist (eine glänzende freilich), ist Zarathustra doch nicht mehr als eine Absichtserklärung, die genau genommen ins Leere läuft, und ein phantomartiges Wunschbild.




    Ansonsten muss ich auch gestehen,daß ich lieber aufgebe und zuerst eine Abhandlung,oder Erklärung lesen möchte.
    Ich bin einfach zuuuu dumm,die Sprache alleine zu dekodieren... :oops:


    @Heidi:Wie recht Du hattest! :roll:

  • Danke Schönchen :thumright:


    (Ich hatte schon den Verdacht, dass ich euer Prediger bin. Diese Rolle empfand ich als sehr lästig [-X ) :loool:


    @ serjena


    Bei Jaspers bin ich beim Nihilist angekommen, ich dachte mir schon, dass das noch weiter geht, ansonsten wäre es nicht Nietzsche, wenn er sich in eine Schublade einordnen lassen würde. Zu einfach :-,

  • Hallo!
    Danke serjena, das bringt einiges Licht ins Dunkel.


    Zitat

    ch möchte verschenken und austheilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Thorheit und die Armen einmal ihres Reichthums froh geworden sind


    Dieser Satz hat mir auch sehr gefallen. Ich habe es auch so empfunden, dass der Mensch aufgerüttelt werden soll, die Augen offen halten soll, nichts als "gegeben" hinnehmen soll.


    Ebenfalls der Text aus der "Fröhlichen Wissenschaft" ist sehr bezeichnend. Ja, es ist so, das Christentum braucht wirklich nicht stolz sein auf seine Geschichte. So hat es Jesus Christus sicher nicht gemeint. Und da hat Nietzsche wohl recht, wir begraben unseren Gott, die Menschheit sucht sich Ersatzgötter, Gott muss für vieles herhalten, ist für vieles Rechtfertigung.


    Und es war auch nicht im Sinne von Jesus Christus, dass Gott für alles zuständig ist und wir uns auf "die faule Haut" legen können.


    Ach, eine sehr interessante, vielschichtige Diskussion tut sich da für mich auf.
    Und weil ich eine Kämpfernatur bin werde ich mich weiter durchbeißen!! Mit eurer Hilfe schaff ich es \:D/

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich bin nun bis zum: Vom neuen Götzen


    Von den drei Verwandlungen (Kamel/Löwe/Kind)


    @ serjena: Das ist doch der Lebenslauf von N., und ich bin sozusagen bei Jaspers bis zum Löwen gekommen (Nihilismus). Die Abwendung zum Nihilismus und dann die Wiederfindung zu Gott (ohne Dogmen/Götzen-Fratze usw.) findet sich zum Schluss im Kind, oder?


    Von den Lehrstühlen der Tugend
    Von den Freuden- und Leidenschaften


    Was ich hieraus mitgenommen habe, ist eigentlich das was Coelho im "Jakobsweg" beschreibt, und zwar mit dem inneren Engel-Dämon. N. schreibt hier von der Tugend, Coelho vom Engel, den es aber letztendlich im Kampf (dort wird er zum Dämon) besiegt werden kann und zum wahren Engel wird. Oder wie N. sagt: die Leidenschaft kann uns nützlich sein:

    Zitat

    Am Ende wurden alle deine Leidenschaften zu Tugenden und alle deine Teufel zu Engeln.


    Das ist der innere Kampf.



    Von den Hinterweltlern


    Verstanden, ohne Kommentar



    Von den Verächtern des Leibes


    Dort sehe ich den Fingerzeig, dass der vergeistliche Mensch oft seinen Leib vernachlässigt oder verächtet. Und N. damals schon den Zusammenhang von Körper und Geist gesehen hat, dass sie eine Einheit bilden. Nur wenn das Eine gesund ist, kann auch das Andere gesund sein. Oder?



    Von den bleichen Verbrechern


    Das ist auch wieder dieser Kampf, hier wird der Kampf nicht gewonnen:

    Zitat

    Es gibt keine Erlösung für Den, der so an sich selber leidet, es sei denn der schnelle Tod.


    PS @ Lancelot ;-)

    Zitat

    Ich bin ein Geländer am Strome: fasse mich, wer mich fassen kann! Eure Krücke aber bin ich nicht. -



    Vom Lesen und Schreiben


    Salopp gesagt: Coelho schreibt im "Jakobsweg" mit seinem eigenen Blut, das fühlt man. Ob wir "fremdes Blut verstehen", das liegt an unserer eigenen Entwicklung, meistens nicht. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen.


    Zitat

    Ich habe gehen gelernt: seitdem lasse ich mich laufen. Ich habe fliegen gelernt: seitdem will ich nicht erst gestoßen sein, um von der Stelle zu kommen.
    Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt sehe ich mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.


    Das ist der Schritt, wenn man vom Kamel zum Löwen und endlich wieder zum Kind wird, oder?



    Vom Baum am Berge


    Zwei Sachen:
    1 Umso "höher" man wird, umso tiefer muss man wurzeln.
    2 Je höher man ist, umso einsamer ist man. Auch die Gefahr besteht, dass man von den Wurzeln (tief/"böse") verlockt wird. Bleibe in der Höhe, und halte durch.



    Von den Predigern des Todes


    Das sind die "Miesmacher", oder?



    Vom Krieg und Kriegsvolke


    Gedanklich habe ich dort meine Probleme mit. N. mag sie und Coelho "Krieger des Lichts" mag sie auch.
    Ich mag keinen Krieg, und habe hier innerliche Schwierigkeiten es zu bejahen; nicht aber verstandesmäßig.



    PS Bekommen ich jetzt eins auf den Deckel, weil ich wieder einen großen Namen (Nietzsche) mit Coelho verglichen habe? Ich sehe diese Parallelen, ich würde nie Coelho mit Nietzsche gleichsetzen. Allerdings hat sich Coelho mit gleichen Dingen beschäftigt, das darf ich doch erwähnen, oder?

  • Heidi Hof schreibt.

    Zitat

    Von den drei Verwandlungen (Kamel/Löwe/Kind)
    @ serjena: Das ist doch der Lebenslauf von N., und ich bin sozusagen bei Jaspers bis zum Löwen gekommen (Nihilismus). Die Abwendung zum Nihilismus und dann die Wiederfindung zu Gott (ohne Dogmen/Götzen-Fratze usw.) findet sich zum Schluss im Kind, oder?


    Also lass mich mal kurz folgende Überlegungen anstellen.
    Das Kind: verkörpert die Unschuld, es nimmt das Leben noch leicht.
    Das Kamel: trägt die Lasten, das sind die Lasten die der Mensch sich im Laufe seines Lebens aufbürdet. Ja die Christen wie du schreibst mit ihren Dogmen und Götzen.
    Der Löwe: Stellt die Stärke dar.
    :oops: Vielleicht liege ich auch ganz falsch, war nur mal jetzt schnell hierhin geschrieben.
    Also Kamel, verwandelt sich in den Löwen der sich zum Kinde verwandelt. :!:
    :idea: Noch einen Gedankenblitz. Da N. das Buch für Erwachsene schreibt verlangt er, dass der Mensch sich vom Kamel das er ist, zum Löwen vewandelt und anschliessend wieder zum Kinde mit seiner Unschuld wird.
    :) Mich stören Deine Vergleiche mit Coelho absolut nicht, bin jedoch gerne bereit, darüber in einem andern Thread intensiv darüber zu diskutieren.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Zitat

    Original von serjena


    Mich stören Deine Vergleiche mit Coelho absolut nicht, bin jedoch gerne bereit, darüber in einem andern Thread intensiv darüber zu diskutieren.


    Dafür habe ich doch den Zusatz-Thread von Mario einrichten lassen :wink::cheers:


    Werde gleich mal meinen Kommentar auch dort hinein stellen :bounce:

  • Es ist sehr schwer Nietzsche mit seinen eigenen Worten zu beschreiben. Aus diesem Grund habe ich dieses oder immer wieder zur Hilfe genommen :wink: , weil ich mir ja auch nie sicher bin. Der Vergleich zu Coelho hat es mir etwas vereinfacht.


    Aber kommt traut euch, versucht es mal. Mehr als schiefliegen kan man nicht :wink:

  • Heidi Hof schreibt:

    Zitat

    Vom Krieg und Kriegsvolke


    Gedanklich habe ich dort meine Probleme mit. N. mag sie und Coelho "Krieger des Lichts" mag sie auch.
    Ich mag keinen Krieg, und habe hier innerliche Schwierigkeiten es zu bejahen; nicht aber verstandesmäßig.


    Ich denke nicht dass mit diesen Aussagen Krieg in dem Sinne wie wir im allgemeinen wenn wir von Krieg sprechen verstanden werden darf.
    Krieg bedeutet hier Krieg gegen (sowohl der eigenen wie auch den anderen) Unmoral, Hass, Falschheit ,falsche Nächstenliebe, Untugenden, falsche Anbetung, Lügen, Bosheit, Neid und Untaten.

    Zitat

    Der Krieg und der Muth haben mehr grosse Dinge gethan, als die Nächstenliebe. Nicht euer Mitleiden, sondern eure Tapferkeit rettete bisher die Verunglückten.


    Zitat

    Eure Liebe zum Leben sei Liebe zu eurer höchsten Hoffnung: und eure höchste Hoffnung sei der höchste Gedanke des Lebens!


    Krieg mit Worten, nicht mit Schwertern.

    Zitat

    Ihr seid hässlich? Nun wohlan, meine Brüder! So nehmt das Erhabne um euch, den Mantel des Hässlichen!


    Wenn jemand die Wahrheit spricht, ist diese für denjenigen der die Wahrheit nicht hören will Hässlich.
    Gruss
    Serjena

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Hallo!


    So, es ist vollbracht. Ich habe jetzt den ersten Teil fertig.


    Rein lesetechnisch komme ich immer besser mit N. zurecht, entweder schreibt er mit Fortschritt des Buches verständlicher oder ich gewöhne mich an die Sprache.


    Rein ansichtsmäßig komme ich leider nicht mit ihm zurecht, besonders über das, was er von uns Frauen hält.


    Durch Aussagen wie "Allzu süße Früchte - die mag der Krieger nicht. Darum mag er das Weib; bitter ist auch noch das süßeste Weib"
    oder
    Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn er hasst: denn der Mann ist im Grunde der Seele nur böse, das Weib aber ist dort schlecht"
    na, und das ist ja wohl der Gipfel:
    "Das Glück des Mannes heißt: ich will. Das Glück des Weibes heißt: er will." :shock::shock:


    Besser zu recht komme ich mit dem, was er über "Kind und Ehe" schreibt.

    Zitat

    Bist du der Siegreiche, der Selbstbezwinger, der Gebieter der Sinne, der Herr deiner Tugenden? Also frage ich dich. ...
    Über dich sollst du hinausbauen. Aber erst musst du mir selber gebaut sein, rechtwinklig an Leib und Seele.


    Wenn man sich in der Welt so umschaut, wie manche Kinder aufwachsen bzw. wie sie behandelt werden, da frage ich mich dann auch oft, ob die Eltern selber schon erwachsen sind bzw. ob sie überhaupt der Aufgabe gewachsen sind.


    Aufschlussreiches fand ich auch im Kapitel "von der schenkenden Tugend". Dieses letzte Kapitel der ersten Teiles fand ich fast lebensbejahend, optimistisch.

    Zitat

    Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen versuchend erhöht er sich; dem Erkennenden heiligen sich alle Triebe; dem Erhöhten wird die Seele fröhlich


    Zitat

    Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben.


    Hier wird möglicherweise angesprochen, dass Menschen viele Gedanken, viele Lebensweisen einfach annehmen, ohne es zu hinterfragen, ohne sich Gedanken darüber zu machen.


    In diesem Sinne .... auf gehts, in den 2. Teil!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Noch zum ersten Teil:


    Zitat

    Wahrlich, ich rate euch:geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: Schämt euch seiner! Vielleicht betrog ich euch.


    Danach kommt Lancelots Zitat vom Freundehass


    Zitat

    Tot sind alle Götter: nun wollen wir, daß der Übermensch lebe.


    Das ist mir eigentlich schon fast die wichtigste Aussage vom 1. Teil. Jeder muss seinen eigenen Weg suchen und finden. Es hilft mir sicherlich, wenn ich "Siddhartha", Coelho oder Nietzsche lese, aber den gleichen Weg kann ich nicht gehen, für jeden von uns gibt es einen eigenen Weg.
    Der Hinweis: >Vielleicht betrog ich euch.<
    Das ist einfach klasse, ja, man muss alles hinterfragen und nicht einfach nur nachlaufen wie eine Herde.
    (Für mich persönlich wäre der Jakobsweg sicherlich eine Enttäuschung, dennoch habe ich meinen Weg gegen die Krankheiten mehr oder weniger "geschafft". Es war ein ganz anderer Weg, allerdings mein Jakobsweg.)


    Ach ja, der Hass gegen seine Freunde, Serjena möge mich berichtigen, wenn ich wieder etwas falsch verstanden habe, aber jetzt denke ich so darüber:


    Als Kind mochte ich Gott, und als Jugendliche ist mir Gott verhasst worden (unbarmherzig/Todsünden/zu viele unverständliche Dogmen usw.), aus der Ferne (über den Buddhismus) habe ich wieder zu Gott gefunden.


    Aus Liebe/Freundschaft wurde Hass und Entfernung, um aus einer anderen Perspektive zurück zu finden.


    Das noch aus dem Buch "Nietzsche für Anfänger":


    bleib der Erde treu


    Zitat

    Es ist die Absage der Transzendenz, an alle Versuche, hinter dem und jenseits des Daseins etwas Waheres, Ewiges oder auch nur Anderes zu setzen, gleichzeitig die Forderung, am immanenten Sinn des Lebens nicht zu verzweifeln.


    Nietzsche schickt seine Jünger weg in die Autonomie, denn aus Jüngern sollen einmal Freunde werden, Kinder der Hoffnung. Das ist der Übermensch.


    So, und nun auf zum zweiten Teil :thumleft: