Kai Meyer - Phantasmen

  • Vor achtzehn Monaten hat sich die Welt verändert. Zu diesem Zeitpunkt tauchten die ersten Geister Verstorbener auf und seitdem werden es täglich mehr, denn auch die Geister aus der Vergangenheit gesellen sich kontinuierlich dazu. Man kann sie nur sehen, aber nicht spüren. Sie leuchten und sind fast unbeweglich, nur ganz allmählich drehen sie sich täglich auf der Stelle, auf der sie gestorben sind, denn sie verfolgen den Lauf der Sonne.


    Rain und ihre Schwester Emma sind auf dem Weg zu der Absturzstelle des Flugzeugs ihrer Eltern. Drei Jahre ist es her, dass die beiden zu Waisen geworden sind und nun mitten in der Wüste noch einmal Abschied nehmen wollen. Doch als dann endlich die Geister ihrer Eltern auftauchen, hat sich etwas verändert. Die ausdruckslose Mimik, die alle Geister zeigen, ist plötzlich einem Lächeln gewichen, doch es ist keines von wohlgesonnener Art, sondern dieses bringt den Tod!


    Meine Meinung:


    Kai Meyers Bücher sind fast zur Pflichtlektüre für mich geworden und natürlich konnte ich auch "Phantasmen" nicht lange widerstehen. Ich bewundere den Autor für die zahlreichen Ideen, die seinen Büchern zugrunde liegen und auch dieses konnte mich wie immer begeistern. Der Gedanke, dass die Geister Verstorbener noch immer unter uns weilen ist nicht neu, doch hier kann jeder Mensch sie sehen. Sie leuchten von innen heraus, können den Ort ihres Todes jedoch nicht verlassen. Allein der Gedanke, mein Leben mit der ständigen Präsenz von Geistern an den unmöglichsten Orten zu teilen, finde ich schon sehr gruselig. Das ist jedoch nichts zu dem, was geschieht, wenn diese zu lächeln beginnen.


    Ich fühlte mich schnell mit der Protagonistin Rain verbunden, aus deren Sicht der Roman geschildert ist und ich konnte ihre Panik förmlich spüren, als das erste Lächeln einsetzt. Ich habe mit ihr mitgefiebert und eine wachsende, innere Unruhe verspürt, denn ich wollte sie, ihre Schwester und auch Tyler in Sicherheit wissen.


    Alle drei Charaktere haben schon einiges hinter sich. Während Rain stets unter der Abwesenheit ihrer Eltern litt, hat sie nach deren Tod auf einem Trip nach Afrika furchtbare Dinge erlebt. Derweil wirkt ihre Schwester Emma eher wie ein zum Leben erwachter Computer, denn der Ausdruck von Gefühlen scheint ihr nicht möglich. Auch optisch könnten die beiden nicht gegensätzlicher sein. Nichtsdestotrotz fühlen sie sich stets einander verbunden und besonders für Rain steht der Schutz von Emma an oberster Stelle.


    Währenddessen Tyler einer verlorenen Beziehung hinterhertrauert, die auch ihn an die Absturzstelle geführt hat. Hier werden die Jugendlichen zu Weggefährten. Erst aus der Not heraus, später aus Überzeugung. Gemeinsam versuchen sie, das Geheimnis der Geisterscheinungen zu lösen. Die Zeit dafür wird immer knapper, denn immer schneller tauchen immer mehr von ihnen auf. Alle Charaktere fand ich eindrucksvoll geschildert, wobei die Mädels für mich persönlich mehr Tiefe als ihr männlicher Mitstreiter besaßen, doch auch bei ihnen war für mich nach oben gesehen da durchaus noch ein bisschen Luft.


    Fazit:


    Unheimlich spannend und fesselnd ist "Phantasmen", die neueste Veröffentlichung des Autors Kai Meyer. Überraschende Wendungen hielten mich stets auf Trab und ließen dabei nie Längen aufkommen. Die beeindruckende Grundidee wurde hier in eine atmosphärisch dichte und gruselige Handlung umgesetzt und konnte mich dabei voll und ganz überzeugen.

    "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt." Arabisches Sprichwort :study::flower:

  • Das Buch hat eigentlich eine interessante Handlung und der Autor hatte viele gute Ideen, die mich jedoch nicht hinreichend in die Geschichte ziehen konnten. Die Charaktrere wirkten auf mich farblos, ihre Beziehungen untereinander hatten zu wenig Substanz. Das Buch konnte mich atmosphärisch einfach nicht fesseln und einige Längen zwangen mich des öfteren dazu eine kurze Pause einzulegen.


    Leider war Phantasmen deshalb nicht allzu überzeugend für mich. Dennoch werde ich wohl noch andere Romane von Kai Meyer lesen in der Hoffnung, dass mich seine anderen Werke mehr begeistern können. Eine ausführliche Rezension findet man in meinem Blog.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Auch für mich war das neuste Werk von Kai Meyer ein Pflichtkauf.
    Allerdings habe ich mich schon beim Kauf gewundert das es nicht gerade dick ist. Natürlich entscheidet nicht der Umfang eines Buches darüber ob die Story gut ist oder nicht. Allerdings fühle ich mich nach dem lesen leider bestätigt.
    Ich denke ein paar Seiten mehr hätten Phantasmen nicht geschadet.


    Die Handlung ist anders, die Idee neu und auch die Charaktere sind sympathisch. Allerdings hatte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Viele Zusammenhänge werden schnell erklärt und kommen dadurch zu kurz. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Dadurch zog sich das Buch für mich ebenfalls an manchen Stellen. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und der gewohnt gute Schreibstil des Autors reißt einen mit.


    Am Ende blieben aber irgendwie viele meiner Fragen offen und das Buch hat leider bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er kommt eher wie ein Zweistündiger Aktionstreifen daher. Was ja auch in Ordnung ist nur hatte ich einfach etwas ganz anderes erwartet. Alles in allem ist das Buch nicht schlecht, aber kommt für mich nicht annähernd an andere seiner Werke heran. Irgendwie fehlt der Zauber den andere seiner Werke haben. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    Im Herbst soll sein neues Buch "Die Seiten der Welt erscheinen". Dieses wird wohl eher wieder in die Richtung seiner früheren Trilogien wie "Die Wellenläufer" gehen. Vielleicht ist das wieder eher was für mich. :wink:

    Du trägst dein Herz nicht nur auf der Zunge - es schlägt in deinen Augen.
    (Kai Meyer-Die Seiten der Welt)


    :study:  2020 gelesen: 2


    :musik: 2020 gehört: 16

  • Er kommt eher wie ein Zweistündiger Aktionstreifen daher. Was ja auch in Ordnung ist nur hatte ich einfach etwas ganz anderes erwartet.

    Ja, genau das war auch mein Eindruck. Die ganze mystische Rahmenhandlung war toll, aber die Lösung war mir dann irgendwo zu banal und unspektakulär.




    Ich hätte es hier nicht einmal für schlecht befunden, wenn Kai Meyer bis zum Schluss etwas von der Mystik erhalten hätte. Es muss bei solchen Themen schließlich nicht immer für alles eine Erklärung geben.

  • Ich hätte es hier nicht einmal für schlecht befunden, wenn Kai Meyer bis zum Schluss etwas von der Mystik erhalten hätte.

    Da muss ich Dir Recht geben. Der Anfang als der Leser von den Geistern erfuhr, wann sie aufgetaucht waren usw. war noch sehr mystisch und auch gruselig, ganz zu schweigen davon als das erste Mal das böse Lächeln aufgetreten ist. Leider wurden die Geister bzw. Lichter dann im Laufe des Buches "nur" zu einem Ärgernis bzw. einem Hindernis für die Protagonisten, aber die mysteriöse Atmosphäre war zu schnell so gut wie weggeblasen.


    Bis auf diese Tatsache muss ich allerdings sagen, dass mir "Phantasmen" gut gefallen hat. Ich fand die Länge des Buches nahezu optimal, bin sehr froh, dass nicht alles "Trilogie" oder "Reihe" heißen muss und dass man in einem 400-Seiten-Buch keine allzu große Beziehung zu den Figuren aufbauen kann, ist für mich auch klar. In der Relation zur Länge fand ich Rain und vor allem Emma eigentlich noch ziemlich interessant und dafür, dass es in einem Jugendbuch mal keine nennenswerte Liebesschnulze gab, bin ich Kai Meyer auch sehr dankbar, denn das ist relativ selten geworden. Die Handlung war sehr actionreich, ist schnell vorangeschritten und hatte in meinen Augen keine größeren Durchhänger, da eigentlich immer etwas vorgefallen ist, dass die Spannung aufrecht erhalten hat. Der Schluss hat sich optimal eingefügt und am Ende bleibt ein melancholisches Gefühl mit ein klein wenig Gänsehaut.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Leider wurden die Geister bzw. Lichter dann im Laufe des Buches "nur" zu einem Ärgernis bzw. einem Hindernis für die Protagonisten, aber die mysteriöse Atmosphäre war zu schnell so gut wie weggeblasen.

    Das ist genau meine Meinung. Ein "Ärgernis" für die Protagonisten. Das trifft es auf den Punkt.


    (...) dass man in einem 400-Seiten-Buch keine allzu große Beziehung zu den Figuren aufbauen kann, ist für mich auch klar.

    Dem widerspreche ich hier aber. Ich denke sehr wohl, dass man ein Buch so schreiben kann, dass der Leser auch auf weniger als 400 Seiten eine gute Beziehung zu den Personen aufbauen kann. Hierfür gibt es eigentlich unzählige Beispiele aus allen Genres.


    Tolkien - Der kleine Hobbit (340 Seiten)
    McCarthy - Die Straße (256 Seiten)
    Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter (288 Seiten)
    (...)

  • Dem widerspreche ich hier aber. Ich denke sehr wohl, dass man ein Buch so schreiben kann, dass der Leser auch auf weniger als 400 Seiten eine gute Beziehung zu den Personen aufbauen kann. Hierfür gibt es eigentlich unzählige Beispiele aus allen Genres.

    Ja ok, da hast Du schon recht. "Die Straße" ist ein perfektes Gegenbeispiel. Den Vater und seinen Jungen habe ich nie vergessen. Vielleicht habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt. Ich habe eher gemeint, dass dafür, dass das Buch relativ kurz ist, der Bezug zu den Protagonisten ganz ok war im Vergleich zu anderen Büchern.

  • Ja ok, da hast Du schon recht. "Die Straße" ist ein perfektes Gegenbeispiel. Den Vater und seinen Jungen habe ich nie vergessen. Vielleicht habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt. Ich habe eher gemeint, dass dafür, dass das Buch relativ kurz ist, der Bezug zu den Protagonisten ganz ok war im Vergleich zu anderen Büchern.


    Ja, ich stimme Dir da zu. Es hätte jedoch noch um einiges besser sein können. Mir waren die Charaktere bis zum Schluss eigentlich :love: -lich egal. Wären sie allesamt auf dramatische Weise gestorben, hätte ich wahrscheinlich sogar mehr Sterne vergeben (wegen der Dramatik). :twisted:

  • Eines Tages erscheinen sie. Einfach so. Die Geister der Toten. Auf der ganzen Welt und überall. Sie erscheinen nicht alle auf einmal, sondern nach und nach, einem bestimmten zeitlichen Muster folgend. So warten Rain und Emma eines Tages in der einzigen europäischen Wüste auf die Geister ihrer Eltern, die drei Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz an genau dieser Stelle ums Leben kamen. Als die Geister schließlich erscheinen, geschieht etwas merkwürdiges, etwas, was noch nicht zuvor geschehen ist. Sie lächeln. Und alle Menschen im Umkreis weniger Meter sterben.
    Was hat es mit dem Erscheinen der Geister auf sich? Rain und Emma ahnen noch nicht, dass sie dem Geheimnis näher kommen als sie ahnen, als sie den jungen Tyler kennen lernen und mit ihm von bezahlten Elite-Soldaten durch die Wüste gejagt werden ...


    Ich mag die Bücher von Kai Meyer, lese aber bei weitem nicht alle, sondern nur diejenigen, die mir inhaltlich auch zusagen. Das war bei "Phantasmen" der Fall. Die Handlung hörte sich so ungewöhnlich an und versprach so viel Spannung, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen wollte.


    Wie Kai Meyer selbst über seine Geschichte sagt, handelt es sich bei diesem Buch um Dreierlei: um eine Geistergeschichte, um die Geschichte einer Invasion und um die Geschichte des Endes der Welt.
    Es war also von Anfang an klar, dass es hier phantastisch zugehen würde und zwar durch und durch.


    Der Klappentext verrät ja schon die Grundhandlung, das, worum es also hauptsächlich geht. Um die Geisterscheinungen. Diese hat Kai Meyer wirklich sehr eindringlich beschrieben, so dass ich mich beim Lesen tatsächlich ein wenig mit gruseln konnte. Die Vorstellung, dass die Geister verstorbener Menschen überall herumschweben ist meiner Meinung auch mehr als gruselig. Diese Atmosphäre wurde also super eingefangen. Bei einer Szene, schon ziemlich zum Schluss des Buches bekam ich sogar eine richtige Gänsehaut, da lief es mir wirklich kalt über den Rücken.
    Eine Geistergeschichte ist "Phantasmen" also auf jeden Fall. Und die Invasion durch die Geister findet ebenfalls statt. Durch das mysteriöse Lächeln ist das Ende der Welt schließlich auch nahe, denn der Umkreis in dem sich die Menschen noch aufhalten können, wird immer schmaler. Dieses Lächeln, was ja eigentlich etwas nettes ist, macht diese Geschichte noch ein wenig gruseliger, wie ich finde. Die Idee dahinter ist einfach klasse!


    Die Protagonisten die Kai Meyer hier erfunden hat, fand ich ebenfalls sehr interessant. Besonders Emma fand ich sehr gelungen, wenn auch speziell. Rain fand ich für ihre Geschichte recht authentisch geschildert, wenn ich ihre Geschichte selbst auch ein wenig übertrieben und nicht immer besonders glaubhaft fand. Die Beziehung die sich zwischen Tyler und den beiden Mädchen langsam - wobei, eigentlich eher recht schnell - entwickelte, hat mir dagegen wieder sehr gefallen. Hier wird nur ganz subtil angedeutet, dass sich etwas entwickelt. Das fand ich dem Kontext entsprechend sehr passend.


    Die Entwicklung der Geschichte lässt mich allerdings ein wenig zwiespältig zurück. Ich kann gar nicht genau beschreiben was mich hier stört, aber ich hätte mir tatsächlich ein wenig mehr "Showdown" oder auch Kommunikation mit der 'Ursache' gewünscht. Ich nenne es jetzt einfach Ursache um nicht zu viel von der Handlung zu verraten. Wer das Buch gelesen hat, wird wissen, was ich meine und wer nicht, der wird es wissen, sobald er das Buch gelesen hat. Hier hätte ich mir wirklich mehr Konfrontation gewünscht und weniger Puff - Aus - Vorbei.
    Wobei das Ende weder total plötzlich kam, noch das Buch abrupt endete. Vielmehr empfand ich das Ende als leicht unbefriedigend. Tatsächlich gibt es noch eine recht zufriedenstellende Entwicklung zum Schluss mitzuerleben, was ganz nett war, meiner Meinung nach aber nicht unbedingt hätte sein müssen.


    Insgesamt war "Phantasmen" ein unheimlicher Roman, der sich vor allem durch seine besondere Atmosphäre auszeichnet. Die Idee ist ungewöhnlich und wirklich klasse gewesen und auch die Umsetzung habe ich - bis auf den Schluss - sehr genossen, zumal nicht alles total vorhersehbar war. Von mir gibt es hier sehr gute vier Sterne!

  • Kurzbeschreibung:


    Eines Tages tauchten sie aus dem Nichts auf - die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend, ungefährlich. An der Absturzstelle eines Flugzeugs, mitten in Europas einziger Wüste, warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung wird ihrer jüngeren Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen. Dann erscheinen die Geister. Doch diesmal lächeln sie. Und es ist ein böses Lächeln.


    Über den Autor:


    Kai Meyer geboren 1969, studierte Film und Theater und war Redakteur für Kultur, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegte. Seit 1993 hat er rund 50 Bücher veröffentlicht, darunter Bestseller-Trilogien wie Die Wellenläufer und Das Wolkenvolk. Seine Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt, weltweit beträgt seine Auflage mehrere Millionen Exemplare.


    Meine Meinung:


    Ganz klar, dieses Bild auf dem Buchumschlag ist ein Hingucker. Das Cover verfolgte mich quasi in der Buchhandlung zwischen den Regalen und seltsamerweise fühlte ich mich direkt davon angesprochen. Nachdem der Klappentext mich neugierig gemacht und der erste Absatz beim Anlesen bereits gefangen genommen hatte, war klar, dieses Buch muß mit. Ein Extrabonus kam noch hinzu, denn durch die Nachfrage bei der Buchhändlerin stellte sich heraus, daß es sich um keinen neuen Auftakt einer Reihe handeln wird, sondern, daß Kai Meyer eine Geschichte erzählt hat, die einfach mal für sich alleine stehen kann.


    Auch folgende Sätze ließen mich kurz innehalten, sie hörten sich so richtig vielversprechend und einfach nur gut an:
    "Mum und Dad lächelten.
    Alle
    Geister lächelten.
    Und es war das bösartigste Lächeln, das ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte."


    Dieser kleine Abschnitt verspricht Spannung, Grusel und eine originelle Story.
    Kai Meyer hat sich mit vielen Geschichten bereits einen guten Namen gemacht und dies sollte mein erstes Buch von ihm sein.
    Und schreiben kann er, dieser Meyer. Ich mag seinen flüssigen Schreibstil und ganz besonders hat es mir seine Art, die Dinge sehr bildhaft beschreiben zu können, angetan.
    In manchen Horrorszenen, die der Geschichte eine gruselige Atmosphäre verlieh, wurde mir diese erschreckend - detaillierte Weise zu erzählen fast zum Verhängnis. :pale: Ich bin kein geübter Leser des Genre Horror, daher war das hier eine kleine Herausforderung und ja, ich glaube, ich habe Blut geleckt. :mrgreen:


    Die Protagonisten fand ich zum größten Teil gut gezeichnet. Emma, eine der drei jungen Hauptprotagonisten hingegen fand ich sehr gut, grandios gezeichnet.
    Mit dieser liebenswerten, 17-jährigen jungen Dame zaubert Meyer ganz klar ein Ass aus dem Ärmel.
    Emma zaubterte ebenfalls: sie schafft es, mit ihrem aussergewöhnlichem Charakter nach nur wenigen Kapiteln ein (liebes) Lächeln auf mein Gesicht zu bringen und zwingt eine Lockerheit zwischen die Zeilen, daß man sie einfach liebhaben muß. Sie versprüht auch bei den Protagonisten eine Lebensfreude, daß man schnell spüren kann, wie sämtliche Darsteller ihrem Beschützerinstinkt in ihrer Anwesenheit nachgeben.
    Emma hinterfragt alles, philosophiert auf angenehme Weise herum und schleicht sich so in die Herzen der Leser. :love: Das hat der Autor wirklich toll gemacht.
    Leider erschienen neben Emma andere Charaktere eher geisterhaft, aber trotzdem noch greifbar gezeichnet.


    Der Anfang ist schon recht spannend geschrieben.
    Doch nach ein paar Kapitel ließ diese Gruselspannung nach und ich fing an, mich zu langweilen. Denn der Autor verlor sich etwas in den detaillierten Beschreibungen


    Dies weckte Erinnerungen an den Roman von Justin Cronin "Der Übergang" , in dem diese technisch-verliebten Beschreibungen auch nicht zu kurz kamen. Männer. :mrgreen:


    Aber nach und nach nahm der Roman wieder an Tempo zu und nach ein paar holpigen Hürden in der ersten Hälfte, fand ich zur Mitte hin endlich in die Geschichte einen Zugang. Die Protagonisten haben es mir glücklicherweise bis dahin leicht gemacht, diese Zeit zu überbrücken und auch die Landschaftsbeschreibungen zwischendurch waren atemberaubend beschrieben, auch wenn der Schauplatz einen Großteil in der Wüste war, später aber auch an der Küste Spaniens.


    Ich denke, mit "Phantasmen" habe ich einen guten Start in die Bücherwelt von Kai Meyer hingelegt und freue mich nun auf weitere Werke.


    Für dieses Jugendbuch, welches mich besonders die letzten 200 Seiten richtig gut unterhalten hat, vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Klappentext
    Eines Tages tauchten sie aus dem Nichts auf - die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend und ungefährlich. An der Absturzstelle eines Flugzeugs, mitten in Europas einziger Wüste, warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung wird ihrer Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen. Dann erscheinen die Geister. Doch diesmal lächeln sie. Und es ist ein böses Lächeln.


    Rezension
    Kai Meyer tut, was er am besten kann - er schmückt die uns bekannte Welt mit fantastischen Elementen aus, schleichend, sodass man sich im Geschehen Zuhause fühlt, keine fremde Umgebung erkundet, so wie in anderen Geschichten aus dem fantastischen Genre. Dieses Prinzip ist schon in einigen anderen Werken aus seiner Feder hervorragend aufgegangen - gerne verweise ich auf die Arkadien-Trilogie und Asche und Phönix, die mich beide überzeugen konnten. Zu gerne würde ich all' seine Werke so schnell wie möglich verschlingen, dieses Mal musste Phantasmen herhalten.


    Der Beginn wirkt sehr überzeugend: Meyer überzeugt vom ersten Satz an mit Kreativität und dem von ihm gewohnten bildlichen Schreibstil - dieser zieht sich durch den gesamten Roman. Das Besondere an ihm ist, dass er es jedes Mal schafft, dem Leser die Umgebung direkt in den Kopf zu zaubern. Durch seinen Schreibstil sorgt er dafür, dass man sich viele Details sehr deutlich ausmalen kann, man fühlt sich in die Geschichte gerissen, sieht sich in der Szenerie. Seine Art zu beschreiben ist so ausführlich und genau, dass man das Gefühl hat, den Charakteren wirklich über die Schulter zu schauen oder aus ihren Augen heraus zu blicken.


    Während der Handlung verfliegt die Euphorie über eine neue Geschichte von Kai Meyer jedoch sehr schnell: das Erlebte wirkt sehr langatmig, über mehrere Seiten hinweg passiert kaum etwas. Unzählige Charaktere kommen und gehen, wenige von ihnen prägen sich wirklich ein. Charakterentwicklungen fügen sich nicht schleichend ein, sondern sind plötzlich 'einfach da', ebenso wie die Entwicklung von (freundschaftlichen) Beziehungen. Ich empfand besonders das Verhältnis zwischen Rain und Tyler als viel zu überstürzt. Plötzlich war der "schweigsame Norweger", von dem im Klappentext die Rede ist, vollkommen verändert - als hätte man als Leser einige Kapitel übersprungen.


    Spannungen und Erwartungen, die sich zu Anfang aufgebaut hatten, verpuffen recht schnell - die Geschichte wirkt recht schnell wie eine zügige Abhandlung von Ereignissen, die jedoch nicht sehr bedeutungsvoll scheinen. Auch ist die Handlung ungewohnt vorhersehbar. Während Handlung & Charaktere zu Beginn noch sehr mystisch und verworren wirken, lichtet sich das Dunkel in eher ernüchternden Auflösungen. Und dann, ganz plötzlich, ist alles vorbei. Wie, das soll es gewesen sein?


    Fazit
    Mensch, Meyer! Erwartungen leider nicht erfüllt - Phantasmen konnte mich nicht wie andere Werke in seinen Bann ziehen. Hin und wieder hatte ich sogar das Gefühl, das Buch einfach nur weiterzulesen, damit ich mich einer anderen Lektüre widmen kann - keine perfekte Voraussetzung. Die Grundidee war gut, vielversprechend - vielleicht zu umfangreich, um sie in einen einzigen Roman zu packen. Besser hätte man sie wohl in Folgebänden entfalten können - eine so große Idee lässt sich nur schwer in 400 Seiten packen. Ja. Dieser Meyer hat mich tatsächlich ein wenig enttäuscht. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Inhalt:
    Eines Tages tauchten sie aus dem Nichts auf - die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend, ungefährlich.
    An der Absturzstelle eines Flugzeugs, mitten in Europas einziger Wüste, warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung wird ihrer jüngeren Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen.
    Dann erscheinen die Geister.
    Doch diesmal lächeln sie.
    Und es ist ein böses Lächeln.


    Rezension:
    Der Einzelband "Phantasmen" von Kai Meyer wird aus der Sicht der neunzehn Jahre alten Rain erzählt, mit der ich leider so meine Probleme hatte. Ich fand, dass Rain es mir schwer gemacht hat sie zu mögen und, dass sie für eine Protagonistin sehr unnahbar war. Für ihr junges Alter hat sie schon viel erlebt - Erlebnisse, die sie hart gemacht haben. Doch Rain hat auch eine weiche Seite, die sie zeigt, wenn es um ihre jüngere Schwester Emma geht. Insgesamt war Rain ein interessanter Charakter, keine Frage, aber ich habe sehr lange gebraucht um mit ihr klar zu kommen.


    Die Idee, die hinter "Phantasmen" steckt, hat mir gut gefallen. An einem Tag vor achtzehn Monaten tauchten plötzlich Geister auf. Sie sind harmlos, stehen nur in der Gegend rum und geben Licht ab, bis zu dem Tag, an dem man Rain und Emma kennenlernt. Da beginnen die Geister zu lächeln und töten damit jeden, der ihnen zu nahe ist. Diese sogenannten Smilewaves haben viel Spannung in die Geschichte gebracht, denn man wusste nie, wann die Geister wieder zu lächeln beginnen würden.


    Auch der Verlauf der Geschichte konnte mich im Großen und Ganzen überzeugen, auch wenn mich das Buch besonders am Anfang noch nicht so fesseln konnte.
    Rain und Emma wollen eigentlich nur Abschied von ihren Eltern nehmen, die vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Auch Tyler macht sich nun auf den Weg zur Absturzstelle um noch einmal seine große Liebe Flavie zu sehen. Doch kaum sind die Geister aufgetaucht, überschlagen sich die Ereignisse! Die drei entdecken, dass statt der vierundneunzig Passagiere, nur zweiundachzig auftauchen - zwölf fehlen, darunter auch Flavie. Gemeinsam mit Tyler machen sich Emma und Rain auf die Suche nach Antworten und dringen damit tiefer in die Geschehnisse ein, als ihnen lieb gewesen wäre...
    Am Anfang des Buches hatte ich noch keine Ahnung, wo die Geschichte einmal hinführen wird und mit vielen Wendungen habe ich nicht gerechnet. Besonders das Ende hat mir gut gefallen, weil alles schlüssig ist und nicht zu viele Fragen offen bleiben. Die Geschichte war sehr action- und temporeich, an manchen Stellen ging es vielleicht ein bisschen zu schnell, aber insgesamt bin ich zufrieden mit dem Verlauf der Geschichte.


    Fazit:
    Leider habe ich sehr lange gebraucht um in "Phantasmen" hereinzukommen, was wahrscheinlich daran lag, dass mir Rain als Protagonistin ein wenig zu unnahbar war. Aber der Verlauf der Handlung konnte mich dann doch noch überzeugen, sodass ich noch vier Sterne für diesen Einzelband vergebe.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Also bei einigen Rezis hier muss ich wirklich stutzen und frage mich, ob wir das selbe Buch gelesen haben. :lol: Aber gut, das macht den Meinungsaustausch ja aus.


    Ich finde das Buch weder zu kurz, noch Rain zu "oberflächlich" oder allgemein de Charaktere zu blass. :wink:


    Bei dem Buch hab ich irgendwie was total anderes erwartet. Ich hab auch noch nie was von Kai Meyer gelesen, aber so wie ihr schreibt ist das Buch sowieso nicht mit den anderen vergleichbar.
    Für mich hatte der Roman teilweise Science-Fiction Elemente die mich auch etwas gestört haben. Ich konnte das Buch nicht als Dystopie sehen....
    Auch waren ein paar Dinge doch etwas weit für mich her geholt. Die Hauptpersonen haben doch irgendwie sehr viel ausgehalten körperlich. :lol:
    Davon abgesehen war es eigentlich recht unterhaltsam. Für mich war es echt mal was neues, sowas hab ich noch nie gelesen. Und ich hatte das Buch auch schnell durch, fand es wirklich spannend.
    Die Charaktere fand ich gut überlegt auch mit ihren Geschichten und dem daraus resultierenden Verhalten.
    Vor schnulzigen Szenen muss man sich hier auch überhaupt nicht fürchten. Das fand ich auch gut....
    Das Ende bzw. die Auflösung kam dann doch recht plötzlich, hat mich aber auch nicht wirklich gestört. Die düstere timmung blieb, was ich dann auch wieder glaubwürdig fand, das es ja wirklich einschneidende Erlebnisse waren. Da ist ja nicht plötzlich alles wieder gut.


    Also alles in allem hat mir das Buch dann doch gut gefallen, es hat mich gefesselt und deswegen vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sternchen.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.