Peter V. Brett - Das Flüstern der Nacht / The Desert Spear

Nach dem genialen ersten Teil dieser Reihe "Das Lied der Dunkelheit" musste ich auch gleich übergangslos mit dem zweiten Teil "Das Flüstern der Nacht" weiter machen. Der erste Teil hat mir wirklich sehr zugesagt. Ich wurde 800 Seiten lang von der ersten bis zur letzten Seite von dieser Geschichte gefesselt, konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil man einfach wissen musste, wie es weitergeht. Der flüssige und einnehmende Schreibstil hat neben den tollen und vor allem sympatischen Charakteren sehr viel beigetragen, daß der Suchtfaktor einfach hoch, die Spannung fast ununterbrochen spürbar war und die Thematik in dieser High-Fantasy-Welt genau meinem Geschmack entsprach.
So weit so gut.
Nun quäle ich mich leider seit bereits über 160 Seiten durch den Beginn des zweiten Teiles. Bisher durfte man noch nichts von den bekannten Gesichtern erfahren, die man im ersten Teil liebgewonnen hatte und deren weiteren Weg einen ja brennend interessieren dürfte. Nein, der Autor läßt die Leser leiden und schreibt über viele endlose Seiten über die Kindheit eines sehr brutalen Charakters. Dieser Protagonist, über den wir nun alles aus seiner Kindheit in Erfahrung bringen, hatte bereits im Lied der Dunkelheit einen kurzen Auftritt und einen bleibenden Eindruck hinterlassen, in dem er sich bereits von seiner "besten" Seite zeigte. Ein fanatisch - religiöser Anhänger und leidenschaftlicher Dämonenkämpfer aus einem südländischen Volk, dem wohl eine wichtige Rolle in dieser Reihe zugedacht ist und der mich wirklich manchmal bis an den Rand der Verzweiflung bringt.
Nun macht der Autor es mir zum Glück mit seinem einnehmenden Schreibstil, der sich trotz der vielen Fremdwörter, an die ich mich nach 150 gelesenen Seiten etwas gewöhnt habt, einfach, der Geschichte zu folgen. Klar, ein wenig interessiert es mich schon, warum dieser bestiale Mensch so geworden ist, doch Mitleid oder Verständnis kann ich ihm leider nicht entgegen bringen. Ich weiß auch nicht, ob der Autor das damit bezweckt, daß über diese Person am Ende weniger streng gerichtet wird, da der Leser die Hintergründe für manche seiner Handlungen kennt.
Aber es liegen nun noch über 800 Seiten vor mir, daher bin ich guten Mutes und freue mich auf meine "alten" lieb gewonnenen Protagonisten, die ich viel besser verstehen kann und die mir keine Wut in den Bauch treiben.

Zitat von El Novelero

Arlen wird natürlich auch wieder eine Rolle spielen. Ich fand den Perspektivenwechsel sehr gut.

Im Moment spielt Jardir ja eher die Hauptrolle aber nun gut, ich denke, wir Leser müssen ihm die Chance geben, sich auch von seiner ganzen Seite zeigen zu können, seine Vorgeschichte und Entwicklung in diesem Roman scheint ja weitaus wichtiger zu sein, als anfangs angenommen.
Und klar, daß die Kindheitsgeschichte von Arlen, die genauso detailliert vorgenommen wurde, einfacher zu lesen war und er es einem direkt von Anfang an viel leichter gemacht hat, diesen Ausschweifungen zu folgen. Arlen ist halt in meinen Augen ein Sympathieträger und mit seinem Wesen steht er Jardir krass gegenüber, er macht es seinem Gegenüber nicht leicht. Ich freue mich auf die erste Begegnung... die erste Begegnung seit damals. Das wird bestimmt klasse. Dieser Gedankengang kommt mir tatsächlich erst jetzt. War so in meinem Leid gefangen , daß ich das Wesentliche fast aus den Augen verloren habe.
Wird Jardir den tättowierten Mann überhaupt wiedererkennen?

Zitat von El Novelero

Es lohnt sich jedoch weiterzulesen, denn Die Flammen der Dämmerung ist auch wieder richtig gut.

Gut, danke, genau das wollte ich hören. Da fällt einem das Lesen viel leichter.

Zitat von Felicia

Komm schon ---- noch 50 Seiten, dann bekommst du ein kleines bisschen Arlen *Mutmach*

Wirklich? Na dann sag das doch gleich!

Zitat von Felicia

Ja ich hab dir "gleich" geschrieben nachdem ich das gelesen hatte.

Ich muß zugeben, daß mich die Rückblicke in Jardirs nähere Vergangenheit aktuell wieder etwas mehr fesseln können. Die Handlung hat gerade an Fahrt aufgenommen, die hinterlistige und machtgierige Ehefrau, diese Dama´ting namens Inevera, spielt mit ihrem Mann, wie mit einer Marionette, lenkt Jardir so in eine bestimmte Richtung, hat großen Einfluss auf diesen Mann, auf die krasianische Politik und bringt jetzt etwas Schwung ins Geschehen.

Zitat von El Novelero

Arlen und seine Freunde aus Band 1 werden in Band 3 zwar wieder eine große Rolle spielen, aber die Hauptperson des Buches ist Inevera.

Ich bin.......sprachlos.
@Felicia und @Sugar wie war das? Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Dann hoffe ich, daß Inevera mir noch viel sympatischer wird, sonst habe ich echt ein Problem. Aber danke, El Novelero, daß du diese wichtige Infos gegeben hast.

El Novelero: Ich werde gleich mal einen Blick in deinen Block werfen.
Diese Inevera ist so undurchschaubar. Was hat sie nur vor? Darf man ihr trauen oder sollte man eher vor ihren Plänen und Intrigen Angst haben.
In diesem Roman scheint auch nichts so, wie es tatsächlich ist, denn der Perspektivenwechsel aus der Sicht von Jardir, als er Arlen in Krasia hintergeht, ist so ganz anders und überraschend. Die Empfindungen sind anders. Aus Sicht von Arlen hatte man einen machtgierigen, kühlen und distanzierten Kämpfer vor sich gesehen, dem der Tod von Arlen gleichgülig sein könnte. Doch dieser Wechsel aus Sicht von Jardir läßt mich staunen.
Ich hätte nicht gedacht, daß der Autor es schaffen würde, daß man plötzlich für diesem doch eigendlich verhassten Protagonisten tatsächlich sowas wie Sympathie empfinden könnte. Wie hat der Autor das gemacht? So schleichend und clever. Ich habe mich davor gesperrt, ahnte aber bereits seit mehreren Kapitel das Vorhaben des Autors....
Aber trotzdem bleiben die schrecklichen und barbarischen Bilder bei dem gewaltsamen Einnehmen der freien Stadt Rizon. Wie will der Autor das später schön reden und Jardir in einem guten Licht dastehen lassen?

Zitat von Sugar

Waaas? Oh mein Gott, ich hatte gehofft, die geht noch in diesem Band über'n Jordan.

Zitat von Sugar

Okay, jetzt muss ich doch mal fragen: Lesen wir das gleiche Buch?

Ja, liese Sugar....aber warte mal ab. Ich bin gespannt, ob der Autor es in den nächsten 100 Seiten nicht doch schafft, dich und dein eisernes Herz ein winzig bisschen aufzutauen. Komm her, laß dich drücken

Zitat von Felicia

Jaaaaaaa. Und auch ich muss sagen, dass ich so langsam Sympathien für ihn entwickle ....

Gut, ich zweifelte bereits an meinem Menschenverstand.

Zitat von El Novelero

Wenn man mit der Zeit die ganzen Zusammenhänge und wahren Hintergründe der Handlung erkennt, dann entwickelt man schnell eine andere Meinung von bestimmten Charakteren. Deswegen gefällt mir die Reihe auch so gut, weil es keine reine Schwarz-Weiß-Malerei ist und man immer auch die Sitten und Gebräuche der jeweiligen Gesellschaft beachten muss. Man kann nicht einfach sagen, der ist gut und der ist böse.

Das merkt man nun in diesem zweiten Teil und es ist faszinierend, wie unschlüssig ich mit meiner Meinung zu den "bösen" Charakteren bin. Ich schwanke zwischen Hass und Sympathie, das macht mich echt konfus und verwirrt mich etwas. Ist aber jetzt nicht unbedingt schlecht. Spricht ja am Ende für das Können von Brett, der seine Leute in diesem Roman genial zeichnet, so wandelbar und authentisch, denn es wäre am Ende doch langweilig, würde man schon wissen, Arlen ist der Gute in diesem Spiel und gewinnt am Ende natürlich den Krieg gegen die bösen Dämonen und natürlich gegen Jardir. Und klar, die verschiedenen Kulturen müssen natürlich auch berücksichtigt werden. Jardir wird seit seiner Geburt in eine bestimmte Richtung erzogen, für diese südländischen Menschen ist man nur etwas von Wert, wenn man ein Krieger oder ein Dama ist. Ich glaube, die Dama waren von der heiligen Fraktion.
Die Männer bekommen mit der Muttermilch bereits den extremen Glauben und halt die Sitten und Gebräuche eingeflößt. Ich versuche, bestimmte Gräueltaten jetzt nicht schönzureden, denn es passieren einfach ein paar grausame Dinge, die bestimmte Personen in keinem guten Licht dastehen lassen.
Und es wäre wohl auch unglaubwürdig, wenn Jardir am Ende nur noch der gute Krieger wäre, dem sein ganzes Leben Unrecht getan wurde.
Und ich hatte diese Seiten Arlen/Jardir bereits strickt getrennt. Arlen - gut / Jardir - böse / Inevera - gaaaanz böse

Zitat von El Novelero

Ihr werdet euren Spaß haben. Ich wünsche euch viel Freude mit der Reihe und werde natürlich nichts weiter verraten.

Danke El Novelero! Übrigens habe ich auf deinem Blog ein interessantes Foto mit einem interessanten Autor gesehen. Willst du uns nicht ein wenig was von Brett erzählen, mit dem du ja anscheinend bereits zweimal ein Schwätzchen gehalten hast? !!

Zitat von Sugar

Es ist eben nur so, dass ich dieses ganze krasianische Krigervolk einfach zutiefst verabscheue, und Jardir ist da natürlich die Gallionsfigur.

Da stimmt ich dir zu. Auch, wenn ich Jardir ein klein wenig mehr mag, als noch anfangs, so komme ich mit diesem ganzen Volk und ihrer Mentalität einfach nicht klar und finde sie ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig. Ich versuche mich, ein wenig in ihre Denkweise hineinzuversetzen und doch werde ich mit dieser Kultur nicht warm.
Aber da versuche ich nun hinwegzusehen, denn die Spannung ist ja mittlerweile gestiegen und das Lesen macht jetzt wieder Spaß.

Zitat von Sugar

Also, nehmen wir mal an, Jardir besiegt alle Horclinge im Alleingang, bricht das patriarchalische System seines Volkes auf, arbeitet nebenbei ehrenamtlich als Praktikant bei einer Kräuterfrau und gründet eine Auffangstation für behinderte Robbenbabys... selbst dann wird es schwer. Sehr schwer!

Sugar, selbst Pippi Langstrumpf war fieser als die Person nach deiner obigen Beschreibung!