Ann-Kathrin Karschnik - Tochter der Asche

  • Inhalt
    1913 wurde das Antlitz der Welt durch ein fehlgeschlagenes Experiment verändert. Selbst 120 Jahre später, hat sich die Gesellschaft nicht erhält. Die Saiwalo, eine überirdische Macht, hatte beim Wiederaufbau geholfen, dann jedoch erklärt, dass die Seelenlosen, übernatürliche Wesen, die Schuld an all dem hätten. Die Jagd auf sie wurde eröffnet. Doch nicht nur sie wurden zu Opfern. Die neu erlangte Ordnung und Stabilität nahm schleichend auch die Freiheit und die Träume der Bevölkerung. In dieser Welt lebt die "Seelenlose" Tavi, die alles tut um die Saiwalo zu bekämpfen. Als eine plötzliche Mordserie Hamburg erschüttert, will Tavi dem auf den Grund gehen. Sie kann ja nicht ahnen, dass damit ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird.


    Meine Meinung
    Ann-Kathrin Karschnik führt ihre Leser in eine dystopische Zukunft.
    Ein Experiment hat die Welt zerstört, die Gesellschaft, wie sie einst existierte, gibt es nicht mehr. Die überirdische Macht, genannt Saiwalo, hat die Regierung übernommen. Da sie selbst jedoch kaum öffentlich erscheinen, regieren sie durch den starken Arm des Gesetzes, durch die Kontinentalarmee. Diese sorgt für Ruhe und Ordnung, sucht aber gleichzeitig nach den Seelenlosen. Diesen wird nämlich die Schuld an all dem Unglück gegeben, weshalb die Saiwalo sie besonders behandelt. Was jedoch genau mit den Seelenlosen getan wird, weiß niemand. Nur eins ist klar, sie werden nie wieder gesehen.


    Tavi ist so eine Seelenlose, sie ist eine Phoenix, eine Unsterbliche. Um überleben zu können, hält sie ihre Aura zurück, denn an dieser kann sie als magisches Wesen erkannt werden. Doch auch wenn sie lieber unsichtbar bleibt, führt sie einen Kampf gegen die Saiwalo, schließlich haben sie ihr etwas überaus Wichtiges genommen. Nun lebt sie mit ihrem Schützling Nathan zusammen, den sie dazu ausbildet mehr zu sehen, als die Meisten wahrnehmen. Als rätselhafte Morde die Stadt erschüttern, erkennt Tavi die Verbindung, doch wird sie die nächste Zielperson davor bewahren können ein Opfer zu werden? Zu allem Übel hat sie Leon, ein Mitglied der Kontinentalarmee, auf seinem Schirm. Die Frage ist, ob er ihr helfen wird oder sie den Saiwalo ausliefert.


    Leon arbeitet für die Kontinentalarmee und ist ein Überzeugter von der Sache der Saiwalo. Von klein auf lernte er alles Mögliche über Seelenlose, schließlich hat seine Mutter sie gejagt. Nun wird er auf den Fall der grausamen Morde angesetzt. Zusammen mit seinem Partner Deslo, soll er den Mörder aufhalten. An den Leichen findet er seltsame Male, die außer ihm niemand zu sehen scheint. Leon ist verunsichert deswegen, glaubt aber fest daran, dass ein Seelenloser diese Morde begangen hat. An einem Tatort fällt ihm unter den Schaulustigen eine jungen Frau auf, Tavi. Er weiß nicht wieso, aber etwas an ihr weckt sein Interesse.


    Hamburg, wie wir es kennen (oder auch nicht), gibt es nicht mehr. Wie auch der Rest der Welt, liegt hier so gut wie alles in Trümmern. Die Menschen leben größtenteils in Ruinen und haben kaum etwas zu Essen, selbst Kleidung ist ein teures Gut. Wie in jeder Gesellschaft, gibt es aber auch hier die Wohlhabenden. Hier bleiben sie aber eher im Hintergrund. Dieses harte Leben führt dazu, dass sie Menschen das Träumen verlernen, Die ständige Unterdrückung nimmt ihnen den Willen. Des Weiteren ist die Stadt, eigentlich die ganze Welt, unter ständiger Überwachung. Die Stadtteile untereinander haben Grenzen und Wachposten, die nur mit Passierscheinen betreten oder verlassen werden können. Drohnen fliegen immer wieder über die Köpfe der Menschen hinweg und können auch angreifen, wenn es nötig ist.


    Ann-Kathrin Karschnik hat das Bild einer schrecklichen Zukunft, mit Elementen von Fantasy, Steampunk, Krimi und Romantik kombiniert und dabei eine fantastischen Geschichte erschaffen. Mit der leichten Wortwahl macht sie das Eintauchen in ihre Welt zu einer einfachen Sache. Begriffe, die fremd erscheinen, werden verständlich erklärt ohne den Lesefluss zu stören. Fasziniert hat mich die Autorin durch die Tatsache, dass sie die Entstehung der magischen Wesen anspricht, die Meisten werden nämlich nicht als solche geboren. Einzig die Saiwalo bleiben nach wie vor geheimnisvoll.
    Wer sind sie? Wo kommen sie her? Was ist ihr Ziel?
    Ich hoffe sehr, dass die Autorin auf diesen Punkt in den weiteren Bänden eingeht. Ein wenig nervig war der Begriff "Saiwalo", da er, meiner Meinung nach, etwas zu oft erwähnt wurde.
    Ganz überraschen war sicherlich die Wendung zum Ende hin. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ausgerechnet eine solche Wendung unternommen wird. Dieser Wow-Effekt ist sicherlich ein Punkt, der dazu verleitet weiter zu lesen, schließlich will man nun wissen, wie es dazu kommen konnte.


    Fazit
    Eine grausige Zukunftsversion. Die Mensche leiden unter der Diktatur einer überirdischen Macht und kaum jemand wagt es sich zu erheben. Doch nach wie vor gibt es auch solche, die den Kampf wagen. Spannend erzählt, mit Einblicken in die Vergangenheit der Charaktere ausgestattet, macht es neugierig auf deren Zukunft. Wohin wird der Kampf wohl führen?


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Über die Autorin:
    Ann-Kathrin Karschnick ist 29 Jahre alt und lebt in Schleswig-Holstein. Wenn sie nicht gerade im Dickicht herumkraucht, um einen Geocache zu finden oder Jugendlichen Erste-Hilfe beim Jugendrotkreuz beibringt, schreibt sie auf dem täglichen Weg zum Brotjob an Fantasy- und Erotikromanen. Sie hat bereits diverse Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht. Sie hat schon auf dem Literaturfest in Meißen, der Leipziger Buchmesse, in Luxemburg, den Phantasie-und Mittelaltertagen in Saarbrücken und auf etlichen Convention und Messen gelesen. Zudem arbeitet sie als Herausgeberin von Anthologien und als Übersetzerin.


    2014 gewann Sie den Hombuch-Preis in der Kategorie "Beste deutschsprachige Fantasyautorin". Ihr Roman "Phoenix - Tochter der Asche" legte im Herbst 2014 nach und gewann den Deutschen Phantastik-Preis 2014 in der Kategorie "Bester deutschsprachiger Fantasyroman".


    Ihr Roman "Phoenix - Tochter der Asche" ist eine ungewöhnliche Mischung aus Teslapunk, Dystopie und Krimi.
    (Quelle: Amazon)


    Buchinhalt:
    Europa liegt nach einem fehlgeschlagenen Experiment im Jahr 1913 und diversen Kriegen mit Amerika in Trümmern. Mithilfe des damals führenden Wissenschaftlers Nicola Tesla bauten die Saiwalo, eine überirdische Macht, Europa langsam wieder auf.120 Jahre später erschüttert eine Mordserie Hamburg, die sich niemand erklären kann. Die Zentrale des Überwachungsstaats befindet sich dort. Strombarrieren, Ausgangssperren und Überwachungsdrohnen kontrollieren die Stadt und niemand wagt es, gegen das System aufzubegehren. Leon, ein Anhänger der Saiwalo und Mitglied der Kontinentalarmee, wird auf die Fälle angesetzt und trifft bei seinen Ermittlungen auf die rätselhafte Tavi. Wer ist sie und wieso ist sie so fest von der Schuld der Saiwalo an den Morden überzeugt?
    (Quelle: Klappen- und Rückentext der Ausgabe des Papierverzierer-Verlags)


    Das Buch umfasst 393 Seiten unterteilt in 26 Seiten und einen Epilog. Erzählt wird in der 3. Person wechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten Leon und Tavi.


    Meine Meinung:
    Ich wurde neugierig auf dieses Buch durch unseren Autorenbereich, in dem Ann-Kathrin Karschnick ihr Buch vorstellte, und durch ihre Lesung auf der Leipziger Buchmesse 2015. Was soll man sich denn unter einem Tesla-Punk vorstellen? Und ein Setting in Hamburg, in Deutschland? Noch nie hab ich eine Fantasygeschichte in Händen gehabt, die in Deutschland nur 20 Jahre in unserer Zukunft spielt. Also – her damit als die Frage nach einer Autoren-begleiteten Leserunde auftauchte.
    Ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin erzählt eine spannende Geschichte mit neuen Charakteren, Typen und Ideen in einer Welt, die der unseren gleicht und auch wieder nicht. Es ist eine dunkle Welt in Europa, die von Unterdrückung und Überwachung geprägt ist, wo den Menschen alle Träume und Ideen ausgetrieben worden sind. Bildung gibt es keine mehr, die Kinder besuchen nur kurz die Schule und gehen bereits als Teenager arbeiten, was die Jugend einiger Charaktere erklärt. Auch wenn sich Hexen wiederfinden (eine davon spielt eine besondere Rolle), so ist das Ganze doch weit entfernt von den typischen Fantasygeschichten der mir bekannten Sub-Genre (hauptsächlich klassische Fantasy mit Mittelalter-Setting oder in der Art des Terry Pratchett oder Alan Dean Foster).
    Zwei gut charakterisierte Protagonisten mit Hintergrund symbolisieren dabei Gut und Böse und polarisieren, die Sympathien sind schnell verteilt. Doch überraschende Wendungen im Plot stellen immer wieder mal alles in Frage – bis zum überraschenden Schluss, der meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist. Allerdings bleibt ein böser Cliffhanger, so dass man sofort weiterlesen möchte.


    Der Krimi-Anteil rutschte für mich beim Lesen in den Hintergrund, denn auch wenn die Jagd nach dem Mörder die Protagonisten verbindet, so empfand ich es nicht als typisches Krimi-Setting, dafür war der persönliche Bezug zu Tavi zu stark. Der Tesla-Punk-Anteil war mir dagegen zu gering, da hatte ich mehr erwartet. Ja, es gibt ein, zwei Dinge, die es so heute nicht gibt (das berüchtigte Experiment und die dazu korrelierenden technischen Prozesse der Saiwalo), aber der Rest war für mich doch zu realitätsnah. Drohnen gibt es bereits heute und aus Tasern können sehr schnell weiterentwickelte Waffen wie in dieser Geschichte entstehen. Aber vielleicht erfährt man dazu mehr in den beiden Fortsetzungs-Bänden der Trilogie.


    Durch die Leserunde, in der uns Ann-Kathrin begleitet hat, ergab sich natürlich viel Hintergrundinformation, was das Lesen noch spannender machte. So kam schnell heraus, dass Tavi eine sehr spezielle Geschichte hat, die so nach und nach in Bruchstücken auftaucht. Hier hat sich die Autorin mehr Gedanken gemacht als ihren Protagonisten einfach nur einen Namen zu geben. Auch der Name Saiwalo ist keine Erfindung, sondern hat tatsächlich die Bedeutung „Seele“ und kommt aus dem Altnordischen. Auch einige Aspekte, die man beim Allein-Lesen vielleicht überlesen würde, kamen mehr in den Vordergrund.

    Solche Ideen tauchen immer wieder auf in der Geschichte, es macht einfach Spaß.


    Der Stil ist leicht und flüssig und macht das Lesen zum Genuss. Die Kürze der Kapitel macht es hierbei leicht, die sich immer wieder überkreuzenden Handlungsstränge zu verfolgen und nicht den Faden zu verlieren. Weglegen mochte ich das Buch überhaupt nicht, so dass wir in unserer Leserunde ziemlich schnell durch waren (und wer mich kennt weiß, dass ich eher zu den langsamen Lesern gehöre).


    Leider ist bei der 1. Auflage des Buches ein Fehler passiert und es stecken sehr viele Rechtschreibfehler im Buch. Ich kann jedem Interessierten deshalb nur raten, sich die 2. Auflage zu besorgen. Aber nachdem ich erfahren hatte was dahintersteckt und dass das Problem behoben ist, hat es mich nicht weiter gestört. Da es ein technischer Fehler war, fließt es auch nicht in meine Bewertung des Buches ein.


    Meine derzeitige Bewertung liegt bei 4 Sternen, aber ich behalte mir das Recht vor, diese zu ändern sobald ich die Reihe komplett gelesen habe. Der 2. Band ist bereits veröffentlich, der 3. erscheint im Oktober 2015.


    Mein Fazit:
    Endlich mal eine andere Art der Fantasy – ich kann sie nur weiterempfehlen an Alle, die gerne mal ein paar neue Ideen im alten Genre finden möchten. Wer allzu neugierig ist, darf gerne in unsere Minileserunde reinschauen, sollte sich aber bewusst sein, dass er dadurch zu viel von der Geschichte erfährt. Wen das nicht stört, hier könnt Ihr stöbern.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Phoenixe - ein ganz tolles Thema, worüber ich bisher noch nie etwas gelesen habe. Umso mehr hat es mich gefreut, in diesem besonderen Genre-Mix etwas über diese bemerkenswerten Fabelwesen zu erfahren.


    Ann-Kathrin Karschnick hat hier mythologische Hintergründe mit neuen Ideen verknüpft und ich fand es besonders spannend, die Protagonistin Tavi näher kennenzulernen. Sie ist ein Phoenix, wahrscheinlich einer der ältesten in ganz Europa, die schon seit 2000 Jahren auf der Erde lebt. Geboren wurde sie, als ihr menschlicher Körper starb und ihre verzweifelten und intensiven Gefühle während des Sterbens den "Phoenix" in ihr wiedergeboren haben.
    Momentan lebt sie mit ihrem Ziehsohn Nathan in Hamburg. Die beiden müssen sich bedeckt halten, weil sie von der Armee gejagt werden, wie alle "Seelenlosen". Es gibt nämlich auch Hexen, Dämonen und andere mythischen Gestalten, denen die Schuld an dem Experiment angelastet wird, das vor 120 Jahren ein Drittel der Menschheit ausgelöscht hat.


    Nathan ist zwar ein Mensch, hat aber ganz besondere Fähigkeiten und Tavi versucht alles, um ihm eine möglichst gute Ausbildung zukommen zu lassen - im Geheimen, um ihn vor dem Zugriff der Saiwalo zu beschützen. Ihre Hoffnungen, dass er einmal das Regime der Saiwalo zerstören könnte, helfen ihr durch die grauen Tage, die sie in der zerstörten Welt durchleben muss. Immer auf der Flucht vor den Überwachungsdrohnen der Kontinentalarmee.


    Doch mysteriöse Morde locken Tavi aus ihrer ... hervor, denn die Ermordeten stehen mit ihr in einem Zusammenhang. Dabei lernt sie den Ermittler Leon Maller kennen, der mit der Aufklärung der Morde beauftragt ist.
    Leon, muss ich gestehen, war mir von Anfang an unsympathisch und das hat sich auch nicht wirklich geändert. Seine Mutter war eine Jägerin von Seelenlosen, woher auch sein Hass auf diese Wesen rührt. Trotzdem kam er mir immer viel zu arrogant und gefühllos vor, einzig bestrebt auf eine Beförderung in seinem Job. Alles andere interessiert ihn nicht und auch seine Mitmenschen und Kollegen lässt er nicht an sich ran. Dass er dabei nur versucht, mit seinem Leben klar zu kommen und alles komplizierte verdrängt, konnte mich trotzdem nicht auf seine Seite ziehen. Ich bin einfach nicht mit ihm warm geworden.


    Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und wirkte auf mich an manchen Stellen etwas unbeholfen, ist aber sehr flüssig zu lesen. Die Handlung wird aus den Perspektiven der zwei Hauptfiguren erzählt und geht mit einem guten Tempo voran.
    Gerade anfangs sind die ganzen Infos über die Welt und die Zusammenhänge etwas viel, aber man kommt trotzdem gut in die Geschichte rein und die vielen Ideen haben mich überrascht und fasziniert. Vor allem der Schauplatz Hamburg wirkt sehr fremd in dieser düsteren Zukunftsvision und die Gaben und Charaktere der "Seelenlosen" haben mich in den Bann gezogen.
    Am Ende wartet ein sehr spannendes Finale und ich freu mich jetzt schon, wie es im zweiten Band weitergehen wird!


    Fazit


    Ein unterhaltsamer und spannender Einstieg in eine düstere, zukünftige Welt, in der mythische Wesen zwar die Kontrolle haben, auf der anderen Seite aber auch gejagt werden. Ein guter Mix, der durch die Aufklärung der Morde und der kleinen Liebesgeschichte ein interessantes Zusammenspiel ergibt.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    Phoenix Trilogie


    1 - Tochter der Asche
    2 - Erbe des Feuers
    3 - Kinder der Glut