Kurzbeschreibung (Amazon)
Wenn ein Mensch stirbt, wird seine Lebensgeschichte in einer Art Bibliothek abgelegt. Manchmal jedoch erwachen die Geschichten und versuchen in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Dann kommt Mac ins Spiel, denn sie ist eine Hüterin und ihre Aufgabe ist es, die entlaufenen Geschichten zurückzubringen. Doch plötzlich häufen sich diese Vorfälle, und die Grenzen zwischen Leben und Tod drohen zu verschwimmen. Mac beschleicht der schreckliche Verdacht, dass jemand die Lebensgeschichten manipuliert. Gemeinsam mit dem Hüter Wes versucht Mac, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Allgemeines
Das Buch umfasst 431 Seiten und gliedert sich in 34 Kapitel. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Mackenzie.
Es gibt auch noch einen Nachfolgerband, der auf Englisch bereits erschienen ist und den Titel "The Unbound" trägt. Den zweiten Teil muss man meiner Meinung nach aber auch nicht zwangsläufig lesen, da das Ende hier doch gut für sich stehen kann.
Meine Meinung
Ich finde, der Titel ist zunächst etwas schwammig. Mit dem Geschichten fangenden Mädchen lässt er eher an Literatur denken, doch eigentlich geht es um die Lebensgeschichten der Menschen, die in einem Archiv aufbewahrt werden. Daher passt der englische Titel auch besser. Das Archiv ist ein Ort, der Chroniken beherbergt und Chroniken wiederrum sind tote Hüllen von einst lebendigen Menschen, die nur noch deren Erinnerungen enthalten. Die 17-Jährige Mackenzie ist eine Wächterin des Archiv. Sie hat den "Job"bereits mit 12 Jahren von ihrem Großvater übernommen, wovon wir auch immer wieder in kursiv geschriebenen Rückblenden erfahren. Ihre Aufgabe ist es, entlaufene Chroniken einzufangen, bevor sie in die reale Außenwelt eindringen können. So viel nur kurz zum Grundgerüst der Geschichte.
Ich mochte diese toll ausgedachte Grundidee sehr gern. Einerseits ist es eine gruselige Vorstellung, dass nach dem Tod nur eine Hülle zurückbleibt, die zwar Erinnerungen enthält, aber doch kein Leben mehr. Denn was sind Erinnerungen schon ohne Leben? Genau so wenig wie ein Leben ohne Erinnerungen. Andererseits ist der Gedanke, dass auch mit dem Tod keine Erinnerung verloren geht, dass immer etwas bleibt, auch schön. Die Idee dieser vom Archiv beschützten Chroniken ist schon faszinierend und das hält die ganze Geschichte auch irgendwie am Leben. Die Autorin hat das wirklich breit gefächert, umfassend ausgebaut und äußerst gut und bildhaft beschrieben. Man kann sich nach kurzer Zeit eine Vorstellung der vielen verwinkelten, mystischen Gänge des Archivs machen und erhält einen Einblick in die Rangordnung innerhalb der Beschützer der Chroniken. Denn es gibt natürlich nicht nur Wächter wie Mac, sondern noch viele weitere Positionen wie Bibliothekare, Crew-Mitglieder, etc.
In all dem steckt Mac mittendrin und zeigt sich als sympathische, recht ernste Hauptfigur. Ihr fehlt ein wenig die Leichtigkeit, die eine 17-Jährige eigentlich mit sich bringen sollte, aber das ist zu gut verständlich, zerreißt sie sich doch schon seit 5 Jahren zwischen ihren normalen Leben und ihrem Leben als Wächterin, von dem sonst niemand erfahren darf. Zusätzlich hat sie vor einem Jahr ihren kleinen Bruder verloren und man merkt, dass all das sie gezeichnet hat. Sie denkt häufig über Lüge und Wahrheit nach, über Leben und Tod, was ich sehr spannend fand, nur leider geht das immer nur ein kleines Stück weit in die Tiefe, da die Handlung doch immer wieder damit beschäftigt ist, die Welt des Archivs zu beschreiben und dem, was momentan dort nicht ganz richtig läuft. Daher kommen die Gefühle in der Geschichte nur halbgar an den Leser heran. Das fand ich schade.Trotzdem zieht einem die Geschichte dank des fesselnden Schreibstils und der faszinierenden Welt einfach in ihren Bann, sie bleibt konstant spannend, allerdings ohne wirklich einen großen Knall zu bringen, auf dem man doch die ganze Zeit wartet.
Die anderen Charaktere, wie Macs Familie oder ihre Freundin Lyndsey bleiben eher blass. Nur der Wächter Wes, der auch bald Macs Verbündeter wird, ist ebenfalls halbwegs interessant und bringt mit seinen Sprüchen immer mal wieder Heiterkeit ins mit seinen dunklen Gängen und Jagden auf Chroniken ansonsten eher düstere Buch. Allerdings hätte man ihm noch ein bisschen mehr Hintergrund geben können, was Vergangenheit und Charaktereigenschaften angeht. Er ist mehr dazu da, Mac zu helfen, als eigenständig für irgendwas zu stehen.
"Die Menschen sind nicht vernünftig, wenn es um Tote geht. Wenn du jemandem sagen würdest, dass es einen Ort gibt, wo ihre Mutter oder ihr Bruder oder ihre Tochter immer noch existiert - in irgendeiner Form - dann würden sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dorthin zu gelangen."
Fazit
Eine durchaus nette Geschichte mit einer richtig guten Grundidee. Problematisch ist nur, dass an einigen Ecken und Enden einfach eine gewisse Tiefe fehlt, etwas mehr Detail, um das Buch zu einem richtigen Highlight zu machen. Bei Interesse macht sicher nichts falsch damit, ist aber auch kein Haben-muss. Von mir gibt es