Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
Ein grausamer Mordfall erschüttert den englischen Königshof ...
England, 1583. Königin Elisabeths Herrschaft ist bedroht. Gerüchte gehen um, dass die katholische Maria Stuart, Elisabeths Cousine, auf den Thron gesetzt werden soll. Der Freigeist Giordano Bruno wird nach London geschickt, um Beweise für das Komplott zu finden. Doch dann wird eine der Ehrenjungfrauen der Königin ermordet aufgefunden. In den Händen hält sie einen Rosenkranz, ihr toter Körper ist mit okkulten Symbolen übersät. Ist schwarze Magie im Spiel? Oder hat der Mord etwas mit Elisabeth zu tun? Bruno ermittelt und verstrickt sich immer tiefer in höfische Intrigen und religiöse Verschwörungen ...
Autorin (Quelle: amazon)
Das Pseudonym Stephanie Parris verwendet die Journalistin Stephanie Merritt immer dann, wenn sie einen Roman veröffentlicht. Unter ihrem bürgerlichen Namen publizierte sie Literaturkritiken in so angesehenen Zeitungen wie The Times, Daily Telegraph, New Statesman oder Die Welt. Derzeit schreibt sie für den Guardian und den Observer. Mit ihrem Sohn lebt sie in Südengland.
Allgemeines
Titel der Originalausgabe: Prophecy (Harper Collins, 2011)
Übersetzung ins Deutsche von Nina Bader
Erschienen am 23.07.2012 im Limes Verlag, 512 Seiten
Prolog, 18 Kapitel, Epilog
Handlungsort und -zeit: London im Herbst 1583
Ich-Erzählung des Protagonisten Giordano Bruno
Zum Inhalt
Dies ist nach "Ketzer"/"Heresy" der zweite Band der Reihe um Giordano Bruno. Der Protagonist arbeitet immer noch als Spion im Dienste Sir Francis Walsinghams, der eine Verschwörung von Anhängern der inhaftierten schottischen Königin Maria Stuart zur Absetzung/Ermordung der Regentin Elizabeth I befürchtet. Als eine junge Hofdame der Königin ermordet aufgefunden wird, weisen die Umstände ihres Todes auf die Täterschaft eines katholischen Mörders hin: das Mädchen hält eine durchstochene Puppe mit roten Haaren sowie einen Rosenkranz in den Händen und ihr wurden merkwürdige Symbole in die Haut geritzt. Doch warum sollte der Mörder durch das spezielle Arrangement der Leiche geradezu die Aufmerksamkeit auf eine geplante Machtübernahme durch katholische Verschwörer lenken?
Walsingham entsendet Bruno zur französischen Botschaft, wo dieser als vermeintlicher Befürworter einer gewaltlosen Thronbesteigung durch Maria Stuart herausfinden soll, ob ein Sturz Elizabeths geplant ist und wie dieser vonstattengehen soll. Der clevere, aber auch ziemlich wagemutige Bruno bekommt es mit ebenso intelligenten wie skrupellosen Gegnern zu tun...
Beurteilung
Dieser sehr komplexe Roman ist außerordentlich gut recherchiert, sämtliche Hauptfiguren sind historische Persönlichkeiten. Einige dieser Personen sind dem an der Tudor-Zeit interessierten Leser bekannt, wie z.B. der Astrologe der Königin, Dr.John Dee, der Neffe von Elizabeths Günstling Leicester, Sir Philip Sydney, Henry Howard aus der berüchtigten Familie Howard, der zwei der sechs Ehefrauen Heinrichs VIII entstammten, und Archibald Douglas aus dem bekannten schottischen Clan.
Andere Figuren sind (mir) jedoch weniger bekannt, wie der französische Botschafter Michel de Castelnau, seine intrigante Ehefrau Marie und der schottische Dichter William Fowler. Angesichts der Fülle historischer Persönlichkeiten von unterschiedlichem Bekanntheitsgrad wäre ein Personenverzeichnis unverzichtbar, außerdem wäre ein Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion sehr hilfreich gewesen. Das Fehlen dieser Anhänge ist ein Manko eines ansonsten rundum empfehlenswerten Romans, der nach einem Beginn in gemäßigtem Tempo zunehmend spannender wird, sodass es fast unmöglich ist, ihn aus der Hand zu legen, als der Protagonist sich von einem lebensgefährlichen Abenteuer ins nächste stürzt.
Der Protagonist als Ich-Erzähler pflegt einen sehr flüssigen, anschaulichen und im englischen Original gut verständlichen Sprachstil, sodass man mit der Lektüre schnell vorankommt, sobald man sich mit den vielen Romanfiguren vertraut gemacht hat. Der Leser ist Giordano Bruno nicht voraus, er durchschaut erst zum Ende des Romans die Zusammenhänge und kann deshalb selbst diverse Theorien entwickeln.
Die vorherige Lektüre des ersten Bandes "Ketzer" ist nicht zwingend notwendig, erleichtert aber das Verständnis im Hinblick auf die ungewöhnliche Vorgeschichte des Protagonisten.
Fazit
Eine spannende, inhaltlich anspruchsvolle Lektüre für Leser mit Interesse an der Tudor-Ära!
Die Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe, siehe Verlinkung im anschließenden Beitrag.