Inhalt
West Hall, Vermont, USA, 1908:
Sara führt zusammen mit Mann Martin und Tochter Gertie ein zufriedenes, aber entbehrungsreiches Leben in einem abseits gelegenen Farmhaus. Nach unzähligen Fehlgeburten ist die kleine Gertie ihr Ein und Alles, doch als Gertie grausam ermordet wird, gerät Saras Welt vollends aus den Fugen.
Da erinnert sich Sara an das Vermächtnis ihrer Ziehmutter Auntie: Sie wusste, wie man Tote zum Leben erwecken kann. Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als sieben Tage Abschied von ihrer geliebten Tochter nehmen zu können, doch Sara ahnt nicht, welches Grauen in die Wälder Vermonts Einzug halten wird, wenn sie das Ritual vollzieht.
West Hall, Vermont, USA, Gegenwart:
Katherine zieht nach dem Unfalltod ihres Ehemannes Gary nach West Hall. Schließlich ist das kleine neuenglische Städtchen der letzte Ort, an dem Gary sich kurz vor seinem Tod ohne ihr Wissen aufgehalten hat.
Während die junge Witwe zu ergründen versucht, welche Geheimnisse ihr Ehemann vor ihr verborgen hielt, verschwindet die Mutter der neunzehnjährigen Ruthie und deren kleiner Schwester Fawn spurlos. Ruthie durchkämmt das alte Farmhaus nach Hinweisen, bis ein schauriger Fund ihr gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen droht.
Meine Meinung
Jennifer McMahon hat einen wahrlich schaurigen Thriller erschaffen:
Verriegelte Wandschränke, deren Knäufe sich wie von Geisterhand drehen, kratzende Fingernägel an Türen, von den Toten Auferstandene, die durch die dichten Wälder Neuenglands streifen und Schrecken über Land und Leute bringen.
Die Autorin verzichtet jedoch auf allzu schockierende und Ekel erregende Details und Effekte, sondern entwickelt eine düstere und bedrückende Atmosphäre, die für Gänsehaut und Schaudern sorgt, indem sie die Ängste der Figuren, ihre Verzweiflung, die dichten Wälder, die „Teufelshand“, eine Felsformation nicht unweit des einsam gelegenen Farmhauses, beschreibt, sowie all die Mythen und Legenden, die sich um die „Teufelshand“ ranken. Dabei schafft sie es, nicht nur die sich abwechselnden Erzählstränge in der Vergangenheit und der Gegenwart, sondern jedes einzelne Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger zu beenden, sodass man den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Das Geheimnis um die Schlafenden, wie die Wiedererweckten hier genannt werden, wird Schritt für Schritt gelüftet. Zusammen mit Sara, Ruthie und Katherine kommt der Leser dem Grauen immer näher. So führt Jennifer McMahon gegen Ende alle drei Erzählstränge auf unterhaltsame und durchweg spannende Art und Weise zusammen. Zu keiner Zeit kommt dabei Langeweile auf. Stattdessen wird der Spannungsbogen nicht nur aufrechterhalten, sondern bis zum überraschenden und nicht vorherzusehenden Finale immer weiter in die Höhe getrieben.
Die Autorin, die selbst in Vermont lebt, führt den Leser in eine Welt voller Aberglaube, Legenden und dunkler Familiengeheimnisse, mixt dabei verschiedene Genres vom historischen Schauerroman über einen Horrorthriller, ohne jedoch die Grenze des wohligen Schauderns zu überschreiten, bis hin zu einem Jugendroman mit ein wenig Fantasy und Mystik.
Außerdem trifft sie für jede Zeitebene, für jede ihrer Figuren gekonnt den passenden Ton, indem sie einen authentischen Einblick in das karge und raue Leben an der Grenze zu Kanada Anfang des 20. Jahrhunderts bietet, indem sie die Trauer von Müttern, die ihre Liebsten verloren haben, schildert, indem sie den jugendlichen Ton von Teenager Ruthie einfängt und ihre Angst um ihre kleine Schwester und ihre verschollene Mutter.
So ist der Roman um das Wintervolk nicht nur eine gruselige Lektüre mit spannenden und fantasiereichen Einfällen und zugleich Mitleid als auch Grauen erregenden „Zombies“, sondern zeigt auch, was Trauer, Verzweiflung, Misstrauen und Aberglauben in uns Menschen auslösen können, wie weit man bereit ist zu gehen, welchen Preis man zahlen will, um seine Liebsten nicht verlieren zu müssen.
Fazit
für „Winter People – Wer die Toten weckt“, den man allerdings nicht in einer einsamen Nacht zu Ende lesen sollte.
Denn der Schluss ist eines schaurigen Thrillers wahrlich würdig und bereitet Gänsehaut, wenn nicht sogar schlaflose Nächte.
Das Wintervolk Vermonts – der Stoff, aus dem niemals endende Albträume gewebt sind!