Christine Wirth ~ Vom Ernst des Lebens (ab 22.04.2014)

  • Wie Du schon schreibst, Hedi, die anklingende Zärtlichkeit und Zuneigung zwischen Rupert und Miles wird immer deutlicher und öfter...erstaunlich, wenn man an Ruperts Charakter-Beschreibung denkt - gehen da etwa die Gefühle mit ihm durch?!? :love:
    Die Nummer mit dem Brief an Ruperts Eltern fand ich auch sehr krasss, das fordert doch eine deutliche Reaktion der Eltern! Oder sind so solche Eskapaden ihres Sprößlings schon gewohnt?
    Ruperts beginnende Annäherung an Thierry hat mich etwas erstaunt, passt es doch so gar nicht zu ihm - aber es scheint ihm nicht einmal "weh getan" zu haben... :wink:
    Schön, dass auch für Rupert die Zeit in Paris beginnt, ihre schönen Seiten zu bekommen.

    Frauen sind wohl gar kein Thema für die beiden ? Es heißt doch immer, dass Frankreich die scönsten und romantischsten Frauen hat... O:-)

    DAS "hilft" ja nun nicht immer....aber ich weiß, was Du meinst! :wink: Vielleicht hätten die beiden lieber nach Lesbos reisen sollen :totlach: :totlach:


    Nach wie vor bin ich gespannt, was jetzt Miles Beweggrund für diese Reise mit Rupert war :-k

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Findet Ihr es denn überraschend, dass die Beziehung zwischen Rupert und Miles intimer wird?
    Ich hatte da jetzt nichts anderes erwartet...

  • Findet Ihr es denn überraschend, dass die Beziehung zwischen Rupert und Miles intimer wird?


    Ich hatte da jetzt nichts anderes erwartet...

    Ich habe es vom Anfang des Buches her nicht erwartet. Für mich war es erst einmal eine Zweckgemeinschaft, die nicht unbedingt von beiden Parteien zu gleichen Teilen bedient wird. Zumal Rupert ja auch von Anfang an als sehr introvertiert und menschenscheu beschrieben wird. Solche Menschen haben nun mal "Probleme" oder Defizite im zwischenmenschlichen Bereich, gerade wenn es um sehr starke Gefühle geht. Und dafür finde ich Ruperts verhalten noch sehr "normal".
    Aber im weiteren Verlauf der Geschichte zeichnete es sich für mich immer mehr ab, dass sich da was entwickelt zwischen den beiden. Auch wenn ich immer noch nicht so recht an die klassische Liebesbeziehung glauben mag - ich erwarte da noch eine andere Wendung in der Geschichte. Warum? Das kann ich gar nicht mal so konkret sagen - das gibt mir mein Bauchgefühl ein.

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Aber im weiteren Verlauf der Geschichte zeichnete es sich für mich immer mehr ab, dass sich da was entwickelt zwischen den beiden. Auch wenn ich immer noch nicht so recht an die klassische Liebesbeziehung glauben mag - ich erwarte da noch eine andere Wendung in der Geschichte. Warum? Das kann ich gar nicht mal so konkret sagen - das gibt mir mein Bauchgefühl ein.

    Eine intimere Beziehung muss ja nicht zwangsläufig eine Liebesbeziehung oder gar sexuelle Beziehung bedeuten - irgendwie erwarte ich das hier ebenfalls nicht wirklich.
    Aber ich finde es schon fast logisch, dass zwischen zwei Menschen, die viel Zeit so eng miteinander verbringen, mehr Nähe entsteht. Gut, sie entsteht hier ziemlich schnell, das stimmt. Für mich scheint Rupert aber auch ein Charakter zu sein, der sich sehr nach Nähe sehnt, nur nicht weiß, wie er es anpacken soll. Und/ oder vielleicht auch glaubt, dass er anderen Menschen nicht genug bedeuten kann, um diese Nähe "verdient" zu haben.

  • Eine intimere Beziehung muss ja nicht zwangsläufig eine Liebesbeziehung oder gar sexuelle Beziehung bedeuten

    Generell hast Du absolut recht. Nur finde ich Umarmungen und zärtliches über die Wange streichen bei einer Beziegung zwischen Männern doch sehr eindeutig in die Richtung Liebesbeziehung deutend. Wären sie "nur Freunde" würde ich einen Knuff gegen die Schulter als Sympathiebekundung erwarten.

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Generell hast Du absolut recht. Nur finde ich Umarmungen und zärtliches über die Wange streichen bei einer Beziegung zwischen Männern doch sehr eindeutig in die Richtung Liebesbeziehung deutend.

    Das ist stark vom jeweiligen Kulturkreis abhängig - und wahrscheinlich auch von der Generation.
    Für die damalige Zeit und für doch eher als "steif" geltende Engländer wirken derartige Zuneigungsbekundungen zumindest ungewöhnlich, da gebe ich dir recht.

  • Das ist stark vom jeweiligen Kulturkreis abhängig - und wahrscheinlich auch von der Generation.


    Richtig!
    In meinem Beitrag habe ich es schlicht versäumt zu sagen, dass ich meine Aussage auf das Buch und die dort gegebenen Umstände beziehe.
    Sorry.

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Ist es nicht eigenartig, wie unser Weltbild ins Wanken gerät, wenn Briten in den 1950er Jahren nicht prüde sind? :wink:


    Ernsthaft. Ich glaube, wintermute hat vollkommen recht mit diesem Kommentar:

    Eine intimere Beziehung muss ja nicht zwangsläufig eine Liebesbeziehung oder gar sexuelle Beziehung bedeuten - irgendwie erwarte ich das hier ebenfalls nicht wirklich.
    Aber ich finde es schon fast logisch, dass zwischen zwei Menschen, die viel Zeit so eng miteinander verbringen, mehr Nähe entsteht. Gut, sie entsteht hier ziemlich schnell, das stimmt. Für mich scheint Rupert aber auch ein Charakter zu sein, der sich sehr nach Nähe sehnt, nur nicht weiß, wie er es anpacken soll. Und/ oder vielleicht auch glaubt, dass er anderen Menschen nicht genug bedeuten kann, um diese Nähe "verdient" zu haben.


    Da steckt sogar etwas darin, das ich beim Schreiben kaum bedacht habe, aber durchaus zutrifft, nämlich sein mangelndes Selbstvertrauen und das damit verbundene Gefühl, Nähe nicht verdient zu haben. Was Miles betrifft, so ist er ein völlig anderer Charakter und hatte von Anfang an keine Probleme mit körperlicher Nähe. Er geht oft - bewusst oder unbewusst - auf Tuchfühlung mit Rupert, misst dem aber nicht besonders viel Bedeutung bei. Vermutlich ist er es einfach so gewohnt bzw. hat eine taktile Ader. Außerdem sieht er sich nach dem Kidnapping wohl als eine Art Beschützer für Rupert.

  • Ähm, ist es okay, wenn ich fortfahre? Ich will jetzt nicht hetzen.


    Kapitel 5 + 6


    Miles zeigt sich von seiner generösen Seite und unterstützt Thierry bei der Renovierung seines Lokals - aus Freundschaft zu Rupert. Außerdem erklärt er ein wenig, warum er sich zu Rupert hingezogen fühlt; es ist gerade seine Schweigsamkeit, die ihn für Miles von anderen Personen unterscheidet.


    Mal ehrlich (und wo wir gerade bei Vorurteilen waren :lol: ): Ein britisches Lokal ausgerechnet in Frankreich, dem Land das sich weiß der Himmel was auf seine Küche einbildet? Fish & Chips im Land der French Fries? Das ist echt - mutig.

  • Ist es nicht eigenartig, wie unser Weltbild ins Wanken gerät, wenn Briten in den 1950er Jahren nicht prüde sind? :wink:


    Hm, ehrlich gesagt habe ich das auch nicht erwartet bzw. vorausgesetzt, dass die beide prüde sein müssen, nur weil es gegen Ende der 50er Jahre spielt. Würde Dein Roman in der heutigen Zeit spielen, hätte ich in den Handlungen zwischen Rupert und Miles trotzdem eine beginnende amouröse Beziehung gesehen bzw. gemeint herauszulesen.

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Hm, ehrlich gesagt habe ich das auch nicht erwartet bzw. vorausgesetzt, dass die beide prüde sein müssen, nur weil es gegen Ende der 50er Jahre spielt. Würde Dein Roman in der heutigen Zeit spielen, hätte ich in den Handlungen zwischen Rupert und Miles trotzdem eine beginnende amouröse Beziehung gesehen bzw. gemeint herauszulesen.


    Ist auch dein gutes Recht. :friends: Ich wollte damit niemanden brüskieren und habe mich nicht explizit auf dein Posting bezogen, fand es aber sehr lustig, wie wir die einzelnen Nationen doch immer wieder nach Kultur und Mentalität kategorisieren. Ich gebe zu, der Umgang zwischen den beiden ist mittlerweile recht innig; ich hoffe, es einigermaßen geklärt zu haben im vorigen Beitrag. Lass dich einfach überraschen, wie es weitergeht...

  • fand es aber sehr lustig, wie wir die einzelnen Nationen doch immer wieder nach Kultur und Mentalität kategorisieren.

    Nun, es gibt nun mal so etwas wie kulturell, gesellschaftlich gelerntes Verhalten, das sich auch auf Zwischenmenschliches auswirkt. Kulturraum ist dabei ja nicht gleichbedeutend mit Nation, es überschneidet sich nur sehr häufig. Und im deutschen wie auch im englischen (nicht notwendigerweise gesamt-britischem Raum) sind öffentliche Zuneigungsbekundungen, vor allem gleichgeschlechtliche, halt doch eher ungewöhnlich - verglichen mit anderen Kulturen.
    Als "prüde" hätte ich Briten allerdings nie bezeichnet... dafür rennen die mir im Fernsehen zu oft nackt rum.

  • Bevor es heute weitergeht, möchte ich doch noch einmal auf die "Zärtlichkeiten" zwischen den Männern eingehen, da sie evtl. ein paar von euch irritieren. Die sind in England nicht so ungewöhnlich, wie man allgemein annimmt. Gerade in Oxford (wo Miles und Rupert ja waren) und Cambridge wird / wurde in schwärmerischer und fast hedonistischer Weise ein recht inniger Umgang unter den Studenten gepflegt. Klassische Literatur, die davon erzählt, sind Forsters "Maurice" oder Waughs "Brideshead revisited, in dem es über eine Beziehung / Freundschaft geht, die keine sexuellen Elemente beeinhaltet, die aber durchaus mehr als Schulterklopfen und Umarmungen miteinschließt. Damals war es normal, sich in vertrauter Pose mit anderen Männern zu zeigen. Und selbst heute noch gibt es Freundschaften unter britischen, heterosexuellen Männern, die sich mit "Darling" ansprechen.


    Dass Liebkosungen unter Männern heute eher misstrauisch beäugt werden, finde ich paradox und fast scheinheillig im Zeitalter der Akzeptanz und Toleranz. Man traut sich nicht mehr als Junge / Mann, öffentlich Zuneigung zum eigenen Geschlecht zu zeigen aus Angst, abgestempelt zu werden (Guck mal! 'ne Schwuchtel! - Homophobie lässt grüßen). Darum gibt es heute als höchstes der Gefühle mal ein kerniges High Five. Ist auch ganz nett, aber wie gesagt, als die sexuelle Orientierung noch nicht so überbewertet wurde wie heute in den Medien, ging man ungezwungener miteinander um. Nein, das habe ich nicht selbst miterlebt - aber gut recherchiert. :wink:

  • Liebe Leute, ich bin draußen.
    Ich werde schon die ganze Zeit mit Sprache und Stil nicht wirklich warm. Stereotype Frauenfigure wie Gisele verderben mir dann leider die letzte Luste, mich weiter mit der Geschichte zu beschäftigen. Natürlich können, dürfen, müssen (!) Protagonistinnen in Büchern auch unsympathisch sein - aber dann doch bitte weniger klischeebeladen.


    Euch anderen wünsche ich natürlich noch viel Spaß. Danke für die bisherigen Diskussionen, insbesondere an Yael.
    Vielleicht finde ich mal an einem deiner anderen Bücher mehr Gefallen, aber das hier ist nichts für mich; das liegt nun nicht am Inhalt, aber mir geben die Charaktere nichts und sprachlich finde ich mich nicht ein.

  • Ich gebe zu, ich vergesse gelegentlich auch, dass Autoren nur Menschen sind, und ich finde es ok, wenn jemand mit der Geschichte Probleme hat (Geschmäcker sind unterschiedlich), aber Kritik so "hautnah" zu erfahren und eigentlich gar kein positives Feedback in der LR zu bekommen, tut nach der Investition, die ich hatte, schon ein bisschen weh. Besonders, weil ich mich wirklich darauf gefreut habe und der Roman eigentlich sehr gut aufgenommen wurde im Forum (*Dramaqueen-Modus aus*).


    Wie sieht's denn mit euch anderen aus? Habt ihr noch Lust? Da keine Reaktion bzw. weiteres Posting kommt, sollten wir die LR vielleicht besser abbrechen.

  • Wie sieht's denn mit euch anderen aus? Habt ihr noch Lust? Da keine Reaktion bzw. weiteres Posting kommt, sollten wir die LR vielleicht besser abbrechen.


    Ich würde schon gerne weitermachen, bin aber noch nicht soweit, dass ich wieder einen konstruktiven Beitrag schreiben könnte - soll heißen, heute war ich mit anderen Dingen beschäftigt und zum Lesen bin ich auch nicht wirklich gekommen...das meinte ich damit als ich sagte, ich sei ein langsamer Leser :-?
    Mal sehen, was danii und Hedi schreiben.

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Ich möchte die Leserunde eigentlich nicht abbrechen, auch wenn ich in den letzten Tagen still war. Aber ich habe weiter gelesen und fasse morgen auch gerne noch einmal meine Gedanken zusammen. Ich hatte in den letzten Tagen nur einfach die Nase etwas voll von Bildschimen, bitte nicht böse sein.


    Dass es gar kein positives Feedback gibt, habe ich persönlich jetzt eigentlich gar nicht so wahrgenommen - Christine, ich möchte gerne weiterlesen :friends: funny-valentine ja auch, also steht dem doch nichts entgegen. Und das etwas langsamere Tempo kommt mir schon auch entgegen :wink:

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Noch kurz zur Innigkeit zwischen Miles und Rupert: Mich hat sie anfangs auch verwundert. Nicht, weil ich eine amouröse Entwicklung vermutet habe, sondern doch eher, weil sich bis hierhin an mehreren Andeutungen und Kleinigkeiten gezeigt hat, dass die Freundschaft der beiden noch gar nicht so eng ist. Ich hätte die aneinander gerückten Betten, das Zurückstreichen der Haarlocke und andere zärtliche Gesten eher bei Freunden erwartet, die sich schon ewig und in- und auswendig kennen, Freunde, die einander alles erzählen. Das ist hier ja aber gerade nicht so, und das macht es für mich so ungewöhnlich. Fast, als wäre die Reihenfolge verdreht.


    Auf der anderen Seite ist es trotz der Geheimniskrämerei, die ich Miles noch immer etwas krumm nehme, auch offensichtlich, dass er Rupert ein recht großes Vertrauen entgegenbringt. Denn man nimmt sicher nicht einen eher flüchtigen Bekannten mit auf eine Art Flucht. Dann würde man wohl eher alleine reisen. Miles Motive sind dennoch immer noch etwas unklar. Dass er Rupert eine nicht geringe Zuneigung entgegenbringt, ist offensichtlich - er ruft die Rettungsaktion für Thierrys Restaurant ins Leben, um damit explizit Rupert einen Gefallen zu tun - und dennoch bleibt er verschlossen, was seine eigene Person angeht.


    Rupert wiederum - ich mag ihn irgendwie, aber hach, ich möchte ihn immer noch manchmal schütteln, weil er sich selbst so klein macht. Interessanterweise habe ich das beim ersten Lesen vor ein paar Jahren nicht so deutlich empfunden, aber ich habe mich selbst in dieser Zeit verändert, vielleicht liegt es daran. Rupert macht sich selbst das Leben so schwer, und das, obwohl doch niemand mit Abneigung auf ihn reagiert. Ich stelle mir sein Elternhaus sehr dominant vor. Das rückt vielleicht auch die Aktion mit dem Brief noch mal in ein anderes Licht ... Rupert fühlt sich irgendwie verpflichtet, seine Abwesenheit zu erklären, aber er scheut das persönliche Gespräch. Stattdessen tischt er seinen Eltern per Brief wirklich gemeine Räuberpistole auf - warum sollte er so etwas in einer liebevollen Eltern-Kind-Beziehung tun?


    Nun zum 7. Kapitel:


    Gisele kommt mir bisher weder ausgesprochen unsympathisch vor noch zu klischeebeladen. Im Gegenteil: Als erste Figur im Roman bringt sie Miles Abneigung entgegen und zeigt das auch, dafür bekommt sie von mir immerhin ein paar Pluspunkte. Nicht, weil ich Miles nicht leiden könnte, sondern einfach weil mir suspekt ist, dass wirklich jeder ihn zu mögen scheint. Giseles Abneigung macht Miles für mich menschlicher. Rupert genießt ihre Aufmerksamkeit, auch wenn er das Julien gegenüber leugnet. Auf den Grund für ihre Aufmerksamkeit bin ich gespannt, Miles äußert ja einen konkreten Verdacht.
    Und damit komme ich zum Kern des Kapitels, das auch für den ganzen Roman wichtig ist, denke ich: der Ausflug zu Ruperts Geburtstag (den dieser selbst erst mal ganz vergessen hatte). Miles hat sich sehr viel Mühe gegeben und er geht nun deutlich auf Rupert zu und offenbart ihm einiges aus seiner Gefühlswelt, wie er für den Freund empfindet und dass er eifersüchtig ist auf Gisele. Während ich seine Worte fast schon gerührt gelesen habe, lösen sie in Rupert jedoch zunächst Panik aus. Hier kommt ihm zum ersten Mal die Vermutung, der Freund könne mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn hegen, und diese Vorstellung überfordert ihn derart, dass er spontan fliehen möchte. Auch Miles zeigt sich erschüttert ob der heftigen Reaktion des Freundes, mit der ich in dieser Intensität auch nicht gerechnet hatte. Auch wenn Rupert durchaus zu Hysterie neigt, war ich an dieser Stelle überrascht. Und ich bin umso gespannter, wie sich das Verhältnis der beiden weiter entwickeln wird und welche Rolle Gisele noch zukommt.

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    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Ich hätte die aneinander gerückten Betten, das Zurückstreichen der Haarlocke und andere zärtliche Gesten eher bei Freunden erwartet, die sich schon ewig und in- und auswendig kennen, Freunde, die einander alles erzählen. Das ist hier ja aber gerade nicht so, und das macht es für mich so ungewöhnlich. Fast, als wäre die Reihenfolge verdreht.

    Danii, da hast Du sehr schön in Worte gefasst, was ich so nicht sagen konnte, weil ich noch nicht drauf gekommen war, warum ich der Meinung war, dass es in Richtung Liebesbeziehung geht. ( :uups: Ich hoffe, Ihr konntet den krausen Satz verstehen.)
    Und ich befürchte Yael, dass Du mir mit der Erläuterung zu den Umgangsformen von Stundenten zur damaligen Zeit etwas die Spannung aus dem Buch gemopst hast - weil für mich war das ja bis dahin immer noch eine Option in der Geschichte. Aber nach Beendigung des Buches hätte ich mich dann wahrscheinlich schon gefragt, warum sich die beiden dann letztendlich doch nicht näher gekommen sind. :loool:

    Auf der anderen Seite ist es trotz der Geheimniskrämerei, die ich Miles noch immer etwas krumm nehme, auch offensichtlich, dass er Rupert ein recht großes Vertrauen entgegenbringt. Denn man nimmt sicher nicht einen eher flüchtigen Bekannten mit auf eine Art Flucht.

    Ich verstehe Miles Beweggründe, gerade Rupert mitzunehmen darin, dass Rupert auf Grund seines Charakters keine Fragen stellt und Miles sicher sein konnte, dass er ihn zum Mitkommen bewegen kann. Bleibt halt noch die Frage, warum er denn nun mitmusste.


    Ich stelle mir sein Elternhaus sehr dominant vor. Das rückt vielleicht auch die Aktion mit dem Brief noch mal in ein anderes Licht ... Rupert fühlt sich irgendwie verpflichtet, seine Abwesenheit zu erklären, aber er scheut das persönliche Gespräch. Stattdessen tischt er seinen Eltern per Brief wirklich gemeine Räuberpistole auf - warum sollte er so etwas in einer liebevollen Eltern-Kind-Beziehung tun?

    Unter dem Aspekt, hatte ich das bisher noch gar nicht gesehen, das würde für mich zumindest sein Verhalten erklären. Jedoch finde ich, dass selbt in einer schlechten Eltern-Kind-Beziehung so ein Brief eine Reaktion provoziert. Es sei denn, Rupert macht solche Sachen nicht zum ersten mal und die Eltern haben gelernt, es zu ignorieren... :-k


    Den Geburtstagsausflug muss ich noch mal lesen - Ruperts Reaktion habe ich vorhin irgendwie so gar nicht nachvollziehen können und ich befürchte, dass ich etwas unkonzentriert gelesen habe :-,


    Allerdings habe ich mir nach Erwähnung der DS noch mal Bilder von diesem schicken Auto angesehen (ich fand es als Kind schon großartig und wollte später auch so eines haben...) und finde es immer noch wirklich toll! Diese Formen sind einfach zu schön. Für schlape EUR 65.000 kan man ein rundum restauriertes Exemplar erwerben.... :wink:

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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