Sabine Weigand - Das Buch der Königin

  • Das "Buch der Königin" handelt von Konstanze von Sizilien (1154-1198), Ehefrau des Stauferkaisers Heinrich VI. und Mutter des Kaisers Friedrich II. Wir begleiten Konstanze auf ihrem Lebensweg, beginnend mit einer glücklichen Kindheit als Tochter des Normannenkönigs Roger II in Palermo. Später heiratet sie den Sohn Friedrichs Barbarossa, Heinrich. Aber Konstanze ist nicht glücklich in ihrer Ehe: Heinrich VI. ist grausam und brutal, sie vermisst ihre Heimat Sizilien und fühlt sich in Deutschland nicht wohl. Das Umherreisen von Kaiserpfalz zu Kaiserpfalz ist anstrengend. Alle diese Daten sind historisch korrekt - eine große Leistung der Recherche! In einer Nebenhandlung wird das Leben des Schreibers Gottfried und seiner Schwester Hemma erzählt. Wie schwierig und aufwendig es damals war, Tinte und Pergament herzustellen, wie lange Gottfried an einem Buch für Konstanze gearbeitet hat.
    Konstanze ist 40 Jahre alt, als sie nach 9 Jahren Ehe doch noch schwanger wird. Schon gibt es Gerüchte, dieses Kind sei nicht ihr eigen Fleisch und Blut. Um allen bösen Gerüchten entgegenzuwirken, entschließt sie sich zu einer unglaublichen Tat: sie lässt auf dem Marktplatz der kleinen Stadt Jesi ein Zelt aufbauen, und lädt alle Frauen des Ortes ein, der Geburt als Zeuginnen bei zu wohnen. Sie wird Mutter eines gesunden Sohnes, der ihr bereits im Alter von 3 Monaten weggenommen wird. Ihr Mann Heinrich überträgt ihr die Regentschaft von Sizilien, damit sie die Barone, die ihr wohl gesonnen sind, in Schach hält, gleichzeitig stellt er ihr 3 Bewacher zur Seite, damit sie auch ja nichts unternimmt, das ihm als Kaiser missfallen könnte. Heinrich stirbt unerwartet bereits 1197, mit nur 32 Jahren. Erst jetzt kann Konstanze ihren Sohn zu sich nach Palermo holen, und nun lässt sie ihn zum König von Sizilien krönen. Das ist seit jeher ihr Ziel gewesen, dieser Tag ist ihr größter Triumph. Leider stirbt auch sie nur ein Jahr später und lässt den erst vierjährigen Friedrich als Waise zurück.


    Ich habe das Buch als Wichtelgeschenk von @Schüsselchen erhalten und in nur 2 Tagen inhaliert. Dabei bin ich tief in die Geschichte Konstanzes und des Mittelalters eingedrungen. Die Recherche muss Jahre gedauert haben, sie ist sehr konkret und detailliert. Der Schreibstil ist sehr angenehm, viele direkte Reden ergeben ein lebendiges Bild. Der Wechsel zwischen echter Geschichte mit Kreuzzügen, Eroberungen und Gottfrieds stiller Arbeit in der Schreibstube, von großer Liebe, Entsagung und Verrat, von Bauern, Edelmännern und Edelfrauen, von Konstanzes Zofen und Heinrichts Kampfgesellen, von zärtlicher Liebe und brutalen Hinrichtungen und Hemmas Versteck bei der Kräuterfrau - all das ist sehr schön, lebendig und in allen Punkten zutiefst menschlich und macht für mich den großen Reiz des Buches aus.
    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • Dieses Buch wurde nach fast vier Jahren SUB-Dasein in drei Tagen ausgelesen. Als Historikerin gelingt es Sabine Weigand scheinbar mühelos, historische Persönlichkeiten zum Leben zu erwecken und die verschachtelten politischen Hintergründe zu erläutern. Auch die Schreiberei, die Papierherstellung und das Buchbinden wird liebevoll eingeflochten, man merkt, dass dies Herzensthemen der Autorin sind. So leichtfüßig und realistisch die quellenbasierten Gegebenheiten präsentiert werden, hinkt der rein fiktive Teil leider hinterher. Hier sind mir die Szenen/Personen zu vorhersehbar, zu gewollt, Schwarz-/Weißmalerei bleibt nicht aus. Das ist zugegeben Jammern auf hohem Niveau, da die quellenbasierten Textstellen bei weitem überwiegen. Von mir gibts 4 Sterne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: