David Safier - 28 Tage lang

  • David Safier "28 Tage lang"


    :study: Eine ehrenvolle Hommage an alle Verstorbenen!


    Klappentext: Mira ist 16 Jahre, trägt ihr schönstes Kleid und geht auf dem Markt einkaufen. Ein ganz normales Mädchen würde man meinen. Doch der Schein trügt. Mira lebt im Warschauer Ghetto zur Zeit der Judenverfolgung und Konzentrationslager. Mit aller Mühe versucht sie sich, ihre Mutter und ihre geliebte Schwester Hannah das Überleben im Ghetto zu ermöglichen. Als sie beinahe verhaftet wird, rettet ihr Amos, ein Angehöriger des Widerstandes, das Leben. Doch damit nicht genug. Die SS beschließt die Ghettos zu säubern. Es bleiben nur noch 28 Tage für Mira, in denen sich alles entscheiden wird. 28 Tage in denen Daniel, ihr Freund, alles versucht um die Kinder im Waisenhaus zu schützen. 28 Tage, in denen Mira sich dem Widerstand anschließt und ums nackte Überleben kämpft. 28 Tage, in denen sich ihre Welt von Grund auf verändert und sie sich entscheiden muss: sterben oder kämpfen.


    Bewertung: Eine wunderbare Geschichte, die die Wahrheit erzählt. Selbst, wenn einige Dinge fiktiv sind, sind doch die Gefühle und Gedanken der Menschen jener Zeit wahr und lebendig. David Safir wollte vor allem seine Großeltern ehren, die das Unmenschliche in dieser Zeit erdulden mussten. Deshalb halte ich ihn für den idealsten Schreiber von so einer Geschichte.


    Sie ist einfühlsam erzählt und hallt noch lange nach. Safir hat einen poetischen Schreibstil und bringt die Gefühle passend rüber. Eine Geschichte, die es Kindern und Jugendliche ermöglicht, diese Geschichte von Deutschland leicht und verständlich zu ergründen.

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • Es ist mir schon länger nicht mehr passiert, dass ich ein Buch abbreche. Aber hier waren meine Erwartungen wohl zu hoch gesetzt, weil es so euphorisch gefeiert wurde.
    Erst einmal zum Inhalt:
    Mira ist 16 und lebt mit ihrer kleinen Schwester und Mutter im Warschauer Ghetto. Mit Schmuggel außerhalb der Ghetto-Mauern hält sie ihre Familie mehr schlecht als recht am Leben. Immer wieder riskiert sie ihr Leben dabei. Irgendwann machen Pläne der Nazis das Ghetto aufzulösen und alle Bewohner zu beseitigen die Runde. Mira schließt sich einer Widerstandsgruppe an, die den Nazis 28 Tage lang die Stirn bietet.


    Vom Inhalt her ist das Buch wirklich sehr interessant und daher war es eines meiner Wunschbücher. Leider komme ich mit Safiers Schreibweise überhaupt nicht klar! Mir war zugegebenermaßen auch nicht klar, dass es sich um ein Jugendbuch handelt - erst als ich es zu lesen begann, kristallisierte es sich für mich immer mehr heraus. Ein komplett anspruchsloser Schreibstil.
    Am meisten stört mich die Protagonistin: Sie wirkt wie aus der Zeit gefallen. Sie denkt und redet wie ein Teenager heute aber nicht wie einer, der in den 30er Jahren herangewachsen ist. Das ist vermutlich für Jugendliche genau der richtige Trick, aber bei mir ist er gründlich daneben gegangen. Habe ja schon etliche Bücher zu dem Themenbereich gelesen (auch Jugendbücher), aber keines war dabei so... flach - ein besseres Wort fällt mir jetzt nicht ein - wie dieses.
    Das Buch an sich finde ich von der Idee her sehr gut und vermutlich für Jugendliche als Leser passend und u. U. wichtig, dass das Buch seine Zielgruppe erreicht bei diesem schwierigen Thema. Aber für mich war es durch seine Umsetzung mit einem Mädel aus den 40ern, das sich benimmt und denkt wie ein Girly von heute einfach nicht stimmig. Daher kann mich dieses Buch auch in keiner Weise berühren und mitnehmen.
    Die Hauptperson ist hier so dermaßen naiv und andererseits unnatürlich kalt und gekünstelt erwachsen, dass ich überhaupt keinen Draht zu ihr bekomme. Das ganze Drumherum ist irgendwie blass und farblos, so als müsse man nur einen Hintergrund für ein Objekt erfinden, das eigentlich im Fokus stehen soll. Dazu kommt die wohl für Teenager erforderliche Portion Romantik, bei der sie sich nicht entscheiden kann zwischen ihrem Freund und einem unbekannten Mann, der ihr mit einem Kuss das Leben rettet während einer Schmuggelaktion. Dabei sind ihre Gedankengänge (das Buch wird aus der Perspektive Miras erzählt) so.... ich nenn es mal unecht, dass es für mich einfach meist nur nervig war.
    Nach etwas über 100 Seiten habe ich also das Buch zugeklappt und es dabei belassen. Ich hoffe jedoch, dass die meisten Jugendlichen gut mit seinem Stil zurecht kommen und auf diese Weise etwas über diese grausige Zeit lernen. Daher gebe ich ihm immer noch die Hälfte der möglichen Punkte.
    Insgesamt möchte ich ausrufen: Safier, bleib bei deinen Comedy-Leisten!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ein komplett anspruchsloser Schreibstil.

    Das hatte ich auch bemängelt. Aber bisher stand ich mit dieser Meinung hier ziemlich alleine. :(

    flach

    In diesem Fall hatte ich mich nur von Denis Scheck verstanden gefühlt: David Safier schreibt sogenannte heitere Romanen, über die ich nicht lachen kann. Nun hat Safier sich einen radikalen Themenwechsel verordnet: Sein neuer Roman handelt vom Aufstand im Warschauer Ghetto aus der Perspektive einer jungen Jüdin namens Mira. Gleich geblieben ist aber Safiers Sprache, eine Art Simpel-Deutsch, sein Hang zu flachen Witzen und noch flacheren Charakteren. Auf Pointe geschriebene Holocaustgeschichten enden in Holokitsch, und deshalb ist "28 Tage lang" ein schlechter Roman über ein ernstes Sujet. Hier kopiert

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Tröste dich - ich kann diese Lobeshymnen auch nicht nachvollziehen. Safier hat m. E. versucht, heutige Naiv-Sprache und vor allem auch Naiv-Denke in die damalige Zeit zu versetzen. Aber in den 30ern und 40ern ist das vollkommen fehl am Platze. Jungen Leuten mag das nicht auffallen. Daher stört es sie womöglich nicht. Aber diese Mira wäre jetzt mind. 85. Das passt vorne und hinten nicht, wie sie dargestellt wurde.

  • Sie denkt und redet wie ein Teenager heute aber nicht wie einer, der in den 30er Jahren herangewachsen

    Trotz meiner Lobeshymne auf das Buch kann ich diese Sichtweise sehr gut nachvollziehen. Ich erinnere mich auch daran, dass mir diese Tatsache ganz am Anfang des Buches negativ aufgefallen ist. Aber ich wurde dann total bei den Emotionen gepackt und da blieb dann die rationale Kritik ein wenig auf der Strecke :D Rückblickend und mit ein wenig Abstand empfinde ich die unauthentische Sprache doch als Manko. Dennoch halte ich das Buch sehr geeignet dafür, ein Bewusstsein und eine gewisse Sensibilität mit dem Thema zu bewirken - vor allem eben bei Jugendlichen, die abseits von dem trockenen Unterricht etwas lernen möchten.

  • Vielleicht hat der Autor das auch mit Absicht gemacht, weil er ein etwas poetisches Werk über die Zeit schaffen wollte, in der seine Großeltern gelebt haben. Eine Sprache, die auch die heutigen Generationen verstehen ... könnte ich mir jedenfalls gut vorstellen :-,

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    (Abraham Lincoln)




  • könnte ich mir jedenfalls gut vorstellen

    Ich mir bei diesem Autor nicht. Um ein Werk sprachlich über seine Zeit hinaus weisen zu lassen, muss man schon über eine gewaltige sprachliche Kompetenz verfügen, und die spreche ich Safier ab.
    Um "poetisch" zu sein, muss ein Buch über einen bestimmten Duktus verfügen, über Bilder und Satzmelodie. Das findet man in diesem Buch nicht.

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  • Ich mir bei diesem Autor nicht. Um ein Werk sprachlich über seine Zeit hinaus weisen zu lassen, muss man schon über eine gewaltige sprachliche Kompetenz verfügen, und die spreche ich Safier ab.

    Wow, das finde ich aber heftig! Dafür musst du aber viele Romane von ihm gelesen haben, wenn du dieser Auffassung bist ... ansonsten fände ich das ziemlich unverschämt, dass wegen eines Buches zu behaupten! :ergeben:

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  • das finde ich aber heftig

    Ich habe drei gelesen und zwei abgebrochen.


    Und ich habe eine Anzahl poetischer Bücher gelesen, so dass ich weiß, wie poetische Sprache klingt.

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  • Ich habe drei gelesen und zwei abgebrochen.
    Und ich habe eine Anzahl poetischer Bücher gelesen, so dass ich weiß, wie poetische Sprache klingt.

    Das ist dann sicher echt enttäuschend!!! :| Gut, dass Geschmäcker verschieden sind :loool:

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  • Vielleicht hat der Autor das auch mit Absicht gemacht, weil er ein etwas poetisches Werk über die Zeit schaffen wollte, in der seine Großeltern gelebt haben. Eine Sprache, die auch die heutigen Generationen verstehen

    Poetisch ist jetzt auch nicht das Wort, was mir als erstes eingefallen wäre. Dazu ist die Sprache generell zu schmucklos und zu unkomplex. Aber das macht ja nichts; ich finde schon, dass die drastische, klare Art die Geschichte gut transportiert. Es geht ja bei der Kritik auch nicht nur um die Wortwahl, sondern auch um das teilweise gestellt wirkende Verhalten. Manchmal fehlt Mira ja wirklich nur noch ein Smartphone und sie würde perfekt in die Gegenwart passen. Aber da unterstelle ich auch eine Absicht - zumindest zu einem gewissen Teil - weil Mira so grade für junge Leser besser zu einer Identifikationsfigur wird.
    Dass das Buch stilistisch kein literarisches Meisterwerk ist, muss vermutlich nicht diskutiert werden. Aber wenn eine Geschichte so viele Leute emotional da abholt, wo sie stehen, ist schon einiges richtig gelaufen, denke ich. Und ich habe die Lektüre - bei all der berechtigten Kritik - auf jeden Fall genossen (wenn man das in diesem Fall so sagen kann :cry: ).

    Wenn wir uns nicht gelegentlich verirren, dann haben wir uns nicht genug bewegt.
    Florian Illies

    :flower:
    Mein Blog

  • Dass das Buch stilistisch kein literarisches Meisterwerk ist, muss vermutlich nicht diskutiert werden.

    Das ist wahr! :lol:

    Aber wenn eine Geschichte so viele Leute emotional da abholt, wo sie stehen, ist schon einiges richtig gelaufen, denke ich. Und ich habe die Lektüre - bei all der berechtigten Kritik - auf jeden Fall genossen (wenn man das in diesem Fall so sagen kann :cry: ).

    Das ist die Seite, die ich sehe! Ich glaube auch, das es neben der Message an die Großeltern (wie er selbst sagte) auch darum ging!


    Ich fand es auch gut, auch wenn es keine Meisterstück ist! Diesen Anspruch habe ich auch nicht! Ich kann Geschichten auch so gut finden. :tanzensolo:

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  • Ich kann mir auch vorstellen, dass Jugendliche damit gut bedient werden. Wobei ich auch schon Kinder-/Jugendbücher zu ähnlichen Themen gelesen habe und die hatten es nicht nötig, die Protagonisten vom Wesen her ins Heute zu versetzen. Es ist m. E. auch nicht unwichtig, dass Jugendliche begreifen, dass man die heutige Denkweise Jugendlicher in keiner Weise vergleichen kann mit denen der damaligen Zeit.
    Man kann ja durchaus aus künstlerischen Ambitionen klassische Werke in die Moderne überführen, wie Bodo Wartke es bei Ödipus gemacht hat. Aber im Fall Safier sehe ich es so, dass es einfach nicht für mehr langt - auch wenn sich das jetzt hart anhört. Gerade wenn man seine anderen Bücher gelesen hat bekommt man eine Ahnung, wo seine literarischen Fähigkeiten liegen. Comedy kann er gut, wenn einen Wiederholungen nicht stören. Hier bei diesem Thema hatte ich auf mehr gehofft und wurde leider enttäuscht.
    Aber man sieht ja, dass ich ihm nicht zu hart gegenüber sein wollte. Sonst hätte das Buch bei mir keine 2,5 Sterne bekommen. Ein Buch das ich abbreche bekommt von mir i. d. R. 1 Stern.


    Ich hatte das Buch zum Glück nur von einer Verwandten geliehen, die genau wie ich etliche Literatur zum Thema 3. Reich gelesen hat. Und sie fragte mich auch gleich, als ich es zurück gab "Und? Wie fandest du das?" Auf meine Antwort hin meinte sie nur, dass sie froh sei, dass sie das nicht alleine so schlecht gefunden hätte. Wir einigten uns dann darauf, dass es einfach ein Jugendbuch ist und für Erwachsene mit Erfahrung in Sachen NS-Literatur schlicht unpassend.

  • Ich hatte das Buch zum Glück nur von einer Verwandten geliehen, die genau wie ich etliche Literatur zum Thema 3. Reich gelesen hat. Und sie fragte mich auch gleich, als ich es zurück gab "Und? Wie fandest du das?" Auf meine Antwort hin meinte sie nur, dass sie froh sei, dass sie das nicht alleine so schlecht gefunden hätte. Wir einigten uns dann darauf, dass es einfach ein Jugendbuch ist und für Erwachsene mit Erfahrung in Sachen NS-Literatur schlicht unpassend.

    Ja, ich sehe es auch las Jugendbuch an. Wobei ... Manche von Miras Gedankengängen und Äußerungen schon auch altersfrei sind bzw. sich so manche Erwachsene sich ein Stück davon abschneiden sollten ... und viele dieser Gedankengänge haben wir Erwachsenen ja auch, also so weit weg finde ich es nicht. Aber insgesamt kenne ich für Erwachsene -wie du auch- aussagekräftigere Bücher über diese Zeit.

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  • Zum Inhalt des Buches wurde schon einiges gesagt, deshalb spare ich mir diesen Teil und setze direkt bei meiner persönlichen Meinung an.

    Es ist nicht mein erstes Buch von David Safier und seine bisher von mir gelesenen Bücher sind auch eindeutig eher dem humorvollen Genre zuzuordnen. Und um ehrlich zu sein, hätte ich im Buchladen nicht gezielt danach gegriffen, wenn es nicht eine Empfehlung aus meinem Freundeskreis gegeben hätte, die mir das Buch sehr ans Herz gelegt hat. Und ich war sehr skeptisch. Kann David Safier auch anders als lustig?

    Ich habe das Buch beendet und muss zumindest für mich diese Frage mit "teilweise" beantworten. Das Buch hat mich gepackt. Es hat mich in vielen beschriebenen Situationen zum Nachdenken gebracht. Besonders nach Kapiteln, die mit der Frage "Was für ein Mensch willst du sein?" enden, brauchte ich für mich nicht nur eine gedankliche Pause, sondern habe das Buch bewusst aus der Hand gelegt. Eine Zigarttenpause, die Wäsche zusammenlegen, den Müll runterbringen - nur ein paar Minuten das Gelesene nachklingen lassen. Es sind Extremsituationen. Jeder Mensch reagiert anders in solchen Situationen und wohl kaum jemand kann von sich behaupten, wie er in so einem Moment reagieren würde.

    Ich gehöre zu einer Generation, die zwar die Bedeutung des Wortes "Krieg" theoretisch kennt, sie aber glücklicherweise noch nie am eigenen Leib erfahren musste. Und daher kann ich diese Frage noch nicht einmal für mich selbst beantworten.


    Das Grundthema von "28 Tage lang" gefällt mir und auch die Idee des Jugendbuches. Soetwas hätte ich zu meiner Schulzeit gerne gelesen und darüber diskutiert.

    Positiv für mich war, dass das Buch mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Das ich mich immer wieder bei der "Was hättest du selbst getan?"-Frage ertappt habe. Das mir das Buch mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben wird.


    Andererseits hatte ich gerade am Anfang einige Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden. Safier schreibt im Nachwort des Buches, dass seiner Meinung nach Überlebende des Holocaust ihre Geschichten mit einer gewissen emotionalen Distanz erzählen und er sich mit der fiktiven Person der Mira eine Möglichkeit geben wollte, dies in seinem Buch anders zu schreiben. Mmmh... das ist bei mir nicht unbedingt angekommen. Ich bin mit Mira nie wirklich "warm" geworden. Sie erschien mir teilweise wie eine konstruierte Superheldin. Dass einige ihrer Entscheidungen oder Gedanken fragwürdig waren, wirkte für mich wie eine eingebaute Konstruktion. Sie muss jetzt aber auch mal die Kontrolle verlieren..... Sie muss jetzt aber auch mal weinen... Sie muss jetzt auch mal Angst verspüren.... etc.

    Vielleicht wäre es glaubwürdiger gewesen, hätte man einigen Situationen einige Seiten mehr gegönnt. Dadurch hätte die Figur etwas mehr Persönlichkeit entwickeln können; ihre Ängst, ihre Zweifel, Wünsche, Träume etc. hätten dadurch vielleicht etwas mehr Raum bekommen. Das Grundtempo der Geschichte ist ohnehin sehr hoch, dadurch wirkten viele Stationen auf mich gehetzt.


    Ob der Sprachstil zu einem Jugendbuch passt oder nicht, darüber lässt sich streiten. Gerade die Stellen, in denen sich die Leute mit Galgenhumor durch den Ghetto-Alltag retten, erschienen mir zu flapsig.

    Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass das Buch von Lesen verschiedener Altersklassen unterschiedlich "gesehen" wird. Ein Erwachsener wird vermutlich anders über die Handlungen der Personen urteilen, als ein Leser im Alter der Protagonisten.


    Dennoch lädt das Buch zu Diskussionen ein. Und wenn ich da an meine Bücher in der Schulzeit zurück denke - da würde ich als Schüler doch lieber über ein Buch wie dieses diskutieren, als darüber welche Bedeutung die Farbe des Pferdes im "Schimmelreiter" hat. :-,[-(

    Insgesamt vergebe ich für das Buch damit :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:.

  • Safier passt mit seinen bisherigen Romanen überhaupt nicht in mein Beuteschema, aber ein Jugendbuch zum Thema "Nationalsozialismus"? Das ist eigentlich genau meins und eigentlich, so dachte ich zumindest, kann man damit nicht viel falsch machen.


    Ich habe jetzt ein paar Beiträge in diesem Thread gelesen und bin eher der Meinung von Marie und Diamondgirl.
    Um mit dem leidigen Thema des Sprachstils zu beginnen, über das schon so viel diskutiert wurde: Gerade bei einigen Dialogen fällt mir auf, wie unzeitgemäß gesprochen wird. Nehme ich nur kleinere Abschnitte, so wird überhaupt nicht deutlich, dass sich die Geschichte nicht im 21. Jahrhundert abspielt.
    Gleichzeitig kann ich einen "schmucklosen" (irgendwer hat das so schon genannt) Stil nicht kritisieren. Ich habe auch einiges an Literatur von Holocaustüberlebenden gelesen und die Sprache war ganz selten ausschweifend oder poetisch. Im Gegenteil: Meist sind diese Bücher klar und reduziert geschrieben, was aber zur Atmosphäre beiträgt. Und das ist ein großes Manko bei Safier: Das schafft er nämlich nicht! Weder mit Inhalt noch mit Sprache kann er mich emotional an die Geschichte binden. Dabei hat er sich an realen Ereignissen orientiert, die grauenvoller kaum sein können. Es mag natürlich sein, dass ich durch viel Lektüre zum Thema bereits "abgestumpft" bin, trotzdem hätte ich mir ein Minimum an Schockiertheit oder Abscheu oder so etwas gewünscht.


    Und damit komme ich gezielt auf den Inhalt zu sprechen. Safier versucht in der ersten Szene, Spannung aufzubauen, indem Mira beinahe beim Schmuggeln erwischt wird und nur dank des Kusses mit Amos entkommen kann. Leider wird direkt im Anschluss ihr Freund erwähnt und die ganze Geschichte neigt sich einem Love-Triangle entgegen, was wirklich nicht sein muss. Das verdrängt den Charakter des Ghettos, zerstört die Atmosphäre und lässt mich nur mit den Augen rollen.
    Dann baut der Autor Miras Leben über ein paar hundert Seiten auf, bezieht reale Ereignisse und Personen mit ein. Auch da gibt es die ein oder andere Stelle, die ich nicht so gelungen finde. Letztlich nimmt der Aufstand nur etwa 100 Seiten ein. Ich meine, dank des Buchtitels vergisst man danach nicht so leicht, wie lange der gedauert hat. Wenn jetzt aber die 28 Tage für den Autor der Fokus sein sollen, warum musste ich dann so viel davor lesen?
    Was mich allerdings am meisten nervt, ist das Ende:

    Insgesamt muss man dem Buch aber zugute halten, dass es versucht, seine Zielgruppe an ein dunkles Kapitel europäischer Geschichte heranzuführen. Ich glaube, dass es das auch schaffen kann, aber ich gehöre leider nicht dazu. Das Buch wirft gerade im letzten Teil wichtige moralische Fragen auf und vermittelt, dass man sich auch als junger Mensch diesen nicht entziehen kann. Ich glaube, da kann es gute Arbeit leisten, weshalb meine Wertung letztlich doch sehr milde ausfällt.

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Interessant wie unterschiedlich die Meinungen zu diesem Buch sind. :D


    Über den Schreibstil sage ich nun nichts. Ich bin niemand der einen Schreibstil als flach oder nicht gut bezeichnet, solange er nicht wie ein Aufsatz eines Grundschülers wirkt. Schreibstile sind nun einmal sehr unterschiedlich und was der eine in einem Buch als passend empfindet, das ist einem anderen vielleicht nicht intellektuell kompliziert genug geschrieben. Wie das hier in diesem Buch ist kann ich nicht beurteilen. Ich fand dass es sich vom Stil her gut hat lesen lassen. Weiter möchte ich das nun nicht beurteilen.


    Am meisten stört mich die Protagonistin: Sie wirkt wie aus der Zeit gefallen. Sie denkt und redet wie ein Teenager heute aber nicht wie einer, der in den 30er Jahren herangewachsen ist. Das ist vermutlich für Jugendliche genau der richtige Trick, aber bei mir ist er gründlich daneben gegangen. Habe ja schon etliche Bücher zu dem Themenbereich gelesen (auch Jugendbücher), aber keines war dabei so... flach - ein besseres Wort fällt mir jetzt nicht ein - wie dieses.

    Das Buch an sich finde ich von der Idee her sehr gut und vermutlich für Jugendliche als Leser passend und u. U. wichtig, dass das Buch seine Zielgruppe erreicht bei diesem schwierigen Thema. Aber für mich war es durch seine Umsetzung mit einem Mädel aus den 40ern, das sich benimmt und denkt wie ein Girly von heute einfach nicht stimmig. Daher kann mich dieses Buch auch in keiner Weise berühren und mitnehmen.

    Das kann ich persönlich irgendwie nicht nachvollziehen. Ein Mädchen das mit 16 Jahren mit ihrem Freund nichts anderes tut als Küssen und Händchenhalten und bei ihrer kleinen Schwester der Meinung ist, dass sie viel zu jung sei um einen Jungen zu küssen, das ist für mich alles andere als eine moderne Denkweise. Vor allem wenn man bedenkt wieviele Mädchen heutzutage mit 13 schon schwanger sind. Ich denke die Jugendlichen heutzutage würden eine 16jährige eher auslachen wenn die nicht einmal über mehr als Küssen nachdenkt.

    Dass sie ansonsten schon etwas "reifer" denkt in anderer Hinsicht, finde ich auch nicht so unlogisch, schließlich mussten bei den Umständen der damaligen Zeit die Kinder sehr viel schneller erwachsen werden und da bleibt dann nicht mehr viel an kindlichem Denken.

    Über die Sprache selbst kann ich natürlich nicht viel sagen. Ich weiß nur was ich über heutige Jugendliche mitbekomme und wie es früher bei mir war. Welche genauen Gedanken nun meine Großeltern in ihrer Jugend gehabt haben, das kann ich nicht beurteilen. Das ist eigentlich auch nichts was man direkt mitbekommt, denn sowas ist auch schwer erzählt zu bekommen. Vielleicht weiß ich davon also einfach zu wenig.


    Das Buch selbst war jedenfalls interessant geschrieben, auch wenn es etwas weniger von der erfundenen Geschichte hätte haben können, welche Mira nutzt um aus ihrem Alltag zu entfliehen. Man hat im Buch vieles mitbekommen über die Gräuel der damaligen Zeit und mir war es immer wieder unbegreiflich wie jemand sich so hat verhalten können. Aber dass diese Ereignisse passiert sind und auch an anderen Stellen, das wissen wir heute ja. Dennoch ist es immer wieder schwer zu glauben, einfach weil es so unfassbar ist wie grausam Menschen sein können. Wer von den Ereignissen im Warschauer Ghetto noch nichts gewusst hat (oder zumindest nichts Genaues), der erfährt hier einiges über die Zeit und die Umstände dort und das fand ich gut. Allerdings konnte ich das Buch nicht in einem Rutsch lesen, ist es doch wirklich nicht gerade leicht verdaulich und daher mussten zumindest bei mir immer mal wieder Pausen sein. (Mehrere unterbrochene Leseabschnitte an ein paar Tagen, damit sind keine tagelangen Pausen gemeint.)


    Alles in allem hat das Buch bei mir 4,5 Sterne bekommen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • ...

    sind. Ich denke die Jugendlichen heutzutage würden eine 16jährige eher auslachen wenn die nicht einmal über mehr als Küssen nachdenkt.

    Dass sie ansonsten schon etwas "reifer" denkt in anderer Hinsicht, finde ich auch nicht so unlogisch, schließlich mussten bei den Umständen der damaligen Zeit die Kinder sehr viel schneller erwachsen werden und da bleibt dann nicht mehr viel an kindlichem Denken.

    Über die Sprache selbst kann ich natürlich nicht viel sagen. Ich weiß nur was ich über heutige Jugendliche mitbekomme und wie es früher bei mir war. Welche genauen Gedanken nun meine Großeltern in ihrer Jugend gehabt haben, das kann ich nicht beurteilen. Das ist eigentlich auch nichts was man direkt mitbekommt, denn sowas ist auch schwer erzählt zu bekommen. Vielleicht weiß ich davon also einfach zu wenig. ...

    Die Figur wirkt auf mich wie Filmheldin der Gegenwart, die durch ein Portal 70 Jahre in der Zeit zurück katapultiert wird. Man darf nicht vergessen, dass Kinder damals zu gehorchen hatten, solange sie die Füße unter den Tisch ihrer Eltern stellten. Und erst recht Mädchen. Sie mussten mit 12 oder 14 schon schwer arbeiten, waren aber erst mit 21 Jahren volljährig. Klar werden Kinder in Notzeiten schneller erwachsen, aber wie die "Superhelden-Entwicklung" hier genau ablief, bleibt ja im Dunklen. Allein die Frage, wie genau kam sie über die Mauer ... Bei diesem Buch habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob Autoren von heute, die nie ohne Zentralheizung, Wasch- und Spülmaschine gelebt haben, glaubhaft historische Szenarien beschreiben können.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Möller - Der entmündigte Leser

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Allein die Frage, wie genau kam sie über die Mauer ...

    Was genau meinst du damit? Es wird doch jedes Mal genau beschrieben wie sie auf die andere Seite der Mauer gekommen ist, wenn sie rübergegangen ist

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  • Ich kann mich nicht mehr genau erinnern - in Mädchenkleidern oder hatte sie die versteckt?

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