Kurzbeschreibung:
Auf der Flucht vor seiner Vergangenheit strandet Sean auf einem abgelegenen Bauernhof in Südfrankreich. Hier lebt der Eigenbrötler Arnaud mit seinen beiden Töchtern. Von Idylle keine Spur – in der brütenden Hitze wirkt die ganze Szenerie auf den jungen Engländer heruntergekommen, desolat. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Weshalb aber schotten sich die Arnauds so rigoros ab, warum dulden sie keinen Fremden auf ihrem Besitz, was ist ihr tödliches Geheimnis? Simon Becketts neuer Thriller Der Hof: psychologische Hochspannung der Meisterklasse! (Quelle: Verlagswebsite)
Der Autor:
Simon Beckett arbeitete als Hausmeister, Lehrer und Schlagzeuger, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Als Journalist bekam er Einblick in die Polizeiarbeit, und dieses Wissen verarbeitet er in seinen Romanen.
Allein in Deutschland wurden bereits 7 Millionen Bücher des Autors verkauft. Für einige seiner Thriller hat er auf der «Body Farm» in Tennessee recherchiert. Der Autor ist verheiratet und lebt in Sheffield. (Quelle: Verlagswebsite)
Allgemeines:
Erschienen im Februar 2014 bei Rowolth Wunderlich.
458 Seiten, 19 Kapitel + Einschübe unter dem Titel „London“ und ein Epilog
Original: Stone Bruises, ebenfalls 2014 erschienen
Erzählt wird die Geschichte in der Gegenwartsform von Sean als Ich-Erzähler parallel auf 2 Zeitebenen (jetzt in Frankreich und als Erinnerungen an London).
Inhalt:
Ein Mann ist auf der Flucht. Er hat Blut an seinen Händen (und das nicht im übertragenen Sinn) und ist voller Angst. Er hat es aus England immerhin schon nach Frankreich geschafft, fühlt sich aber dennoch verfolgt. So flüchtet er, als er ein Polizeiauto sieht, voller Angst in den Wald, nur um dort in eine Tretfalle zu geraten. Keine Chance auf Befreiung, kein Wasser und dazu noch Angst vor Entdeckung…
Als er aus seiner Ohnmacht erwacht, findet er sich in einer Scheune wieder in der Obhut einer jungen Frau. Sie heilt ihn, er bekommt zu Essen und darf sogar bleiben, obwohl dem alten Hausherrn dies anfangs gar nicht zu schmecken scheint. Sean wundert sich über die Abgeschiedenheit des Hofes und den fehlenden Kontakt zur Außenwelt, aber all das kommt ihm ja eigentlich entgegen und so bleibt er gern, zumindest bis sein Bein verheilt ist. So nimmt der Alltag seinen Lauf, aber nicht nur die Angst vor den Wutausbrüchen des Alten bereiten dem jungen Engländer Unbehagen. Geheimnisse lasten auf dieser Familie, zu denen er ganz allmählich vordringt. Hinzu kommen die widersprüchlichen Gefühle für Arnauds Töchter: die ruhige Mathilde, die ihn ohne viel Aufhebens pflegt und auch vor dem Alten in Schutz nimmt und das merkwürdige Gretchen, das ihm mehr als deutliche Avancen macht.
Und da sind dann auch noch die Erinnerungen an seine Zeit in London und Chloe, die Frau, die er geliebt hat. Nicht nur der Hof birgt Geheimnisse, auch Sean trägt mindestens eines mit sich herum…
Meine Meinung:
Von der ersten Seite an nimmt Simon Beckett seine Leser gefangen. Auch wenn man die Sorge und Angst des jungen Mannes auf der Flucht spüren kann, ist die Stimmung aber eher ruhig und beinahe schon träge – passend zum einem heißen Sommertag irgendwo in der französischen Provinz. Und diese Stimmung, gepaart mit einem unterschwelligen Gefühl von dunklen Geheimnissen, bleibt den ganzen Roman über erhalten. Dieses Buch ist kein Thriller im Sinne von Action, Blutrausch und Brutalität. Vielmehr ist es ein Krimi vom feinsten.
Wir erleben alles aus der Sicht von Sean, aber wir wissen nicht, wovor oder vor wem er auf der Flucht ist. Dieses Geheimnis lüftet sich erst nach und nach durch seine Rückblenden an die Zeit in London. Hautnah erleben wir dagegen die Erlebnisse auf diesem merkwürdigen einsamen Gehöft in Frankreich, das von seinem Besitzer beinahe in eine Festung verwandelt wurde und auf dem der alte Arnaud sich und seine Töchter von der Außenwelt abschottet. Wir machen uns Gedanken über die Gründe für die Feindschaft der Nachbarn, erleben die beiden so unterschiedlichen jungen Frauen und den herrischen Arnaud und fühlen mit Sean, der hin und her gerissen ist, zwischen der trügerischen Sicherheit hier auf dem abgeschiedenen Hof und seiner Furcht, doch von der Vergangenheit eingeholt zu werden.
Ganz allmählich lüften sich die Geheimnisse, manche Dinge scheinen vorhersehbar und sind am Ende dann eben doch nicht so, wie vermutet. Manche Wendung ist überraschend und beängstigend. Die Charaktere sind stimmig und durchweg glaubhaft in ihren Handlungen (auch wenn sich manche Motive erst nach und nach erschließen).
Beckett hat mit „Der Hof“ einen atmosphärischen Krimi geschrieben, der auf mich wie ein französischer Film aus den 70er Jahren gewirkt hat - wäre Sean nicht rothaarig, hätte er Alain Delons Gesicht für mich ;-) - und sich wohltuend von der derzeit üblichen Thrillerkost abhebt: unaufgeregt, aber geheimnisvoll, beinahe unblutig, aber voller menschlicher Abgründe. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und . Den kleinen Abzug verschuldet das ein wenig zu schnell erzählte Finale auf dem Arnaud-Gehöft.
Fazit:
Spannend, gefühlvoll, atmosphärisch und voller Geheimnisse – ein Krimi zum Genießen.