Diana Gabaldon - Die Fackeln der Freiheit / The Scottish Prisoner

  • Kurzmeinung

    Hirilvorgul
    Es ist wie nach Hause kommen und der Familie und alten Freunden zu begegnen. Einfach nur schön.
  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Jamie Fraser ist ein Sohn der Highlands, und er war immer stolz auf seine Bereitschaft, für die Freiheit zu kämpfen. Und doch bleibt er freiwillig in Gefangenschaft. Denn nur so kann er seinem unehelichen Sohn nahe sein. Da tritt erneut Lord John Grey in Jamies Leben und bittet um Hilfe gegen eine Verschwörung wider die britische Krone. Wenn Jamie ablehnt, könnte er alles verlieren, was er liebt. Wenn er aber zustimmt, verrät er seine alten Gefährten …


    Eigentlich wollte ich das Buch bereits nach einem Drittel abbrechen. Da ich jedoch weder Ehre noch Prinzipien habe, und auf der anderen Seite wieder doch (immerhin hatte ich die ersten beiden Teile der Lord John-Reihe gelesen, und das mit großem Vergnügen), habe ich mich nun doch durch den ganzen Wust aus Verschwörungen, süßlichen Kleinkindszenen, unfreiwilliger Komik und mysteriösen "..."-Sätze und -Fragen geackert.


    Die Handlung ist schnell erzählt und wenig interessant oder fesselnd: Lord John holt Jamie Fraser aus seinem "Gefängnis" Helwater, einem Gut in Schottland, aus dem er sich als Gefangener nicht entfernen darf. Er genießt dort gewisse Privilegien und ist in der Lage, seinen kleinen unausstehlichen unehelichen Sohn William zu sehen, der das Imperium einmal erben wird. Als Lord John Grey rätselhafte Papiere in die Hände fallen, deren Inhalt auf Gälisch verfasst ist, bittet er Jamie Fraser um Hilfe und um seine Begleitung nach Irland, um eine in der Luft liegende jakobitische Verschwörung aufzudecken. Wenngleich Jamie Fraser durch seine verschollene und in die Zukunft gereiste Frau Claire weiß, dass jede diesbezügliche Anstrengung zum Scheitern verurteilt ist, nimmt er die Aufgabe an. Auf den restlichen 300 von ca. 550 Seiten wird gekämpft, duelliert, dümmlich gereimt, gebetet, unpassend blumige Vergleiche gezogen und vor allem spekuliert mit diesen unsäglichen unvollendeten Sätzen, aus denen kein noch so aufmerksamer Leser schlau wird.


    Meine Meinung: Man soll nicht behaupten, ich hätte es nicht versucht - aber ich verstehe nicht, warum man Diana Gabaldon mit diesem Buch über den grünen Klee lobt und er als "Spiegel-Bestseller" in die Literaturannalen eingegangen ist. Selten habe ich mich so gelangweilt, um nicht zu sagen geärgert über einen Roman. Schlechter Stil, ordinäre Wortwahl, zu wenig Gefühl und zu viele Wiederholung wie der galoppierende Reiter im Galopp haben mir die Vorfreude auf den heiß ersehnten dritten Teil gründlich verdorben. Hinzu kommt, dass man die ersten beiden Lord John-Romane ohne Hintergrundwissen zur Highland-Saga mit Jamie Fraser lesen kann - in diesem werden häufig Andeutungen aus letzterer gemacht, was mich als Nicht-Fraser / Randall-Fan völlig irritiert hat. Empfehlen kann ich "Die Fackeln der Freiheit" nicht, obwohl mir immerhin Lord John trotz seines lüsternen Froschgequakes ein wenig sympathischer wurde und auch Jamie Fraser mich gegen Ende nicht mehr so genervt hat wie zu Beginn - wohl, weil ich mich an seine Perfektion gewöhnt hatte und es mir irgendwie gefiel, wenn ein bisschen Gefühl wenigstens gedanklich gezeigt wurde, sobald Lord John seiner ansichtig wurde (der "prachtvolle Hirsch"-Vergleich war allerdings wie das Gequake recht abtörnend).


    Irgendwann habe ich mich schließlich gefragt, ob die Übersetzung zumindest eine "Teilschuld" trägt an der miesen Qualität. Formulierungen und Sätze wie "Du hast aber eine großen Schniedel, Onkel John!", "der haarige Arsch" und "Der leise Hauch von Scheiße", der Jamie Fraser endgültig Gewissheit darüber verschafft, dass er seinen Sohn liebt, fand ich absolut überflüssig und fast schon vulgär.


    Fazit: Wahrscheinlich haben Fans von beiden Reihen ihre Freude an einem Wiedersehen zwischen Lord John Grey und Jamie Fraser, die ein Geheimnis im Stall von Helwater verbindet, hinter das ich nicht gekommen bin. Mich selbst hat Frau Gabaldon leider nicht überzeugt. Ich weiß nicht, ob ich einen vierten Teil durchstehe - falls es ihn gibt - obwohl ich den schneidigen John Grey immer noch recht gelungen finde.



    Bewertung: :bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Inhaltlich habe ich Yaels Rezension nichts hinzuzufügen, weshalb ich mich an dieser Stelle auf meine Meinung beschränken möchte.


    Vorab: Mir hat das Buch gefallen und ich habe es sehr gerne gelesen.
    Allerdings finde ich nicht, dass dieses Buch qualitativ an die bisher veröffentlichten heranreicht. Dazu ist die Story zu platt und einfallslos, auch wenn sie kurzweilig umgesetzt wurde. Sie lebt durch die reichen Beschreibungen der Protagonisten und deren Interaktion. An dieser Stelle habe ich bei dem Buch absolut gar nichts vermißt, auch im Vergleich zu den anderen Romanen der Serie.
    Wer für meinen Geschmack allerdings zu plastisch beschrieben wurde und damit für mich zu einer Art "Haßobjekt" wurde, ist William, Jamies unehelicher Sohn. Ein Kind zum Abgewöhnen.
    Ob das Verziehen von Jungen allerdings zu damaliger Zeit eventuell üblich war, bzw. der familiären Situation geschuldet sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis und ändert nichts an meiner Meinung über dieses Kind.
    Was mir auch absolut unverständlich ist: dieses Buch als Lord-John-Roman zu deklarieren, wo Jamie doch zu mind. 50%, wenn nicht gar mehr, die Geschichte bestreitet. Das finde ich doch sehr irreführend bis ärgerlich. Für die, nennen wir sie mal Jamie-Claire-Fraktion, ist es bestimmt ganz interessant, von der unmittelbaren Zeit nach Culloden zu lesen. Nicht, daß dies unbedingt nötig gewesen wäre, um die "Haupt-Story" zu verstehen, das wird in den Romanen deutlich genug - aber es ist doch zumindest eine nette Zugabe. Alle Leser, die einen reinen Lord-John-Roman erwartet haben, wurden zwangsläufig enttäuscht.


    Ich vergebe: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • "Dies ist der erste Lord-John-Roman, der genau so sehr Jamies Buch ist", sagt Diana Gabaldon über den dritten Band der Reihe, die sich in erster Linie mit John Grey, einer Nebenfigur der Highland-Saga befasst. - Und damit hat sie wohl recht.
    Anders als in den ersten beiden Bänden wird dem Leser hier nicht ein spannender Kriminalfall geboten. Von Anfang bis Ende ist die Handlung eigentlich klar, die Zusammenhänge sind bekannt, und es gibt am Ende auch keine überraschende Wendung. Jeder, der ein wenig über Culloden und den Jakobitenaufstand im 18. Jahrhundert gelesen hat, weiß, dass es der letzte seiner Art war und die Ereignisse somit im Groben vorgegeben sind.
    Ich glaube aber, dass Diana Gabaldon diesmal den Leser nicht durch Rätselraten für sich gewinnen wollte. "Die Fackeln der Freiheit" ist für mich vielmehr eine sinnvolle - und keineswegs überflüssige Ergänzung - der eigentlichen Erzählung um Jamie und Claire, in der es aber zu einem großen Teil auch um Freundschaft, Loyalität und Solidarität geht. Dass Jamie und John in den späteren Büchern einander derart eng verbunden sind, wurde bislang durch die Fürsorge des englischen Lords für Willie, den unehelichen Sohn des Highlanders erklärt. John erklärt sich bereit, die Vormundschaft für William zu übernehmen, so dass Jamie auch in Zukunft das Schicksal seines Kindes verfolgen dabei aber anonym bleiben kann. Mir persönlich hat diese Erklärung nie wirklich ausgereicht.
    Dieses Buch stellt daher für mich das Mosaiksteinchen dar, das mir zum Verständnis der Beziehung zwischen den beiden Männern gefehlt hat. Ja , es gibt viele kryptische Andeutungen in diesem Band. Und -ganz ehrlich - dieses Buch zu lesen, ohne die Hauptstory zu kennen, würde ich auch niemandem empfehlen...Da entgeht einem was.
    Auch ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich an die Stallszene nochmal erinnern konnte. Da sie an einer Stelle von "Die Fackeln der Freiheit" jedoch z.T. zitiert wird, fiel mir wieder ein, wie zerrüttet das Verhältnis der Protagonisten zu diesem Zeitpunkt der Handlung war. Umso bemerkenswerter, mitverfolgen zu können, wie diese Freundschaft ihre zweite Chance erhält, indem Vergebung und gemeinsame Erlebnisse, gemeinsam erlebte Gefahr mit einem Mal wichtiger werden als alte Verletzungen.


    Mir hat das Buch somit sehr gut gefallen. Gewiss ist es nicht geeignet, in die Reihe einzusteigen.

  • Für Fans der Reihe ist dieser Roman wie nach Hause kommen und Familie und gute Freunde wieder zu sehen. Es war für mich der letzte noch ungelesene Band aus der Outlander-Welt (für mich wird es ja immer die Highland-Saga bleiben... :-,) und ich habe die Rückkehr sehr genossen. Von schmunzeln über laut lachen bis hin zu Tränen überströmt war wieder alles dabei. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für reines Lesevergnügen und wieder ein bisschen mehr Schottland-Sehnsucht.

    Wer die Highland-Saga nicht kennt, sollte mit diesem Band nicht einsteigen, denn er würde die tiefen Verbindungen zwischen den Charakteren nicht verstehen. Für alle anderen: nicht auslassen, unbedingt lesen!

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark