Elena Santiago - Wind der Gezeiten

  • Barbados, 1652: Der Freibeuter Duncan Haynes will nach den Unruhen mit seiner frischangetrauten Frau Elizabeth und dem Rest des Haushalts in Richtung Europa aufbrechen. Doch dann zetteln der neue Gouverneur und seine rechte Hand eine Intrige gegen Duncan an: Er wird des Landesverrats angeklagt, zwei gekaufte Zeugen stehen schon bereit und das Urteil ist schnell gefällt: Verurteilt zum Tode! Ziel dieser Intrige war es, dass Elizabeth ihr Vermögen in Gold und Silber einsetzt, um Duncan freizukaufen. Der Plan geht nicht auf, denn Duncan und Elizabeth wollen da nicht mitspielen.
    Lieber beschaffen sie sich von Claire Dubois - der Inhaberin des einzigen Edelbordells in Bridgetown - die Informationen, die nötig sind, um den Gouverneur zu erpressen. Ihm bleibt keine andere Wahl als Duncan bei Nacht und Nebel aus dem Gefängnis zu holen und ihm die Flucht zu ermöglichen. Doch kaum auf Duncans Schiff angekommen, setzen bei der hochschwangeren Elizabeth die Wehen ein und der Gouverneur erteilt den Befehl, die "Elise" unter Beschuss zu nehmen...

    Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung des Romans Inseln im Wind, den ich bereits gelesen hatte. Beide Bücher sind jedoch in sich abgeschlossen, man muss den Vorgänger definitiv nicht kennen, da auf die damaligen Ereignisse eingegangen wird, wenn es nötig ist. Diese Zusammenfassung reicht völlig aus, um der Handlung folgen zu können. Elena Santiago ist ein Pseudonym der erfolgreichen Autorin Eva Völler, die unter anderem auch als Charlotte Thomas historische Romane schreibt.

    Ich bin eigentlich gar kein Fan von Liebesromanen, also lassen mich "Love & Landscape"-Titel normalerweise auch eher kalt. Aber momentan habe ich irgendwie so eine Kitsch-Phase (die mich selbst schon etwas beunruhigt), wo ich mir doch schon einige solcher Titel aus der Onleihe geholt habe. Keine Ahnung, woran das liegt, aber die beiden Bücher von Elena Santiago haben mir sogar sehr gut gefallen, vielleicht weil sie sich einfach so richtig angenehm wegschmökern lassen und mit dem Karibik-Feeling unseren verregneten Sommer ein wenig erträglicher machen.

    Die Figuren sind, wie man es in einem solchen Roman eigentlich fast schon erwartet, sehr schwarz-weiß gezeichnet, also entweder richtig fies oder ganz toll. Duncan Haynes, der sich als Freibeuter mit einem offiziellen Kaperbrief des britischen Empire durchschlägt, ist einerseits der kaltblütige Killer, aber sobald es andererseits um seine geliebte Elizabeth und die Kinder geht, schmilzt seine harte Schale wie Schnee in der Sonne.
    Elizabeth, die Protagonistin dieses Romans, ist (auch genretypisch) viel zu emanzipiert: Sie schwimmt nackt, reitet im Herrensitz und ist ganz und gar nicht ladylike viel zu braungebrannt. Ihr Umfeld nimmt das so hin, auch wenn sie ab und an mal ein Stirnrunzeln kassiert und die ganze Männerwelt von Barbados war ihr auf Anhieb verfallen.
    Alle guten Charaktere sind übrigens auch erklärte Gegner der Sklaverei, akzeptieren aber dennoch deren "Notwendigkeit" - ohne Sklaven keine Plantagen. Dafür behandeln sie ihre Sklaven dann sehr gut, es wird halt keiner ausgepeitscht :roll: .

    Wenn ich das jetzt so überfliege, klingt das sehr negativ und es sind auch die Punkte, die mich eigentlich generell an diesem Genre so sehr stören. Aber nichtsdestotrotz hat mir das Buch gefallen. Der Plot ist sehr spannend, der Autorin gelingt die ein oder andere überraschende Wendung und obwohl die Figuren viel zu modern und zu eindimensional sind, konnte ich sie trotzdem gut leiden und habe auch mit ihnen mitgefiebert.

    Für mich war es das dritte Buch von Eva Völler = Elena Santiago = Charlotte Thomas (neben Inseln im Wind hatte ich noch Das Erbe der Braumeisterin gelesen), und ich finde bisher, dass die Dame einfach richtig gut schreibt. Unabhängig vom Genre war ich immer von der ersten Seite an mitten im Geschehen und wollte ständig wissen, wie es weitergeht.

    Hier bekommt man sicher keine große Literatur oder den perfekt recherchierten historischen Roman, aber definitiv eine spannende Urlaubslektüre (wenn auch mit Kitsch-Faktor), aus der man trotzdem das ein oder andere wissenswerte Detail über die frühe Kolonialzeit mitnehmen kann.




    Bei der Einordnung des Titels habe ich ein wenig zwischen Liebesroman und Historischer Roman geschwankt, aber da der erste Teil und ähnliche Titel von Sarah Lark oder Sofia Caspari ebenfalls in der Rubrik "Historisch" zu finden sind, habe ich Wind der Gezeiten ebenfalls da einsortiert.