Das Setting ~ Wichtig oder eher nebensächlich?

  • Heute bekam ich von meinem Verlag einen Newsletter zugesandt, in dem ein Autor auf die Bedeutung des "Settings", also dem Schauplatz eines Romans, aufmerksam machte, und dass im Allgemeinen zu wenig Wert darauf gelegt wird, wie dieses aussieht. Er meinte, die meisten Schriftsteller seien fähig, glaubwürdige, dreidimensionale Charaktere zu erschaffen, aber kaum ein Autor gebe sich die Mühe, seine Leser in sein Werk "hineinzuziehen", indem er ihnen die dort bestehenden Örtlichkeiten detailliert beschreibt (Ich glaube, er hatte nicht "Harry Potter" und Co. im Sinn, sondern eher Krimis und Erzählungen).


    Ich war ein bisschen erstaunt darüber. Erstens kenne ich kaum bis gar keine Romane, in denen *nicht* auf das Setting eingegangen wird, und zweitens erscheinen mir die Charaktere und ihre Gedanken bzw. Handlungen doch wichtiger als der Ort, an dem sie agieren.


    Wie sehr ihr das? Würdet ihr euch manchmal wünschen, der Autor / die Autorin würde euch tiefer in die von ihm /ihr erschaffene Welt ziehen, indem der Ort, an dem sich eine Figur befindet, anschaulicher beschrieben wird? Oder stören euch Details eines Schauplatzes eher, weil sie das Tempo der eigentlichen Geschichte drosseln? Fallen euch für beide Fälle Beispiele ein? Ich bin gespannt auf eure Antworten!

  • Ich finde, das Setting ist ungeheuer wichtig. Wenn ich an ein gutes Buch denke, das ich vor einigen Jahren gelesen habe, dann ist es bei mir oft der Schauplatz, an den ich als erstes denke. Vieles verblasst im Laufe der Zeit, Details der Handlung, sogar Teile des Charakters, aber der ein oder andere Schauplatz, so wie ich ihn mir vorgestellt habe, hat sich regelrecht eingebrannt. Er ist auch nicht für jedes Buch wichtig, es gibt ja auch genügend Bücher, die toll sind und bei denen das Hauptaugenmerk auf den Charakteren liegt, an deren Entwicklung, an der Aussage, die ein Autor machen will uswusf.


    Weil Du die Details eines Schauplatzes ansprichst: Ich finde gar nicht, dass unbedingt eine hohe Anzahl an Wörtern nötig ist oder eine pedantische, penible Beschreibung jedes Details. Vielmehr kommt es darauf an wie der Autor es versteht, seine Vorstellung an den Leser zu bringen und es bei ihm vor den inneren Auge erscheinen lässt. Das kann mit weniger Wörtern durchaus besser funktionieren als mit einer bloßen Aufzählung.
    Für mich ist z.B. Stephen King ein Meister darin, obwohl seine Schauplätze oft nur Kleinstädte sind. Ein weiteres positives Beispiel ist Michael Grant und seine "Gone"-Reihe, genauso wie die "Maze Runner"-Trilogie von James Dashner. Auch Dan Brown wird oft ein wenig belächelt, aber ich fand, dass er bekannte Schauplätze in "Illuminati" oder "Sakrileg" wirklich toll rübergebracht hat.

  • Mir geht es ähnlich wie Kapo. Für mich ist eine gute Beschreibung der Örtlichkeiten schon wichtig, da sich mir beim Lesen Bilder im Kopf aufbauen. Diese werden um so detaillierter, je bildhafter auch die Sprache ist. Das muss nicht zwingend eine epische Beschreibung sein. Eine vergleichende Darstellung stimmuliert meine Fantasie viel mehr als tausend Worte.


    Zitat aus "Das Spiel des Engels" von Carlos Ruiz Zafòn

    Zitat

    Ein fei­nes wei­ßes Licht riss den Him­mel ent­zwei, und dich­te Re­gen­trop­fen fie­len wie Dol­che aus Glas zur Erde herab. Kurz bevor der erste Trop­fen den Boden be­rühr­te, stand die Zeit still, und Hun­dert­tau­sen­de Licht­trä­nen schweb­ten in der Luft.


    Natürlich gibt es auch ausführliche Beschreibungen, ein Beispiel hierfür, das ich in der letzen Zeit gelesen habe ist "Anna Karenina" von Leo Tolstoi. Aber das gehört unbedingt zu diesem Buch, da dadurch die Stimmung eines Ljewin erst zum Ausdruck kommt und auch wesentlich zur Darstellung seines Characters gehört.


    Auch in Krimis kann ich zwischendurch schon ein paar Absätze gebrauchen, die den Spannungsbogen wieder absenken, denn diesen konstant hoch zu halten bzw. immer mehr zu steigern ist äußerst schwierig für den Autor und für mich als Leser auch sehr, sehr anstrengend.


    Gerade wenn man sich beispielsweise Rezensionen von "Das Spiel des Engels" durchliest, fällt auf, dass die meisten Leser die bildhafte Beschreibung Barcelonas hervorheben. Man kann also spannend schreiben und trotzdem "Settings" schildern und Atmosphären aufbauen. Tatsächlich ist dies für mich auch ein Merkmal "guter" Romane.

    „Dümmer wird man durchs Bücherlesen jedenfalls nicht“
    Christine Nöstlinger

  • Ich kann mich @Kapo + @julibito nur anschließen. Für mich ist die Beschreibung des Handlungsortes sehr wichtig und manche Autoren schaffen es, so detailgetreue Bilder zu erzeugen, dass ich noch Jahre nach dem ich ein Buch gelesen habe, Bilder bestimmter Orte im Kopf habe, als hätte ich die Fotos selbst auf einer Urlaubsreise geknippst. Ich benötige, zum erstellen meines eigenen "Lesefilms", eine bildgewaltige Beschreibung des Autors. Natürlich gibt es auch genügend Bücher, wo ich auch ohne gut zurecht komme. Aber mir bleiben eben manche Bilder eines Geschichten-Settings über Jahre im Kopf und ich liebe diese kleine Erinnerungs-Fotosammlung.

    Ich :study: gerade:

    [-X 2024: SuB 7.708

    gelesen/gehört insgesamt: 11 davon 6 :study: = 2265 Seiten / 5 :musik: = 53:34 Stunden

    (2023 gelesen: 14 B. / 4.602 S. + gehört: 32 HB. / 327:27 Std.)

  • Vieles verblasst im Laufe der Zeit, Details der Handlung, sogar Teile des Charakters, aber der ein oder andere Schauplatz, so wie ich ihn mir vorgestellt habe, hat sich regelrecht eingebrannt.


    Auch ich kann mich den bisherigen Meinungen nur anschließen, das Setting ist für mich schon sehr wichtig. Kapo trifft es da mit seiner Aussage ganz genau.
    Auch bei mir findet beim Lesen eine Art Kopfkino statt und ich liebe es, wenn das Setting gut beschrieben ist.
    Dabei müssen es nicht ewige Landschaftsbeschreibungen sein oder die genaue Aussage welche Bäume wo stehen usw, aber manche Autoren schaffen es einfach, mir mit nur ein paar Worten das Gefühl zu vermitteln ich müsse nur vom Buch aufblicken, um alles direkt vor mir zu sehen.

    Life isn't about waiting for the storm to pass.....
    it's about learning to dance in the rain!


    2018 gelesene Bücher 45 :study: 20122 Seiten
    abgebrochen: 0


  • Mich interessiert das Setting in ca. 90% der Fälle null komma gar nicht. Ein gutes Buch kann meinetwegen auch in einem leeren, untapezierten Zimmer spielen, solange die Handlung (und der Schreibstil) stimmt. Ich kaufe doch kein Buch, weil es z.B. im Schloss spielt oder die Landschaft toll ist - dafür gibt es Rosamunde Pilcher Verfilmungen :wink:
    Sicher kann man das Drumherum so ausarbeiten, dass es seinen Teil beiträgt, aber das beste Setting nutzt m.E. gar nichts, wenn der Rest nicht passt.

  • Ich möchte bei Romanen, Krimis und Thriller immer eine ausführliche Beschreibung von Personen in ihrern Handlungen und natürlich in ihren Denkweisen und Aussehen. Genau so wichtig ist mir aber auch die Beschreibung des Ortes, wo sich das alles abspielt. Nur so, denke ich, kann man sich gut die Situation der Charaktere vorstellen und ihre Beweggründe so oder so zu handeln. Beispiel, wenn ich einen historischen Roman lese, benötige ich, um mich in die Handlung hinein zu versetzen schon eine Beschreibung des Ortes. Wie sehen die Häuser aus, innen und außen? Wie ist z.B. der Kamin ausgestattet? Ist er verkachelt? Wie sehen die Kacheln aus? Das könnte man noch viel weiterführen. Oder, Romane, die an historische Ereignisse angelehnt sind. Da ist mir die Beschreibung des Ortes um so wichtiger (und am besten ist es natürlich, wenn die Beschreibung nahezu mit der historischen Wahrheit übereinstimmt).


    Als Beispiel nehme ich hier "Kind 44" von Tom Rob Smith. Der Thriller wäre nur halbv so gruselig, wenn die Beschreibung der Zeit und der Orte nicht gestimmt hätte. Dergleichen kann man über fast jedes Buch sagen.

  • Mir geht es da ähnlich wie CKStreet. Das Setting ist mir in einem Großteil der Fälle ziemlich egal. Manchmal überlese ich die Beschreibung des Settings sogar :pale: Bzw. ich lese es so unaufmerksam, dass ich nichts davon behalte. Bei mir formt sich eigentlich immer schon von selbst ein Bild von der Umgebung im Kopf und dann passiert es manchmal, dass der Autor doch noch irgendwas beschreibt, was so gar nicht in meine Vorstellung passt und dann bin ich immer irritiert :lol: Lange Beschreibungen der Umgebung langweilen mich auch sehr schnell. Ich bin glaub ich auch mehr charakterfixiert. Solange ich die deutlich vor mir sehe (nicht, was Äußerlichkeiten angeht, sondern halt von ihren Eigenarten usw.) ist für mich alles okay ;)

    "You may, however, rest assured there are no ghosts in this world. Save those we make for ourselves."
    Sherlock (BBC) - The Abominable Bride


    "Please don't put a label on me - don't make me a category before you get to know me!"
    John Irving - In One Person

  • Ich finde die Beschreibungen des Settings persönlich sehr, sehr wichtig. Mir fällt auf, daß ich anscheinend sehr viele Bücher besitze, in denen nicht nur die Handlung im Vordergrund steht, sondern in denen der Handlungsort vom Autor liebevoll in Szene gesetzt wurde.
    Sehr viele Romane sind mir dadurch positiv in Erinnerung geblieben, die ich nach einiger Zeit gerne erneut lesen möchte, um diese wunderbare Gefühl wieder erleben zu können, wenn man z.B. mit Cecelia Ahern in Irland auf Reisen geht, sich dort in gemütlichen Häusern aufhällt, die Autorin sich in detailverliebte Beschreibungen von Bettwäsche, Vorhänge ect. verliert, mit dem Leser charakteristische Kleinstädte auf dieser grünen Insel aufsucht und bildhaft miterleben läßt, was die Protagonisten dort erleben oder aber wenn man mit Patrick Rothfuss oder Tolkien in eine frei erfundene Welt abtaucht! Ich liebe diese Landschaftsbeschreibungen, wenn sie gekonnt in Szene gesetzt werden und nicht seitenlang dasselbe runtergerattert wird. Denn ich denke, Abwechslung ist gerade bei den Landschaftsbeschreibungen wichtig, sonst wird selbst mir das alles zuviel.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Würdet ihr euch manchmal wünschen, der Autor / die Autorin würde euch tiefer in die von ihm /ihr erschaffene Welt ziehen, indem der Ort, an dem sich eine Figur befindet, anschaulicher beschrieben wird?

    Über diese Frage habe ich mir bisher nie Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, würde ich aber eher zu einem "Nein" tendieren. :-k Tatsächlich ist mir nämlich nie aufgefallen, ob ein Autor sehr ausschweifend über das Setting schreibt oder eben gar nicht. Das ist eigentlich merkwürdig, da ich immer wusste: Mir ist der Schauplatz wichtig. Jetzt fällt mir aber auf, dass sich "meine" Schauplätze immer aus der Geschichte heraus ergaben. Ich würde daher also fast annehmen, dass, selbst wenn der Autor eine detailierte Beschreibung abgegeben hat, sich das Bild des Schauplatzes stets in meinem Kopf zusammengebaut hat - völlig unabhängig davon, wie er im Buch dargestellt wurde. Dass dies bei den Charakteren der Fall ist, weiß ich schon länger. Die sehen in meiner Vorstellung eigentlich fast immer anders aus, als es sich der Autor ausgemalt hat. Aber bei den Settings ist mir das eigentlich erst jetzt so richtig bewusst geworden.


    Für mich bedeutet das jetzt Folgendes: Ja, mir ist der Schauplatz wichtig, aber es ist mir nicht wichtig, wie intensiv er vom Autor in Szene gesetzt wird. Für mich ist von Bedeutung, wie die Atmosphäre um diesen Schauplatz herum aufgebaut wird, sodass ein für mich flüssiges und nahtloses Bild entsteht.


    So und jetzt werde ich beim Lesen erst mal versuchen, ganz genau darauf zu achten. Danke für diesen Thread, Yeal. :thumleft:


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Danke für diesen Thread, Yeal.


    Ich danke *euch* für eure Antworten und Meinungen! Tatsächlich kann ich beide Standpunkte nachvollziehen. Ich bin zwar auch eher der detailverliebte Leser (und Autor), aber es hat schon was für sich, wenn sich Autoren kurz fassen, ohne allzu viel Augenmerk auf das Setting zu richten. Als Beispiel fallen mir die Romane von Philippe Djian ein, zumindest die frühen, die ich verschlungen habe (die "Betty"-Tilogie). Sie sind schnell, fast rasant. Beim Lesen kommt man manchmal schier außer Atem. :lol: Und trotz seiner "übereilten" Art fehlt es diesen Büchern an nichts. Lange Beschreibungen von Zeit und Raum würden überhaupt nicht zur Geschichte passen. Wobei ich sagen muss, dass hin und wieder eine überraschend romantische Ader durchbricht.

  • Ich hab eine ganze Weile über Deine Frage nachgedacht @Yael - ich musste echt überlegen, ob mir das Setting in Romanen überhaupt bewusst auffällt oder nicht - und muss die Frage tatsächlich mit Nein beantworten. Ich nehme ein Buch und tauche ein in die Geschichte und habe prompt meine eigenen Bilder im Kopf - und das sehr unabhängig von dem was evtl. beschrieben wird. Das ging auch durchaus schon so weit, dass ich partout eine Figur anders gesehen habe als beschrieben (z.B. dunkel statt blond). Eigentlich verrückt, aber so ist das. Die Bilder entstehen mit der Geschichte auch ohne detaillierte Beschreibungen, ich kann gar nicht genau erklären wie - das nennt man dann wohl Kopfkino. :wink: Daher kann ich für mich nur antworten: für mich ist es eher nebensächlich, da meine Bilder sich verselbständigen. Was ich nicht genau beurteilen kann ist, inwiefern mein Kopfkino da von unbewusst aufgenommenen Beschreibungen beeinflusst wird, von Kleinigkeiten, die am Rande erwähnt werden und leicht überlesen werden - die könnten bei mir doch mehr auslösen als ich bewusst nachvollziehen kann. Nur ein Genre nehme ich da ein wenig aus: die Fantasy / Science Fiction. Da glaube ich, dass das Setting sehr wohl wichtig ist, da es sich um "irreale" Welten handelt. Auch auch dort hab ich sehr schnell sehr individuelle Bilder bei mir.


    Das alles ist übrigens auch der Grund, weshalb ich nur sehr selten eine Buchverfilmung schaue - meist kollidieren meine eigenen Bilder mit denen der Regisseure. Mit Schaudern erinnere ich mich z.B. an Furchur, den Glücksdrachen - ich erwartete einen Drachen wie in meinem Kopf und sah einen fliegenden, weißen Cocker Spaniel…. nein, das passte einfach nicht. [-( Gott sei Dank sah ich diese "Kreation" bereits in einer Reportage über die Dreharbeiten - somit hatte sich der Film für mich erledigt.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Hallo an alle
    Tja, das ist eine gute Frage! Irgendwie geht es mir so wie einigen anderen: ich lese das Setting, stelle mir alles vor und nehme es doch nicht bewußt war. Hört sich blöd an, aber so ist es. Ich behaupte auch mal, es würde auffallen, wenn dazu nichts oder nicht viel geschrieben wird. Dann hätte man doch das Gefühl, irgendwas fehlt; möglicherweise kann man das Fehlende dann gar nicht genau benennen. Ich hoffe, ihr wißt, was ich meine.


    Ich war ein bisschen erstaunt darüber. Erstens kenne ich kaum bis gar keine Romane, in denen *nicht* auf das Setting eingegangen wird, und zweitens erscheinen mir die Charaktere und ihre Gedanken bzw. Handlungen doch wichtiger als der Ort, an dem sie agieren.


    Stimmt schon, daß die Charaktere, ihre Handlungen usw. wichtiger sind. Aber ich denke, irgendwie prägt ja auch das Setting - sei es jetzt ein Dorf oder eine Großstadt - die handelnden Personen, provoziert vielleicht das Verbrechen, so daß es nur genau dort hat stattfinden können. Von daher gesehen, finde ich das Setting schon sehr wichtig.
    Allerdings darf es auch nicht zu detailliert sein: ich muß nicht wissen, wo alle Ampeln in der jeweiligen Stadt. Es kommt ja auch - wie gesagt - immer darauf an, wie relevant das Ganze zum Verständnis des Romans ist.
    Beispiele fallen mir natürlich nicht ein..... . Stephen King ist für mich einer der größten Erzähler. Ich habe ja noch nicht viel von ihm gelesen, aber ich finde, man kann ihm stundenlang "zuhören2.
    Andererseits kann man mit einem wenig bis gar nicht bestimmten Setting die Allgemeingültigkeit des Buches hervorheben: die Handlung ist einfach überall möglich.


    Sicher kann man das Drumherum so ausarbeiten, dass es seinen Teil beiträgt, aber das beste Setting nutzt m.E. gar nichts, wenn der Rest nicht passt.


    Das stimmt natürlich,denn ein Roman, der fade ist, unglaubwürdig, langweilig wird j auch durch das beste Setting nicht besser.


    Findo schließe ich mich an, was historische Roman angeht: hier muß bzw. sollte doch einiges beschrieben werden. Bevor man sich z.B. wenn man "großes Haus" liest eine Villa mit Fenstern vorstellt, sollte man wissen, ob es die zur entsprechenden Zeit überhaupt schon gab, und was zu entsprechender Zeit unter "großes Haus" verstanden wurde.


    Es ist bestimmt nicht leicht, all diese Dinge "rüberzubringen", ohne sich in Detaills zu verlieren und langatmig zu werden. Da muß man als Autor sicher sehr an sich arbeiten.



    Viele Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel




  • Ich würde sagen: "es kommt darauf an". Ich habe über diese Frage bereits seit gestern nachgedacht, da ich sie so spontan gar nicht bwantworten konnte. Bei Fantasyromanen und Dystopien ist mir die ausführliche Beschreibung des Settings total wichtig. Es wird eine fremde Welt erschaffen und die möchte ich mir bestmöglich vorstellen können. Ich weiß nicht mehr, welches Buch es war, aber es gab mal ein Fantasybuch mit sehr spärlichen Informationen, bei dem ich trotzdem Bilder im Kopf hatte, die ich später dann revidieren musste, da dann doch das eine oder andere Deteil über den Aufbau der Welt verraten wurde. Das fand ich sehr unschön.


    Bei Liebesromanen (wenn nicht irgendwelche Details eine große Rolle für die Stimmung spielen) muss für mich das Setting nicht so genau beschrieben werden. Wenn sich die Protagonistin in ihren Boss verliebt und ich weiß, dass die in einer Zeitungsredaktion arbeiten, dann reicht mir das als Info. Eine Büroumgebung kann ich mir vorstellen und ob die Wand hellgrün oder gelb gestrichen ist, ist dann eher unwichtig.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Die Frage ist echt interessant, habe mir bewusst nie Gedanken dazu gemacht. Ich mag es nicht so gerne, wenn Landschaften zu detailliert beschrieben werden.(finde ich langweilig zu lesen) Mir ist es eher wichtig die Stimmung des Handlungsort einzufangen, als das Aussehen.

    Ich nehme ein Buch und tauche ein in die Geschichte und habe prompt meine eigenen Bilder im Kopf - und das sehr unabhängig von dem was evtl. beschrieben wird. Das ging auch durchaus schon so weit, dass ich partout eine Figur anders gesehen habe als beschrieben (z.B. dunkel statt blond)


    So wie Squirrel geht es mir auch häufig. Ich finde es gut, wenn der Autor mir beim Lesen, die Freiheit gibt meine Fantasie in sein Werk mit einzubringen dürfen.

  • Ich finde das Setting schon wichtig, aber normalerweise reichen mir da einfache Angaben. Wenn die Protagonisten durch einen Wald laufen muss ich nicht wissen welche 87 Baumarten da wachsen und wie die Größe, Farbe, Aussehen und Beschaffenheit ihrer Blätter und Stämme ist. Mir reicht es zu wissen, dass es ein Wald mit verschiedenen Bäumen ist. Der Rest spielt sich dann eher in meinem Kopf ab. Beim Lesen möchte ich eben aktiv sein und nicht wie beim Film alles fertig serviert bekommen.
    Auf zu detailverliebte Autoren, die alles was sie recherchieren auch im Buch unterbringen müssen verzichte ich dann lieber. Ein gutes Beispiel dafür ist "Der Schwarm" von Schätzinger. Von dem Mann lese ich garantiert nichts mehr.

    In meinem Regal gibt es eine Verschenkrubrik und wer ein Buch davon möchte kann es haben.

  • Ich kann mich da Yvonne80 nur anschließen: für mich kommt es auch darauf an, welche Art von Roman ich lese. Stehen da zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund, dann brauche ich nicht unbedingt eine genaue Beschreibung des Settings. (Obwohl es natürlich auch nicht schadet, wenn der Autor sich nicht gerade seitenlang über einen einzigen Baum auslässt.) Gerade aber bei Fantasy-Romanen ist mir ein gutes Setting sehr wichtig. Da muss ich schon das Gefühl haben, dass die Welt in sich stimmig ist.


    Und es muss einfach gut gemacht sein. Es gibt Autoren, die zum Beispiel Landschaftsbeschreibungen grandios beherrschen und es gibt solche, das möchte man am liebsten alles überblättern.

  • Für mich kommt es immer auf das Buch, Genre und die Geschichte an. Bei Liebesromanen ist es mir nicht so wichtig wie das Setting ist, wenn es nicht entscheidend für die Story ist. Bei historischen Romanen dagegen schon. Ich weiß nicht immer wie es im Jahre 1484 ausgesehen hat und informiere ich auch nicht vorher darüber. Deswegen brauche ich da schon Details damit ich in die Geschichte eintauchen kann. Dafür bedarf es aber nicht zwangsläufig vieler Worte. Der Rest entsteht sowieso im Kopf. :wink:
    Bei eher seichten und kurzweiligen Romanen, die keinen oder einen sehr geringen Spannungsbogen haben kann das Setting einen entscheidenden Unterschied machen. Da kommt mir zum Beispiel der Roman "Schokolandenzauber" von Trisha Ashley in den Sinn. Es passiert nicht viel, aber ich finde es dennoch sehr gemütlich, nur weil die Umgebung und Atmosphäre so schön beschrieben sind.


    Wenn ich ein Buch lese, dann läuft bei mir immer eine Art Film ab und bleibt mir so lange in Erinnerung. Wenn aber das Setting zu sehr vernachlässigt wird und auch der Rest nicht stimmig ist, dann breche ich es entweder ab oder vergesse es sofort.



    Das alles ist übrigens auch der Grund, weshalb ich nur sehr selten eine Buchverfilmung schaue - meist kollidieren meine eigenen Bilder mit denen der Regisseure. Mit Schaudern erinnere ich mich z.B. an Furchur, den Glücksdrachen - ich erwartete einen Drachen wie in meinem Kopf und sah einen fliegenden, weißen Cocker Spaniel…. nein, das passte einfach nicht. [-( Gott sei Dank sah ich diese "Kreation" bereits in einer Reportage über die Dreharbeiten - somit hatte sich der Film für mich erledigt.


    Squirrel: Mir geht es da wie dir. Wen ich mir eine Kopfwelt erschaffen habe, dann wird sie oft durch den Film zerstört :|

  • Wenn der Ort des Geschehens für die Geschichte eine Rolle spielt ist mir eine gute Beschreibung schon wichtig. Aber es muss auch passen. Wenn sich die Abläufe und Handlungen dann nicht mehr mit der Beschreibung in Einklang bringen lassen, was immer mal vorkommt, wenn mir auch grad kein Beispiel einfällt, ist das störend. Manchesmal ufern diese Beschreibungen aber auch aus und hemmen meiner Meinung nach den Fluss der Geschichte. Je nachdem wie sie halt eingebracht werden. Also wenn mitten in einer spannenden Handlung dann eine detaillierte Landschaftsbeschreibung eingefügt ist, überfliege ich die auch mal nur kurz, einfach weil ich wissen will wie die Geschichte weiter geht. :-,


    Es ist ein ewiger Zwiespalt: arbeitet man am Abbau des SuB oder am Abbau der WL?




  • Settimg ist für mich sehr wichtig. Denn nicht nur die Charaktere sondern auch ihr Umfeld in und mit welchem sie agieren gehört für mich zu einer stimmigen Geschichte. Und ja, ich mag auch Landschaftbeschreibungen sehr. Nun nicht jeder einzelnen Grashalm aber so einen insgesamt geschilderten Eindruck finde ich schon gut. Und, wie bereits erwähnt, in Fantasyromanen ist eine genaue Beschreibung sehr wichtig, da diese Welten ja real nicht existieren.