Original : Französisch (Quebec/Canada, 2011)
INHALT :
1996 : Eine Photographin ist unterwegs in den weiten Wäldern Kanadas und sucht Edward (oder auch Ted, Ed) Boychuck, einen der letzten Zeitzeugen der Großen Feuer der Jahre 1911-16. Zu spät : als sie in einer abgelegenen Gegend mit drei Baracken ankommt, war er gerade die Woche vorher hochbetagt gestorben. Die beiden anderen ebenfalls weit über achtzigjährigen Waldkäuze Charles und Tom zeigen sich eher unbeeindruckt vom Tode ihres Kumpels, machen über den Tod eher ihre Witze, empfinden sichtbar das Erscheinen der namenlos bleibenden Photographin als Störung. Was ist hier aber wirklich passiert ? Was hat sie hierher geführt ?
Später taucht auch noch eine alte Dame auf, die Tante eines Mittelmannes zwischen Außenwelt und der Waldsiedlung. Die beiden Frauen bringen die alten Regeln und die Waldgemeinschaft durcheinander. Und eine (?) Liebesgeschichte der besonderen Art entsteht
GLIEDERUNG
Die verschiedenen Kapitel werden – in meiner französischen Ausgabe – eingeführt durch so was wie panoramahafte, kursiv gedruckte Überblicke. Die ersten drei Abschnitte werden in der Ich-Erzählung von drei verschiedenen Akteuren die Handlung und ihre Sicht der Dinge, ihr Kennen der « Alten », erzählt : die Photographin, dann zweie der Mittelsmänner (Bruno und Steve), die Brückenfunktion zur Außenwelt haben. Im Anschluß dann ein allwissender Ich-Erzähler, der in verschiedenen Etappen, teils chronologisch, teils in der Rückschau, Elemente preisgibt.
BEMERKUNGEN :
1996 ist Tom 86 und Charles schon 89. Mit Ed waren sie mehr oder weniger lang in dieser Abgeschiedenheit und da muss schon was dahinterstecken. Ed war wohl der erste gewesen : er hatte - was öfter als eins der Zentralmotive wiederkommt – das große Feuer von Matheson 1916 überlebt, zog sich viel später hier zurück und arbeitete monatelang an seinen Bildern.
Was ist wohl bei ihnen allen passiert ? Woher das anfängliche Mißtrauen gegenüber der Neuen ? Die Story gibt es nach und nach preis. Und führt uns, meines Erachtens oft auf leicht falsche Fährten. Darin ähnelt es nahezu einem Thriller, denn anfangs liegt fast was Dunkles, Unheimliches in der Luft.
Doch im Laufe der Geschichte - insbesondere durch das Eintreffen und der Seßhaftigkeitwerdung von Gertrude, die über 60 Jahre in einem « Irrenhaus » interniert worden war und nun auf der Flucht ist - werden die ganzen Gewohnheiten dieser Männer durcheinandergeworfen, andere Gefühle geweckt und Leben in die Bude gebracht. Immer wieder geht es in dieser Geschichte um Freiheit. Wovon ? Wofür ? Und um das Altern, die Würde und den Tod...
Manche Andeutung falscher Pisten führte mich in die Irre und ließ mich fragend zurück, als ob kleine Ecken und Widerhaken eingebaut worden wären und die Autorin sich von verschiedenen Genres versuchen läßt? Aber geschieht vielleicht ganz recht ! Ein guter Roman, eine zarte Liebesgeschichte, aber auch ein Zeitzeugnis über die Schrecken der Großen Feuer, die zwischen 1911 und 1916 weite Teile des Nordens von Ontario zerstört hatten. Und so manche Überlegung über das Altern...
Sicherlich ein gutes Buch für viele Büchertreffler!
AUTORIN :
Jocelyne Saucier ist eine kanadische Schriftstellerin französischer Sprache. Sie wurde 1948 in Clair/Nouveau-Brunswick geboren und studierte zunächst Politikwissenschaften an der Universität Laval. Danach schlug sie eine Laufbahn als Journalistin ein und veröffentlichte seit 1996 vier Romane, die alle in Quebec angesiedelt sind. Allein der hier vorgestellte Roman erhielt ua folgende Auszeichnungen : Prix des cinq continents de la francophonie, Prix littéraire des collégiens, Prix France-Québec und den Prix Ringuet.
Zahlreiche weitere Auszeichnungen.
Détails sur le produit
Broché: 208 pages
Editeur : Denoël (22 août 2013)
Collection : Romans français
Langue : Français
ISBN-10: 2207116107
ISBN-13: 978-2207116104