Wesley Chu - Die Leben des Tao / The Lives of Tao

  • Da ich sonst mehrere Rezensionen lese, bevor ich ein Buch kaufe und somit einen groben Eindruck habe, worum es in dem Buch geht und was ich zu erwarten habe (glaubwürdige Charaktere/gelungene Beschreibungen etc.), war „The Lives of Tao“ eine Ausnahme. Lediglich das Cover und der Klappentext haben eine grobe Ahnung verlauten lassen, worum es geht, so dass ich ohne große Erwartungen angefangen habe das Buch zu lesen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich „The Lives of Tao“ gelesen habe, da es zwar nie in meine Bestenliste gelangen wird, aber es doch gelungen war und ich auch den Rest der Reihe lesen möchte.


    Inhalt:


    Roen Tan arbeitet für eine IT-Firma und ist mit seinem Leben unzufrieden. Täglich arbeitet der übergewichtige Roen die gleichen Aufgaben ab, täglich macht er Überstunden um einer Kündigung zu entgehen und täglich endet sein Tag mit Fast Food vor dem Fernseher oder dem Computer. Es hilft außerdem nicht, dass er kaum Freunde hat und immer noch in einer WG lebt. Eines Wochenendes ändert sich sein Leben jedoch schlagartig, da sich ein Alien namens Tao in seinem Gehirn einnistet.
    Tao ist Teil der Quasing, einer Alienrasse, die vor Millionen von Jahren auf die Erde abstürzte und seitdem einen Weg sucht, wieder zu ihrem Heimatplaneten zu gelangen. Unglücklicherweise können die Quasing jedoch nicht in der Atmosphäre der Erde überleben ohne ein Wesen als Wirt zu nutzen. Im Laufe der Jahre spalteten sich die Quasing in zwei Gruppen auf: die Prophus und die Genjix. Während die Genjix die Menschheit als minderwertig ansieht und ihre Zerstörung auf dem Weg zurück in ihre Heimat gerne in Kauf nimmt, sehen die Prophus ihre Wirte als gleichwertig an und versuchen gemeinsam mit ihnen einen Weg zu finden, der die Rückkehr ermöglicht ohne die Menschheit auszulöschen. In den letzten Jahrhunderten wurde aus diesem Konflikt ein brutaler Krieg, der zwischen den Wirten der beiden Seiten ausgetragen wird.
    Tao, der zu den Prophus gehört, verliert seinen Wirt auf einer Mission und sieht sich mangels Alternativen gezwungen Roen als neuen Wirt zu nutzen. Um zu
    überleben muss Roen in einen Agenten verwandelt werden…


    Eigene Meinung:


    Ich war schon immer Fan von Geschichten, in denen der Charakter erst ausgebildet werden muss und man dabei relativ viel über die Tätigkeiten erfährt (z.B. bei Mistborn von Brandon Sanderson: Was kann man mit Allomancy alles machen?). Der Großteil des Buches beschäftigt sich mit Roen’s Ausbildung und ich hatte viel Spaß seinen Weg zu verfolgen. Im Vergleich zu anderen Büchern/Filmen fand ich es ebenfalls sehr gut, dass er nach seiner Ausbildung nicht gleich in die Rettung der Welt verwickelt ist, sondern dass er erst einfache, scheinbar sinnlose Aufträge erledigen muss. Beispielsweise muss er tagelang einen Briefkasten beobachten. Wesley Chu versucht hier gegen die Stereotypen einer Agentenstory und das Vorurteil, dass der Agentenjob ein reines Abenteuer ist, entgegenzuwirken. Dies gelingt ihm meiner Meinung nach sehr gut. Die beiden Hauptcharaktere Roen und Tao sind beides Charaktere über die ich gerne mehr lesen möchte und deren Werdegang mich interessiert. Sowohl Tao als auch Roen sind keine perfekten Charaktere, sie haben Stärken und Schwächen und wirken glaubhaft. Zwar wirkt Roen am Anfang relativ platt und eher wie ein Stereotyp aber im Laufe der Geschichte zeigt er andere Seiten und wird damit zu einem vielseitigen Charakter. Alles in allem erinnern mich die Figuren jedoch an Thriller von Dan Brown. Also keine schlechtbeschriebenen Figuren, aber auch nicht die Bestbeschriebenen. Die Idee hinter der Geschichte ist sehr interessant und wirkt, zumindest mir als SciFi-Neuling, kreativ. Dabei haben mich besonders die Auswirkungen der Quasing auf die Menschheit fasziniert. Es sind jedoch wie so oft nicht die großen handlungstragenden Ideen, sondern die kleinen Ideen, die nur nebenbei auftauchen, die das Buch lesenswert machen. Beispielsweise erklärt Tao, dass sie sich nur für die Menschheit entschieden haben, da Delphine keine Daumen haben. Die Nennung dieses kleinen Fakts verändert die Geschichte nicht, jedoch musste ich beim Lesen dieser Szene erst lachen und dann nachdenken, woran es liegt, dass gerade die Menschen die Erde beherrschen und nicht beispielsweise Delphine. Die gesamte Geschichte ist sehr actionreich und könnte meiner Meinung nach auch gut als Film dargestellt werden.
    Alles in allem bin ich der Meinung, das „The Lives of Tao“ ein gelungenes Debut des Autoren ist und ich werde auch den zweiten Teil „The Deaths of Tao“ lesen. Es handelt sich zwar nicht um ein Buch, dass ich immer wieder lesen werde oder bei dem ich über die nicht beschriebenen Geschichten nachdenke, aber um durch ein Buch einfach nur unterhalten zu werden reicht es aus und schafft diese Aufgabe sehr gut. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der Geschichten mit Aliens nicht abgeneigt ist und auch nichts gegen Thriller a la Dan Brown hat. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:



    Und hier noch einmal ein Zitat von Roen über das
    Agentenleben:


    „Whatever he thought he knew about being a secret agent was completely different than it really was. One thing for sure…one damn thing for sure; whoever glamorized this in the movies had some serious issues.”

    Living in Middle-earth always paying my debts.
    Bücherregal und Wunschliste momentan nicht aktuell/vollständig.
    2013: Start-SUB: 25 End-SUB: 5 Gelesene Bücher 90 Gelesene Seiten 36795 Punkte-Challenge: 670,95 Punkte (Stand 31.12.13)
    2014: Start-SUB: 5 Aktueller SUB: 5 Gelesene Bücher 15 Gelesene Seiten 6021 Punkte-Challenge: 91,21 Punkte (Stand 11.03.14)

  • Klappentext:


    Als Roen Tan - durchschnittlicher Programmierer mit überdurchschnittlichem Gewicht - eines Morgens eine fremde Stimme in seinem Kopf hört, denkt er, er sei verrückt geworden. Dabei sthet es noch schlimmer. Ein jahrhundertealter Außerirdischer namens Tao hat sich in seinem Körper eingenistet und fängt an, ihn herumzukommandieren. Roen soll sich innerhalb kürzester Zeit von einem Couch-Potato in einen Top-Geheimagenten verwandeln. Und das hat seinen guten Grund: Denn Tao und seine Leute haben sich im Luafe der Zeit ein paar mächtige Feinde gemacht.


    Eigene Beurteilung:

    Roen Tan ist ein Mensch, der mit seinem Leben unzufrieden ist. In einem Job, der ihm nicht behagt und in dem er nicht wirklich glänzen kann – auch, weil ihm der Antrieb fehlt -, ohne Erfolg bei den Frauen – auch, weil er mit 130kg bei etwa 1,77m und einer ungesunden Gesichtsfarbe nicht sonder-lich attraktiv ist und eine große Unsicherheit ausstrahlt -, sich vorwiegend von Tiefkühlpizza ernäh-rend und in einer Mietwohnung mit einem anderen Mann, der gerade seinen Doktorgrad in Medizin bekommen hat, verbringt er die meiste Zeit zuhause mit irgendwelchen Computerspielen und verstärkt so sein soziales Analphabetentum.


    Eines Nachts, nach dem erfolglosen Besuch einer Diskothek, wo er gehofft hatte, ein paar Frauen aufreißen zu können, verändert sich sein Leben grundlegend. Denn Tao fährt in seinen Körper ein und macht sich langsam aber sicher daran, sein Leben komplett umzugestalten.


    Tao ist ein Prophus, ein Mitglied einer politischen Gruppierung von Außerirdischen, deren Schiff vor 65 Millionen Jahren auf der Erde abgestürzt ist. Da sie in der irdischen Atmosphäre nicht überleben können, müssen sie sich mit den Lebewesen der Erde verbinden. Und dabei deren Entwicklung vorantreiben, damit sie irgendwann ein Raumschiff bauen können, um die Gestrandeten wieder nach Hause zu bringen.


    Während die Prophus glauben, dass dies am Besten gelingen kann, wenn die Menschen gut miteinander kooperieren, denken ihre Gegner, die Genjix, dass „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ ein Axiom ist, dem sie unbedingt folgen müssen. Und so entwickelt sich ein Konflikt zwischen diesen beiden Denkschulen, der die menschliche Geschichte ständig vorantreibt. Und viele berühmte Menschen sind von Prophus oder Genjix beeinflusst worden in ihrem Handeln und Denken. So hat Tao in Temudschin, Hu Long und auch Zhang Sangfeng – dem „Erfinder“ des Tai Chi – residiert.


    Ein nicht ganz neues Konzept, aber interessant umgesetzt, besonders, da ja zum Beispiel Zhang Sanfeng selbst als einer der daoistischen „Heiligen“ gilt, die irgendwann die Unsterblichkeit erlangt haben sollen. Wesley Chu hat hier im ersten Teil einer Trilogie eine komplexe Welt erschaffen, die auch nach diesem ersten Band noch viel erzählerisches Potential hat – und in dem zu Beginn jedes Kapitels die Geschichte der Menschheit ganz neu gedeutet wird mit einem Auszug aus Taos Gute-Nachtgeschichten für Roen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. :bounce: