Karel Čapek – Das Jahr des Gärtners / Zahradníkův rok

  • ORIGINAL : Zahradníkův rok (Tschechisch, 1929)
    Mit Illustrationen seines Bruders Joseph Capek


    1.Deutsche Übersetzung : 1932


    INHALT :
    Liebeserklärung an den gärtnernden Teil der Menschheit Das heiter illustrierte und phantasievolle Büchlein ist getragen von der Liebe zu allen, die sich der Passion des Gärtnerns verschrieben haben. Auf vergnügliche Weise betrachtet Čapek die stets wiederkehrenden Arbeiten des Bestellens, Kultivierens und Erntens. Er weiß um die Sehnsüchte derer, die ein Stück Land bebauen, und kennt ihre Eigenarten, ja Absonderlichkeiten. Was in seinem literarischen Garten vor allem gedeiht, sind die Gewächse Humor und Ironie.
    (Quelle : Kurzbeschreibung)


    BEMERKUNGEN :
    Das Buch besteht aus zwölf den jeweiligen Monaten des Jahres gewidmeten Kapiteln, in denen der Autor auf eine ernste und lustige Weise den begeisterten Gärtner (er redet hier eher von den Ziergärtnern, weniger von Obstbauern und Gemüsegärtnern) in den den Jahreszeiten entsprechenden Vorkehrungen und Notwendigkeiten, Leiden, Fragen und Abenteuern, auf die Schippe nimmt. Er selber gehört als Ich-Erzähler dazu, und keinesfalls ist dies eine Verächtlichmachung des Enthusiasmus’ als vielmehr eine Form des Schmunzelnkönnens über die Absonderlichkeiten dieser Spezie Mensch. Vor, bzw zwischen diesen Monatskapiteln stehen noch jeweils thematisch bestimmte Themen.


    Meines Erachtens eine ideale Mischung zwischen guter Beobochtungsgabe, auch sehr stimmigen Erklärungen zu verschiedensten Tätigkeiten und « Schwächen » des Gärtners UND einem stets schmunzelnden Blick auf ebendiesen. Zwar handelt es sich nicht um ein Gartenbaubuch mit genauen Anleitungen, doch soweit ich das als Laie beurteilen kann, muss Čapek hier schon aus einer Menge Wissen und Liebe schöpfen. Und wer genau liest wird hinter dem Humor auch eine Prise tiefer Weisheit und ein Buch kleiner und großer Erkenntnisse ausmachen.


    Die einfachen, aber so tollen und sprechenden Illustrationen des Bruders des Autors, Josef Čapek, erhöht nochmals den Reiz und läßt einen Schmunzeln und Lachen !


    Wohl ein ideales Geschenk für den Gärtner und/oder Leser. Oder eben an sich selbst !


    Ausdrückliche Empfehlung an alle, insbesondere den « gärtnernden Teil der Menschheit »!


    AUTOR :
    Karel Čapek (*1890 in Klein-Schwadowitz, gestorben 1938 in Prag) ist einer der wichtigsten tschechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.


    Er war der Sohn des Landarztes Dr. Antonín Čapek. Er besuchte das Gymnasium in Königgrätz, Brünn und Prag. Von 1909 bis 1915 studierte er Philosophie in Prag, wobei er dazwischen auch in Berlin und mit seinem Bruder zusammen in Paris studierte. 1915 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Čapek arbeitete zunächst in der Akademiebibliothek als Bibliothekar und von 1916 bis 1917 als Erzieher bei einem Grafen. Seit 1917 war Čapek Journalist, zunächst bis 1920 bei Národní listy, danach war er Redakteur der Lidové noviny. Sein erstes Theaterstück (R.U.R.) wurde 1920 aufgeführt, es folgten Detektivgeschichten, Romane, Reisebeschreibungen, Märchen und weitere Schauspiele. Daneben war er von 1921 bis 1923 Dramaturg und Regisseur am Theater in den Weinbergen in Prag. Er gilt als der Hauptinitiator des Stammtisches Pátečníci, der sich ab 1925 meist in seiner Wohnung traf.


    Von 1925 bis 1933 gehörte er dem tschechischen PEN-Klub an. 1923 bereiste er Italien, 1924 England, 1929 Spanien, 1931 Holland, 1936 Dänemark, Schweden und Norwegen. Er war mit der Schauspielerin und Schriftstellerin Olga Scheinpflugová (1902–1968) verheiratet, einer Tochter des Schriftstellers und Journalisten Karel Scheinpflug. Capek hat früh vor der Bedrohung durch Faschismus und Nationalismus gewarnt, der Gestapo galt er als Staatsfeind Nummer 2. Zwei Monate nach dem Münchner Abkommen starb Karel Čapek. Nachdem ihm klar geworden war, dass die westlichen „Alliierten“ (England, Frankreich) die Tschechoslowakei im Stich lassen würden, nahm er keine Nahrung mehr zu sich und starb an Lungenentzündung. Sein Bruder Josef Čapek (hier zB Illustrator seines Buches), Maler und Schriftsteller, kam im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben.
    (Quelle : Kurzvita bei amazon ; siehe auch Ausführlicheres bei : http://de.wikipedia.org/wiki/Karel_Capek )


    Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
    Verlag: Schöffling (15. Februar 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3895615919
    ISBN-13: 978-3895615917

  • Hier, wenn alles klappt, eine Verlinkung zu einer tschechischen Ausgabe im Kindle-Format:


    http://www.amazon.co.uk/Zahrad…Zahradn%C3%ADk%C5%AFv+rok

  • Auf der Suche nach tschechischen Büchern wurde mir dieses Kleinod dankenswerterweise von @tom leo empfohlen. Anfangs war ich noch skeptisch, als ich mir die Inhaltsangaben online durchsah. Ich bin doch so gar kein exzessiver Gärtnertyp? Ein Blumenbuch vielleicht? Gott sei Dank ließ ich mich von diesen Zweifeln nicht beirren sondern blätterte in der Bücherei gleich mal in das Büchlein hinein und war sofort gefangen. Kennt ihr das: Man sitzt jemandem gegenüber, der ein Buch liest und unentwegt schmunzelt? Wenn ja, dann kann ich das bei der Lektüre dieses Buches gewesen sein. Herzerfrischend, amüsant, tiefsinnig beschreibt der Autor das Jahr des Gärtners. Von seinem Haderns mit dem Unbeeinflussbaren (Wetter) bis hin zu seiner Gier nach immer mehr. Achtung: Ähnlichkeiten zum Leben außerhalb eines Gärtnerlebens sind nicht ausgeschlossen. Nicht schrecken lassen sollte man sich von der oft gehäuft auftretenden Anzahl an lateinischen Bezeichnungen. Nein, die braucht man nicht zu kennen - es ist generell keine botanische Vorkenntnis erforderlich - dient sie doch eher der Schilderung einer schier unüberschaubaren Menge.


    Zusammenfassend kann ich das Buch jedem empfehlen (egal ob Botaniker, Hobbygärtner oder Nicht-Inhaber des grünen Daumens) die - wie ich - dieser Art der Ironie und des Humors gerne zwischendurch zur eigenen Aufheiterung offen gegenüberstehen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Danke @tom leo nochmals für die Empfehlung!

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

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    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Ergänzend zu den beiden schönen Rezensionen mag ich nur noch kurz anmerken, dass ich mit allergrößtem Vergnügen dieses Büchlein über den Hobbygärtner gelesen habe. Es hatte mich zum schmunzeln und kichern gebracht. Wie der Hobbygärtner beschrieben wird, das trifft den Nagel auf den Kopf und bleibt wunderbar liebenswert. Es steckt voller Humor und gleichzeitig tiefem Verständnis für die Probleme des Hobbygärtners. Wie da die Kataloge gewälzt, die Pflanzen gehegt und gepflegt werden, wie mit Gartenschläuchen und sonstigen gekämpft wird. Einfach herrlich!

    Auch von mir eine absolute Empfehlung!

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Karel Capek - Das Jahr des Gärtners


    Dieses Büchlein gehört in folgende Kategorien: Liebesroman, Sachbuch, Roman, Poesie, Klassiker, Humor & Satire. Wo steckt man es also hin: in Allgemeines.

    1929 das erste Mal geschrieben und immer noch gefragt. Das sollte sich durchaus schon als Klassiker schimpfen lassen. Indessen ist es deutlich verständlicher als die klassischen Klassiker geschrieben. Bei dem Titel keine Überraschung. Verständlich heißt, zeitlos formuliert. Nicht ausschließlich die Inhalte, sondern hinzukommend der Stil. Er stößt einem nicht auf. Doch zeitlos ist es nicht. Der Zeitstrahl wird streng geordnet abgegangen. Der eines Jahres. Des Gärtnerjahres.


    Da ist es plötzlich ein Sachbuch, ein chronologisches. Ganz brav bringt es die Weisheiten eines Kleingärtners an den Leser. Mit einem Ernst, der als solcher nicht das Lesen verdirbt. Was ist wann, wie, warum und am besten zu tun. In solchem Kleinod. In fließendem literarischen Text.


    Zum Roman mutiert, der erzählerisch das Tun eines engagierten Kleingärtners verfolgt. Mit einem leichten Amüsement. Überdies von Spannung getragen, welche gärtnerische Weisheit der Erzähler als Nächstes in seiner bescheidenen Bestimmtheit an den Leser bringt.


    Dies tut er in einer Weise, die erkennen lässt, dass er sein Schaffen für ihn eine Art betriebene Poesie ist. Er entlockt der Natur ihre Poesie und formt sie für sich. Es hat durchaus Poetisches an sich.


    Gut, soll alles seine Richtigkeit haben, aber unter Liebesroman hat ein Gartenbuch wahrlich nichts verloren. Sollte man meinen. Dieses hier ist kein Gartenbuch, es zeichnet den Kleingärtner in seiner Liebe und Hingabe zu seinem Tun. Nachvollziehbar. Erlebbar.


    Dieses Buch besitzt Herz. Das schlägt für das Bewirtschaften einer kleinen Scholle mit profanen Gewächsen und Nutzpflanzen. Eher noch dem Menschen, der diesem Zeitvertrieb frönt. Auf jeder Seite geschieht das voller Respekt und Achtung solcher Hingabe. Mit Abstand und einem steten sanften Hauch von Ironie.

    Es hält die Waage zwischen dem abschätzenden Blick sowie der uferlosen Begeisterung über ein gutes Tomatenjahr. Deswegen ist das Buch auch für beide Seiten dienlich. Der despektierliche Betrachter nimmt unbewusst beim Lesen sich mit seiner Überheblichkeit, Seite für Seite etwas zurück. Der Kleingärtner hingegen kann von Seite zu Seite immer mehr mit dem Spott über sein Tun, leben.

    Ich bin einer der despektierlichen Betrachter und fühlte mich vom Buch trotzdem überaus angesprochen. Es hat auf vergnügliche Weise mein Urteil aufgeweicht. Und das geschah in einem Alter, wo no future Programm war. Wer kann solche Wunder vollbringen. 1929 Karel Capek. Erstaunlich.


    Seit dem Lesen anno-damals, geriet das Buch nicht in Vergessenheit. Über die Zeit habe ich es mehrere Male verschenkt. Streifte das Gespräch mit dem Beschenkten dann einmal das inzwischen gelesene Geschenk, fielen nie viele Worte, sondern man schmunzelte einander verstehend an. Dazu musste niemand die Seite wechseln.

    Wie würde Spock sagen?

    Faszinierend.