Teil 1: Prolog bis "Morgengrauen" (Seiten 7-120)

  • Oh da ist ja Bettina, Herzlich Willkommen hier :huhu:
    Finde das total toll das man einen Autor mal mit fragen löchern darf :lol:


    Habe mal eben das zweite Kapitel gelesen, River und Ronia treffen aufeinander. Also Ronias Verhalten kann man wirklich als "irittierend" beschreiben. Zuerst ist sie total euphorisch und dann wird sie plötzlich wütend auf ihn und pampt ihn an...


    Ich glaub da ist jemand in einem ganz schönen Gefühlschaos :D

  • Kommentare zu Bettina (Kapitel 1)


    Erstmal danke Bettina für das ausführliche Statement zu allem bisher Geschriebenen :thumleft: . Wirklich toll, dass du dir so viel Zeit nimmst!


    Generell hat mich vieles, was du geschrieben hast zum Nachdenken gebracht und ich werde auf jeden Fall versuchen, offener und urteilsfreier mit Ronia umzugehen als ich es sonst mit Figuren zu tun pflege.


    Die Fähigkeit, mit dem Herzen zu lesen und zu sprechen und zu agieren, wird uns leider nicht beigebracht - im Gegenteil, wir werden im Laufe des Lebens mehr und mehr dazu erzogen und dazu angehalten, über den Verstand zu agieren.

    Das mit dem "Herzen lesen" finde ich überaus interessant! Wenn ich so nachdenke, lese ich Bücher wohl öfter mit dem Kopf, bewerte nach Vernunft- und Moralvorstellungen. Nur manchmal schleichen sich Figuren so in mein Herz, dass es eigentlich egal ist, was sie machen oder denken, ich hab sie einfach gerne. Denkst du, dass deine Bücher oft so völlig unterschiedliche Reaktionen hervorrufen, gerade weil sie eben mehr darauf ausgerichtet sind mit dem Herzen gelesen zu werden und nicht nur mit dem Verstand beurteilt zu werden? Sowohl bei der Splittertrilogie als auch bei Linna ist ja bei den Lesern wirklich entweder ein Hass oder Liebe da. Und wenn ich nach dem, was du gesagt hast, überlege, dann ist es aus meiner Sicht ja z.B. so, dass man Ellie kaum richtig mögen/verstehen kann, wenn man sie nur mit dem Kopf betrachtet.


    Alle Protagonisten in "Vor uns die Nacht" hegen bestimmte Erwartungen und erleben dabei Ent-Täuschungen - d.h. sie kommen in diesem Prozess der Wirklichkeit und sich selbst näher, beginnen klarer zu sehen. Enttäuschungen fühlen sich meist blöd an, manchmal sprechen wir sogar davon, dass wir uns "betrogen" fühlen. Aber wer hat unsere Erwartungen kreiert? Wir selbst. Und können andere Menschen oder Dinge etwas dazu, wenn sie unsere Erwartungen nicht erfüllen? Nein, das können sie in der Regel nicht. (Etwas anderes ist es, wenn man eine Zitronenlimo kauft und es ist Kaffee drin. Da haben wir einen klaren Fall von Betrug. :) Der Kaffee kann dafür allerdings auch nichts, sondern der Mensch, der ihn reingefüllt hat - oder die Maschine bediente). Es ist also viel spannender, uns ab und zu auf unsere Erwartungshaltungen zu überprüfen. Machen wir uns das Leben damit wirklich leichter oder nicht eher schwerer? Trüben diese Erwartungshaltungen den Genuss eines Buches, weil es vielleicht ganz anders ist, als wir dachten? Oder bereichern sie das Lesen?

    Aber ist es nicht auch so, dass unsere Erwartungen auch stark von anderen Menschen beeinflusst werden? Wie dein Beispiel von der Zitronenlimo. Ich erwarte Limo, kriege aber Kaffee. Natürlich habe ich selbst die Erwartung, dass ich Limo kriege, aber kreiert wurde sie letztlich doch von dem Menschen, der auf die Flasche Limo draufgeschrieben hat, aber Kaffee reingetan hat. Im Grunde kann ich hier nichts als enttäuscht werden, aber kann es selbst nicht aktiv verhindern. Oder wenn ich ein Buch kaufe, das als normaler Jugendroman beschrieben ist, sich aber letztlich als totale Fanatsygeschichte herausstellt. Ist es dann tatsächlich meine Schuld, dass ich das Buch schlecht finde, weil ich eigentlich mit der Erwartung rangegangen bin, ein Buch ohne Fantasyaspekte zu lesen? Ich kann doch kaum frei von Erwartung sein, wenn mir eine bestimmte Erwartung vermittelt wird, was ja zwangsläufig häufig im Leben passiert. Wie eben bei meinem Buchbeispiel oben.


    Ich hoffe, das klingt jetzt nicht kleinkariert oder provozierend oder gar unverständlich 8-[ , mich würde wirklich einfach nur interessieren, wie du den Gedanken weiterführst.

    Wer versucht, Ronia zu werten und sie an der allgemeinen political correctness zu messen, wird nicht all zu viel Freude mit ihr haben. Ronia ist kein gefälliger Charakter. Ihre Eltern haben also nicht unrecht, wenn sie sagen, dass sie nicht einfach ist (wobei ich Ronia da ebenfalls recht geben muss - welcher Mensch ist schon einfach!?). Dass sie so ist und fühlt und handelt, wie es sich in dem Buch zeigt, hat natürlich seine Gründe, über die ich jetzt noch nicht viel sagen möchte. Ihr habt allerdings keine andere Chance, als euch auf sie einzulassen, denn ihr steckt quasi in ihr drin. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive und Gegenwart erzählt. Wir sind also ganz eng an Ronias innerem Erleben und ihre Gedanken gebunden, was nicht immer spaßig ist und manchmal sehr irritieren kann. Jemand schrieb, Ronia benehme sich ein bisschen "verrückt". :wink: Das ist natürlich wertend formuliert (gar kein Vorwurf, wir sind so erzogen, alles, was uns begegnet, einzuordnen und zu werten ...); ich glaube, der Begriff "irritierend" ist treffender und vor allem nicht so urteilend. Ronia verhält sich noch einige Male irritierend und sie ist auch selbst irritiert, weil in ihrem Leben Dinge geschehen, die sie a) nicht mit dem Verstand erfassen und b) nicht mit dem Verstand kontrollieren kann. Ihre Herzsprache ist aber unterentwickelt. Sie hat sehr wohl ein großes und intensiv fühlendes Herz (wie wir alle), aber sie hat den Zugang dazu verloren.

    Ja, das mit dem verrückt war meine Aussage :lol: . Eigentlich sollte es auch gar nicht so urteilend sein, wie es klang. Nur ein Versuch meinen ersten Eindruck von Ronia zu beschreiben. Irritierend trifft es allerdings auch ganz gut.


    Das bedeutet nicht, dass ihr sie mögen müsst. Niemand muss meine oder andere Buchhelden mögen. Darum geht es mir beim Schreiben auch gar nicht.

    Die Frage klingt irgendwie blöd, interessiert mich aber tatsächlich: Worum geht es dir beim Schreiben? Freut es dich, wenn jemand deine Figuren mag, oder ist dir das wirklich eher total zweitrangig? Ich meine, bei jemanden, der eindeutig nicht unbedingt handsame Charaktere wie Ellie, Linna oder jetzt auch wohl Ronia kreiert, ist anzunehmen, dass Sympathie nicht die größte Rolle spielt. Willst du erreichen, dass Leser ihren Horizont öffnen und versuchen sich zumindest mal in so "untypische" Figuren hineinzudenken, auch wenn sie sie nicht unbedingt mögen?

  • aber ich habe das Gefühl, dass dieses dunkle Blau und das Chaos, das auf dem Cover herrscht auch zur Geschichte passen könnten.


    Zusammen mit Bettinas Kommentaren glaube ich das mittlerweile auch. :thumleft:


    "Vor uns die Nacht" gefällt mir als Titel sehr gut. Mir ist dabei aber aufgefallen, dass er - zumindest für mich - keine eindeutige Bedeutung hat. "Vor uns die Nacht" kann ja meinen, dass wortwörtlich noch eine schöne, spannende oder wie auch immer geartete Nacht vor einem liegt, also positiv und erwartungsvoll. Es kann aber auch meinen, dass dunkle Zeiten bevorstehen, der Einbruch der Dunkelheit quasi. Ich bin mal gespannt, welches von beiden zutreffen wird und ob ich da vielleicht zu viel hineininterpretiere.


    Oh ja, das finde ich total spannend. Spontan hätte ich gerade dazu tendiert, den Titel eher negativ zu bewerten. Aber eigentlich klingt er auch wieder ganz hoffnungsvoll. Ich bin auch gespannt, welche Erklärung die "richtige" ist. Oder vielleicht treffen ja auch beide zu...


    Der Prolog wirkt ja auf den ersten Blick eigentlich recht positiv, es ist eine intime und vertraute Szene, die wir da erleben - ein Moment der Zeitlosigkeit, des Eins-Seins. Und trotzdem scheint etwas zwischen den beiden zu stehen, denn wer immer da auch erzählt (ich nehme mal an Ronia?), der scheint sich unsicher zu sein. Und wenn ich jemanden liebe, dann sollte ich doch nicht unsicher sein müssen, oder? Dann sollte ich doch nicht nachdenken müssen, was ich wann sagen soll.


    Da stimme ich dir zu. Gerade in einer Beziehung sollte es solche Regeln nicht geben.



    Dieser Frage schließe ich mich einfach mal an. :)

    Ich liebe es. :loool:


    :totlach: Wieso wundert mich das jetzt nicht... O:-) + :lechz: = :drunken:


    Auch ich fand den Prolog sehr poetisch und denke, dass er aus Ronias Sicht geschrieben wurde. Ein wenig habe ich mich darin wiedererkennt: hatten nicht die meisten schonmal irgendwann diesen "Nun-sag-es-endlich"-Wunsch? :wink:


    Ja, na klar, ich hatte den auch schon. :lol: Aber dann habe ich einfach die Initiative ergriffen. :wink:


    und ich finde es alleine deshalb genial, weil es die Farben widerspiegelt, die in Zusammenhang mit Jan noch auftreten werden. Vor allem mit dem Blau hat es was auf sich.


    Mh, sehr interessant! Blau ist eigentlich meine Lieblingsfarbe, aber ich mag eher strahlendes Himmelblau. :wink:


    Die Fähigkeit, mit dem Herzen zu lesen und zu sprechen und zu agieren, wird uns leider nicht beigebracht - im Gegenteil, wir werden im Laufe des Lebens mehr und mehr dazu erzogen und dazu angehalten, über den Verstand zu agieren. Der Verstand ist ein wertvolles Werkzeug, aber er hat oft eine Übermacht, die mehr Schaden anrichtet als uns nützt. Kinder beherrschen die Herzsprache noch. Wir Erwachsenen leben häufig mit einem verschütteten Herzen oder verwechseln Kopf-Emotionen (Emotionen, die durch negative Gedanken ausgelöst werden) mit Herz-Gefühlen. Dazu werde ich im Laufe der Geschichte aber noch mehr schreiben, das nur als erster Hinweis.


    Wie wahr, wie wahr. :-?


    Menschen dürfen rennen und stolpern (zwinker zu Jupiter Jones).

    :love:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • :huhu: Bettina,
    herzlich Willkommen und vielen Dank für deine Kommentare, die ich schon sehr intensiv und zum Nachdenken anregend finde.



    Schön finde ich das die Protagonisten mal etwas älter sind und nicht 16 oder 17 wie in den meisten anderen Jugendbüchern.

    Das hat mir auch gut gefallen! Wobei die Zahl ja nicht immer was aussagt.


    „Liebe folgt nur einer einzigen Logik – der Logik unseres Herzens“! :love: Super schönes Zitat

    Dieses Zitat finde ich auch wirklich sehr schön und sehr treffend! :drunken:


    Wenn man hohe Erwartungen stellt, wird man im Leben oft enttäuscht. Wenn man offen und frei an die Dinge heran geht, wird man sich wundern, vielleicht staunen, möglicherweise den Kopf schütteln. Oder begeistert "Ja!" rufen.

    Das ist sehr weise geschrieben und ich gebe dir vollkommen recht. Und ich glaube, dass es gut und wichtig ist, dass man mal wieder darauf hingewiesen wird.


    Meine Bitte: Wir haben es mit einem fühlenden, unperfekten Menschen zu tun - unperfekt wie wir alle es sind. Menschen machen Fehler. Menschen machen Dinge, die ihnen selbst nicht gut tun und andere enttäuschen.

    Und auch hier kann ich nur zustimmen. Wir gehen oftmals einfach zu streng mit uns selbst und auch mit anderen um. Auch hier finde ich es wichtig, dass man dafür sensilibisiert wird.


    Aber Schmerzen sind immer wichtige Signale, auf die wir hören sollten und aus denen wir viel lernen können! Schmerzen lassen sich auch nicht wegschieben, höchstens unterdrücken ... und wenn sie einem etwas sagen wollen, werden sie wiederkehren.

    Ja und bei fortbestehender Ignoranz folgt letzten Endes nur das "ausgebrannt sein". Aber wie du schon sagtest, es muss alles immer SCHNELLER gehen, sodass einem vorgelebt wird, dass man sich garnicht die Zeit nehmen kann, um auf sich und seinen Körper zu hören.


    Willst du erreichen, dass Leser ihren Horizont öffnen und versuchen sich zumindest mal in so "untypische" Figuren hineinzudenken, auch wenn sie sie nicht unbedingt mögen?

    Für mich klingt es eher so, als ob man mal in sich selbst hinein horchen sollte :uups:.



    Ich werde versuchen ohne Erwartungen, sondern lediglich mit Neugier an das Buch heranzugehen O:-) .

    :bewertung1von5: 2015: 37 | SuB: 151
    :bewertung1von5: 2016: 9 | SuB: 96



    :study: Frank Cottrell Boyce - Millionen



    "Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig." :loool:

  • Hmmm ... also, ich agiere gar nicht so "berechnend", wenn ich meine Figuren "finde" (ist mehr ein Finden als Ausdenken) oder überlege mir, was ich über sie wie vermitteln und an Botschaften überbringen will und auch nicht, ob die Leser sie mögen oder nicht. Denn allen kann man es sowieso nie recht machen und ich glaube, es ist eine schlechte Motivation, die Figuren so zu kreieren, dass sie nicht anecken oder mal sauer aufstoßen, sondern von allen gemocht werden. Dann wären sie beliebig.
    Ich schreibe aus dem Herzen und ehrlich. Ehrlich bedeutet, dass ich über ganz normale Menschen schreibe - aber gerade dieses Normale, sprich: Fehlbare, ist bei den Helden in Büchern und Filmen offenbar nicht so üblich. Ich bin eher überrascht, wenn ich dann heftige Reaktionen wecke, da ich Menschen ja nur so beschreibe, wie sie sind, und natürlich sind sie in meinen Büchern extremen Situationen ausgesetzt und verhalten sich auch mal extrem - so, wie es uns allen ergeht, wenn das Leben uns mal kräftig durchschütteln. So verstandesorientiert und vernünftig wir uns gerne geben, so heftig brechen oft die Emotionen durch, wenn wir in außergewöhnliche Situationen oder an außergewöhnliche Menschen geraten.
    In Büchern fällt dies natürlich sehr komprimiert und intensiv aus, da man sich die Phase des Lebens seiner Heldin aussucht, in der sie den größten inneren Umbruch erlebt und am stärksten mit sich selbst konfrontiert wird. Das kann eine Krise sein, ein Abenteuer, eine Irrfahrt - aber Kennzeichen ist, dass die Heldin sich selbst nicht mehr ausweichen kann und sich dadurch letztlich entwickelt.
    Das ist dann das - wenn man es denn ehrlich und schnörkellos schildert - , was bei den Lesern Unbehagen auslösen kann.
    Ich glaube sogar, dass das ein Zeichen ist, dass ich es richtig gemacht habe. Denn oft löst genau das Verhalten anderer das größte Unbehagen und unsere größte Kritik aus, das uns in irgendeiner Form an Eigenschaften oder ungelöste Schattenstellen unserer selbst erinnert, mit denen wir noch nicht in Frieden sind. Oder vor denen wir uns fürchten. Oder für die wir uns insgeheim schämen. Das läuft auch oft unbewusst ab.
    Ja, und vielleicht schreibe ich auch über solche Figuren, um zu zeigen: Es gibt nichts zu fürchten und es gibt keine Fehler, für die man sich schämen oder verurteilen muss. Alles, was wir erleben, jeder "Fehler", jedes Drama, kann der erste wichtige Schritt zu etwas Wunderbarem sein. Wenn wir keine Fehler machen, können wir uns nicht entwickeln.
    Wenn ich mich in jemanden wie Ronia hineinversetze, so intensiv, wie ich es immer beim Schreiben tue, ist das auch für mich kein Spaziergang im Rosengarten. Es kostet Kraft und Energie und natürlich SEHE ich in dem Moment, was sie "verkehrt" macht bzw. wo sie sich verliert. Ich sehe es nicht nur, ich fühle es vor allem. Ich bin dann wie jemand, der mit ihr da rein geht und sie begleitet und alles live miterlebt, auch wider besseren Wissens. Für mich ist das dann ebenfalls eine gute Schule in Mitmenschlichkeit, im Verständnis für andere und für mich selbst natürlich auch. Ich mag alle meine Figuren, jede ist mir ans Herz gewachsen. Ich weiß nicht, ob ich mit allen befreundet sein könnte, aber ich bin doch in aufrichtiger Liebe mit ihnen verbunden.

  • Hier zu noch ein paar Gedanken: "Aber ist es nicht auch so, dass unsere Erwartungen auch stark von anderen Menschen beeinflusst werden? Wie dein Beispiel von der Zitronenlimo. Ich erwarte Limo, kriege aber Kaffee. Natürlich habe ich selbst die Erwartung, dass ich Limo kriege, aber kreiert wurde sie letztlich doch von dem Menschen, der auf die Flasche Limo draufgeschrieben hat, aber Kaffee reingetan hat. Im Grunde kann ich hier nichts als enttäuscht werden, aber kann es selbst nicht aktiv verhindern. Oder wenn ich ein Buch kaufe, das als normaler Jugendroman beschrieben ist, sich aber letztlich als totale Fanatsygeschichte herausstellt. Ist es dann tatsächlich meine Schuld, dass ich das Buch schlecht finde, weil ich eigentlich mit der Erwartung rangegangen bin, ein Buch ohne Fantasyaspekte zu lesen? Ich kann doch kaum frei von Erwartung sein, wenn mir eine bestimmte Erwartung vermittelt wird, was ja zwangsläufig häufig im Leben passiert. Wie eben bei meinem Buchbeispiel oben."


    (sorry, habe wieder vergessen, wie man zitiert ...)
    Wie gesagt, bei dem Limo-Beispiel ist die Sache klar - da kann man von Betrug sprechen, wenn der Verkäufer versichert, dass es Limo ist. Genauso sehe ich es, wenn auf einem Roman steht, dass es ein Fantasy-Titel ist, aber sich als Geschichte aus einem völlig anderen Genre entpuppt. Da kann man ruhig sagen, dass Erwartungen geweckt wurden, die bewusst enttäuscht wurden.
    Ein Liebesroman aber kann so ziemlich alles sein. Liebe ist schließlich ein großes Thema. Und offenbar erwarten dann einige eine Geschichte zum Wegträumen, etwas Süßes, Liebliches. Oder aber etwas, was man so wegschlürfen kann. Sicherlich gibt es solche Romane. Aber ich habe als Autor mit diesen Erwartungen nicht viel zu tun. :wink:
    Weder Cover noch Titel noch Klappentext versprechen eine lieblich-süße Geschichte zum Wegträumen. Aber sie deuten eine sehr emotionale Geschichte an - naja, und das kann eben ganz viel bedeuten. Nämlich auch dunkle Emotionen. Zweifel. Schmerzhafte Momente. Angst. Tränen. Und natürlich auch die Kehrseite, das Helle.
    Wenn jemand sich nur das eine wünscht und das eine erwartet, wird er enttäuscht sein. Wenn er sich sagt: Okay, schauen wir mal, wie die Belitz einen Liebesroman schreibt, ist alles offen.
    Ich habe es in Leipzig auch schon gesagt bei meiner Lesung - Liebesroman muss nicht nur bedeuten: Liebe zwischen Mann und Frau. Wann immer wir lieben, sind wir auch mit der Liebe zu uns selbst konfrontiert - und mit der Liebe zum Leben, dem Vertrauen ins Leben. Ich finde, man kann diese Themen nicht ausschließen, wenn man über Liebe schreibt.
    Nie werden wir so stark auf uns selbst und auf unsere Schattenseiten gelenkt, wie wenn wir lieben. Für mich wäre es Betrug, wenn ich so tun würde, als wäre das nicht so und als würde der richtige Mann und das richtige "Kismet" schon alles lenken und dann ist die Welt in Butter. Der edle Ritter kommt auf seinem weißen Pferd, pflückt die holde Jungfrau und sie werden glücklich bis an ihr Lebensende - nein, das gibt es bei mir nicht. :wink:
    Wenn man den Begriff "Liebesroman" darauf reduziert, wird man also vermutlich enttäuscht mit meinen Büchern. Öffnet man seinen Horizont und fasst den Begriff weiter - und nirgendwo steht, dass er nur diese eine Variante meint - , dann kann man bei "Vor uns die Nacht" eventuell sein "dunkelblaues Wunder" :) erleben.
    Doch selbst wenn man erwartungsfrei rangeht - die Geschmäcker sind verschieden und es wird immer Leser geben, die Ronia nicht mögen oder die Geschichte nicht mögen. Das ist ja auch vollkommen in Ordnung.

  • Zum Titel:

    "Vor uns die Nacht" gefällt mir als Titel sehr gut. Mir ist dabei aber aufgefallen, dass er - zumindest für mich - keine eindeutige Bedeutung hat. "Vor uns die Nacht" kann ja meinen, dass wortwörtlich noch eine schöne, spannende oder wie auch immer geartete Nacht vor einem liegt, also positiv und erwartungsvoll. Es kann aber auch meinen, dass dunkle Zeiten bevorstehen, der Einbruch der Dunkelheit quasi. Ich bin mal gespannt, welches von beiden zutreffen wird und ob ich da vielleicht zu viel hineininterpretiere.

    Mir hat der Titel auch gleich gefallen, und diese Doppeldeutigkeit, die du ansprichst, birgt auch das eine oder andere Geheimnis der Geschichte.




    So dunkel die Nacht und So leuchtend die Nacht

    Auf die Kapitelüberschriften werde ich auf jeden Fall wieder achten. Das lohnt sich ja bei Bettina immer. Was mir aber sofort ins Auge gestochen ist, ist die Tatsache, dass Ronia ihren Vater recht distanziert "Vater" nennt, die Mutter aber "Mama", was für mich eine größere Nähe suggeriert. So, wie sie das ausspricht, hat es etwas davon, ihn erhöht auf einem Podest zu sehen und "Vater" hat für mich ja auch einen religiösen Klang. Ob die beiden sich nicht gut verstehen? Ich stelle es mir zumindest nicht einfach vor, als Pfarrerstochter aufzuwachsen. Aber immerhin scheint Ronias Mutter zu merken, was mit ihrer Tochter vor sich geht, auch wenn ich ihre Kommentare noch nicht ganz einschätzen kann.

    Dieses Spiel der Farben in den Kapitelüberschriften wird sich sicherlich auch auf der Gefühlsebene widerspiegeln - oder umgekehrt.
    Ich mag das, obwohl ich Kapitelüberschriften oftmals überlese oder immer zurückblättern muss...


    Ronias Mutter fand ich recht anstrengend... so eine typisch gluckende Mutti, die es ja immer nur gut meint, aber dann oftmals doch das Falsche sagt.
    Ronia sagt ja auch gleich, dass ihre Mutter froh darüber sein wird, sie nun betüddeln zu dürfen, anstatt sich für ihre Tochter Glück und Zufriedenheit zu wünschen.


    Um ehrlich zu sein, fand ich es auch schon fast ein wenig amüsant, wie sie da auf der Kirchenbank sitzt, ein wenig in Mitleid schwelgt und der Rede ihres Vaters über Liebe und Nächstenliebe lauschen muss...


    Jonas ist mir übrigens ein wenig unsympathisch. Ich weiß, dass er als der Traumtyp aller Schwiegermütter schlechthin beschrieben wird, aber sein Umgang mit Ronia könnte etwas liebevoller sein, finde ich. Sicher ist es für ihn schwer, weil er Gefühle für sie hat, aber immerhin ist Ronia ehrlich zu ihm. Und wenn sie dann eben dennoch Freunde bleiben, könnte er auch etwas einfühlsamer sein, finde ich. River - River und Ronia, das klingt doch schon nach was - bzw. Jan finde ich da schon interessanter. Ich bin auch gespannt, was es mit Jonas Anspielungen auf sich hat und ob der junge Mann wirklich so viel auf dem Kerbholz hat.

    Ich habe mich eher gefragt, was er in Ronia sieht. Gut, er kennt sie ja schon eine Weile länger als wir :wink: , aber als bester Freund ist es sicherlich nicht immer einfach, ihre "störrische", irritierende Seite zu ertragen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass er sie vor Freunden auch öfters rechtfertigen muss, dass die dann fragen, warum er immer noch so sehr zu ihr hält, wenn sie ihn doch das eine oder andere Mal von sich stößt oder vor den Kopf stößt.


    Mich würde interessieren, wie das in dem Ort empfunden wird, dass die
    Tochter des Pfarrers recht empfänglich für das männliche Geschlecht ist.
    Spielt das da eine Rolle? :-k


    Die Frage kam bei mir auch auf :-, ...

    Immerhin wohnen sie irgendwo zwischen Mannheim und Ludwigshafen... da ist man ja auch eher kleinkariert...


    Das bedeutet nicht, dass ihr sie mögen müsst. Niemand muss meine oder andere Buchhelden mögen. Darum geht es mir beim Schreiben auch gar nicht. Aber ihr werdet stressfreier durch diese Geschichte gleiten, wenn ihr versucht, Ronia ein mitfühlender Begleiter zu sein, der nicht zu viel wertet und urteilt - und dafür viel vertraut, wenn nicht in Ronia, dann aber ins Leben und die Liebe. Eine gute Übung - denn meistens werten und urteilen wir mit uns selbst viel zu streng und vertrauen nicht ins Leben. Das nützt niemandem.

    Aber tut es dir nicht auch manchmal ein wenig weh, wenn Leser so abfällig über deine Figuren reden, wenn sie sie nicht verstehen können, nicht akzeptieren? Oder freust du dich darauf, dass deine Charaktere so unterschiedliche Emotionen und Reaktionen hervorrufen, für Gesprächsstoff oder gar Zündstoff sorgen? Oder geht es dir einzig um das Erzählen der Geschichte?


    Ich denke, dass es beim Schreiben oder Entwerfen eines Charakters doch manchmal auch schwer sein muss, den eigenen Figuren so viele Ecken und Kanten anzudichten. Wünschst du dir dann manchmal nicht, ihnen diese Ecken und Kanten abschleifen zu können, dass sie ohne Umwege in die Herzen deiner Leser wandern?


    Edit: Sehe gerade, dass die Frage bereits oben von dir beantwortet ist.


    Ich mag ja diese sperrigen Figuren, weil die eingängigen Figuren in der Jugendliteratur bzw. in der Literatur für junge Erwachsene viel zu oft vorkommen. Oft ähneln sie sich wie ein Ei dem anderen, aber gerade diese komplizierten Charaktere wie Ellie und Colin, Linna und Falk bleiben einem oftmals länger im Gedächtnis.
    Da erinnere ich mich noch nach Jahren an die Namen, an so ein bestimmtes Gefühl, das ich beim Lesen hatte, bei anderen Geschichten fallen mir nach 2 Wochen noch nicht einmal mehr die Namen ein...


    Als Ronia Jan nachläuft, gibt es plötzlich nur noch sie und ihn auf der Welt - und sie ist die Aktive, Handelnde, die entscheidet, wie ihr Weg aussieht. Sie schert sich nicht um Erwartungen, Anstandsregeln und irgendwelche Dogmen. Sie ist sich selbst in diesem Moment sehr nah. Das ist eigentlich etwas sehr Faszinierendes, auch wenn Jan sie brutal auflaufen lässt. Aber er spielt das Spiel vorher auch mit. Es bleibt jedenfalls spannend.

    Ich fand das eigentlich sehr amüsant, als Jan sie derart auflaufen lässt... und Ronia hat mich dann sehr zum Schmunzeln gebracht, als sie ihn dann als "arroganten Scheißer" bezeichnet. Ich frage mich dann auch, wie sich der kleine, aber in dem Alter feine Altersunterschied auch in ihrer Beziehung bemerkbar machen wird.


    Komischerweise hatte ich bei Ronia und Jonas noch gar kein richtiges Bild vor Augen beim Lesen, aber bei Jan augenblicklich.
    Ronia stelle ich mir als langhaarige, langbeinige, etwas herbe Schönheit vor. Jonas als den typischen Schönling mit dem guten Herzen.
    Aber bei Jan hatte ich gleich ihn vor Augen - wobei er sicherlich doppelt so alt wie Jan sein wird :wink: .

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



    Einmal editiert, zuletzt von Elskamin ()

  • Zugegeben - bei Ellie tat es mir manchmal noch ein bisschen weh, weshalb ich ja dann auch für eine Weile aufgehört habe, Rezensionen zu lesen. Ich war damals neu auf dem Markt und mich überraschten und überforderten manche der heftigen Reaktionen. Heute kann ich damit entspannt umgehen. Das hat ja nichts mit mir als Person zu tun. Wichtiger ist es, dass ich hinter meinen Büchern stehen kann und MEINE Geschichten erzähle, sodass ich bei Lesungen etc. auch authentisch auftreten kann. Grundsätzlich habe ich Verständnis für diese Reaktionen und Nachsicht mit den Verfassern, identifiziere mich aber nicht damit. Denn diese Reaktionen haben vor allem mit den Gefühlen der Leser zu tun und es wäre falsch, das auf mich selbst zu beziehen. Dann würde ich meine Person dabei zu wichtig nehmen.
    Das ist alles in allem ein Lernprozess, an dem man reift. Für mein persönliches Glücksempfinden ist es nicht wichtig, ob meine Figuren gemocht werden oder nicht. Würde das so sein, würde ich mein Glück und Wohlbefinden von äußeren Faktoren abhängig machen.
    Aber ich freue mich natürlich riesig, wenn ich Mails bekomme, in denen ich sehe, dass die Verfasser das Buch mit dem Herzen gelesen habe oder etwas Wertvolles für sich herausziehen konnten. Gerade bei "Vor uns die Nacht" war das einige Male der Fall. Das ist dann schon etwas, was für ein schönes Gefühl im Bauch sorgt, denn wenn ich nur einen winzigen Hinweis darauf geben konnte, wie man in seine Mitte und sein Glück kommen kann, dann ist das jede negative oder gar feindliche Reaktion anderer wert.

  • :huhu: liebe Bettina und liebe MitleserInnen :study:


    Ich freue mich sehr, bei dieser Leserunde dabei sein zu dürfen und ich habe soeben das erste Kapitel beendet :)


    Cover: Was das Cover angeht, scheinen sich die Geister hier zu scheiden. Mir gefällt das Cover ziemlich gut. Ich finde auch nicht, dass es "too much" ist. Mir gefällt auch die Struktur des Umschlags, also dass es nicht diese normale glatte Struktur wie die meisten anderen Bücher besitzt. Zudem finde ich es schön, dass diese Ornamente bei jedem Kapitelanfang wieder auftauchen.


    Als ich die Widmung gelesen habe, hatte ich eine Art Deja Vu. Ich meine, so eine ähnliche Widmung vor kurzem bei einem anderen Buch gelesen zu haben, kann mich aber nicht mehr erinnern, welches das war. Ich finde jedenfalls, dass diese zwei kurzen Sätze tiefgründig sind und mehr aussagen, als geschrieben steht.


    Diese Tiefgründigkeit setzte sich dann direkt im Prolog fort. Zwei Menschen, Körper an Körper. Sie strahlen Vertrautheit aus und scheinen sich zu lieben, auch wenn sie (vermutlich Ronia) und er (Jan?) es noch nicht ausgesprochen haben. Jedenfalls ist zu vermuten, dass sie sich wünscht, dass er ihr sagt, dass er sie liebt. Ich bin auch jemand, der sich nach Beenden des Buches gern nochmal den Prolog anschaut, da der Prolog in vielen Büchern kryptischen Charakter hat und man anfangs noch nicht genau weiß, wie man ihn einordnen muss.


    Im ersten Kapitel lernen wir Ronia kennen. Ich finde es übrigens auch super, dass die Protagonistin etwas älter ist als diejenigen, die man sonst bei Büchern dieses Genres vorfindet. (An dieser Stelle hätte ich gerne zitiert, aber meine Zitierfunktion spinnt mal wieder :wuetend:) Deshalb, und noch aus weiteren Gründen, kann ich mich mit ihr identifizieren. Ich bin ungefähr in ihrem Alter und ich habe, was Beziehungen angeht, ähnliche Erfahrungen gemacht, wie sie. Ihr Verhalten fand ich nachvollziehbar, jedoch wäre ich an ihrer Stelle vermutlich noch einen Tick wütender aus der Sache rausgegangen, wenn man bedenkt, wie und vor allem an welchem Tag Lukas sie verlassen hat. Und Ronia hat die Vermutung, dass er Weihnachten sowieso lieber mit seiner Ex verbringen würde. Vielleicht taucht Lukas in der Geschichte ja nochmal auf. Ich würde es jedenfalls schade finden, wenn Lukas "einfach so" aus der Sache herauskommt.


    Zu Ronias Eltern kann ich noch nicht viel sagen, außer dass mir Ronias Mutter unsympathisch ist. Wie einige von euch schon angemerkt haben, finde ich den Satz von wegen "du bist nicht einfach" auch mehr als daneben. Ronia wird wohl mit 21 genug Fähigkeit zur Selbstreflexion besitzen, um ihre eigenen Schwächen zu erkennen. Und dann rät sie ihr noch, nicht immer sofort das zu sagen, was sie denkt und und "ihnen" nie zu sehr zu zeigen, was man auf dem Kasten hat. Also im Klartext rät Ronias Mutter ihr, sich zu verstellen? Klingt für mich so, als glaube die Mutter nicht daran, dass Ronia einen Freund finden wird, der sie so akzeptiert, wie sie ist.


    Jonas wirkte auf mich zunächst wie ein Weichling. Also ich persönlich halte nicht viel von denjenigen, die einer bestimmten Person ewig hinterherrennen, obwohl die Person die Gefühle nicht erwidert. Für manche mag dies süß sein oder romantisch. Wenn ich an Ronias Stelle wäre, würde mich das irgendwann nerven :D Zumal sie ihn als ihren besten Freund betitelt. Da frag ich mich, wie die Freundschaft klappen kann, bei solch einer Konstellation. Aber Jonas scheint weder zu forsch, noch aufdringlich zu sein. Er scheint damit leben zu können, dass Ronia ihn wohl niemals als möglichen Partner sehen wird.


    Die Szene, als Jan und Ronia das erste Mal aufeinander treffen, fand ich faszinierend. Es gibt einige mysteriöse Andeutungen, dass sie sich womöglich gar nicht das erste Mal begegnen. Das ist wohl eines der Rätsel, dass sich im weiteren Verlauf der Geschichte noch lösen wird. Jan schenkt Ronia kaum Beachtung und hat laut Jonas schon des öfteren Bekanntschaft mit der Polizei gemacht. Was hat es wohl mit diesem Jan - bzw. River - auf sich? Ist er wirklich so ein "Bad Boy"? Und was sind die Gründe dafür, dass er schon straffällig wurde?


    Ein großes Danke schonmal, liebe Bettina, für deine ausführlichen Erläuterungen, die jetzt schon die eine oder andere brennende Frage beantwortet haben :wink:

    :clown: Liebe Grüße von Innamorata (Anni).


    :study: Du bist nie allein - Nicholas Sparks


    Gelesen / Abgebrochen / SuB: :cat: 0 / 0 / 30 :cat:


    Gelesen 2014: 42 Bücher

  • Noch ein paar Gedanken zu Ronia und den Geschehnissen rund um Weihnachten:
    Ronia ist jemand, der unter Druck mit so genannten "Übersprungshandlungen" reagiert. Kennt man ursprünglich aus dem Tierreich, wenn eine Katze sich z.B. beim Futtern erschreckt und dann plötzlich kratzt, anstatt weiter zu fressen, obwohl es gar keinen Sinn macht. Das ist eine spezielle Eigenart von Ronia, die uns noch ein paar Mal begegnen wird. Beim Helfertreffen aber hechtet sie dabei quasi kopfüber ins Fettnäpfchen ... das, was sie am Abend vorher erlebt hat und dieses Helfertreffen sind zwei Welten, die aufeinanderprallen und sie völlig überfordern. Wenn man bedenkt, was in ihrem Leben binnen 24 Stunden passiert ist, ist ein Ausrutscher verständlich - allerdings ist es das erste Mal, dass Ronia sich in Gegenwart ihrer Eltern und in einem dieser Pfarrhaus-Rituale nicht comme il faut benimmt. Das zeigt uns, dass etwas im Aufbrechen ist, dass sie möglicherweise andere Wege einschlägt als bisher ... und damit sorgt sie bei Familie und ihrem besten Freund ja auch für große Ratlosigkeit.


    Zu ihrem Background: Ihr empfindet das schon richtig - in diesem gutbürgerlichen Pfarrhaus herrscht Enge, es scheint der Platz zum Entwickeln zu fehlen. Gleichzeitig hat Ronia das alles bisher wohl recht brav mitgespielt und es sind ja auch keine Eltern, die sie in irgendeiner Weise schlecht behandeln. Ihr Vater geht noch relativ gefasst mit ihrem Aussetzer beim Helfertreffen um und auch ihre Mutter scheint in erster Linie von Sorge getrieben zu sein.
    Merkwürdig ist allerdings das Gespräch zwischen Ronia und ihrer Mutter im Schatten der Kirche - Ronia wird das Gefühl nicht los, dass es zwischen den Zeilen eigentlich um etwas anderes geht, ja, dass ihrer Mutter es beinahe ein bisschen recht ist, dass sie sich nun um Ronia kümmern kann. Ronias berechtigte Frage: "Sollte sie nicht lieber wünschen, dass ich glücklich bin?"
    Ist es pure Fürsorge, die hinter dem Verhalten ihrer Mutter steckt - oder vielleicht noch etwas anderes? ;-)

  • Kommentare (Kapitel 1 und 2)

    Ich habe es in Leipzig auch schon gesagt bei meiner Lesung - Liebesroman muss nicht nur bedeuten: Liebe zwischen Mann und Frau. Wann immer wir lieben, sind wir auch mit der Liebe zu uns selbst konfrontiert - und mit der Liebe zum Leben, dem Vertrauen ins Leben. Ich finde, man kann diese Themen nicht ausschließen, wenn man über Liebe schreibt.

    Finde ich sehr gut, dass du so denkst. Es ist sehr schade, dass in heutzutage bei Liebe immer automatisch an die romantische Liebe gedacht wird, dabei gibt es ja so viele unterschiedliche Arten von Liebe, wie du sie eben auch aufgezählt hast.


    Ich bin nach dem, was du so erzählt hast, nun noch gespannter auf den Roman. Gut ist, dass ich keine wirklichen Erwartungen an den Roman habe, da ich schon bei der Splittertrilogie gelernt habe, dass deine Bücher in kein bestimmes Schema zu quetschen sind :wink:


    Ich frage mich dann auch, wie sich der kleine, aber in dem Alter feine Altersunterschied auch in ihrer Beziehung bemerkbar machen wird.

    Das ist mir auch aufgefallen! Normalerweise ist es ja eher typisch, dass der Mann älter ist, aber hier ist es nun genau anders rum. Schauen wir mal, ob das noch eine Rolle spielen wird. In dem Altersbereich können auch ein paar Monate einiges ausmachen...


    Denn diese Reaktionen haben vor allem mit den Gefühlen der Leser zu tun und es wäre falsch, das auf mich selbst zu beziehen. Dann würde ich meine Person dabei zu wichtig nehmen.

    Ich denke, das ist auch genau die richtige Einstellung. Denn wenn ich z.B. ein Buch kritisiere, nehme ich nur die Geschichte wahr und nicht die Person, die dahinter steht. Es ist egal, ob der Autor männlich oder weiblich ist, jung oder alt, es geht nur um sein Buch und nicht um ihn. Und ich schätze, das geht den meisten so. Negative Rezensionen sind ja nicht gegen den Autor als Person gerichtet, sondern nur an seone Geschichte.


    Merkwürdig ist allerdings das Gespräch zwischen Ronia und ihrer Mutter im Schatten der Kirche - Ronia wird das Gefühl nicht los, dass es zwischen den Zeilen eigentlich um etwas anderes geht, ja, dass ihrer Mutter es beinahe ein bisschen recht ist, dass sie sich nun um Ronia kümmern kann. Ronias berechtigte Frage: "Sollte sie nicht lieber wünschen, dass ich glücklich bin?" Ist es pure Fürsorge, die hinter dem Verhalten ihrer Mutter steckt - oder vielleicht noch etwas anderes? ;-)

    Stimmt, der Satz von Ronia ist mir auch besonders aufgefallen, weil er so merkwürdig zweideutig klang. Bin sehr gespannt, was es mit dem Verhältnis von Ronia und ihrer Mutter noch auf sich hat!


    Kapitel 3 "Geblendet"
    Das kurze Kapitel habe ich glatt vergessen noch zu erwähnen. Ronia's kleinen Ausfall beim Helferessen fand ich ehrlich gesagt ganz amüsant. Nicht ihre Witze, aber einfach die Tatsache wie sie zwischen all den Gutmenschen so aus der Rolle fällt und die völlig entsetzt sind. Hier kann ich sie gut verstehen, bei den Pseudoheiligen da, könnte ich auch nicht mehr an mich halten. Ein Wunder, dass sie das so lange geschafft hat.


    Und ihre Mutter fragt sich nicht, was ihre Tochter so zum ausflippen bringt, sondern denkt nur an die ganzen Termine, die so um Weihnachten herum haben :roll: . So eine Mutter wünscht man sich doch.


    Der Satz von Ronia am Ende hat mich ein wenig traurig gemacht. Dass der Kummer gewonnen hat. Hier habe ich zum ersten Mal wirklich Bedauern für sie empfunden.

  • :huhu: liebe Mitlesen, :winken: Hallo Bettina
    Ich hoffe ich darf mich der Leserunde anschließen, ich liebäugel schon seit ein paar Tagen / Wochen damit, mir das Buch auch zu kaufen.
    Heute habe ich es gemacht :) Nachdem ich kurz in diesen Thread geschaut habe und die ersten tollen Beiträge gelesen habe - habt ihr mich sozusagen überzeugt. Das Buch muss ich lesen!!!

    Und nein, kein Fantasy, aber die Mystik unseres ganz "normalen" Lebens und Miteinanders. Es gibt so viele Geheimnisse unseres Seins, so viel Zauber im Zwischenmenschlichen ... dass es keine anderen Welten braucht, um darin einzutauchen. Lasst euch überraschen. :)

    Anhand des Klapptextes habe ich etwas mit einem Fantasy-Buch gerechnet. Aber es scheint doch nicht so zu sein.
    Jetzt freue ich mich um so mehr, dass es nicht so sein wird. Wie Bettina schon sagt, lasse ich mich überraschen. Gerade der Zauber im Zwischenmenschlichen ist für mich auch aus beriflichen Gründen sehr sehr spannend - ich freu mich :wink:

    ... ach, nochwas, was ich auch gerne bei dieser Gelegenheit mantraartig wiederhole: "Vor uns die Nacht" ist KEIN Jugendbuch. script5 ist ein Verlag für junge Erwachsene.
    Im Jugendbuchregal hat mein Roman definitiv nichts verloren. :wink:

    Schade, gerade dort habe ich das Buch heute Mittag in der Mittagspause aus dem Regal gezogen.
    Aber in der Buchhandlung war es auch das letzte Exemplar. Hauptsache ich habe jetzt eins. :dance:



    Das Cover finde ich sehr schön, sehr geheimnisvoll. Auch wenn es wie schon beschrieben chaotisch oder wild scheint, ist doch eine Regelmäßigkeit zu beobachten. Was ich auch ganz toll finde ist die gewählt Schriftart.


    Mit dem Prolog kann ich momentan noch gar nichts anfangen. Auch nach 3 x lesen, bleibt es geheimnisvoll.


    Ich werde jetzt noch ein bisschen weiter lesen. Ich wünsche euch allen ganz viel Spaß und Freunde bei dieser Leserunde :study:

    "Die Menschen sind zu unaufmerksam, um die Magie wahrzunehmen, die um sie herum passiert..."

    (Margit Auer - Die Schule der magischen Tiere - Band 1, Seite 88)

  • Hy, ich bin jetzt auch dabei! Ich werde es immer erst abends schaffen, etwas zu dem gelesenen zu posten!

    Juhu, heute geht es endlich los mit der LR. Ich freue mich sooo sehr, dass du uns wieder die Ehre gibst, liebe Bettina. :)

    Das finde ich auch toll, das du mit uns mitliest. Bei "Linna singt" hast du uns schon viele Hintergrundinfos gegeben! Darauf freue ich mich hier auch. :lechz:

    Die Fähigkeit, mit dem Herzen zu lesen und zu sprechen und zu agieren, wird uns leider nicht beigebracht - im Gegenteil, wir werden im Laufe des Lebens mehr und mehr dazu erzogen und dazu angehalten, über den Verstand zu agieren. Der Verstand ist ein wertvolles Werkzeug, aber er hat oft eine Übermacht, die mehr Schaden anrichtet als uns nützt. Kinder beherrschen die Herzsprache noch. Wir Erwachsenen leben häufig mit einem verschütteten Herzen oder verwechseln Kopf-Emotionen (Emotionen, die durch negative Gedanken ausgelöst werden) mit Herz-Gefühlen. Dazu werde ich im Laufe der Geschichte aber noch mehr schreiben, das nur als erster Hinweis.
    Also, Prolog: lesen und genießen. :wink: Nicht zu viel darüber nachdenken. Wenn ihr ihn am Schluss des Romans noch einmal lest, werdet ihr ihn auf mehreren Ebenen verstehen können, auch auf der Verstandesebene. Und wenn nicht - Herzebene ist schon genug.

    Ich habe die Herzsprache noch, Das heißt, ich mache viele Sachen für andere oder auch für mich aus dem Herzen raus. Ohne lange zu überlegen. Ich muss es einfach tun. Ich bin in mancher Hinsicht, ein richtiges Kind geblieben, was meinen Kindern zu gute kommt.

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
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    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Cover


    Das Cover gefällt mir richtig gut. Die Farbe fällt einen richtig schön ins Auge! Ich liebe blau. :lechz:


    Prolog


    Der Prolog hört sich sehr romantisch und geheimnisvoll an. Er macht mir richtig Spaß auf das ganze Buch!


    So dunkel die Nacht


    In diesen Kapitel lernen wir Ronia kennen, die an Weihnachten in der Kirche ihres Vaters sitzt. Sie macht sich Gedanken, warum sie immer
    verlassen wird, wie auch jetzt wieder. Sie tut mir ein bisschen leid, wie sie leidet und ihre Mutter ist auch keine große Hilfe.


    Ich fand die Szene lustig, als sie erzählt, wie ihr Vater nackig über den Flur gehuscht ist.


    Außerdem lernen wir auch Jonas kennen. Ist er nur ein guter Freund oder will er mehr von ihr?

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


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  • Titel und Cover
    Ich mache es nie so, dass ich mir schon vorher überlege, was der Titel zu bedeuten hat, wenn er nicht eindeutig ist. Da ist es mir lieber, wenn ich am Ende des Buches einen Zusammenhang herstellen kann. Das gefällt mir irgendwie besser, denn wenn ich mir über den Titel Gedanken mache, passiert es des Öteren, dass ich mir dann schon den etwaigen groben Verlauf der Geschichte zurechtlege. :uups: Und manchmal bin ich dann hinterher total irritiert, dass es dann doch nicht meinen Erwartungen entsprochen hat. Also lieber hinterher. :wink:
    Zum Cover: Ich finde es schön! Es hat etwas zurückhaltendes an sich, da die Farben eher gedeckt gehalten wurden und doch finde ich diese wild durcheinander rankenden Blumen irgendwie faszinierend.


    Prolog
    Ich gehe mal ebenfalls stark davon aus, dass hier Ronia und Jan gemeint sind. Vielleicht taucht genau diese Stelle im Verlauf der Geschichte nochmal auf? :-k Nur für den Fall werde ich die Augen offenhalten. :D


    So dunkel die Nacht
    Vorneweg muss ich sagen, dass ich es gut finde, dass die Kapitel Namen tragen. Ich verstehe nicht wieso viele Autoren/Autorinnen glauben, dass Kapitel 1, Kapitel 2, usw. sich interessant anhört. Aber eine richtige Überschrift macht doch direkt neugierig. Ist zumindest bei mir so. :lol:


    Die Hauptfigur Ronia wird direkt zu Anfang von ihrem Freund Lukas verlassen, und zwar an Heiligabend. Ich finde das ganz schön gemein, denn ich gehe mal davon aus, dass er dies schon etwas länger vorhatte, wenn er danach direkt wieder was mit seiner Ex anfangen wollte. Als dann der Gottesdienst vorbei ist, nimmt Ronias Mutter sie auch direkt beiseite und kommt ohne große Umschweife auf den Punkt. Ich sag nur Mütterinstinkt. :wink:
    Jonas ist Ronias bester Freund und dazu noch in sie verliebt. Schade, dass Ronia nicht das Gleiche empfindet, denn er scheint sie sehr gut zu kennen und vor allem zu verstehen. Ich denke, "schwierig" trifft es zur Beschreibung von Ronias Charakter nicht ganz, eher "kompliziert" oder "impulsiv", aber eine umfassende Meinung werde ich mir erst bilden, wenn ich sie etwas besser kenne. Anscheinend denkt sie dasselbe von sich, denn es hört sich so an, als wäre sie nicht traurig, dass dieser Lukas Schluss gemacht hat, sondern eher, dass diese Beziehung mal wieder nur wenige Monate gehalten hat. Sie ist frustriert und glaubt, etwas falsch zu machen, oder dass sogar etwas mit ihr nicht stimmt.


    Sie geht jedenfalls zu -ich nenne es jetzt einfach mal abreagieren O:-) -in eine schmuddelige Bar, gefolgt von Jonas, der seine Freundin da unten nicht alleine lassen will sodass sie womöglich irgendwelche Dummheiten anstellen könnte. Verantwortungsvoll... ich denke, es ist gut, dass er Polizist geworden ist.
    Jedenfalls wird Ronia auf einen Typen aufmerksam, der sie sofort fasziniert. Ich nehme mal an dass dies Jan ist. :loool: -oder River. Sie ist sich selbst nicht ganz sicher, wie viel von ihrer Faszination an dem Cocktail liegt, und ich denke, er trägt seinen Teil dazu bei, doch am meisten ist es, denke ich, Ronias momentane Verletzbarkeit. Jonas macht deutlich, dass Jan einiges auf dem Kerbholz hat, aber das schreckt Ronia nicht ab. Ich tippe auf Jan oder River als der mehr oder wenige klassische Bad Boy. Aber ich lasse mich auch gerne noch überraschen! :wink:
    Jedenfalls verlässt Jan die Bar und auf ein Mal hat auch Ronia es ganz eilig, die Bar zu verlassen. Ich hoffe nur, dass sie jetzt nichts allzu Dummes macht, denn sie ist ja doch etwas angetrunken.



    Ich freue mich jedenfalls schon total auf die noch kommenden Kapitel, weil mir der Schreibstil wirklich gut gefällt, so leicht poetisch. Und wenn Jan und Ronia sich das erste Mal begegnen, wird es sicher auch interessant. :applause:

    :study: Im Herzen de Rache von Elizabeth Miles
    :study:LR: Vor uns die Nacht von Bettina Belitz


    :arrow: gelesene Bücher 2014: 31
    :arrow: SuB: 27 (Start 2014: 33)


    Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen, und laufen. Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat. (Helen Hayes)

  • Immerhin wohnen sie irgendwo zwischen Mannheim und Ludwigshafen... da ist man ja auch eher kleinkariert...


    Bei diesem Stichwort fällt mir auch wieder ein, was ich noch fragen wollte:


    Bettina, wo spielt denn der Roman? Sind wir wieder in Speyer, so wie in "Linna singt"? :D

  • Gute Frage. :-)
    Ich hab dieses Mal bewusst auf einen konkreten Namen der Stadt, in der Ronia lebt und die Geschichte spielt, verzichtet, denn diese Geschichte könnte überall spielen - in jeder deutschen Kleinstadt. Sie könnte auch jedem von uns passieren.
    Aber es ist wahr, dass ich mich von Speyer habe inspirieren lassen, vor allem von den wunderbaren Rheinauen rund um Speyer und dem Gegenspiel der beiden Rheinufer. Dennoch ist immer nur von "der Fluss" die Rede. Oder von River. :wink: Auch die vielen Kirchen sind etwas, was man so in Speyer findet, und auch die Kneipenszene und das Getratsche sind ähnlich.
    Dennoch habe ich bewusst einiges verfremdet. So gibt es die Gegend, in der Jan oft gesehen wird, in Speyer nicht bzw. es gibt in diesem Bereich keine Rotlichtszene. Auch wird später ein Brunnenfest erwähnt, das zwar den vielen Speyerer Festen ähnelt, aber in Speyer gibt es kein Brunnenfest. Man kann also ein bisschen was vom Buch in Speyer und an den dortigen Rheinufern/-auen wiederfinden, aber nicht alles.
    In meinem Trailer kommt ein Bild vor, das ich in den dorten Rheinauen aufgenommen habe. Den Trailer findet ihr auf Youtube.
    Einige sagten nach dem Lesen des Buchs, er würde nicht passen oder er sei ihnen zu erotisch. Zu viel nackte Haut.
    Aber eigentlich ist darin nur ein einziges Foto zu sehen, auf dem zwei Menschen halbnackt sind, und ich finde dieses Foto wirklich sehr ästhetisch und es strahlt eine ruhige, verbundene Innigkeit aus, die mich persönlich berührt. Da kommt man aber nur hin, wenn man den "Brüste!"-kreischenden Verstand überlistet. :shock:
    Der Typ Mann auf diesem "Nacktfoto" (das keines ist) kommt für mich übrigens Jan recht nahe.

  • Vielen Dank, Bettina, für die vielen Hintergrundinfos und auch für die Einblicke in deine Gedanken, die du uns heute bereits gegeben hast.
    Ich muß zugeben, daß du mich mit einigen deiner Überlegungen oder Überzeugungen nachdenklich gestimmt hast. Vielem kann ich durch meine bisherige Lebenserfahrung zustimmen, manches muß ich noch hinterfragen oder wohl selbst erst herausbekommen.
    Ich freue mich nun noch mehr auf diesen Roman. Du versprichst dem Leser nichts, keine Schnulzenliebesgeschichte. Dadurch tritt man mit offenem Herzen an diese Geschichte und ich versuche nun deinen Rat zu befolgen und lasse das Kommende einfach mal geschehen, auf mich wirken und setze keine falschen Erwartungen in dieses Buch.


    Ausserdem hat mich eine andere deutschsprachige Autorin mit ihren verdrehten und fragwürdigen Protagonisten und ihren moralisch zu hinterfragenden Handlungen in zahlreichen Geschichten gelehrt, alles lockerer zu sehen, nicht alles direkt zu verurteilen, den Verstand einfach mal abszuchalten und mal die Leute machen lassen, was viele Leser fragwürdig finden und sehr schnell kritisieren. Das bremst den Lesespaß und nachdem ich gelernt habe, diesen Vernunftschalter umzulegen, läßt es sich doch gleich viel lockerer lesen.
    Das sind Gründe, die mich sehr auf dein Buch freuen lassen.

    :wink: Was mir aber sofort ins Auge gestochen ist, ist die Tatsache, dass Ronia ihren Vater recht distanziert "Vater" nennt, die Mutter aber "Mama", was für mich eine größere Nähe suggeriert. So, wie sie das ausspricht, hat es etwas davon, ihn erhöht auf einem Podest zu sehen und "Vater" hat für mich ja auch einen religiösen Klang. Ob die beiden sich nicht gut verstehen? Ich stelle es mir zumindest nicht einfach vor, als Pfarrerstochter aufzuwachsen. Aber immerhin scheint Ronias Mutter zu merken, was mit ihrer Tochter vor sich geht, auch wenn ich ihre Kommentare noch nicht ganz einschätzen kann.

    Dieses Verhältnis zwischen Ronia (wirklich schöner Name) und ihrem Vater habe ich auch gleich hinterfragt. Es erweckt bisher den Eindruck, daß man zwischen den Zeilen etwas Sarkasmus herauslesen kann, wenn sie von ihrem "Vater" erzählt. Ob sie ihn nicht ernst nimmt in seiner Arbeit, seiner Überzeugung? Ihre Gedanken in der Kirche sprechen für mich von diesen Zweifel gegenüber ihrer Mitmenschen, besonders ihrem Vater gegenüber. Wahrscheinlich zweifelt sie an so vielen Dingen in ihrem Leben, am Ende mit Sicherheit auch an sich selbst. Sie wurde schon einige Male verlassen, wer erstickt da nicht an Selbstzweifel?



    Jonas ist mir ein klein wenig unsympatisch und ich hinterfragte kurz, woran es liegen könnte. Er ist einfach zu perfekt. Im Aussehen, seinem Verhalten, der angehende Polizist, der alles richtig machen möchte, bestimmt für alles eine Lösung sucht. Vielleicht ist er anders, in diesem Kapitel habe ich jedoch diesen Eindruck von ihm gewonnen.
    Aber ich freue mich darauf, mehr von ihm zu lesen. Vielleicht bald auch seine Fehler zu erfahren, die ihn mir näher bringen und den ich so ins Herz schließen kann.
    Aber Hut ab. Er scheint für Ronia einiges zu empfinden, und das wohl schon längere Zeit. Und obwohl ihn all die Männergeschichten verletzen müssen, hält er stets zu seiner besten Freundin und gibt ihr Kraft. Wieviel Kraft ihn das selber im Quartalsrythmus abverlangen muß.
    Aber Ronia macht ihm keine falsche Hoffnungen, im Gegenteil.


    Auf Jans Geschichte freue ich mich auch. Und natürlich ist da jetzt diese heikle Frage, warum er bei der Polizei kein unbekannter Name ist.
    Und nachdem Ronia diese vielen Enttäuschungen einstecken musste, ist sie mal wieder verletzt....und sie läßt so das Unbekannte und vielleicht auch Gefährliche irgendwie gerne in ihr Herz eintreten. Verrückt und doch verständlich.

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


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