Donna Tartt - Der Distelfink/ The Goldfinch

  • Mittlerweile habe ich auch "Die geheime Geschichte" von Donna Tartt gelesen, und nach der Lektüre wundere ich mich sehr, dass sie gerade mit dem Distelfinken so berühmt geworden ist. Für den hat sie ja sogar den Pulitzer Preis bekommen. Ich bin riesiger Fan von ihrem Schreibstil und fand auch den Distelfinken gut, aber die geheime Geschichte ist meiner Meinung nach noch mal um Klassen besser.

  • Ich bin so begeistert von Donna Tartt. Zuerst habe ich Der Distelfink gelesen ohjeh 1000 S + Beinahe wäre ich daran gescheitert, da ich aber wusste das der Roman zum Ende hin immer spannender und überraschender wird habe ich durchgehalten. Es ist mein Jahreshighlight 2017/2018 Januar beendet. *****

    Dann habe ich mich sofort auf Die geheime Geschichte gestürzt und es ist mein Jahreshighlight 2018.*****

  • Theo Decker ist vierzehn Jahre alt, als sein Leben von einer Minute auf die andere im wahrsten Sinne des Wortes komplett durcheinandergewirbelt wird. Bei einer Explosion in einem New Yorker Museum wird seine Mutter getötet. Theo, der zu dem Zeitpunkt in einem anderen Raum war, überlebt fast unverletzt und folgt einem momentanen Impuls: als er in den Trümmern der Museumssäle den "Distelfink" findet, ein Gemälde eines holländischen Renaissancemeisters, das seine Mutter sehr geliebt hat, packt er es kurzerhand ein und nimmt es mit.


    Damit beginnt für Theo eine jahrzehntelange Odyssee. Zunächst ist gar nicht klar, ob seine Mutter, die ihn nach der Trennung vom alkoholsüchtigen Vater alleine großgezogen hat, noch lebt. Als sich ihr Tod bestätigt, ist klar, dass ein Vierzehnjähriger nicht allein bleiben kann. Er zieht zunächst zu einem Freund und hat sich gerade so ein wenig in der wohlhabenden Park-Avenue-Familie eingewöhnt, als die Karten schon wieder neu gemischt werden. Nicht zum letzten Mal.


    Die einzige Konstante in Theos gelinde gesagt ungewöhnlichen Lebensumständen bleibt auf lange Sicht das Bild, das er heimlich überallhin mitnimmt und hütet wie einen Schatz, stets fürchtend, dass man ihm auf die Schliche kommen könnte. Es wird zu einem dieser Geheimnisse, die belasten, die man sich aber immer weniger aufzudecken wagt, je mehr Zeit vergeht.


    Für actionliebende Leser sind die Bücher von Donna Tartt nicht geeignet. Sie nimmt sich sehr viel Zeit, entwickelt die Dinge langsam, lässt Raum für kleine gedankliche Exkurse, schildert auch (vermeintlich) Unspektakuläres mit Liebe zum Detail und entwirft interessante Charaktere mit bewegten Hintergründen.


    Diese Stärken haben mich auch in diesem Buch sehr angesprochen. Die Handlung mag streckenweise ein wenig konstruiert wirken, hat mich aber ziemlich gefesselt und, obwohl Theo sehr oft dumme und falsche Dinge tut, immer wieder mit ihm mitfühlen lassen. Was soll ein Vierzehnjähriger auch tun, der sich plötzlich alleine zurechtfinden muss und der, zumindest dann, als man noch Weichen hätte stellen können, niemanden hat, der ihm Halt und Richtung gibt?


    Die ersten 75% des Romans fand ich somit richtig, richtig gut. Doch dann kommt leider ein großer Bruch. Die Autorin versucht sich doch noch an Actionszenen, was zum einen ziemlich wirr daherkommt und zum anderen einfach nicht zum Rest des Buches passen will. Teilweise musste ich mich richtiggehend zum Weiterlesen zwingen - extrem schade. Die letzten Kapitel konnten mich zwar wieder ein wenig versöhnen, aber den ganzen thrillerartigen Showdown-Kram hätte sie sich in der Form gerne sparen können.

  • ### Inhalt ###

    Theodor Decker verliert bei einem Bombenanschlag während eines gemeinsamen Museumsbesuches seine Mutter. Bevor er sich nach der Explosion allein aus den Trümmern befreien kann drängt ihn ein sterbender alter Mann den Distelfink, ein berühmtes Gemälde aus dem 17. Jh., aus den Trümmern zu retten. Damit beginnt eine Odyssee für den Jungen, die sich durch sein ganzes folgendes Leben bis in sein Erwachsenenalter zieht und eng an das Gemälde geknüpft ist.



    ### Meinung ###

    Auf der Suche nach seinem Platz in der Welt trifft Theo zwei für ihn wichtige Menschen: Hobie, einen Antikrestaurator und Boris, einen vom Leben gebeutelten Ukrainer, den er in der Schule in Las Vegas kennenlernt und der sein bester Freund wird. Besonders Boris gehärt für mich zu einer der beindruckendsten Charakterdarstellungen, die ich je in Romanen gelesen habe. Boris ist in einem rauen Umfeld aufgewachsen und hat gelernt zu überleben. Trotz aller Widrigkeiten weiß er das Leben leicht zu nehmen und es zu genießen, wo immer es geht: Durch geklaute Lebensmittel oder Drogen, die er mit Theo in einen gemeinsamen Rausch verkonsumiert. Und dabei liest er gerne Puschkin und Dostojewski und philosophiert über das Leben. Es gelingt ihm immer wieder auf Theo mit seiner sympathischen, quirligen Art einzureden und ihn wieder auf einen lebensbejahenden Weg zu bringen. Die Geschichte wird aus Sicht von Theo erzählt. Von Anfang an ist seine Erzählstimme sprachlich auf einem hohen differenzierten Niveau. Das in Kombination mit einer häufigen Sprachlosigkeit in Dialogen mit anderen Menschen, die sich in "Äh..., Was...? Wie...?"-Antworten äußern, wirkte häufig inkonsistent auf mich. Im Laufe des Romans erfährt man natürlich auch viel über das Restaurationshandwerk sowie über berühmte alte Antikmarken, was an sich auch sehr interessant ist. Ich bin jetzt nur auf wenige Aspekte des Romans eingegangen. Als Leser begleiten wir Theo von seinem 13. Lebensjahr bis ins 27. Lebensjahr. In diesen 14 Jahren trifft er viele Menschen und seine Schilderungen über die Begegnungen mit ihnen und seine Gedanken dazu sind immer sehr lesenswert.



    ### Fazit ###

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    Theodor Deckers Leben vom Teenager bis zum Erwachsenen, eine oft traurige, manchmal lustige, gedanklich philosophische Reise, bei dem ein altes holländisches Gemälde eine tragende Rolle spielt. Facettenreiche Charaktere und schöne Einblicke in die Welt des Kunsthandels.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Dieser Titel stand schon länger auf Want-to-Read-Liste

    Erst über das Bingo dese Eat.READ.sleep-Podcast habe ich mich wieder an das Buch erinnert und konnt es für eine Kategorie von lesen und einsetzen.

    Es ist ein Zigelstein, ein Handgelenksbrecher mit 1.024 Seiten.

    Bisher von Autorin: „Die geheime Geschichte“ gelesen und hat mir gut gefallen.

    Ich kann Autorin scheinbar alles lesen, und freue mich, dass ich beim Wanderbuch-Community ein weitere Buch geordert habe.

    Das Buch ist unheimlich emotional man fühlt und leidet mit Theo Decker um den Weggang des Vaters, den tragischen Tod seiner Mutter, seine Einsamkeit, sein „herumgereicht“ werden.

    Es ist glaubhaft geschildert, dass er in Boris einen Freund findet und mit ihm gemeinsam abrutscht. Man kann ihm da keinen Vorwurf draus machen.

    Das Buch ist wie gesagt nicht dünn, trotzdem stellt sich erst gegen Ende eine kurz Länge ein und ich dachte, okay, nun ist irgendwie alles erzählt, aber wo ist der rote Faden, irgendwie sind wir vom „roten Faden“ abgekommen…

    Aber dann wird es nochmal richtig spannend…

    Der Plot enthält viel mehr als nur eine tolle, spannende Geschichte, sie ist eine Art „Coming of Age“, sie ist ein Kunst-Krimi, sie ist eine psychologische Studie, eine Gangstergeschichte….

    Und es ist gerechtfertigt, dass die Autorin dafür den Pulitzerpreis erhalten hat.