David Safier - 28 Tage lang

  • Amazon~Beschreibung:


    Was für ein Mensch willst Du sein?
    Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben.
    Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet:
    28 Tage lang.
    28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt.
    28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört.
    28 Tage um ein ganzes Leben zu leben.
    28 Tage, um eine Legende zu werden.


    Meine Meinung:


    David Safier kann auch anders. Ganz anders.
    Nach seinen humorvoll-ironischen Romanen wie „Mieses Karma“ und „Plötzlich Shakespeare“ zieht er seine Leser nun in eine ganz andere Geschichte.
    Sie ist düster, bedrohlich, zu Tränen rührend und vermittelt auf jeder einzelnen Seite die Botschaft, wie glücklich wir uns schätzen dürfen, weil wir in Frieden leben dürfen.
    Weil wir frei sein dürfen.
    Weil wir nicht vor der Wahl stehen, unser Leben für ein Glas Marmelade und ein Pfund Butter verkaufen zu müssen um jene, die wir lieben, wenigstens kurzfristig vom Hunger zu befreien.


    Safier schreibt in einem sehr modernen Stil, was die Geschehnisse seiner Geschichte umso realistischer erscheinen lässt. Der Holocoust ist eben doch noch keine Ewigkeit her, sondern gerade einmal 70 Jahre.


    Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht die sechzehnjährige Mira, die Lebensmittel von der polnischen Seite der Stadt Warschau ins jüdische Gehetto schmuggelt, um ihre jüngere Schwester und ihre, von Depression zerfressene Mutter am Leben zu halten.
    Anders als in der Beschreibung von Amazon stehend (die hat scheinbar jemand verfasst, der das Buch selber nicht gelesen hat) , schließt Mira sich nicht direkt dem Widerstand an, nachdem sie von der Endlösung der Deutschen erfährt. Ihre Prorität liegt ganz klar darin, ihre Familie durchzubringen und Mira kann das Risiko nicht eingehen, zu sterben. Denn dann würden ihre Mutter und ihre Schwester verhungern. Sie schließt sich dem Widerstand erst an, nachdem… aber das solltet Ihr selber lesen. Ich möchte der Geschichte nichts vorwegnehmen.


    „28 Tage lang“ ist jedenfalls ein Roman, der den Leser sprachlos zurücklässt, obwohl er die deutsche Geschichte kennt .
    Er ist nicht reißerisch, aber er verschönt auch nichts.
    Und nach der Lektüre fragt man sich unwillkürlich selbst:


    Was für ein Mensch wäre man womöglich selber in solch einer Situation gewesen?


    Volle fünf Sterne von mir.



    Nachtrag:
    Ich finde es ziemlich irritierend, dass nun oben unter "ähnliche Bücher" die anderen Romane von David Safier aufgelistet werden - nur weil sie vom selben Autor sind.
    Diese Bücher haben weder in der Thematik noch im Schreibstil irgendwelche Gemeinsamkeiten.

  • David Safier kann auch anders. Ganz anders.


    das ist jetzt echt etwas, was mich verblüfft. Ich hatte Safier wirklich in das eine Genre einsortiert und damit für mich ausgeschlossen - und jetzt finde ich hier diese Rezi über ein Buch, das ich ihm nie zugetraut hätte. Danke für die Rezension, @Hiyanha

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • @Hiyanha hat eigentlich schon alles gesagt. Es ist wirklich ein Buch, das unter die Haut geht und den Leser gedanklich am Rande eines Abgrunds schweben lässt: Wie hätte man sich in der Situation verhalten? Teilt man die Meinung der Protagonistin? Vielleicht die eines anderen Widerstandskämpfers? Kann man die harten Entscheidungen nachvollziehen? Je weiter die Geschichte vorangeht, desto komplizierter und ernster wird sie und auch der Sog, den sie auf einen ausübt, verstärkt sich immer mehr.


    Emotional ist die Geschichte eine echte Achterbahnfahrt. Alle Varianten von positiven und negativen Emotionen bekommt der Leser zu spüren und sie hinterlassen einen wahrhaft bleibenden Eindruck. Einerseits taucht man schnell in das Buch ein (an mich gerichtete Aussagen habe ich beim Lesen einfach überhört) und hält andauernd den Atem an, weil man das Gefühl hat, wirklich dabei zu sein, andererseits ist man heilfroh, wenn man wieder auftaucht. Denn die damaligen Geschehnisse werden einem so klar vor Augen geführt, dass man dankbar ist, sie nicht erlebt zu haben. Safier hat es hier wirklich geschafft, den Warschauer Aufstand von 1943 so an den Leser zu bringen, dass man den Eindruck hat, ganz viel aus dem Buch mitzunehmen. In diesem Zusammenhang fand ich das Nachwort des Autors total sympathisch, weil er die Fragen beantwortet hat, die mir schon während des Lesens im Kopf schwirrten: Was ist wahr und was ist Fiktion? Welche von den Figuren gab es wirklich? Können Menschen echt so grausam sein? Ist das und das damals möglich gewesen? Ich musste feststellen, dass der Großteil der geschilderten Ereignisse und vorgestellten Personen tatsächlich real war. Da war ich noch mehr beeindruckt, dass Safier es geschafft hat, mit einfachen Mitteln eine so beeindruckende Geschichte aufzubauen. Gleichzeitig war ich sehr taurig, dass so viel Grausamkeit tatsächlich passiert ist. Was für ein furchteinflößender Gedanke.


    Die Figuren im Buch gingen mir insgesamt ziemlich nahe. Meine Allianzen wechselten natürlich von Zeit zu Zeit, weil sich auch die Personen im Laufe des Buches beweisen konnten. Besonders die Entwicklung von Mira fand ich sehr gut gemacht. Anfangs glaubt sie gar nicht daran, dass die Deutschen so herzlos sein und die Juden vernichten könnten, aber nach und nach wandelt sich ihre Sichtweise und ab einem entscheidenden Moment wird sie zur Kämpferin und erhebt alle ihr zugänglichen Waffen gegen den Feind. Sie ist kein perfekter Mensch und das hat mir am meisten gefallen: Sie kam einfach so menschlich herüber, mit ihren Fehlern und Schwächen, hat aber auch mächtig Sympathie einstecken können, denn sie hat echt etwas drauf. Deshalb raste mein Herz nicht nur einmal, weil ich mir so viele Sorgen um sie gemacht habe. Sie musste aber auch so Vieles ertragen, dass es schon ein Wunder ist, dass sie noch die Kraft fand, weiterzumachen. Dafür hat sie meinen Respekt. Eine tolle Protagonistin, bei der es mir Spaß gemacht hat, sie zu begleiten.


    Was mir im Zusammenhang mit den Personen noch aufgefallen ist: Safier hat sich nicht darauf beschränkt, die kämpfenden Parteien als "die Guten" und "die Bösen" darzustellen. Die Menschen waren alle unterschiedlich, so wie es im echten Leben auch ist, und das hat dem Roman mehr Tiefe und Authentizität verliehen.


    Fazit:
    Mehrmals hat mich das Buch zutiefst berührt und mir einen Kloß im Hals beschert. Safier hat meiner Meinung nach großartige Arbeit geleistet und die Geschehnisse so dokumentiert, dass sie nachhaltig im Gedächtnis hängen bleiben. Ich zähle das Buch zu meinen Jahreshighlights 2014 und auch zu meinen Lieblingsbüchern. Eine klare Empfehlung!

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Ich habe das Buch seit gestern abend nun auch durchgelesen und es beschäftigt auch nach dem Lesen immer noch.
    Mira hat soviel erlebt und man hat sich ständig fragen müssen:"Wie hätte ich reagiert? Was hätte man selbst getan?"
    Man weiß es auch leider nicht genau, das beschäftigt einen dann noch mehr.
    Und ich finde es immer wieder erschreckend von solchen Gräueltaten zu lesen, die ja tatsächlich so passiert sind. Es ist mir immer wieder unbegreiflich.


    Was mich unfassbar überrascht hat, ist, dass Safier tatsächlich einen grandiosen Schreibstil und ein ernstes Thema verbinden konnte. Nach seinen eher humoristisch angesiedelten Büchern war ich doch mehr als skeptisch, wurde aber eines Besseren belehrt. Sehr schön fand ich auch das Nachwort :)


    Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Meine Meinung:


    David Safier kennen wir eher von der lustigen Seite. Ob mit “Mieses
    Karma”, “Muh!” oder einem seiner anderen Romane hat er uns stets gut
    unterhalten und zum Lachen gebracht. Mit 28 Tage lang zeigt er nun, dass

    er auch anders kann. Und wie!


    Das Cover finde ich im Bezug auf die Geschichte gut gewählt. Ein
    Blatt, welches zu brennen beginnt. Ich beziehe dies irgendwie
    persönlich auf die Entwicklung, die Mira im Buch nimmt. Man könnte es
    auch Fassade sehen, die langsam einstürzt. Alles Themen, die im Buch
    auch Platz finden.


    Wir treffen in diesem Buch auf Mira, die gemeinsam mit ihrer Mutter und
    Schwester im Warschauer Ghetto leben muss und durch lebensgefährliche
    Schmuggeleien irgendwie die kleine Familie über Wasser halten muss. Die
    kleine Schwester kann dies noch nicht, die Mutter nicht mehr. Nachdem
    der Vater der Familie nicht mehr lebt, ist es nun also an Mira, ihr
    Leben für die Familie einzusetzen. Durch Zufall erfährt Mira eines Tages
    von der Räumung des Ghettos und den Morden an der Bevölkerung. Nach
    einem einschneidenden Erlebnis schließt sie sich dem Widerstand an und
    muss Unfassbares mitansehen – und selber tun.


    Die Personen in diesem Buch haben mich in ihren Bann gezogen. Allen
    voran Mira, die zu Anfang nur an ihre Familie denkt und nach und nach an
    Größeres in all seinen Auswirkungen denkt. Manchmal musste ich mir
    jedoch bewusst in Erinnerung rufen, dass ich es hier mit einem
    15-16-jährigen Mädchen zu tun hatte. All die Taten und Ereignisse, die
    Auswirkungen auf Mira und ihre Umgebung waren selbst nach all dem, was
    sie erleben und durchmachen musste, sehr krass und etwas viel.


    Die Familie wird liebevoll dargestellt. Die zurückgezogene Mutter, die
    oft nicht mehr viel mitzubekommen scheint. Die fantasievolle Schwester,
    die so toll erzählen kann. Die Freunde, die Mira noch hat und die zu ihr
    kommen.


    Die Mitglieder des Widerstands sind dahingegen um einiges kälter
    dargestellt worden. Den Umständen entsprechend realistisch. Es herrschte
    Krieg im Ghetto und dementsprechen blieb nicht mehr viel Platz für
    Gefühle.


    Dennoch dürfen wir hier auch von einer kleinen Liebesgeschichte lesen,
    die es schwer hat und die zu Herzen geht. Mehr möchte ich nicht
    verraten.


    Der Aufbau des Buches war typisch für eine “Heldin”, die vom
    Einzelkämpfer zur Kämpferin wird. Man lernt die Personen kennen, den
    Alltag, das Leben von Tag zu Tag, skurrile und schreckliche Menschen.
    Nach einem speziellen Erlebnis muss Mira zu sich selbst finden und alles
    nimmt seinen Lauf. Dies ist gut erzählt und spannend gemacht.


    Die Sprache ist nicht zu anspruchsvoll, aber ansprechend. Das Buch kam
    zugleich als Jugend- wie auch als Erwachsenenbuch heraus. Daher würde
    ich die Sprache eher mit einem Jugendbuch vergleichen. Der Spannung und
    dem Mitgefühl für die Personen tat dies keinen Abbruch.


    Fazit:


    “28 Tage lang” hat mich sehr mitgerissen. Vermutlich auch aufgrund der
    Tatsache, dass man als Leser ja weiss, dass es historisch angehaucht
    ist. David Safier hat meiner Ansicht nach aber historische Ereignisse
    sehr gut mit seinen fiktiven Personen verbunden. Er schreibt selber,
    dass Mira erleben musste, was er in vielen Dokumenten nachgelesen hatte.
    Dies erklärt auch, warum Mira so viel erlebt und soviel persönlich tut.
    Viele Zeitzeugenerlebnisse wurden verarbeitet und verbreiten daher eine
    leider sehr realistische Gänsehautstimmung. Ich habe mit Mira und ihren
    Freunden und Mitkämpfern mitgelitten, mitgeliebt und mitgefiebert. Ich
    war an die Seiten gefesselt und konnte total in diesem Buch versinken.
    Gut gemacht, Herr Safier! Ob lustig oder ernst, beides gekonnt
    geschrieben.


    Daher kann es für dieses Buch nur 5 von 5 Punkten geben!

  • Erstmal recht herzlichen Dank an @Irongretta für das immer wieder aufmerksam machen auf dieses Buch :friends:
    Da ich ziemlich durch meine Schulzeit von diesem Thema geprägt bin, hätte ich niemal gedacht das ich es innerhalb von 2 Tagen lesen würde. Noch dazu mit so viel Freude, wie dieses Theam eben zu lässt. D. Safier ist hier ein Roman gelungen, der berührend/aufrütteln/lehrend, aber nie in gewisser Weise belehrend rüber kommt. Das belehrend ist für mich deshalb so wichtig, da man dieses Thema auch zu sehr in den Vordergrund schieben kann und damit unsere heutige Jugend vllt damit in eine völlig falsche Richtung treiben kann.
    Immer wieder auf verschiedene Weise zu erzählen ist richtig, damit so etwas niemals wieder geschieht. Denn wir sind nun mal alle gleiche Menschen, die das Recht auf Leben haben.
    Was mich nachhaltig beeindruckt hat, ist der Schreibstil den D. Safier hier an den Tag bringt. Seine Sprache ist einerseits sehr ernsthaft, vergisst aber nicht auch Elemente wie 777 Inseln einzubringen. Die jüngere Leser sicher erstmal wieder abholen/runterbringen um die wahre Geschichte zu verarbeiten. Denn dieses Buch ist nun mal in 2 verschieden Formen erschienen.
    Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich aber dann doch noch, für mich ist die Vorgeschichte (bevor sich Mira dem Untergrund anschliesst) ein bisschen zu lang atmig aus gefallen.
    deshalb vergebe ich hier gute :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Was für ein Mensch willst du sein ?


    Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch dieses beeindruckende Buch von David Safier.
    Am Beispiel der fiktiven Figur Mira, einem 15jährigen jüdischen Mädchen im Warschauer Ghetto 1943 begleiten wir die verschiedenen Protagonisten, die sich alle mit dieser Frage konfrontiert sehen und sich zwangsläufig zu ihr positionieren müssen und das auch auf die unterschidlichsten Weisen tun, auf dem Weg zum und durch den 28 Tage währenden Aufstand der jüdischen Ghettobewohner gegen die tyrannischen Unterdrücker der SS.
    Gehe ich mit denen, die ich liebe in den sicheren Tod? Kämpfe ich bis in den Tod? Töte ich um zu überleben oder lasse ich mich töten um nicht selbst Unrecht zu tun? Ist Töten aus Verzweiflung, Demütigung und Überlebenswillen denn eigentlich überhaupt verwerflich, kann ich das im Ernstfall überhaupt? Und wie werde ich mit einer solchen Tat, legitimiert oder nicht nachher fertig?
    So gliedert sich die Ursprungsfrage in viele situative und äußerst schwere Entscheidungen der handelnden Figuren. Sehr eindringlich versteht es Safier seine Figuren zu zeichnen und die beklemmende, verzweifelte Situation der Ghettobewohner zu schildern. Und trotz der sehr tragischen und schweren Stimmung, die natürlich das Buch beherrscht - schafft er es paradoxerweise doch auch wieder und wieder Situationen leicht und sogar komisch wirken zu lassen.
    Im Nachwort (einem Interview mit dem Autor), welches den Roman wunderbar abrundet, sagt er an einer Stelle sinngemäß: Die Figur der Mira ist frei erfunden, die Erlebnisse, die sie hat beruhen allerdings auf unterschiedlichsten Erlebnisberichten von Überlebenden. So hält er sich, zumindest soweit ich es beurteilen kann sehr eng an die historischen Fakten.


    David Safier ist hier eine faszinierende, einfühlsame und nachdenklich machende Erzählung gelungen, die mich auf dem Hintergrund seiner bisherigen Bücher doch sehr überrascht hat. Dieses Buch wird sicherlich noch einige Zeit nachwirken und ich muss einfach :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben. Wirklich sehr empfehlenswert.

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • David Safier hat mit 28 Tagen die Situation rund um den Aufstand bedrückend und detailliert beschrieben. Als Leser erlebt man mit der fiktiven Figur Mira mit, was sich damals im Warschauer Ghetto zugetragen hat. Das Buch macht mich sehr nachdenklich gemacht. Welchen Antrieb Menschen haben, sowohl auf der einen Seite (Opfer) als auch auf der anderen Seite (Täter, sei es nun Deutscher oder Kollaborateur), um so zu Handeln wie sie eben handeln. Ich habe mir einige Male die Frage gestellt wie ich handeln würde.
    Etwas zu ausschweifend war für mich die Welt der 777 Inseln beschrieben, in der sich Mira immer wieder flüchtet.
    Mein Fazit: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich bin absolut überrascht von diesem Buch.


    Es ist so anders als man Safier bisher kennen gelernt hat.


    Das Buch hat mich sehr berührt. Ich habe schon viel über diese Zeit gelesen und konnte fiktive Geschichten, bisher, als solche nicht zu nah an mich ran lassen. Bei diesem Buch ist mir das nicht gelungen.
    Was für ein Mensch willst du sein. Wie viel Leid hält ein Mensch aus?


    Mich haben diesen ausschweifenden Geschichten um die Insel 777 gestört. Es ist verständlich und schön, dass Mira diese Welt über das Erlebte trösten konnte, aber ich fand es eher stören und habe diesen Teil nur überflogen.


    Ein wirklich gelungenes Buch, dass ich jedem weiterempfehlen möchte!

  • Ein typisches Mädchen-Abenteuer-Buch, garniert mit Liebe. Auch wenn der Hintergrund und das historische Gefüge etwas anderes erwarten lassen.


    Doch Stil, Wortwahl und Sprache, die Gedanken der Protagonistin und ihre Gefühle erinnern an Jugendbücher, in denen es mehr um das Innenleben eines Mädchens geht als um das, was außen geschieht.
    Safier ist meiner Meinung nach an der Diskrepanz zwischen seinem Anspruch, ein tief gehendes Buch über die Judenverfolgung zu schreiben, und seiner sprachlichen Fähigkeit gescheitert. Der Aufstand im Warschauer Ghetto wirkt auf mich wie eine Staffage, auch wenn spannende Szenen nicht fehlen; was in Milas Kopf und Herz passiert, kommt mir nicht nah. Wie in Abenteuerbüchern üblich erzählt der Autor zu viel und zeigt zu wenig.


    Herausgekommen ist ein Buch, das nicht Fisch und nicht Fleisch ist: Ein Mädchen erlebt Grässliches, wehrt sich und lernt Verantwortung und die Liebe kennen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hab ichs mir doch gedacht, dass der Schriftsteller, der "Mieses Karma" verbr... geschrieben hat, kein ernsthaftes Buch schreiben kann. Ich habs mir doch gedacht. Und du hast meine Vermutung total bestätigt, @Marie :)

  • Ein typisches Mädchen-Abenteuer-Buch, garniert mit Liebe. Auch wenn der Hintergrund und das historische Gefüge etwas anderes erwarten lassen.

    Ach Du lieber Himmel !! Da hatte ich mir aber was ganz Anderes vorgestellt. Bei mir subt das Buch nämlich auch noch.


    Safier ist meiner Meinung nach an der Diskrepanz zwischen seinem Anspruch, ein tief gehendes Buch über die Judenverfolgung zu schreiben, und seiner sprachlichen Fähigkeit gescheitert.

    Hm, ich glaube, jetzt ist es gerade im SuB sehr weit nach unten gerückt. Na mal schauen. Ich bin ja immer dafür, sich seine eigene Meinung zu bilden aber da hab ich doch noch andere Bücher die ich lieber lesen möchte,.

  • 28 Tage lang ist ein Buch, dass mich wirklich nachdenklich zurückgelassen hat.
    "Was für ein Mensch willst du sein?"
    Diese Frage zieht sich durch das Buch wie ein roter Faden, ist aber sehr passend.
    Mir als Leser kam immer wieder die Frage auf: Was hätte ich in dieser Situation getan?
    Das macht das Buch auch so kostbar.
    Es macht nachdenklich und bewegt, wie es nur wenige Bücher tun.
    Beim Lesen dachte ich auch immer wieder: War das wirklich so krass, können das Menschen wirklich tun.
    Nur leider kennt man die Antwort ja...
    Miras Gefühlswelt fand ich toll beschrieben, auch wenn sie einen so tragischen Hintergrund hat. Ich fand sie sehr realistisch, ebenso wie Amos und die Widerstandskämpfer.
    Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm, es kamen keine Längen auf und man litt mit den Figuren mit.
    Besonders toll fand ich auch das Nachwort des Autors, in dem er etwas zu den Figuren und Hintergründen erklärt.


    David Safier hat mich mit seinem Werk vollkommen überzeugt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    "Sei ein Sonnenkind dein Leben lang, denn nur wer Sonne hat, kann Sonne geben."


    :tanzen:

  • Ich habe das Buch heute fertig gelesen.
    Ich bin tief berührt, um nicht zu sagen in meinen Grundfesten erschüttert.
    Natürlich war ich daruf gefasst mit einem grauenvollen Stück Geschichte konfrontiert zu werden, aber David Safier hat mit seinem Schreibstil die Atmosphäre so realistisch eingefangen, dass es mir wirklich an die Substanz ging.


    Den Eintrag von Marie kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ist diese Buch ganz weit weg von einem Mädchen-Abenteuer-Buch. Obwohl die lustigen Bücher von David Safier auch überhaupt nicht meinen Geschmack treffen weil, in meinen Augen viel zu schmalzig, haben mich bei diesem Buch die kurzen Episoden bei denen es um Liebe ging nicht genervt, weil ich diese eher als erwachsen und unaufdringlich empfand. Die Liebesgeschichte fand, meiner Meinung nach, nur am Rande statt. Aber so können Meinungen eben auseinadergehen (was ja auch gut so ist).


    Mir hat auch gut gefallen, dass die Protagonistin nicht ausschließlich als Heldin beschrieben wurde. Ich fand es sehr glabwürdig, dass Sie mit sich haderte während Sie das tat was Sie tat. Ich fand es auch sehr menschlich wie Ihre Angst beschrieben wurde und dass Sie eben nicht als klischeehafte mutige Superheldin dargestellt wurde. Sie war auf eine Art zwar sehr mutig in manchen Situationen aber auch nicht. In dem Buch kam toll rüber, dass auch gute Menschen manchmal schlimme Entscheidungen treffen / treffen müssen, die für andere Menschen in normalen Situationen unvorstellbar wären.


    Wie Isii habe auch ich mich während des Lesens immer wieder gefragt, was für ein Mensch ich wohl wäre? - Ich glaube wer behütet, in Freiheit und mit täglich reichlich Essen auf dem Tisch aufwachsen darf und nie eine solche Hölle erleben muss, kann diese Frage gar nicht beantworten. Ich zumindest nicht. Man glaubt zwar von sich selbst gern, dass man auf der Seite der "Guten" stehen würde und einen anderen Menschen nie ans Messer liefern würde, aber erst wenn man um sein Leben und das eines geliebten Menschen kämpen muss, zeigt sich was für ein Mensch man tatsächlich ist.


    Mein Fazit:
    "28 Tage lang" ist ein wirklich gut geschriebenes, ernsthaftes Buch welches mir tief unter die Haut ging und mich bestimmt noch lange beschäftigen wird.
    Ich habe mich mit der Bewertung schwer getan, weil es einem die grauenvolle, unmenschliche Vergangenheit vor Augen führt und man sich nicht sagen kann: "Ist ja nur eine Geschichte".
    Es fiel mir schwer das Buch neben meine anderen, oft fröhlichen, Bücher zu stellen, zu vergleichen und schließlich zu bewerten.
    Ich gebe jedoch volle fünf Sterne weil ich finde der Autor hat die Atmosphäre sehr gut eingefangen und einen wirklich in die Geschichte eintauchen lassen. Das Buch ist aber sicher nichts für Zartbesaitete.

    "Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben." (Ernst Ferstl)

  • Meine Meinung:


    Schwer verdaulicher Lesestoff


    »Was für ein Mensch willst du sein?« - Diese Frage taucht hier immer wieder auf die eine oder andere Weise - entweder direkt, oder in Form von Entscheidungen der Protagonisten - auf. Die Frage, was du alles dafür tun würdest, um zu überleben, zieht sich durch das gesamte Buch. Und die Antworten darauf sind nicht immer leicht zu verkraften - weder für den Leser, noch für die Protagonisten selbst.


    ~ Ich konnte es immer noch nicht glauben. In einer Welt, in der jeder
    nur an sich dachte, hatte jemand alles für mich aufs Spiel gesetzt. ~

    (S. 22)


    »28 Tage lang« war nun mein zweites Buch, in dem der Holocaust thematisiert wurde. Und wie auch schon bei »Bis ans Ende der Geschichte« von Jodi Picoult wurde ich auch hier in David Safiers (allererstem ernsten) Roman einfach nur überwältigt - emotional gesehen. Die sinnlosen Gräueltaten, die Verbrechen und unzähligen Morde an den Juden im Warschauer Ghetto ... all das lesen zu müssen, ist schon echt harter Tobak. Oft musste ich schlucken und dann wieder tief Luftholen nachdem ich ein Kapitel beendet hatte. Gleichzeitig wurde ich von der Geschichte enorm gefesselt und mitgerissen, sodass ich am liebsten alles in einem Rutsch gelesen hätte.


    ~ Hannah wäre lieber unsichtbar gewesen als stark.
    Der Unsichtbare überlebte im Ghetto eher als der Starke. ~

    (S. 50)


    Dies ist eine Geschichte, deren Charaktere zwar fiktiv sind, die Handlung so aber tatsächlich stattgefunden hat. Das hat dem Autor ermöglicht, den Protagonisten eigene Emotionen und Gedanken zu geben. Wären seine Charaktere echte gewesen, hätte er nicht so frei schreiben können.
    Ich persönlich finde, dass Safier hier ein wirklich grandioses Buch gelungen ist! - Ein Buch, in dem er uns einen kleinen Teil dieser fürchterlichen Menschheitsgeschichte durch die Augen von Mira, einer Jugendlichen, die mit allen Mitteln um ihr Leben und das ihrer Schwester Hannah kämpft, sehen und auch miterleben lässt. Das ist tragisch und unglaublich erschütternd, aber es gibt glücklicherweise auch immer wieder Momente, in denen die Hoffnung Mira am Laufen hält.


    ~ Außer Leuten wie Amos glaubte niemand an die Vernichtung. Weil es
    einfacher zu ertragen war, nicht an sie zu glauben? Oder weil die in Wahrheit
    nur ein Hirngespinst war? Menschen in Lastwagen sperren und sie mit Abgasen
    zu ersticken ... so krank konnten doch nicht mal die Deutschen sein. ~

    (S. 128)


    Eine Geschichte voller Angst, Furcht, Hass und Erschöpfung, aber auch voller Hoffnung, Fürsorge und Liebe. Alles kann einem Menschen dann doch nicht genommen werden, selbst in noch so aussichtslosen Situationen. Und das zeigt sich in diesem Buch zwischen den Zeilen immer wieder.
    Ein Buch, das während dem Lesen und nach dem Beenden sehr nachdenklich stimmt und mir wieder aufs Neue bewusst gemacht hat, dass Freiheit in unserer Welt nicht immer selbstverständlich ist und theoretisch jederzeit vorbei sein kann.


    (Weitere Buchzitate findet ihr HIER!)


    5 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

  • Inhalt:
    Das Buch erzählt von der 16 jährigen Mira, die im Warschauer Ghetto in der Zeit der Nazis aufwächst. Mira versucht ihre kleine Schwester und ihre Mutter durch Lebensmittelschmuggel am Leben zu erhalten. Als dann aber die Deutschen zu immer drastischeren Mitteln greifen, um die Juden auszulöschen kann Mira nur noch auf die Hilfe ihres Bruders Simon hoffen, der bei der Judenpolizei ist. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, bis sich Mira dazu entscheidet sich einer Widerstandsgruppe anzuschließen. Einer Widerstandsgruppe die länger durchhält, als alle gedacht hätten. Einer Widerstandsgruppe, die ihr Leben vollkommen verändern soll und die genau 28 Tage gegen die Deutschen kämpft.

    Meinung:

    Ein wundervolles Buch voller Hoffnung und Trauer. Voller Liebe, Hass und Leid... Der Autor erzählt die Geschichte von Mira sehr spannend und findet immer die richtigen Worte. Trotz all den schrecklichen Ereignisse, die er beschreibt, ist selbst in der dunkelsten Zeit des Krieges Platz für die Liebe.
    Definitiv Lesenswert!

  • Ich bin hin und hergerissen, was meine Bewertung angeht, aber ich denke es werden :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .


    An sich fand ich das Buch nicht so toll. Die Geschichten mit den 777 Inseln haben mich genervt, sodass ich diese Teile irgendwann nicht mehr gelesen habe. Das Thema NS-Zeit und den Widerstand dazu gefällt mir gut und ich lese gerne solche Bücher, aber die Geschichte kam doch einem Jugendroman zu nahe, sodass es leider nichts für mich war. Hätte ich das Buch 10 - 15 Jahre früher gelesen, wäre meine Meinung wohl besser ausgefallen, von daher gibt es ein paar Sternchen mehr, denn für Jugendliche ist es bestimmt was :)

  • Über das Buch:


    Genre: Jugendroman
    Verlag: Rowohlt
    Format: Hardcover
    Seiten: 416
    Preis: 16,95 Euro
    Erschien: 2014
    Originalsprache: Deutsch
    ISBN: 9783463406404


    Inhalt:


    Was für ein Mensch willst Du sein?
    Die sechzehnjährige Mira schmuggelt Lebensmittel, um im Warschauer Ghetto zu überleben.
    Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet:
    28 Tage lang.
    28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt.
    28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört.
    28 Tage um ein ganzes Leben zu leben.
    28 Tage, um eine Legende zu werden.


    Das Cover:


    Das Cover passt gut zu dem Buch. Was buntes hätte hier zu der Geschichte auch nicht gepasst.


    Die ersten 3 Sätze:


    Sie hatten mich entdeckt. Die Hyänen hatten mich entdeckt! Und sie hefteten sich an meine Fersen.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch hat mich echt überrascht. Kennt man doch eher von dem Autor lustige Bücher wie zum Beispiel "Muh!" oder "Plötzlich Shakespeare". Dieses hier ist aber eher spannend, nachdenklich und geschichtlich.
    Ich habe sehr oft geschluckt, weil manche Szenen echt hart geschrieben waren. Da sieht man erst mal, wie schlimm der Holocaust im zweiten Weltkrieg gewesen ist.
    Mira, die Protegoistin muss für sich und ihrer Familie Essen anschaffen und begibt sich dabei in Gefahr. Dabei lernt sie Amos kennen, der ihr hilft. Mira ist ein Mädchen mit Fehlern und das macht sie sehr
    sympathisch. Amos ist ein richtiger Draufgänger und kämpft für die Juden und die Freiheit. Mira hat auch einen Freund, der heißt Daniel. Daniel ist immer für seine Familie da und er ist eher Vorsichtig, bevor ihm was
    passiert. Mira muss sich entscheiden, wen sie sich anschließt. Entweder dem Kampf für Frieden oder eher der Vorsicht?
    Das Buch ist spannend und fesselnd geschrieben und viele wahre Begebenheiten und viele reale Menschen, die in der Zeit gelebt haben, spielen in der Geschichte mit. Vieles war sehr Grausam dargestellt. Man
    hatte oft sehr schlimme Szenen im Kopf. Viele Fragen, die man am Ende der Geschichte hatte, wurde im Nachwort beantwortet. Was ich super fand.


    Fazit:


    Sehr spannende Geschichte um den Holocaust mit sehr viel Wahrheit!


    Über den Autor:


    David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane "Mieses Karma", "Jesus liebt mich", "Plötzlich Shakespeare", "Happy Family", "Muh", "28 Tage lang" und
    "Mieses Karma hoch 2" erreichten Millionenauflagen. Auch im Ausland sind seine Bücher Bestseller. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy (dem
    amerikanischen Fernseh-Oscar) ausgezeichnet. David Safier lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.


    Wie viele Sterne?


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Wie dem Großteil hier hat dieses Buch auch mich sehr bedrückt und ein wenig überfordert zurückgelassen. Überfordert, weil ich mich ständig frage, wie Menschen unvorstellbares Grauen ertragen können, während mir allein das Lesen darüber schon so extrem zusetzt.


    Zum Inhalt wurde eigentlich bereits alles gesagt, daher nur schnell meine Eindrücke zur Umsetzung.
    Auch ich kannte den Autor nur von seiner humoristischen Seite und war sehr gespannt darauf, wie er eine solch bedrückende Thematik wohl verarbeiten würde. Allein schon das Vorwort hatte mich im Prinzip bereits überzeugt. Dort schildert er, dass er die Geschichte sowohl für seine während des Holocausts verstorbenen Großeltern als auch für die heute Lebenden geschrieben hat. Um das Andenken derer zu wahren, die so schrecklich und unnötig ihr Leben lasse mussten, und um den Leser der Geschichte zum Nachdenken zu bewegen. Welche Art von Mensch möchte er sein und könnte er im Angesichts von Qual und Tod immernoch an diesem Menschen festhalten?


    Diese Frage stellt sich auch Mira während der gesamten Geschichte immer wieder und findet erst nach einer langen, schmerzhaften und verlustreichen Entwicklung die Antwort darauf. Diese Entwicklung wird meiner Meinung nach extrem gut dargestellt - weder wird Mira romantisiert und als moralische Heldin gezeichnet, noch folgt sie einem geradlinigen, vorhersehbaren Muster. Sie versucht zwar die meiste Zeit an ihren Prinzipien festzuhalten, wird aber durch die sich immer weiter zuspitzende Lage im Warschauer Ghetto dazu gezwungen, gegen ihre Überzeugungen zu handeln und ist entsprechend traumatisiert. Alle sind sie traumatisiert, die wir da treffen - manche brechen einfach zusammen, manche steigern sich in einen blinden Optimismus, aber allen gemein ist die Verzweiflung und die Angst um ihr Leben.
    Diese Atmosphäre des absoluten Grauens war nur deshalb für mich zu ertragen, weil es zwischendurch immer mal wieder einige kleine Passagen des Glücks gab - ein Scherz, eine selbstlose Geste, all das, was zwischen dem Chaos der Zerstörung ein wenig Licht hat leuchten lassen.
    Daher ging es mir wie Irongetta, wenn sie schreibt:

    Emotional ist die Geschichte eine echte Achterbahnfahrt.


    Mich hat die Geschichte emotional wirklich extrem abgeholt. So sehr, dass ich an mehreren Stellen eine kurze Lesepause einlegen musste, um mich wieder etwas zu sammeln. Eben weil sie nicht rein fiktional ist, sondern so und/oder so ähnlich tatsächlich stattgefunden hat. Dazu fand ich auch das Nachwort in Interview-Form mit David Safier sehr interessant, weil er natürlich betont, dass seine Charaktere (bis auf ein paar Ausnahmen) frei erfunden sind, der Aufstand und was dazu geführt hat, aber nicht (was man natürlich weiß und was alles noch schlimmer macht. Man weiß ja in etwa, was da alles noch kommt). Nach eigener Aussage wollte Safier sich nicht zu sehr auf die historischen Details festsetzen und hat das eine oder andere Ereignis mit ein wenig dichterischer Freiheit modifiziert, damit es zu seiner Handlung passte. Safier wollte die Emotionen beschreiben, die vorherrschten. Und das hat er absolut geschafft. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von mir.