Edgar Allan Poe - Das Faß Amontillado/ The Cask of Amontillado

  • Der Autor


    Der Schriftsteller Edgar Allan Poe wird als Sohn eines Schauspielers am 19. Januar 1809 in Boston, Massachusetts, USA geboren. Schon 1811 wird er Waise und anschließend von der Familie Allan adoptiert. Als Edgar Allan Poe sechs Jahre alt ist, zieht seine Familie vorübergehend nach Schottland. Dort geht Poe 1815 auf die Old Grammar School in Irvine und wechselt für die nächsten acht Jahre auf das Internat Manor House, Stoke Newington, in der Nähe Londons. 1820 beendet er die Schule und siedelt mit seiner Familie nach New York um. In Charlottesville besucht der siebzehnjährige Edgar Allan Poe die Universität von Virginia für ein halbes Jahr und bricht ab. In den Jahren 1827 bis 1831 dient er dem Militär und geht anschließend nach Baltimore. Schon in dieser Zeit geht Poe seinen dichterischen Ambitionen nach und veröffentlicht einen ersten Gedichtband. Edgar Allan Poe heiratet 1838 seine 13-jährige Cousine Virginia Clemm. Sie verstirbt neun Jahre später an Tuberkulose.Im März 1842 lernte Poe in Philadelphia Charles Dickens kennen, dessen Werke er schätzte und wiederholt positiv besprach. Dickens versprach Poe, sich bei englischen Verlegern für seine Schriften einzusetzen . Obwohl sich Dickens nach seiner Rückkehr nach England für Poe einsetzte, hatten seine Bemühungen keinen Erfolg.Im April 1844 verließ Poe mit seiner Familie Philadelphia in Richtung New York – in der Hoffnung,dort ein besseres Einkommen erzielen zu können. Er arbeitete bei verschiedenen Zeitungen als Literaturkritiker und Rezensent.In dieser Zeit erschien sein wichtigstes Gedicht, eigentlich eine Ballade, "Der Rabe", sowie zahlreiche seiner Meistererzählungen, z.B. "Das Faß Amontillado" oder "Hopp-Frosch".Nach dem bereits erwähnten Tod seiner Frau Virginia 1847, traf er 1849 in Richmond seine Jugendliebe Elmira Shelton wieder, die verwitwet war und sie verlobten sich.Poe verließ Richmond am Morgen des 27. September 1849. Ziel seiner Reise war sein Haus in Fordham. Dort wollte er die Vorbereitung seiner Hochzeit mit Elmira Shelton vorantreiben und auf dem Weg Abonnenten für seine geplante Zeitschrift The Stylus gewinnen. Der erste Abschnitt von Poes Reise führte per Schiff von Richmond nach Baltimore. Was in der folgenden Woche geschah und wo Poe sich aufhielt, ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt.Als sicher gilt, dass sich Poe am 26. September von seiner Verlobten verabschiedete, er fühlte sich krank und hatte auch starkes Fieber. Bei seiner Abreise war er gut gekleidet, dafür war Poe bekannt, und führte einen Koffer mit Geld und Manuskripten mit sich.Am 3. Oktober 1849 traf ein Drucker namens Joseph W. Walker Poe vor dem Lokal Ryan’s Tavern ,auch bekannt als Gunner’s Hall, an. Poe machte einen abgerissenen und verwirrten Eindruck, seine Kleidung war nicht seine eigene, und schien betrunken oder schwer krank zu sein.Nebenbei: Poe galt als Alkoholiker, aber man darf nicht vergessen, dass in dem von Quäkern geprägten Philadelphia strenge Maßstäbe angelegt wurden. Es gibt auch unterschiedliche Zeugenaussagen dazu: manche hielten Poe für einen Quartalsäufer, aber es gibt auch Hinweise auf Alkoholunverträglichkeit, da bei Poe ein Glas Wein genügte, um ihn vollständig betrunken zu machen.Walker verständigte auf Poes Bitte hin einen Bekannten, Dr. Joseph E. Snodgrass. Da ein ebenfalls verständigter Verwandter Poes es ablehnte, sich um ihn zu kümmern, wurde Poe in das Washington Medical College in Baltimore eingeliefert.Dort kümmerte sich der Arzt Dr. John J. Moran um ihn und Poe zeigte schlimme Symptome: zunächst komatös, erwachte er am zweiten Tag aus dem Koma, hatte Angst, Wahnvorstellungen, hohes Fieber und Schweißausbrüchen. Nur mit Mühe gelang es zwei Pflegern seine Raserei zu bändigen und er flehte, man möge ihm eine Kugel durch den Kopf schießen. Zudem hatte er einen Ekel vor Wasser und man konnte ihm mit Mühe nur ein paar Schluck einflößen. Dies sind Hinweise, dass Poe womöglich an Tollwut erkrankt war, die eine Gehirnhautentzündung hervorgerufen hatte.Unmöglich ist das nicht, da Poe ein Katzenliebhaber war und durch einen Biß infiziert wurde.Am vierten Tag, dem 7. Oktober 1849, wurde er noch einmal lebhafter,auch aggressiver. Wenig später sank er in sich zusammen und starb. Seine letzten Worte waren: "Herr, hilf meiner armen Seele".


    Die Erzählung


    Montresor, ein Adliger, der wohl am Ende seines Lebens die Geschichte erzählt, oder soll man sagen die Tat gesteht, hatte einen Freund namens Fortunato, über den er sich wegen dessen Kränkungen und Beleidigungen schon lange geärgert hat.Er brütet Rache aus, die so vollkommen sein soll, dass er wegen der Rachetat nicht belangt werden kann.Nach langer Zeit begegnet er Fortunato in der Karnevalszeit, er ist verkleidet, schon leicht angeheitert und er ist - allein! Der Tag der Rache ist gekommen!Montresor begrüßt sein Opfer auf´s freundlichste und erzählt von einem Faß Amontillado, dass er erworben hat. Freilich macht er sich nun Gedanken, ob man ihn da nicht betrogen habe, aber er, Fortunato, sei nicht greifbar gewesen. Fortunato beißt prompt an, da es sich bei Amontillado um eine besondere Sherrysorte handelt, goldfarben, mit würzigem Geschmack.Doch Montresor weist Fortunato scheinbar zurück und erwähnt einen Mann mit Namen Lucchesi, der ebenfalls ein Weinkenner zu sein scheint.Fortunato besteht darauf, Montresor zu seinem Palast zu begleiten, um dort den Amontillado zu verkosten.Montresor ist innerlich hocherfreut, weiß er doch, dass niemand, auch nicht die Dienerschaft, wegen des Karnevals, im Palast ist.Er lockt Fortunato in das Kellergewölbe, das von Salpeter, einer Schimmelart, verkrustet ist.Wegen der Ausdünstungen des Salpeters muss Fortunato husten und daher köpft Montresor eine Flasche Wein,Medoc, und gibt ihm zu trinken. Immer wieder drängt er ihn – sich um die Gesundheit seines Freundes besorgt zeigend – noch mehr zu trinken. Die Wirkung des Alkohols macht sich bemerkbar.Montresor führt er seinen Gast tiefer in die Kellergewölbe, die in eine Gruft münden, hinein. Dort sei der Amontillado, behauptet er und die Männer kommen am Ende, genauer gesagt in einer Nische, an. Leicht wankend hält sich Fortunato an einer Mauer fest. Sogleich fesselt Montresor den Betrunkenen mit einer Kette und hängt ihn an der Mauer an.Der Überrumpelte begreift die Gefahr und schreit, als Montresor beginnt, die Höhlung mit Steinen und Mörtel zuzumauern. Doch Montresor kehrt sich nicht daran, verspottet ihn und arbeitet zügig weiter.Als der Schlußstein gesetzt werden soll, bittet Fortunato mit den Worten: "Bei der Liebe Gottes!" um Gnade.Doch Montresor setzt den Schlußstein und mauert ihn ein. Dann häuft er Knochen vor die neu errichtete Mauer: In pace requiescat!


    Meine Meinung


    Diese Erzählung ist mein absoluter Favorit! Denn wer, und sind wir da ganz ehrlich, hatte noch nicht böse Rachegedanken, wenn wir gekränkt waren? Wer hat noch nicht seinem Feind, oder seinen Feinden, die Pest an den Hals gewünscht oder dergleichen mehr?Poe schildert meisterhaft, und dazu in wenigen Worten, es bleibt auch Spielraum für die Phantasie des Lesers, wie Montresor vom Gedanken zum Plan und endlich zur Tat kommt. Und wie dumm das Opfer Fortunato eigentlich ist und wie eitel. Leicht läßt sich Fortunato umschmeicheln und einwickeln, er bildet sich auch auf sein Urteil als Weinkenner viel ein.Eiskalt und berechnend: Montresor. Eine Erzählung, die man immer wieder lesen kann...will..muß.


    Kleine Anmerkung: ich habe das Hörbuch angegeben, da die Erzählung zumeist Teil eines Bandes mit Erzählungen ist.

    Komm zu mir in der Stille der Nacht; komm zu mir in der beredten Stille eines Traums.


    Christina Rosetti, Echo

  • Hallo Rianonn
    Vielen Dank für die Rezension. Edgar Allen Poe habe ich früher gerne gelesen; in letzter Zeit so gar nicht mehr. Da gibt mir deine Rezi doch wieder einen Anstoß!


    Ich meine auch, diese Erzählung in einem Sammelband zu haben. Ob ich die gelesen habe, weiß ich gar nicht mehr.
    Mein Favorit ist "Wassergrube und Pendel".



    Viele Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel