Verlag unbedingt notwendig???

  • Hallo zusammen,


    ich habe ein Kinderbuch geschrieben (www.schlafen-lernen-mit-igebitz.de), das gerade illustriert wird. Nun stell ich mir die Frage, ob es so sinnvoll ist, sich einen Verlag zu suchen? Klar, der Verlag ermöglicht es, sein Buch besser zu verkaufen, aber verliert man nicht trotzdem sehr viele Rechte an seinem eigenen Buch?


    Aktuelle strebe ich es an, mein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen und es über meine Webseite sowie über Amazon zu vertreiben. Ich bin hauptberuflich im Online-Marketing tätig und könnte meine Webseite also sehr gut vermarkten. Außerdem würde mir natürlich pro verkauftem Buch auch mehr bleiben, oder sehe ich das falsch?


    Wer hat gute Erfahrungen mit einem bestimmten Verlag gemacht bzw. sein Buch im Eigenverlag veröffentlicht? Ich würde mich über ein paar Erfahrungswerte sehr freuen.


    Liebe Grüße,
    Edith

  • Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Buch! :anstossen: Ich denke, es spricht viele Leser an und wünsche dir viel Erfolg damit!


    Ich habe es lange über den herkömmlichen Weg versucht, indem ich Verlage angeschrieben habe, doch entweder kamen Absagen oder ein Zuschusskosten-Voranschlag. Irgendwann wurde ich auf die Amazon-Schwesterngesellschaft www.createSpace.com aufmerksam und publiziere meine Romane mittlerweile dort und über Kindle - man kann über CreateSpace zugleich Print- und Ebooks erstellen, was ich sehr praktisch finde. Bei den Kindle-Büchern kann man zudem wählen, ob man sie für Prime-Mitglieder gratis anmelden möchte. Zusätzlich bin ich mit ebooks bei www.xinxii.com angemeldet, die automatisch Distributionen für Buchhandlungen wie Weltbild und Thalia übernehmen. Mit allen Vertriebswegen bin ich sehr zufrieden, nachdem ich eine echte Verlags-Odyssee hinter mir habe.


    Was die Tantiemen betrifft, so erhalte ich von jedem verkauften ebook 70 % und von den Taschenbüchern 30 %; das ist der übliche Satz, auch bei großen Verlagen. Der einzige Nachteil ist eigentlich nur der, dass man sein Buch selbst bewerben muss / darf.

  • Nun stell ich mir die Frage, ob es so sinnvoll ist, sich einen Verlag zu suchen?


    Ob es sinnvoll ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein Verlag übernimmt im Allgemeinen auch noch andere Aufgaben als nur die Vermarktung. Ein Verlag (so er es denn tut) stellt einen Lektor und Korrektor, sorgt für die übliche Vermarktung im Buchhandel und somit auch für einen vielleicht höheren Bekanntheitsgrad.


    ..., aber verliert man nicht trotzdem sehr viele Rechte an seinem eigenen Buch?


    Kommt immer auf den Vertrag drauf an. Wenn man an einen dubiosen Verlag gerät, kann man Pech haben, dass man sämtliche Rechte an seinem Buch verliert (außer natürlich das am Urheberrecht) und dass man dem Verlag auch gleichzeitig alle Rechte an folgenden Werken einräumt (so einen Vertrag habe ich auch schon mal zu lesen bekommen).
    Ob man sich als Autor nun dazu überreden lässt, neben den Rechten für das Druckerzeugnis auch noch die Rechte an E-Book, Audio-, Film- und Videoerzeugnissen an den Verlag zu vergeben, liegt ja eigentlich an jedem selber. Allerdings sind auch Verlage darauf bedacht, diesen Vertrag mit dem größtmöglichen Nutzen für sich einzugehen. Wenn man keine Ahnung von Vertragsgestaltung hat, sollte man die Verträge auf jeden Fall durch einen Anwalt prüfen lassen, damit man nicht nachher der Dumme ist.


    Ich bin hauptberuflich im Online-Marketing tätig und könnte meine Webseite also sehr gut vermarkten.


    Könntest du oder tust du es? Im Grunde genommen hast du eigentlich eine Super Voraussetzung für eine Selbstvermarktung. Mit eigenen Webseiten oder Erfahrungen im Online-Marketing können viele Autoren nämlich nicht dienen. Wenn du deine Bücher auch über deine Webseite vertreiben willst, musst du in D auch deine Steuernummer im Impressum angeben. Wie es in A ist, weiß ich allerdings nicht. Hier wäre es eventuell noch sinnvoll, sich über ein wirksames Impressum zu erkundigen, bevor du mit dem Verkauf beginnst, um Rechtssicherheit zu haben.


    Außerdem würde mir natürlich pro verkauftem Buch auch mehr bleiben, oder sehe ich das falsch?


    Das kommt immer auf deine Preisgestaltung an. Als Selbstpublizierer hast du die Möglichkeit, dein Buch so teuer oder billig zu machen, wie du es möchtest (natürlich oberhalb der Herstellungskosten), d.h. du bestimmst selber, wie viel du an jedem Buch verdienst. Ferner ist es wichtig daran zu denken, dass ein Verkauf über Amazon am besten auch über den Druck bei Create Space funktioniert. Andernfalls, also wenn du deine Bücher woanders drucken lässt, kannst du sie lediglich als externer Händler über Amazon vertreiben - und das lässt sich Amazon gut bezahlen. Bei einem Druck über einen Verlag brauchst du dich dagegen mit so etwas überhaupt nicht erst auseinanderzusetzen.


    Ich selber vertreibe meine Bücher als E-Books bei allen möglichen Online-Händlern und die Taschenbücher bei Amazon (über Create Space). Bisher bin ich mit dieser Lösung ganz glücklich, wenn ich natürlich so kaum die Möglichkeit habe, im regulären Buchhandel bestellbar zu sein, da der Buchhandel bei Create Space nicht bestellt. Da ich mir aber auch nicht zum Ziel gesetzt habe, mit meinen Büchern Geld zu scheffeln, nehme ich, was hereinkommt und freue mich daran :loool:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Was die Tantiemen betrifft, so erhalte ich von jedem verkauften ebook 70 % und von den Taschenbüchern 30 %; das ist der übliche Satz, auch bei großen Verlagen.


    Wie kommst du denn darauf? Bei großen Verlagen erhält der Autor üblicherweise 5-10% vom Verkaufspreis für gedruckte Exemplare und 10 % bis vielleicht 20% vom Verkaufspreis für E-Books. Dafür übernimmt der Verlag aber auch etliche Aufgaben, mit denen sich ein Selbstpublizierer selbst herumschlagen muss. Da Verlagsbücher aber oftmals als E-Book teurer verkauft werden, kommt es am Ende für den Autoren auf das Gleiche heraus.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ich danke euch für eure Antworten.


    CreateSpace produziert Bücher on demand, oder? E-Books würden sowieso nicht in Frage kommen, da ich ein Kinderbuch auf jeden Fall produzieren lassen muss, sodass Kinder etwas in Händen halten können.


    Ich habe mir das so vorgestellt, dass ich eine Auflage von meinem Kinderbuch im Eigenverlag drucken lasse und die Vermarktung über meine Webseite selbst in die Hand nehme. Mal sehen, wie gut sich dies realisieren lässt. Einige Ideen dazu habe ich bereits, wie ich meine Zielgruppe bestmöglich anspreche und abhole...


    Liebe Grüße und danke nochmal. :-)

  • CreateSpace produziert Bücher on demand, oder? E-Books würden sowieso nicht in Frage kommen, da ich ein Kinderbuch auf jeden Fall produzieren lassen muss, sodass Kinder etwas in Händen halten können.


    Create Space produziert die Bücher auf Bestellung innerhalb Europa, wenn sie über Amazon bestellt werden. Wenn du als Autor deine Bücher bestellst, kannst du das nur in den USA machen (längere Lieferzeiten, Fahrt zum Zoll, Zollgebühren - ist aber immer noch günstig). Woran du aber auch denken musst ist, dass Create Space nur Taschenbücher produziert. Hardcover oder sogar dickeres Papier, wie es bei Kinderbüchern üblich ist, wirst du hier nicht finden. Dafür müsstest du dir einen anderen POD-Dienst suchen. Mit diesem auch über Amazon zu verkaufen wird teurer als über Create Space. Wenn dir dieser Vertriebsweg egal ist und es dir reicht, über deine Webseite zu verkaufen, dann hast du bei den Druckanbietern freie Wahl.


    Aber grundsätzlich spricht doch auch nichts dagegen, wenn du dich mit einem oder mehreren passenden Verlagen in Verbindung setzt (unbedingt auf einen Verlag für Kinderbücher achten, Verlage, die so etwas nicht im Programm haben, lehnen mit Sicherheit ab) und diesen dein Buch anbietest. Wenn ein Verlag dein Buch haben möchte, kannst du dir immer noch überlegen, ob du den Vertrag unterschreibst oder dich lieber selbst um alles kümmerst. :)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Aber grundsätzlich spricht doch auch nichts dagegen, wenn du dich mit einem oder mehreren passenden Verlagen in Verbindung setzt (unbedingt auf einen Verlag für Kinderbücher achten, Verlage, die so etwas nicht im Programm haben, lehnen mit Sicherheit ab) und diesen dein Buch anbietest. Wenn ein Verlag dein Buch haben möchte, kannst du dir immer noch überlegen, ob du den Vertrag unterschreibst oder dich lieber selbst um alles kümmerst. :)


    Ich würde es - nicht nur, weil ich selbst beim Verlag arbeite :wink: - auch zunächst auf dem herkömmlichen Weg versuchen. Ich finde gerade bei Kinderbüchern die Haptik und die Stabilität unglaublich wichtig, ich weiß nicht, inwieweit das über Selfpublishing-Angebote zufriedenstellend realisiert werden kann. Und wenn dann noch Illustrationen dabei sind, sollte es schon richtig gut gemacht sein. Grundsätzlich - aus meiner Erfahrung - ist der Druck von Illustrationen teurer. Sind es denn farbige Illustrationen? Das würde die Kosten noch weiter erhöhen. Über einen klassischen Verlag hättest du mit diesen Kosten nichts am Hut.


    Edit: Hab grade mal geschaut, der Igel ist herzallerliebst :love: (damit hat sich auch die Frage nach den farbigen Illustrationen erübrigt :wink: )

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Aber ist es nicht auch so, dass klassische Verlage, wenn sie Kinderbücher/ Bilderbücher herausbringen, dann eher mit ihren eigenen Hausillustratoren arbeiten und man gar nicht mit einer eigenen Gestaltung dort aufschlagen muss?

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Hm, gute Frage. Ich kenne mich im Bereich "Kinderbuchverlag" nicht aus. Aber es gibt ja auch Autoren, die ihre Bücher selbst illustrieren, warum sollten sie dann nicht auch ihren Illustrator mitbringen? :-k Der Hausillustrator müsste ja auch noch mal vom Verlag bezahlt werden ... oder gibt es fest angestellte Illustratoren?

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  • Ok, dann fällt Create Space sowieso schon weg, wenn die nur Taschenbücher produzieren. Das Angebot, das ich von einer Druckerei bekommen habe, bezieht sich auf den Druck von 2.000 Exemplaren im Format A5 (Pappebuch, sehr stabil für Kinder, lebensmittelechte Farben gemäß der Europäischen Norm für Spielzeugsicherheit, Farbillustrationen).

  • Ich denke auch, dass man als Autor/in von illustrierten Kinderbüchern bei einem Verlag besser bedient ist. Amazon kann das in der Qualität, wie man sie in einem Verlag bekommt, nicht bieten. Und ich denke auch, dass im Gegensatz zu Büchern für Erwachsene die Nachfrage auf Amazon auch nicht so hoch ist. Kinderbücher kaufen die meisten eben immer noch im Laden - mit den Kindern zusammen.


    Allerdings ist es tatsächlich die Regel, dass Autoren und Illustratoren getrennt angenommen werden. Die wenigsten Autoren dürfen sich ihre Illustratoren aussuchen oder gar selbst mitbringen.


    Falls du dich für die Verlagssuche entscheidest, wünsche ich dir schon mal viel Glück dabei, Edith.

    Stell dir vor, es gibt nur einen Menschen, dem du vertraust. Der dich so sehen darf, wie du bist. Er ist deine Familie.
    Und plötzlich verliebst du dich in ihn.
    Wenn du es nicht wert bist, dass er dich liebt, wirst du alles verlieren.
    Was wirst du tun?

    Taranee: Zeiten des Zweifels

  • Einen Punkt hätte ich noch, der bisher nicht angesprochen wurde: Als Self-Publisher wird man mancherorts immer noch ein wenig schief angesehen, d.h. es ist nicht die Reputation gegeben, die man mit einem namhaften Verlag im Rücken hätte. Trotzdem kann man natürlich auch als Self-Publisher erfolgreich sein ...
    Einen weiteren Punkt würde ich noch zu bedenken geben, auch wenn ich ihn als kinderloser Mensch nicht beurteilen kann: Auf welchem Weg werden Kinderbücher am ehesten verkauft? Abends von Mama am Computer - oder doch beim Besuch des Buchladens? Denn in die Buchläden kommt man als Self-Publisher nur schwer, höchstens mit viel Eigeninitiative bei ein paar lokalen Läden.
    Ich wünsche jedenfalls viel Glück und Erfolg! :winken:

  • Das zweite hatte ich ja auch schon gesagt, Bernhard, und mit deinem ersten Punkt hast du auf jeden Fall recht. Obwohl es Indie-Autoren inzwischen, denke ich, schon wieder etwas leichter haben als noch vor einigen Monaten. Trotzdem tritt man doch überall noch ein wenig mehr als Bittsteller auf, sei es bei der Bitte um Buchbesprechungen, Leserunden, die Aufnahme bei Lovelybooks als Autor, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.

    Stell dir vor, es gibt nur einen Menschen, dem du vertraust. Der dich so sehen darf, wie du bist. Er ist deine Familie.
    Und plötzlich verliebst du dich in ihn.
    Wenn du es nicht wert bist, dass er dich liebt, wirst du alles verlieren.
    Was wirst du tun?

    Taranee: Zeiten des Zweifels