Das Denken der Menschen

  • Schönen Abend Bücherfreunde!


    Ich hoffe das ich im Smalltalk Bereich richtig gelandet bin mit meiner Frage.


    Ich stelle mir sehr oft Fragen nach der Menschlichen Denkweise. Warum tun wir das was wir tun? Warum tun wir es auf ebenjene Weiße wie wir es tun? usw.... (die Liste könnte man endlos fortführen) und im Allgemeinen finde ich Psychologie ein extrem spannendes Thema.
    Doch wie bei allen schönen Sachen im Leben ist auch hier ein Hacken. Nämlich bin ich wie die meisten Menschen mit achtzehn Jahren ein bisschen (EXTREM) lernfaul. :loool:


    Da ich aber sehr gerne und viel Lese, wollte ich einfach mal Fragen kennt ihr Bücher, wo ich auf spannende und unterhaltsame Weiße etwas über das menschliche Denken lernen kann?


    Ich habe bereits die Schachnovelle von Zweig und "Der Spieler" gelesen und fand beide Bücher mehr als interessant und lehrreich.


    Gibt es noch mehr Bücher wie diese und gibt es noch andere "möchtegern" oder vielleicht sogar richtige Psychologen hier?


    Freu mich auf eine nette Diskussionsrunde.

    "Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist,
    gehe ich in ein anderes Zimmer und lese."

    Groucho Marx

  • Hallo @Gedankenmeer
    ich hab Deinen Beitrag mal in "Allgemeines" verschoben, da es ja doch ein Bücherbezogenes Thema ist und somit hier gut aufgehoben :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Da ich aber sehr gerne und viel Lese, wollte ich einfach mal Fragen kennt ihr Bücher, wo ich auf spannende und unterhaltsame Weiße etwas über das menschliche Denken lernen kann?


    Nun, so ziemlich alles von Terry Pratchett. 8)

  • Ich denke, dass man in nahezu allen Büchern mehr oder weniger direkt etwas zum Denken des Menschen erfahren kann, und sei es, was der Autor wohl für Leser voraussetzt, die ihm das Buch abkaufen...


    Aber ehrlich: wenn Du bei der Erwähnung von "Der Spieler" auf Dostojevski anspielst, dann liegst Du bei ihm sicherlich sehr richtig und könntest noch die anderen, insbesondere großen, Romane angehen. Er schreibt über die Tiefen des Menschen auf eine Weise, die nahezu unäubertrefflich ist.


    Ich denke auch an Walker Percy, Albert Camus. Auf andere Weise auch einen Marcel Proust, wie er der Arbeit des menschlichen Erinnerungsvermögens nachgeht und das assoziative Denken aufdeckt.


    Julian Barnes könte auch interessieren?!


    Schau Dich mal um: zu all diesen Autoren gibt es hier schon Rezensionen.

  • Hallo @Gedankenmeer,
    bei solch philosophischen Grundgedanken (Denken, Handeln und die menschliche Existenz - Warum sind wir hier und handeln wie wir es tun?), denke ich natürlich an die Vertreter des Existentialismus, hauptsächlich an Albert Camus, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Von letzterem würde ich zum Einstieg "Das Spiel ist aus" empfehlen: Wie würde man entscheiden, wenn man über den Fortgang der Geschichte weiß und eine zweite Chance erhält, das eigene Leben positiv zu beeinflussen?

  • Ich habe jetzt ein Weilchen über Deine Frage nach Büchern über das menschliche Denken nachgedacht, @Gedankenmeer . Dabei bin ich immer wieder auf ein Buch zurückgekommen, dass ich als eines meiner Lieblingsbücher bezeichnen würde: innenseiten des kriegs von Otl Aicher. Es geht darin allerdings eher um das zu Handlungen gewordene Denken, doch wahrscheinlich wird sich mit menschlichem Denken literarisch sowieso meist über soziale Handlungen, Moral und Ethik ausgetauscht.


    Das sagt der Buchumschlag der Ausgabe von 1998 (da das Buch vollständig in Kleinschreibung gesetzt ist, ist es auch diese Kurzbeschreibung): wie es trotzdem möglich war, sich im deutschland der kriegs- und nazizeit freiheit und selbstachtung zu bewahren, beschreibt dies ganz außergewöhnliche buch. in einer zeit, in der neuerdings soldaten eine besondere ehre zugesprochen bekommen sollen, und die bundeswehr als werkzeug der politik für auslandseinsätze benützt wird, ist dies buch so aktuell wie wichtig. textprobe: 'wer sich mit der opposition im kopf zufireden gibt, zieht sich in die bürgerliche unverbindlichkeit zurück und trocknet darin aus.' ein buch gegen das austrocknen. 'das buch enthält den entwurf einer ethik, die unserer lebenswelt bitter not täte.' (süddeutsche zeitung)


    [Ich vermute, der Buchumschlag heute könnte anders lauten, da es Ende der Neunziger zum Beispiel eine lauter geführte öffentliche Diskussion über die öffentliche Vereidigung von Soldaten gab als heute.]


    Otl Aicher (1922-1991) war übrigens Grafiker, Gründungsmitglied der Hochschule für Gestaltung in Ulm und ein Urgestein der visuellen Kommunikation, verantwortlich für das grafische Erscheinungsbild vieler weltbekannter Unternehmen (z.B. Lufthansa und Braun). So gilt er u.a. als "Father of the Geometric Man", da er für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München schon bekannte Bildzeichen-Systeme zu heute üblichen Piktogrammen mit geometrisierten Figuren vereinfachte. Außerdem war er ein guter Bekannter der Geschwister Scholl von der Widerstandsgruppe "Weiße Rose".


    Hier zum Abschluss noch eine Textstelle aus dem Buch, zitiert nach Seite 66f.:

    Zitat

    ich lasse den lügner, den heuchler, den täuscher gelten, aber nicht den mitläufer. mir wäre wohler, ich würde in einem volk der schweiger leben als in einem solchen von jasagern, kopfnickern und heilrufern, die nur noch versuchen, ihre haut zu retten, was soviel bedeutet, ihre felle nicht davonschwimmen zu lassen.


    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • Danke für die Tipps!


    Ich denke, dass man in nahezu allen Büchern mehr oder weniger direkt etwas zum Denken des Menschen erfahren kann, und sei es, was der Autor wohl für Leser voraussetzt, die ihm das Buch abkaufen...


    Aber ehrlich: wenn Du bei der Erwähnung von "Der Spieler" auf Dostojevski anspielst, dann liegst Du bei ihm sicherlich sehr richtig und könntest noch die anderen, insbesondere großen, Romane angehen. Er schreibt über die Tiefen des Menschen auf eine Weise, die nahezu unäubertrefflich ist.


    Jo da hast du recht! Irgendwie sagt jedes Buch etwas über das Danken aus.
    Und ja ich meinte Dostojevski. :)
    Deine Aussage über Marcel Proust interessiert mich, könntest du mir ein genaues Buch von ihm Empfehlen? :)


    Hallo @Gedankenmeer,
    bei solch philosophischen Grundgedanken (Denken, Handeln und die menschliche Existenz - Warum sind wir hier und handeln wie wir es tun?), denke ich natürlich an die Vertreter des Existentialismus, hauptsächlich an Albert Camus, Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Von letzterem würde ich zum Einstieg "Das Spiel ist aus" empfehlen: Wie würde man entscheiden, wenn man über den Fortgang der Geschichte weiß und eine zweite Chance erhält, das eigene Leben positiv zu beeinflussen?


    Danke das Buch kommt sofort auf meine "muss-ich-haben-liste" :)



    Das sagt der Buchumschlag der Ausgabe von 1998 (da das Buch vollständig in Kleinschreibung gesetzt ist, ist es auch diese Kurzbeschreibung): wie es trotzdem möglich war, sich im deutschland der kriegs- und nazizeit freiheit und selbstachtung zu bewahren, beschreibt dies ganz außergewöhnliche buch. in einer zeit, in der neuerdings soldaten eine besondere ehre zugesprochen bekommen sollen, und die bundeswehr als werkzeug der politik für auslandseinsätze benützt wird, ist dies buch so aktuell wie wichtig. textprobe: 'wer sich mit der opposition im kopf zufireden gibt, zieht sich in die bürgerliche unverbindlichkeit zurück und trocknet darin aus.' ein buch gegen das austrocknen. 'das buch enthält den entwurf einer ethik, die unserer lebenswelt bitter not täte.' (süddeutsche zeitung)


    Ist es nicht anstrengend ein Buch ohne Groß-und Kleinschreibung zu lesen? :?: :)

    "Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist,
    gehe ich in ein anderes Zimmer und lese."

    Groucho Marx

  • Deine Aussage über Marcel Proust interessiert mich, könntest du mir ein genaues Buch von ihm Empfehlen?


    Ich bin zwar nicht tom leo, aber das geht bestimmt in Ordnung. Er meint das bekannteste Werk überhaupt von Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit! Damit ist man auch eine Zeitlang beschäftigt. :wink::D


    Falls du dir dieses Werk näher anschauen bzw. kaufen möchtest ein kleiner Hinweis, es gibt einige unterschiedliche Ausgaben dazu. Ich habe dir jetzt einfach mal die Komplett-Ausgabe der Frankfurter als Hardcover verlinkt, es gibt sie auch als Taschenbuchausgabe, warum auch immer leider nicht mehr als Komplett-Ausgabe wie ich sie hier noch stehen habe. Absolut abraten mag ich dir von der 3-bändigen-Taschenbuchausgabe von suhrkamp, es sei denn du hättest Augen wie ein Luchs, die Buchstaben sind winzig klein. Ich hatte sie aus dem Grund weiterverkauft. Von Reclam (und in dem Fall keine Winzschrift soweit ich weiß) gibt es eine Neuübersetzung von Bernd-Jürgen Fischer.


    Googel einfach mal nach dem Stichwort "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", da wirst du bestimmt einiges dazu finden. 8) Nicht immer sind die Kommentare begeistert, ein wenig Durchhaltevermögen gehört dazu. Ich selbst habe mich zweimal durch den ersten Band (es sind zwar Bände, aber es ist tatsächlich "nur" ein Buch) "durchgekämpft", die anderen stehen noch aus. (Wie immer das gleiche Problem allüberall: So viele tolle Bücher, so wenig Zeit.....) Mir hatte es gefallen, obwohl ich hin und wieder geneigt war, Proust in seine ausufernden Beschreibungen eines z.B. einzigen Weißdornbusches hinein zu stupsen. Und ausufernd meint wirklich ausufernd. Dazu noch Bandwurmsätze... Einer hatte sich fast über eine Seite hin weggestreckt, da den Überblick zu behalten ist nicht gerade leicht. Deshalb habe ich dieses Leseprojekt erst mal aufs Eis gelegt, aber noch nicht vergessen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Fällt mir gerade ein, es gab auch mal ein Projekt von Jochen Schmidt, der sein persönliches Leseprojekt Proust (jeden Tag zwanzig Seiten lesen und entsprechend kommentieren) erst auf seinem Blog und dann als Buch veröffentlicht hatte. Und das richtig amüsant :loool: Das ist keine hochgeistige bzw. abgehobene Lektüre sondern macht einfach nur Spaß. Ich blätter da gerne drin rum :uups:

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  • Hallo und herzlich willkommen!
    Die oben genannten Empfehlungen könnte ich voll und ganz unterschreiben, insbesondere Dostojewski. "Schuld und Sühne" ist psychologisch gesehen absolut lesenswert. Ein Buch, an das ich sofort denken musste, war Die Glut" von Sandor Marai. Mir ist zwar nicht mehr ganz genau im Gedächtnis, worum es ging, aber ich weiss noch, dass ich es psychologisch spannend fand und ich glaube, es kommt Stefan Zweig sehr nahe.Ein weiterer, klassischer Autor, der sich meisterhaft mit der Analyse des Zwischenmenschlichen befasst ist Zola, z.B. "die Bestie Mensch".
    In einer Minileserunde hier lesen wir zur Zeit übrigens ein Buch, das auch für alle interessant ist, die sich in die Gedankenwelt anderer Menschen ( bzw. Exzentriker) tauchen wollen: "Wolf Solent" von John Cowper Powys. Schau doch mal vorbei! Und zu guter Letzt diesen, etwas moderneren Autor: Richard Yates. Ich weiss nur nicht, ob ich dir das empfehlen soll, es wirft kein gutes Licht auf die Ehe, nicht dass es dich auf ewig prägt :wink: .

    :study: Junge mit schwarzem Hahn- Stefanie vor Schulte


    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • Danke, danke, danke!


    Ihr seit echt super! :lechz: Das sollte mir fürs erste als Lesestoff genügen!


    :)

    "Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist,
    gehe ich in ein anderes Zimmer und lese."

    Groucho Marx

  • Ist es nicht anstrengend ein Buch ohne Groß-und Kleinschreibung zu lesen? :?: :)

    Das ist eigentlich überhaupt nicht anstrengend. Keine Zeichensetzung oder fehlende Absätze wären schlimm. Aber so geht das recht gut! Viele SMS sehen nicht anders aus ... :wink:
    Bei dem grafischen Nimbus, der den Autor umgibt, handelt es sich sicher um eine rein grafische Entscheidung: keine allzugroßen Höhenunterschiede und die Wort schnurren zur Zeile zusammen, das bringt ggf. Geschwindigkeit in den Lesefluss. Wer weiß. Das Buch ist es jedenfalls wert, gelesen zu werden. Für Querdenker, Freidenker und, nunja, Menschen, die sich überhaupt Gedanken machen: Wie bewahre ich mir die Freiheit des Denkens in einer Umgebung, die diese Freiheit einschränken will? Die möglichst keine Widerworte wünscht!

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (189/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • Wie bewahre ich mir die Freiheit des Denkens in einer Umgebung, die diese Freiheit einschränken will? Die möglichst keine Widerworte wünscht!


    Ich finde diesen Ansatz genial.
    Das Buch kommt auf jeden Fall auch auf meine Liste. Die immer länger wird. Das schaff ich in einem Leben bald nicht mehr :totlach:

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