Bea Rauenthal - Karfreitagsmord

  • Kurz nachdem im ehemaligen Industriegebiet eine Leiche gefunden wird, verschlägt es Kommissarin Jo Weber und ihren Kollegen Lutz Jäger in das 19. Jahrhundert. Während sich Lutz als Polizist wieder findet, landete Jo bei ihren eigenen Vorfahren. Lutz hat allerdings mit seinem Vorgesetzten zu kämpfen hat, während es Jo mit ihrer Großmutter nicht leicht hat. Dabei gilt es doch einen Mord aufzuklären. Gar nicht so einfach bei den Voraussetzungen. Bei ihren Ermittlungen kommen sie zu dem Schluss, dass es der Mörder auch auf Jo abgesehen hat. Und das ist noch nicht alles: Auch in Jos Familie gibt es Geheimnisse.




    Jo und Lutz sind mal wieder in der Zeit gereist, diesmal ins Jahr 1898. Dort geht ein Serienmörder um, welchen es zu fassen gilt. Parallel dazu müssen die beiden noch ihre eigenen Gefühle sortieren.


    Ich hatte Spaß beim lesen, was vor allem auch an Jo und Lutz lag. Auch hier gefiel mir der Humor/Sarkasmus, welcher nicht so ganz in die damalige Zeit passt, beim lesen aber amüsierte. Auch die Anspielungen auf die Zukunft trugen dazu bei. Interessant war es mal wieder, den Ermittelungen zu folgen, ohne das die beiden auf die technischen Neuerungen unserer Zeit zurückgreifen konnten.


    Jo und Lutz waren mir nach wie vor sympathisch. Die anderen Charaktere ähneln zum Teil denen aus dem Vorgängerband, worauf Jo und Lutz unter anderem auch hinwiesen. Augusta Meyrink ist die gute Seele, was ich von Frederick Lombard und Jos Onkels Wilhelm halten sollte, wusste ich nicht so genau, aber das Blatt wendete sich nur bei einem zum Guten.


    Zwei Punkte muss ich allerdings bemängeln. Zum einen gefiel es mir nicht, dass Jo das Rauchen für sich entdeckte. Zum anderen quälten sich Jo und Lutz mit der Sütterlinschrift, welche es ja 1898 noch gar nicht gab! Mit welcher Schrift auch immer sie Probleme hatten zu lesen, Sütterlin war es nicht.


    Aber darüber will ich mal hinwegschauen. Ich fühlte mich trotzdem gut unterhalten, zumal sich das Thema Fußball wie ein roter Faden durch die Geschichte zog. Schon in Dreikönigsmord spielte es eine wichtige Rolle und wurde hier sogar noch mehr hervorgehoben.


    Zur Frage des Mörders hatte ich irgendwann einen verdacht, welcher sich auch bestätigte.


    Weitestgehend wird die Geschichte aus Sicht von Jo und Lutz erzählt. Die einzelnen Kapitel (13 + Epilog) sind hier deutlich kürzer als in Dreikönigsmord, was ich auch angenehmer zum lesen fand. Karfreitagsmord empfand ich als gleich bleibend fesselnd, ohne dass sich für mich größere Spannung aufbaute. Aber solange ich mich gut unterhalten fühle, brauche ich keine nervenaufreibende Spannung.


    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Ein Blitzschlag katapultiert Jo Weber und Lutz Jäger wieder in die Vergangenheit, genauer gesagt in das Jahr 1898. Jo findet sich im Körper ihrer 18-jährigen Ahnin wieder, die bei ihrer Großmutter und ihrem Onkel lebt. Lutz ist bei der preußischen Polizei angestellt. Im Industriegebiet, wo in der Gegenwart ein Skelett entdeckt wurde, wurde eine junge Frau ermordet. Um wieder in ihre Zeit zu gelangen, müssen Lutz und Jo das Verbrechen aufklären, doch das ist gar nicht so einfach, wenn einem eine exzentrische Großmutter im Nacken sitzt oder ein Polizeichef, dem man sowieso ein Dorn im Auge ist. Jo findet heraus, dass es sich bei dem Täter um einen Serienmörder handelt, der seit mehreren Jahren sein Unwesen treibt und bald ist klar, dass auch sie selbst bzw. ihre Ahnin in sein Beuteschema fällt. Nebenbei muss Jo feststellen, dass auch ihre eigene Familie ein dunkles Geheimnis hütet …


    „Karfreitagsmord“ ist der zweite Band um Jo Weber und ihren Kollegen Lutz Jäger, die wieder in die Vergangenheit reisen um ein Verbrechen aufzuklären.


    Bereits nach wenigen Seiten befinden sich Jo und Lutz im Jahr 1898 und erkunden erst einmal ihre Umgebung. Zu Jos Leidwesen muss sie sich mit Korsetts, Etikette und ihrer strengen Großmutter herumschlagen und auch ihre Minderjährigkeit verbessert die Situation nicht. Wenigstens findet sie in dem Dienstmädchen Katharina eine Verbündete, sodass sie sich für ihre Ermittlungen heimlich aus dem Haus schleichen kann. Lutz führt ein eher unbeschwertes Leben und ist jeder technischen Neuerung offen, nur sein Chef schafft es immer wieder ihm die Laune zu verderben, da der nichts von seiner Lebenseinstellung hält. Anders als im Mittelalter haben Lutz und Jo die Möglichkeit Fingerabdrücke zu nehmen, durch die letztendlich auch der Mörder überführt wird. Zuerst müssen die beiden Ermittler allerdings den Personenkreis sehr einschränken, da es jede Menge potenzielle Verdächtige gibt. Der tatsächliche Mörder war für mich aber leider irgendwie aus der Luft gegriffen.


    Der grobe Ablauf der Geschichte gleicht „Dreikönigsmord“ ziemlich genau, nur ausgeschmückt durch andere Details und Personen. Sogar die Gefahrensituationen sind ähnlich, wodurch viel Spannung verloren geht. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Charaktere, die im Vorgängerband sehr interessante Charakterzüge hatten, im vorliegenden Buch aber leider recht platt und klischeehaft dargestellt sind. Auch Jo und Lutz wirkten auf mich etwas langweilig und die Weiterentwicklung ihrer Beziehung war keine allzu große Überraschung. Lediglich das Familiengeheimnis, das Jo lüftet, war spannend zu verfolgen.


    Die Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist, ist geprägt von sozialer Ungerechtigkeit. Während sich die Reichen und Adeligen auf ihrem Vermögen ausruhen, schuften die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Fabriken, weshalb erste Arbeitnehmerbewegungen und Gewerkschaften entstehen. Politische Angelegenheiten, z. B. die sogenannte „Hunnenrede“ von Wilhelm II., erwähnt die Autorin immer wieder. Sie möchte dadurch dem Leser das Lebensgefühl Ende des 19. Jahrhunderts näherbringen, nur leider kommen all diese Dinge und weitere historische Ereignisse, z. B. die Anfänge der Psychologie, viel zu kurz.


    Im Gegensatz zu „Dreikönigsmord“ nimmt die Autorin in „Karfreitagsmord“ in einem (sehr) kurzen Nachwort Stellung zu ihrem Geschriebenen. Darin beschreibt sie, dass sie geschichtliche Tatsachen, wie die oben genannte Hunnenrede, um einige Jahre vorverlegt hat, was ich recht schade finde. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Bea Rauenthal nur wenig Recherchearbeit geleistet hat.


    „Karfreitagsmord“ ist für mich mehr oder weniger ein Abklatsch des ersten Bandes der Reihe, bloß an die Begebenheiten der zeitlichen Situation angepasst und daher nur halbwegs unterhaltsam.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Lutz Jäger und Jo Weber haben sie von ihrem Tripp ins Mittelalter erholt und der Alltag hat sie wieder eingeholt, da passiert es wieder: Eine skelettierte Leiche, ein Blitz und die beiden sind in einer anderen Zeit, dieses Mal 1898, im deutschen Kaiserreich. Beide stecken erneut im Körper eines ihrer Vorfahren, Jo in dem ihrer 18jährigen adeligen Urgroßmutter, Lutz‘ Vorfahre war glücklicherweise Polizist, denn auch dieses Mal gilt es wieder, den Mord an dem in der Gegenwart gefunden Skelett zu lösen, damit die beiden wieder in ihre Zeit zurück gelangen können.


    Der Roman lässt sich flüssig lesen und ist durchaus spannend. Auch dieses Mal wirkt der historische Teil wieder recht authentisch und auch dieses Mal wirken Jo und Lutz wieder eher wie Fremdkörper, vor allem Jo kann sich einfach nicht anpassen, was teilweise etwas nervig ist, wenn sie Dinge lautstark anprangert oder anderes offenbart, das noch kommt, kein Wunder, dass der eine oder andere Zeitgenosse an ihrem Verstand zweifelt. Allerdings ist sie auch in einer schwierigen Rolle gefangen, ein adeliges Fräulein, das vor allem auf die Ehe vorbereitet werden soll, gar nicht so einfach für sie, bei der Aufklärung des Falles zu helfen.


    In diesem Band thematisiert die Autorin die größte Problematik ihrer Geschichte selbst, in dem sie Jo die Frage stellen lässt, die sich auch der Leser stellt, nämlich, wie so eine Zeitreise eigentlich funktionieren kann, ein klasse Kunstgriff, der dem Leser direkt auch klar macht, dass er keine Erklärungen erwarten kann. Die Zeitreise ist für den Plot notwendig – und basta! Bea Rauenthal will unterhalten, nicht erklären.


    Es gibt, wie im Vorgänger, wieder einiges an Humor. Wenn Jo sich in ein Korsett zwängen muss und als Erklärung dafür, dass die Frauen der damaligen Zeit sich damit abgefunden zu haben scheinen, ihren Körper so zu foltern, das Stockholm-Syndrom heranzieht, dann kann ich mir ein lautes Kichern nicht verkneifen.


    Leider ist Jo immer noch sehr zickig – und wirkt auf mich daher eher unsympathisch. Das gleicht Lutz etwas aus, der nicht nur der geselligere Typ ist und auch in der Kaiserzeit schnell Freunde findet sondern der auch anpassungsfähiger ist, auch wenn ihn diese Zeit auf Grund ihrer Restriktionen doch sehr mitnimmt. Manche der anderen Charaktere sind recht interessant geschildert, am besten hat mir hier die gesellschaftskritische Frauenrechtlerin Augusta Meyrink gefallen, ohne die die beiden Ermittler ziemlich aufgeschmissen gewesen wären.


    Mich hat auch dieser Band wieder gut unterhalten. Man sollte keinen allzu anspruchsvollen Roman erwarten und auch der historische Hintergrund ist bestenfalls nur angerissen, jedoch ist die Geschichte amüsant und die Bemühungen der beiden, in der fremden Zeit und in den fremden Körpern klar zu kommen, gut erzählt. Schön, um zwischendurch einmal abzuschalten … Ich freue mich schon auf den dritten Band, der noch in diesem Jahr erscheinen soll.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: