Marc Elsberg - Zero

  • Wer sich im Netz bewegt, für den gibt es kein Entkommen
    Sie wissen, WER wir sind, WO wir sind - und WAS wir als Nächstes tun werden!


    London.
    Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur
    Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …


    Hochaktuell und bedrohlich: Der gläserne Mensch unter Kontrolle




    Thema und Aktualität


    Wie bereits im Klappentext gesagt ist die Thematik mit der sich "Zero" befasst hochaktuell! Auch wenn es vielen noch sind so ganz bewusst ist, so leben wir doch mittlerweile schon in einer sehr beängstigenden Welt voller Technik und Datensammlern. Mit jedem Tweet oder anderen Beitrag irgendwo hinterlassen wir eine Fußspur. In Zero wird einem das zum Verhängnis.


    Ich finde es sehr wichtig sich zumindest mit diesem Thema auseinanderzusetzten. Völliges Scheuklappendenken bringt einen in unserem Zeitalter nicht mehr weiter.


    Charaktere und Akteure

    Zero vs. Freemee


    Freemee ist ein Soziales Netzwerk auf das sich sehr viele Menschen bereits eingelassen haben. Ich habe es ganz gerne "das Ding" genannt, weil man ständig den Eindruck hatte das Soziale Netzwerk wäre zum Leben erwacht. Bereits bei der Anmeldung dort verhält es sich so, als wäre man in einem Gespräch und die Nutzer geben ihre Informationen ganz frei von sich selbst heraus. Durch die Sammlung der Daten kreiert das Netzwerk eine eigens für die Person aufgestellte Liste von Apps die
    die Person im Alltag unterstützen sollen. Das Ganze spitzt sich soweit zu, das einige Charaktere im Buch ständig nur das tun, was die Apps ihnen gerade empfehlen. Umso mehr Daten man preisgibt desto höher steigt man im Ranking der Menschen! Es gibt ein Ranking für Menschen!!! Um dort weiter zu steigen rät einem Freemee auch immer wieder Datenbrillen, Smartphones, Uhren die Herzschläge aufzeichnen und ähnliches mit seinem Account zu verknüpfen um seine Daten genauer sammeln zu können. Dabei suggeriert Freemee den Nutzern auch immer wieder man würde die Daten nur für sich selbst sammeln um sich selbst besser zu kontrollieren.


    Zero habe ich mit einer Enthüllungsplattform verglichen. Ganz zu Beginn des Buches tauchen Videos von Zero im Netz auf. Der Präsident der Vereinigten Staaten wird dabei mit Überwachungsdrohnen verfolgt. Sofort hat Zero alle Aufmerksamkeit die es haben möchte. Im Verlauf des Buches prangert Zero immer wieder die Plattform Freemee an und weist daraufhin, wie leichtfertig wir mit unseren Daten umgehen.


    Als erste wirklich wichtig agierende Person haben wir Cynthia. Und im ganzen Feld der Charaktere die in ihrem Umfeld auftauchen, würde ich auch sagen: Sie ist wirklich der einzige Charakter an dem sich der rote Faden wirklich verfolgen lässt. Alleinerziehende Mutter einer Tochter im Teenageralter arbeitet sie in London als Redakteurin beim
    britischen Daily. Eigentlich wollte sie sich gar nicht mit der "Zero-Sache" beschäftigen und rutscht da irgendwie so hinein. Und Cynthia ist vermutlich auch nicht gerade die geeignetste dafür, schließlich möchte sie mit neuen Medien und Internet gar nicht so viel zu tun haben. Als sie dann mitbekommt, wie abhängig ihre Tochter eigentlich von Freemee ist und wie stark die Kontrolle über ihre Tochterbereits ist, wird sie doch hellhörig und taucht selbst in Freemee ein.


    In weiteren einzelnen Kapiteln haben wir immer wieder auch noch die Drahtzieher hinter Freemee und Zero, sowie die amerikanische Regierung die Zero unbedingt finden möchte, als Nebenhandlungsstränge. Das weiter aufzudröseln wäre an dieser Stelle aber wohl viel zu kompliziert!


    Umsetzung

    Ich glaube uns allen ins manchmal tatsächlich nicht bewusst, wie stark uns Soziale Netzwerke bereits kontrollieren und was wir da tatsächlich alles im Internet von uns preisgeben. Das Buch "Zero" hält uns in diesem Fall einen Spiegel vors Gesicht und zeigt uns eine zugespitzte Form dessen, was tatsächlich passieren könnte, vielleicht auch bereits passiert? Der Autor weist zu Beginn des Buches explizit darauf hin, dass alle im Buch verwendeten und dargestellten Techniken bereits real existieren - Das kann einem echt schon ein bisschen Angst machen.


    Alles was mit Freemee zusammenhängt wirkt so unglaublich real. Ich glaube es wirkt sogar so wirklich real, da wir Cynthia ja von Beginn an begleiten, wie sie selbst in Freemee abtaucht. An einigen Stellen empfand ich den Effekt so krass, dass ich das Buch sogar kurz zuklappen und weglegen musste, weil ich mich zu sehr darin verfangen hatte. Klasse gemacht! Das Buch hatte mich!


    Der Anfang der Geschichte verlief irgendwie etwas schleppender. Ich meine hier aber wirklich die Geschichte, Handlung, nicht das hereinfinden in das Buch oder der Geschichte. Man war von Anfang an mit dabei. Aber dadurch, dass so viel erst erklärt werden musste und wir mit Freemee beschäftigt waren ging es im Äußeren halt langsamer voran. Das Ganze hätte mich auch absolut nicht gestört. Die Temposteigerung zur Mitte des Buches war absolut in Ordnung und prima gemacht, wenn... ja
    wenn das Buch mal wieder kein Ende gehabt hätte.


    Das letzte Drittel des Buches lässt mich leider irgendwie völlig unbefriedigt hier zurück. Der Tempoanstieg mit den ständig wechselnden Perspektiven ließ mich irgendwann sagen: Okay ich bin raus. Irgendwann war es für mich an einigen Stellen nicht mehr nachvollziehbar und wirkte dann doch viel zu konstruiert. Ich glaube die Schnelligkeit war
    tatsächlich so gewollt, allerdings empfand ich es als nicht so geeignet. Dem Buch hätten zudem noch ein paar Seiten mehr echt gut getan, denn es sind bei mir einige Fragen sehr offen geblieben. Da dachte ich mir: Hallo, gehts noch? Offenes Ende schön und gut, aber zu offen darf es auch nicht sein. Denn eine Fortsetzung ist ja offenbar nicht geplant.


    Fazit


    Als ich das Buch zugeklappt habe und fertig war, war ich echt sauer. Bei mir waren so viele offene Fragen und es ging mir im letzten Drittel auch viel zu schnell. Ich befürchte aber dass das eine sehr persönliche Empfindung ist. Die Geschichte an sich war super umgesetzt und sehr nah am realen Leben. Absolut empfehlenswert!

  • Danke für Deine Rezi, Evy - auch wenn das letzte Drittel für Dich nicht mehr so toll war, so hört sich die Geschichte doch extrem spannend und brandaktuell an.

  • Ich kann mich Evy nur anschließen. "Zero" habe ich im Mai gelesen. Mir hat es gefallen und ich blieb auch ein wenig nachdenklich zurück. Elsberg betont ja, alles, was er in seinem Roman beschreibt, ist technisch möglich. Diesen Part hat er auch hervorragend umgesetzt. Nicht ganz so glücklich war ich mit den handelnden Personen. Mir drängte sich gelegentlich schon der Gedanke auf, dass sie sich an den technischen Möglichkeiten orientieren und unterordnen mussten. So erschienen mir die Personen ein wenig oberflächlich gezeichnet, im Gegensatz zur Schilderung der Möglichkeiten der sozialen Netzwerke. Aber trotz der Kritik hat der Roman ein Sogwirkung auf mich ausgeübt. Das von Evy angesprochene Erzähltempo trug das das seine dazu bei.

  • Kurzbeschreibung:
    London.
    Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …


    Autor:
    Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« sowie Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Wien.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    480 Seiten
    erschienen 2014 bei blanvalet
    Erzählt wird in der 3. Person aus wechselnden Perspektiven.
    Am Ende des Buches finden sich ein kurzes Glossar und sowie ein Personenverzeichnis.


    Inhalt:
    Cynthia Bonsant ist Journalistin beim Daily. Sie macht ihren Job lieber auf die herkömmliche Art, recherchiert solide und steht all den technischen Neuerungen, die quasi eine ungefilterte Liveberichterstattung ermöglichen, eher skeptisch gegenüber. Im Gegensatz zu ihrem Chef, der sie auf der Abschussliste hat. Wohl auch, weil Cynthia seinen Methoden kritisch gegenüber steht. Für sie sind Wahrheit und Privatsphäre immer noch hohe Güter. So verwundert es auch nicht, dass sie sich mit „Freemee“ nicht so wirklich auskennt. Sie hat den Namen dieser Plattform wohl schon gehört, aber erst ein tragischer Todesfall, in den ihre Tochter Viola und auch Cyn selbst verwickelt sind, bringt sie dazu, sich näher mit diesem „Weltverbesserungsprogramm“ zu befassen. Was sie herausfindet, ist alles andere als weltverbessernd. Menschen verkaufen hier ihre Privatsphäre und machen sich gläsern, um sich zu verbessern, zu verändern, einfach besser in die Gesellschaft zu passen. Hilfreich unterstützt von vielen kleinen Apps, die ihnen Tipps und Kaufempfehlungen geben. Und da nicht alle Menschen so skeptisch wie die Journalistin sind, blüht der Datenhandel.
    Je mehr sich Cynthia mit Freemee befasst, umso unheimlicher wird das Ganze. Und umso mehr gerät sie ins Blickfeld der Betreiber. Die können alles brauchen, nur keine Menschen, die lästige Fragen stellen oder gar hinter die Kulissen blicken. Aber Cyns Neugier ist geweckt und außerdem ist da ja auch noch ZERO – eine Organisation, die vor den Gefahren der Datenkraken warnt, wo und wie immer es geht. Deren Köpfe sind weltweit gesucht – aus verschiedensten Gründen. Auch Cynthia hätte gern die ein oder andere Information von ihnen. Ihr ist nicht bewusst, wie tief sie zwischen die Fronten gerät. Aber spätestens

    wird klar, dass die Gefahr durchaus tötlich ist. Aber wie kann sie ihr in einer Welt voller Überwachungskameras, GPS und Smartphones, sowie tausender Freemee-Nutzer entrinnen und sich und ihre Tochter schützen?


    Meine Meinung:
    Was Elsberg da entwirft, ist ein Szenario á la „1984“ den heutigen Gegebenheiten angepasst. Eigentlich denkt man als Leser, dass die Menschen doch genug Verstand haben sollten und solchen Datensammlern nicht auf den Leim gehen. Aber die Realität ist wohl nicht so offensichtlich und überzogen, wie Elsberg sie darstellt. Mit unseren vielen Kundenkarten, Online-Kundenkonten, Foren und sozialen Netzwerken hinterlassen wir alle schon viele Daten, die für Versandhäuser, Versicherungen, Händler, aber wohl auch die Politik hoch interessant sind. Jeder muss sich bewusst sein, dass es so ist. Dennoch gibt es genug Leute, die ihr komplettes Leben auf facebook posten, durch ihre Kommentare ihre Gesinnung darlegen und leider durch unüberlegte Postings auch ihre gesellschaftliche Stellung untergraben können. Es ist kein Geheimnis, dass Personaler sich heute in erster Linie online über ihre Bewerber informieren.
    Wie gesagt: das Szenario ist überzogen. Und das ist der Grund, warum mir dieser Thriller nicht ganz so gut gefallen hat, wie „Blackout“. Vor allem, wie sich Cynthia in so kurzer Zeit von der völlig unwissenden bzw. unerfahrenen Nutzerin moderner Datentechnik zu einer umsichtigen und strategisch denkenden Flüchtigen wandelt, scheint mir doch etwas übertrieben. Auch ist mir ZERO ein wenig suspekt. Nutzen die Online-Aktivisten nicht genau die gleichen Mittel und Wege, um ihre Botschaften zu verbreiten, wie jene, die sie anprangern? Auch hätte ich mir hier am Ende ein bisschen weniger Anonymität gewünscht. Aber die Botschaft ist klar und eindeutig und hochaktuell: Man kann sich vor den Datensammlern nicht verstecken und „das Internet“ vergisst nichts. Also passt auf, wieviel ihr von euch preisgebt! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Fazit:
    Elsberg malt ein Szenario, dass erschreckend ist, auf das wir aber sehenden Auges zugehen. Macht nachdenklich, regt auf und hat das Zeug zur Pflichtlektüre.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich fand, dass das Buch niemals langweilig wurde. Ich habe es im Nu ausgelesen. Der Autor hat das Buch sehr realistisch geschrieben, sodass es einem schon Angst macht! Das Buch führt unweigerlich dazu, dass man sich über die Technikfolgen Gedanken machen muss. Dazu greift es nicht nur bekannte Technologien auf, welche wir alle aus den aktuellen Nachrichten kennen, sondern spinnt die Geschichte ein kleines bisschen weiter. Hier liegt vielleicht auch das Problem des Buches, um wirklich Freude an Zero zu haben, sollte man sich auch für Internettechnologien interessieren.

  • Autor:
    Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« sowie Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Wien.


    Marc Elsberg * 3. Januar 1967 in Wien, eigentlich Marcus Rafelsberger ist ein österreichischer Schriftsteller. (Quelle:Wikipedia)
    Unter seinem richtigen Namen schreibt er Krimis. siehe hier:
    buechertreff.de/buchreihe/3506…lsberger-reihenfolge.html

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: