Graeme Simsion - Das Rosie-Projekt / The Rosie Project

  • Eigentlich wäre Don Tillmann eine gute Partie. Er ist Ende 30, intelligent und hat einen sehr guten Job - wenn da nur nicht seine soziale Inkompetenz wäre. Don ist einfach zu intelligent und dieses schlägt sich negativ auf seine zwischenmenschlichen Qualitäten nieder. Trotzdem möchte er nun die Richtige finden und startet daher das Ehefrau-Projekt mit einem auf 16 Seiten gekürzten Fragebogen, denn Don hat keine Lust und keine Zeit sich mit Frauen zu verabreden, die nicht perfekt zu ihm passen. Doch dann trifft er Rosie. Rosie, die raucht, trinkt und Veganerin ist. Rosie, die somit ein Ausschlusskriterium nach dem nächsten erfüllt - Rosie, die das Leben ganz anders sieht.


    Ich bin ganz überraschend auf dieses Buch gestoßen und möchte gleich vorweg nehmen, dass es einfach großartig ist. Das Buch wurde bereits als "Bestseller 2014" gehypt, bevor es in Deutschland erhältlich war. und bei solchen Ankündigungen bin ich immer etwas skeptisch. Doch dieser Roman verdient alle Lobeshymen und konnte meine Erwartungen übererfüllen.


    Der Protagonist Don Tillmann erinnert mich etwas an die Figur des Sheldon aus "The Big Bang Theory", nur mit dem Unterschied, dass Don mittlerweile das Bedürfnis nach einer Frau besitzt. Don ist hochintelligent und etwas "nerdig". Er liebt klare Regeln, strukturierte Abläufe und hält nichts von Abwechslung oder unkontrollierbaren Abweichungen in seinem Leben. Dem Autor ist es perfekt gelungen diese Charaktereigenschaften darzustellen. Von der ersten Seite an schließt man Don in sein Herz und ich habe mich in die intelligente Schreibweise des Autors sofort verliebt, denn dem Protagonisten entsprechend angepasst, ist das Buch auf einem niveauvollen, intelligenten Level geschrieben und präsentiert ungeschönt Dons logische Denkweise, wobei es dennoch humorvoll und einfach hinreißend ist. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, welches meinen Intellekt derart stimuliert hat, ohne dass es als fachchinesischer Text daher kam.


    Es macht unglaublich Spaß zu sehen, wie Don die Welt sieht. Wie er zum Teil ausbrechen möchte, aber doch nicht aus seiner Haut kann. Wie er an sich arbeitet und nach und nach erkennt, wie die Welt ihn wahrnimmt und wie er auf anderen reagiert. Sein Ehefrauen-Projekt sorgt natürlich ebenfalls für Erheiterung, denn in Dating-Angelegenheiten ist Don noch recht unerfahren und versucht sein Mangel an Erfahrungen durch Fachliteratur auszugleichen.


    Obwohl "Das Rosie-Projekt" irgendwie auch eine Liebesgeschichte ist, ist es noch so viel mehr. Deshalb bitte nicht davon abschrecken lassen. Durch den frischen Schreibstil, die geistreiche Sprache und den wahnsinnig humorvollen Inhalt wird es sicherlich fast jeden Leser begeistern. Der Roman erhält davon mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung, denn Simsions Debütroman lässt sich nur schwer mit Adjektiven beschreiben, aber versuchen würde ich es mit: beachtlich, großartig, einzigartig und brillant.



    Fazit:
    Die Mischung aus Humor und Intelligenz gepaart mit einem liebenswerten, nerdigen Protagonisten hat das Buch zu einem absoluten Lesegenuss für mich gemacht. Ich bin sicher, dass dieses Buch am Ende des Jahres zu meinen Jahreshighlights zählen wird. Mich hat schon lange kein Buch mehr so überzeugt, begeistert und einfach verzaubert. Lesen, lesen, lesen!!! 5/5 Sterne.


    • Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    • Originaltitel: The Rosie Project
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  • Don, Professor für Genetik, sucht eine Frau. Nichts leichter als das sollte man denken, denn rein objektiv betrachtet erfüllt er alle Anforderungen: durchaus attraktives Äußeres (wenn auch eher im Verborgenen) und ein Job mit hohem gesellschaftlichem Ansehen und überdurchschnittlichem Verdienst. Doch weit gefehlt, denn Don hat so seine Schwierigkeiten mit Menschen, nicht nur mit dem anderen Geschlecht. Gefühle und Empathie sind nicht so sein Ding, denn seine 'Vermutungen über den Rest der Welt gründeten vor allem auf Film- und Fernsehserien', die er als Kind gesehen hatte sodass es immer wieder zu peinlichen Situationen kommt. Logik und Rationalität sind seine Welt und genau mit diesen Mitteln macht er sich auf die Suche nach einer Ehefrau. Doch da trifft er Rosie...
    Simsion ist es gelungen, die Welt eines Asperger-Betroffenen in einer gelungenen Form humorvoll darzustellen, ohne dass er sich über seine Hauptfigur lustig macht. Konsequent behält er den nüchternen Ton seines Protagonisten bei und je weiter man liest, umso weniger merkwürdig erscheint einem diese Art und Weise. Egal wie wunderlich man Don zu Beginn empfunden haben mag, Seite für Seite wächst er einem mehr ans Herz und man hofft innigst, dass er trotz aller Widrigkeiten sein Glück finden wird.
    Dennoch gab es einige Dinge, die mich störten. Dass Don Asperger hat, liegt auf der Hand denke ich. Dass er jedoch trotz seiner Reflektiertheit über seine eigene Person und mit seinem Hintergrund dies nicht bei sich diagnostiziert (sondern lediglich bei den Kindern seines Vortrages), hat bei mir heftiges Kopfschütteln ausgelöst. Auch die Sache mit der Augenfarbe und seinem besten Freund empfand ich als unglaubwürdig. Und zuguterletzt tritt, so amüsant dieser Schreibstil auch sein mag, ca. ab 2/3 des Buches doch so etwas wie ein Gewöhnungseffekt ein. Man kennt Don und seine Art inzwischen, sodass die Lektüre etwas an Originalität verliert.
    Nichtsdestotrotz: Es hat Spaß gemacht und ist eine Empfehlung wert.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Ein Roman, den ich empfehlen kann: Mir hat der Schreibstil und die Geschichte sehr gut gefallen. Ich war von der Geschichte sehr berührt und konnte aber auch lachen


    Endlich habe ich mal wieder ein Buch lesen, welches ich eigentlich gar nicht zu Ende lesen wollte, weil es mir so gefallen hat, aber trotzdem zu gespannt war, wie die Geschichte endet
    Von mir gibt es :


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • So wenige Meinungen, obwohl das Buch schon so viele gelesen haben? Schade.
    Ich hatte mir bei Amazon die XXL-Leseprobe runter geladen und war direkt so begeistert, das ich mir das Buch kaufen musste.


    Die Mischung aus Humor und Intelligenz gepaart mit einem liebenswerten, nerdigen Protagonisten hat das Buch zu einem absoluten Lesegenuss für mich gemacht. Ich bin sicher, dass dieses Buch am Ende des Jahres zu meinen Jahreshighlights zählen wird. Mich hat schon lange kein Buch mehr so überzeugt, begeistert und einfach verzaubert.


    Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen :thumleft: Don und Rosie sind 2 wunderbare Protagonisten und die Denkweise von inkl. seiner Kommentare ist zum Piepen. Er erinnert schon sehr stark an Sheldon Cooper aus "The Big Bang Theory", obwohl er doch noch etwas alltagstauglicher ist :lol: Noch lustiger wäre es sicherlich gewesen, wenn er mehr Frauen aus seinem Ehefrauenprojekt getroffen hätte, da wäre die Geschichte noch ausbaufähig gewesen denke ich. Dennoch möchte ich mich nicht beschweren, denn das Buch hat mir meine derzeit schlaflosen Nächte sehr versüßt.


    Von mir gibt es die volle Punktzahl :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: denn Don und Rosie sind einfach klasse!

    <--- The Power of books!


    :study: Judith Pinnow - Fast bis zum Nordkap

  • Das Buch hat mir viel Freude beim Lesen gemacht. Endlich mal Humor, der nicht mit der Brechstange daherkommt oder peinlich wirkt, sondern der sich aus dem Anderssein eines Menschen ergibt. Aber in keinem Abschnitt lacht man ihn aus; im Gegenteil: Manchmal hält Don den Normalos den Spiegel vor Augen, und man erkennt, dass nicht sein Blick auf die Welt verschroben ist, sondern der "normale".
    Herzerfrischend ist seine Unfähigkeit zu lügen, und wie er lernt, es dennoch und gegen seine inneren Widerstände zu tun.
    Vor allem begreift man, was man den ganzen Tag so redet, wenn einer kommt und alles wörtlich nimmt, weil er die Ebene des Gemeinten nicht übersetzen kann.


    Habe ich den Schluss richtig verstanden?


    Dass er jedoch trotz seiner Reflektiertheit über seine eigene Person und mit seinem Hintergrund dies nicht bei sich diagnostiziert (sondern lediglich bei den Kindern seines Vortrages), hat bei mir heftiges Kopfschütteln ausgelöst.


    Don gibt die Erklärung selbst: Ein krebskranker Onkologe erkennt seine eigene Krankheit nicht "... was nicht ungewöhnlich ist. Menschen versagen oft darin zu sehen, was sie unmittelbar selbst betrifft, während es für andere offensichtlich ist." (Seite 107)
    Auf Seite 224 / 225 geht er auf seine eigene Diagnose ein (Manie, Zwangsstörung) und vergleicht sich mit Julies Asperger-Kindern.
    "Ein besonderes Merkmal meiner speziellen Konfiguration war, dass ich Schwierigkeiten hatte, mich in andere einzufühlen, Empathie zu empfinden. Dieses Problem ist hinreichend dokumentiert und tatsächlich eines der wesentlichen Symptome des Autismus-Spektrums." (Seite 333)
    Meiner Meinung nach drückt Don deutlich aus, dass er um seine "Krankheit" weiß, aber ihre Bezeichnung nicht auf sich anwenden möchte.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ein wunderbares Buch! Ich hatte es sehr schnell durch und war bestens unterhalten. Die Sprache ist angenehm, der Protagonist Don Tillman hat mich sofort für sich eingenommen und die Idee an sich war interessant.
    Ich war allerdings etwas enttäuscht, dass der Titel bereits verrät, um wessen Geschichte es ging, nämlich Rosies. Immerhin verbringt Don auch Zeit mit anderen Frauen und die waren demzufolge unwichtig - ich wusste ja schon, dass irgendwann Rosie kommen musste.
    Das habe ich der Geschichte aber sehr bald wieder verziehen. Schmunzeln musste ich beim Lesen auch immer wieder.


    Das Ende


    Insgesamt hat sich das Rosie-Projekt :bewertung1von5: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: von mir wirklich verdient. Ich freue mich auf den "Rosie-Effekt"! :)

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."

  • Ich habe das Buch gerade beendet. Ich fand es durchweg amüsant, der Schreibstil hat mir gut gefallen und der Protagonist war mir von der ersten Seite an sympathisch. Interessant finde ich auch, dass der Autor selbst IT-Fachmann ist und nun aber Bücher, Theaterstücke und Kurzgeschichten schreibt.


    Dons Gedankengänge zu lesen hat mir riesig Spaß gemacht. Besonders seine erschütterten Anmerkungen zu Rosie, wenn sie plötzlich seinen gesamten Zeitplan durcheinander bringt, haben mich oft zum Schmunzeln gebracht. Ebenso wenn er etwas in die Aussagen oder Gesichtsausdrücke anderer Leute interpretiert hat und dann teilweise ganz stolz war, wenn er mit seinen Vermutungen richtig lag. Originell und passend zum Protagonisten fand ich auch immer die Aufzählungen, in denen Don den aktuellen Stand reflektiert hat. Der Gedanke mit der Ähnlichkeit zu Sheldon Cooper kam mir übrigens auch sofort, die beiden wären vermutlich beste Freunde, wenn sie sich kennen würden.


    Einzig der Schluss hat mich an dem Buch etwas gestört. Es lag aber eher an der Art, wie der Arturo es beschrieben hat, als an den tatsächlichen Ereignissen.


    Von mir bekommt "Das Rosie-Projekt" :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.


    Nun freue ich mich schon sehr auf Band 2, denn ich glaube da warten noch viele lustige Szenen auf uns,

  • Das Rosie-Projekt war ein Liebesroman nach meinem Geschmack. :wink:
    Kein Kitsch- und Schmalzfetzen sondern eine tolle, sehr lustige Geschichte mit absolut überzeugenden Charakteren. Ich fühlte mich wie in einem Triple Feature im Kino - Rainman meets Forest Gump proudly presents Harry und Sally. Einfach toll.
    Graeme Simsion schafft es behutsam mit Don einen sehr nerdig wirkenden liebenswerten Charakter zu erschaffen, ohne ins Hämische bzw. Klischeehafte abzurutschen. Ich habe mich stellenweise totgelacht, ohne schadenfroh zu sein, ich habe mit Don und Rosie mitgelitten, ohne zu sehr in depressive Stimmung zu verfallen - es war wirklich ein Lesegenuss von Anfang bis Ende und ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Richard Russo - Diese gottverdammten Träume

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 4 :bewertung1von5:

  • Ich kann mich den anderen Meinungen nur anschließen. "Das Rosie-Projekt" ist beileibe kein Buch aus meinem normalen Beuteschema, aber zwischendurch lese ich gerne auch mal etwas Humorvolles. Die Geschichte hat mich wirklich hervorragend unterhalten. Der Ich-Erzähler Don Tillman war einfach nur genial und seine Art, mit Menschen umzugehen war von Anfang an prädestiniert für viele Lacher. Schon die Szenen beim Vortrag am Anfang, der Jackett-Zwischenfall oder die Cocktailbar-Geschichte waren einfach nur klasse. :totlach: Leider hat das Vaterschafts-Projekt das ganze ein wenig in die Länge gezogen und ich konnte Rosies Intention dahinter nicht ganz verstehen. Ansonsten wäre sogar die Höchstwertung drin gewesen. Ich freue mich auch den zweiten Teil um Don und Rosie, dessen Klappentext sehr vielversprechend klingt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Auch mir hat "Das Rosie-Projekt" gut gefallen :applause:
    Don Tillmann hat mich die ganzen 347 Seiten mit seiner nerdigen, aber doch lustigen und liebeswerten Art super Unterhalten! Es war unterhaltsam und gut zu lesen und zu keiner Zeit langweilig, obwohl ich auch sagen muss, dass das Vaterschaftsprojekt sehr langatmig war bzw. mit der Zeit wurde.
    Zwischenzeitlich habe ich wirklich mit einem Grinsen dagesessen und nur gedacht: "Oh Don" :lol: Aber auf ganz positive Weise.


    Ein tolles Buch :thumleft::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

    Tränen haben etwas heiliges, sie sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke.
    Sie sind Botschafter überwältigender Trauer und unaussprechlicher Liebe.

    :love:
    -Washington Irwing-




  • Ich kann meinen Vorrednern zustimmen: das Buch war sehr unterhaltsam.
    Was das Vater-Projekt angeht, stimme ich @Xirxe voll zu: es war unglaubwürdig und der Ausgang stand für mich schon recht früh fest.
    Der Autor charakterisiert Don am Anfang des Buches als eine Person mit sehr starken Merkmalen des Asperger-Syndroms. Ausgehend davon, dass diese Charakterisierung zutrifft, ist der Ausgang des Buches für mich undenkbar: es ist ein schönes Märchen, das hilft, die Problematik des Alltags für eine Weile zu vergessen.
    Wegen dieser Unglaubwürdigkeit habe ich einen Punkt abgezogen und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: vergeben
    Die Fortsetzung dieses Märchens werde ich mir nicht entgehen lassen.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Unterhaltsam, kurzweilig, leicht zu lesen trifft es wohl auf den Punkt.
    "Das Rosie-Projekt" habe ich am Sück verschlungen und oft herzlich gelacht. Auch wenn es gegen Ende etwas an Schwung verliert, bescherte mir Don Tillmann doch einen herrlichen Tag Lesevergnügen.

  • Ein wunderbarer Spaß mit viel Fremdschämen


    Genetiker Don ist ein wenig speziell. Und so ist auch sein aus der Ich-Perspektive erzähltes Buch. Als sozialer Problemfall mit Tendenz zum Asperger-Syndrom (wird im Buch zwar nur angedeutet und nicht direkt gesagt) nimmt er die Welt anders wahr als der Durchschnittsmensch. Und so wird auch sein "Projekt Ehefrau" akribisch geplant. Sowas braucht man ja schließlich.
    Und gerade da platzt Rosie in sein Leben und wirft seine komplette Planung ordentlich über den Haufen.


    Der Charme an dem Buch ist die komplizierte und trotzdem menschliche Art, in der Don mit seinem Rosie-Problem umgeht und sich Schritt für Schritt anpasst, oft auch wider willen.


    Ich musste manchmal innehalten, um zu verstehen, was er denn jetzt wieder meint, nur um dann eine Sekunde später loszulachen. Der Buch sprüht vor Witz und ist eine wirklich wunderbare Unterhaltung.

  • Don Tillman ist 39, Genetikprofessor, folglich intelligent, und sieht auch gar nicht so übel aus. Mit den Frauen klappt es bei ihm aber trotzdem nicht, er ist noch kein einziges Mal über ein erstes Date hinausgekommen. Das mag wohl daran liegen, dass die meisten anderen Menschen seine Weltsicht nicht teilen - Don denkt rein rational, sachlich und optimierungsorientiert. Gefühle stören dabei eigentlich nur (findet er). Zwar geht er nicht völlig emotionslos durchs Leben, aber sein Gefühlsleben spielt eine untergeordnete Rolle, und er tut sich außerdem schwer, Emotionen anderer Menschen einzuordnen. Auch sein Ironiedetektor funktioniert nur bedingt, wie auch das Verständnis für soziale Rituale und zweckfreien Smalltalk. Kurz, er ist ein Nerd, ein Einzelgänger und nicht so richtig sozialkompatibel.


    Da er sich aber dennoch eine Partnerin wünscht, entwickelt er kurzerhand einen wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Fragebogen und startet damit "Projekt Ehefrau". Er nimmt an Speed-Dating-Abenden und anderen Partnervermittlungsevents teil, meldet sich bei Partnerbörsen im Internet an und beglückt innerhalb kurzer Zeit 300 Frauen mit seinen Fragen.


    Und dann taucht plötzlich Rosie auf. Die erste Frau, die Don mit in seine Wohnung nimmt, entspricht überhaupt nicht seinen Wunschvorstellungen. Sie raucht, sie trinkt, sie arbeitet in einer Schwulenbar, sie kleidet sich verrückt und hat nicht mal einen akademischen Abschluss. Und sie ist auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater, wobei ihr Don als Genetiker möglicherweise behilflich sein könnte ...


    Im Vorfeld hatte ich schon so einiges über dieses Buch gehört, vieles davon wenig begeistert. Somit habe ich auch nicht allzu viel von der Lektüre erwartet und wurde dann umso positiver überrascht.


    Allein schon die Erzählweise aus Dons Blickwinkel hat mich durchweg überzeugt. Dass er sein Leben komplett durchoptimiert hat, um ja keine Zeit zu
    vergeuden, dass er ganz normale soziale Interaktionen oft nicht recht zu deuten weiß und dabei selten ein Blatt vor den Mund nimmt, ist zum einen reichlich Stoff für skurrile oder peinliche Situationen, zum anderen sorgt seine Sicht der Dinge für eine sehr interessante Erzählperspektive.


    Rosie, in fast allem das krasse Gegenteil von Don, unterscheidet sich aber doch in einer Hinsicht von vielen anderen, denen er begegnet: sie scheint instinktiv zu verstehen, dass er anders ist, und lässt sich auf ihn ein, weil sie seine Art irgendwie spannend findet und nicht nur, weil er ihr mit ihrer Vatersuche helfen kann. Und so kommt es, wie es kommen muss: es entstehen zarte Bande zwischen den beiden, auch wenn es einige Verwicklungen gibt, bis ihnen das überhaupt erst mal klar wird.


    Ein klein wenig hat mich gestört, dass die DNA-Jagd, die Don und Rosie im Zuge ihrer Nachforschungen inszenieren, doch einigermaßen unrealistisch ist. Andererseits ist das ganze Buch im Grunde so was wie die moderne Nachfolgerin der Screwball-Komödien aus den 50er und 60er Jahren, denen man ja auch nicht unbedingt hundertprozentige Wirklichkeitstauglichkeit vorwerfen kann - und die gerade deshalb so viel Spaß machen.


    Ich habe mich jedenfalls bestens unterhalten mit Don, Rosie und den schillernd bunten Gestalten in ihrem Umfeld und einige Male herzlich lachen können über diese Liebeskomödie mit ungewöhnlichen Protagonisten und auch einem kleinen bisschen Tiefgang.

  • Leider hat es die Zitierfunktion heute nicht mit mir, aber ich denke auch, wie @Magdalena, dass man dieses Buch nicht allzu ernst nehmen sollte. Das ist keine hochtrabende Literatur und will es auch gar nicht sein. Da darf es durchaus mal die ein oder andere kleine Logik-Lücke geben.


    Insgesamt fand ich das Buch sehr nett zum zwischenrein lesen, es hat mich gut unterhalten und mehr muss ein solches Buch auch gar nicht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mein Fazit:


    Als dieses Buch damals so stark im Gespräch war, hatte ich es auf meine Wunschliste gesetzt. Irgendwie hörte es sich ganz witzig an und das Cover fand ich originell.


    Ich bin selbst ein strukturierter Mensch und habe ständig irgendwelche Listen rumfliegen. Allerdings lebe ich nicht nach Terminplan und ich gebe zu, ich pflege auch den einen oder anderen Fehler. Daher konnte ich mich zum Teil in Don Tillman hineinversetzen. Seine Lebensgrundlage ist der Terminkalender. Und er taktet sein Leben nach Minuten, selbst die Zu-Bett-geh-Zeit! Die Suche nach der passenden Ehefrau wird nicht auf eventuelle Gefühle begründet (denn mit denen hat er ja Schwierigkeiten), sondern ob sie kompatibel ist. Er hat ganz genaue Vorstellungen davon, was sie nicht sein soll und entwickelt daher den Fragebogen. Die Frau zum Essen ausführen und Zeit zu verbringen, um dann hinterher vielleicht festzustellen, dass sie doch nicht zusammen passen, hält er für pure Zeitverschwendung. Und auch die Kommunikation ist nicht mehr einfach mit ihm, denn er antwortet stets mit nachweisbaren Tatsachen. Sarkasmus, Ironie oder gar Humor kann er nur schwer heraushören. Und gerät sein Leben mal aus dem Takt, schmeißt er seinen Terminplan um!


    Und das war etwas, was mich störte. Gut, er kann nicht richtig fühlen. Das wurde mir im Laufe der Zeit schon deutlich. Aber jede Veränderung vom Plan oder jedes plötzliches Ereignis kann mich persönlich in ein emotionales Chaos stürzen. Ich werde dann fahrig, flatterhaft und manchmal bin ich nicht mehr in der Lage, einen Schritt nach dem anderen zu tun. Rational denken? Fehlanzeige! Um Don wirklich zu verstehen, fehlte mir genau das – Das Emotionale. Ich habe die Liebesgeschichte um Don und Rosie gelesen, aber ich konnte Don einfach nicht wirklich nachempfinden. Er blieb für mich nur eine Figur ohne jegliches Gefühl. Seine Argumentation und Denkweise konnte ich durchaus nachvollziehen. Aber ich konnte es ihm nicht abkaufen, als er z. B. schrieb, Rosie wäre für ihn die schönste Frau. Warum? Wieso war sie für ihn die schönste Frau der Welt? Es gab einfach keine Erklärung dafür. Gefühllosigkeit hin oder her, aber eine Begründung hätte ich mir schon sehr gewünscht.


    Die Suche nach Rosies Vaters ist der rote Faden in der Geschichte. Um die DNA-Proben der „Verdächtigen“ zu bekommen, musste Don manchmal tief in die Trickkiste greifen. Die Situationen waren schon zuweilen komisch und ich musste schmunzeln. Auch Rosie war mir sehr sympathisch, ebenso Gene und Claudia, obwohl sie moralisch nicht immer einwandfrei waren. Aber sie haben sich weiterentwickelt. Auch Don, auch wenn dieses ebenfalls mich nicht wirklich berühren konnte.


    Da mir Don als Figur die ganze Zeit fremd blieb, kann ich nur bescheidene drei Sterne vergeben. Trotz der schlechten Kritiken werde ich bei Gelegenheit den Folgeband lesen. Neugierig wäre ich schon, wie es nun weitergeht!