Ich hab eine ganze Weile über Deine Frage nachgedacht @Yael - ich musste echt überlegen, ob mir das Setting in Romanen überhaupt bewusst auffällt oder nicht - und muss die Frage tatsächlich mit Nein beantworten. Ich nehme ein Buch und tauche ein in die Geschichte und habe prompt meine eigenen Bilder im Kopf - und das sehr unabhängig von dem was evtl. beschrieben wird. Das ging auch durchaus schon so weit, dass ich partout eine Figur anders gesehen habe als beschrieben (z.B. dunkel statt blond). Eigentlich verrückt, aber so ist das. Die Bilder entstehen mit der Geschichte auch ohne detaillierte Beschreibungen, ich kann gar nicht genau erklären wie - das nennt man dann wohl Kopfkino. Daher kann ich für mich nur antworten: für mich ist es eher nebensächlich, da meine Bilder sich verselbständigen. Was ich nicht genau beurteilen kann ist, inwiefern mein Kopfkino da von unbewusst aufgenommenen Beschreibungen beeinflusst wird, von Kleinigkeiten, die am Rande erwähnt werden und leicht überlesen werden - die könnten bei mir doch mehr auslösen als ich bewusst nachvollziehen kann. Nur ein Genre nehme ich da ein wenig aus: die Fantasy / Science Fiction. Da glaube ich, dass das Setting sehr wohl wichtig ist, da es sich um "irreale" Welten handelt. Auch auch dort hab ich sehr schnell sehr individuelle Bilder bei mir.
Du hast das Unmögliche geschafft, und genau das beschrieben, was bei mir unverzüglich beim ersten Satz beginnt. Doch ich denke schon, dass der Film in meinem Kopf nicht nur völlig alleine entsteht, sondern der Autor mit seinen Beschreibungen des Settings, einen sehr großen Anteil daran hat und deswegen für meinen eigenen Kinofilm sehr wichtig ist. Und anders als von anderen hier vermutet, müssen es eben keine ellenlangen Landschaftsbeschreibungen alias Pilcher oder Tolkien sein, sondern vielmehr schaffen es eben einige Autoren, diese Beschreibungen wie nebensächlich einfließen zu lassen und trotzdem bildet sich daraufhin sofort ein komplettes Filmset.
Aber manchmal, und da musste ich eben echt schmunzeln, ist meine eigene Fantasy dominanter, als die Beschreibung des Autors. Meistens liegt es daran, dass mein eigener Kinofilm schon läuft und der Autor mit seiner Beschreibung zu spät kommt.