Anthony Ryan - Das Lied des Blutes/ Blood Song

  • „Blood Song“ ist eines dieser Bücher, die ich seit langem auf meiner Wunschliste habe, aber mir bisher nie gekauft habe. Bei „Blood Song“ lag das hauptsächlich an zwei Gründen:
    1. Immer wenn ich es auf Amazon oder in einer Buchhandlung bestellen wollte, wurden mir Lieferzeiten von 1-2 Monaten versprochen.
    2. Für ein Buch von einem Autoren, von dem ich noch nie gehört habe, war es mir doch zu teuer.
    Da ich zu Weihnachten jedoch einen Kindle Paperwhite bekommen habe und das Ebook nur 5,61€ kostet, habe ich „Blood Song“ nun gelesen und ärgere mich nun, „Blood Song“ nicht als Hardcover gekauft zu haben, da es zu den Büchern gehört, die ich im Regal stehen haben möchte. Daher werde ich es mir vermutlich irgendwann noch einmal als reales Buch kaufen.


    Inhalt:
    We have fought battles that left more than a hundred corpses on the ground, and not a word of it has ever been set down. The Order fights, but often it fights in shadow, without glory or reward. We have no banners. Vaelin Al Sorna's life changes forever the day his father abandons him at the gates of the Sixth Order, a secretive military arm of the Faith. Together with his fellow initiates, Vaelin undertakes a brutal training regime - where the price of failure is often death. Under the tutelage of the Order's masters, he learns how to forge a blade, survive the wilds and kill a man quickly and quietly. Now his new skills will be put to the test. War is coming. Vaelin is the Sixth Order's deadliest weapon and the Realm's only hope. He must draw upon the very essence of his strength and cunning if he is to survive the coming conflict. Yet as the world teeters on the edge of chaos, Vaelin will learn that the truth can cut deeper than any sword. (Amazon-Kurzbeschreibung des HC)


    Abhängig davon, wen man fragt, ist Vaelin Al Sorna entweder ein Held oder ein Schurke, doch alle stimmen überein, dass er eine lebende Legende ist. Doch welche Taten, die ihm zugesprochen werden, hat er wirklich begangen und wer ist der Mensch hinter der Legende? Vaelin ist auf dem Weg zu seiner Verurteilung und einem sicheren Tod. Dabei erzählt er einem Schreiber seine wahre Geschichte, beginnend mit dem Tag, an dem sich sein Leben für immer veränderte. Sein Vater übergibt ihn dem Sechsten Order, in dem Vaelin zum Krieger ausgebildet werden soll. Das Sechste Order dient der vorherrschenden Religion des Landes und ist für die Verteidigung zuständig. Im Sechsten Order werden Vaelin und andere Jungen darauf vorbereitet zu den besten Kriegern zu gehören – wenn sie das brutale, jahrelange Training überleben. Doch die Ausbildung ist erst der Anfang von Vaelin’s Geschichte… (eigene Beschreibung)


    Eigene Meinung:


    „Blood Song“ enthält alles was eine gute Fantasygeschichte benötigt:Einen glaubwürdigen Hauptcharakter, eine interessante Handlung und eine Welt, die man erkunden möchte. Der Hauptcharakter Vaelin Al Sorna ist sehr glaubwürdig und im Laufe der Geschichte wurde er mir sehr sympathisch. Keine seiner Aktionen wirkt unrealistisch, sondern alle vervollständigen sein Bild – das Bild eines Menschen mit Stärken und Schwächen, der zum Helden wurde. Auch die Nebencharaktere sind sehr gelungen, besonders die „Brüder“ des Sechsten Orders sind glaubwürdige Figuren. Jeder von ihnen hat eine eigene, interessante Geschichte und nicht alle ihre Geheimnisse werden offenbart. Auch die anderen Nebencharaktere sind größtenteils sehr realistisch, nur wenige erinnern an Stereotypen. Da Anthony Ryan ein relativ neuer Autor ist und „Blood Song“ sein erster Roman ist, hatte ich befürchtet, dass die Sprache nicht so gelungen ist, jedoch konnte er mich überzeugen, die Sprache passt perfekt in die Geschichte. Besonders die Abwechslung zwischen vulgär und gebildet sprechenden Charakteren verleiht seiner Sprache einen Realismus. In viel zu vielen Fantasybüchern fehlen Charaktere die realistisch fluchen oder auch einmal Beschimpfungen nutzen. Anthony Ryan gelingt es jedoch, diese Ausdrücke gut in sein Buch einzubinden, ohne dass das gesamte Buch vulgär wirkt. Die Beschreibungen sind meiner Meinung nach fast alle gelungen, nur in den seltensten Fällen habe ich mir detailreichere oder ungenauere Beschreibungen gewünscht. Die Idee hinter „Blood Song“ – ein Blick hinter die Kulissen in das Leben einer Legende – erinnert stark an „Der Name des Windes“ jedoch werden die Unterschiede bereits nach wenigen Seiten deutlich. „Blood Song“ ist ein viel düsteres und brutaleres Buch als „Der Name des Windes“ und wenn es damit verglichen werden sollte, würde ich „Blood Song“ spontan als „Der Name des Windes“ in der Welt der „Klingentrilogie“ von Joe Abercrombie beschreiben. Auch erinnert Vaelin wenig an Kvothe, sodass es kein Abklatsch, sondern eine eigene Idee ist, die lediglich in den Grundzügen ähnlich sind.


    Alles in allem hat „Blood Song“ die Chance genutzt, zu meinen Lieblingsbüchern zugehören, und ich werde es bestimmt noch öfters lesen. Der zweite Teil der
    Trilogie soll bereits am 1.7.2014 erscheinen, sodass ich mich bereits jetzt auf weitere Erlebnisse Vaelin’s freue.
    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .


    Fazit in einem Satz:
    Ich empfehle „Blood Song“ jedem Fan von „Der Name des Windes“ und der „Klingentrilogie“ aber auch jeder andere, der eine gute Fantasygeschichte mag, sollte sich „Blood Song“ einmal genauer anschauen.



    Und hier noch ein Zitat Vaelins‘ über Ehre:


    „Honour?“ he asked Nurin. „Honour is just a word. You can’t eat it or drink it and yet everywhere I go men talk of it endlessly, and they all tell a different tale of what it actually means. For the Alpirans it’s all about duty, the Renfaelins think it’s the same as courage. In these islands it appears it means killing a
    son for a crime committed by his father then slaughtering a helpless man when the pantomime fails to go to plan.”

    Living in Middle-earth always paying my debts.
    Bücherregal und Wunschliste momentan nicht aktuell/vollständig.
    2013: Start-SUB: 25 End-SUB: 5 Gelesene Bücher 90 Gelesene Seiten 36795 Punkte-Challenge: 670,95 Punkte (Stand 31.12.13)
    2014: Start-SUB: 5 Aktueller SUB: 5 Gelesene Bücher 15 Gelesene Seiten 6021 Punkte-Challenge: 91,21 Punkte (Stand 11.03.14)

    2 Mal editiert, zuletzt von GimliLannister ()

  • Ich hatte noch das Glück im Juli 2013 eine signierte Erstausgabe über Goldsboro Books erwerben zu können und geplant es demnächst zu lesen. Die Beschreibung hört sich gut an, daher danke für die tolle Rezi, Gimli. :thumleft: Warst schneller als ich. :applause:

  • Danke für die Rezi, GimliLannister. - Die ich allerdings nicht gelesen, sondern nur überflogen habe, weil ich fürchte zuviel im Voraus zu erfahren, falls ich mich entschließe, das Buch zu lesen. O:-)
    Ich bin hin- und hergerissen. Der Name des Windes hat mir sehr gut gefallen, Die Klingentrilogie dagegen habe ich nicht beendet.
    Gegen Düsternis habe ich im Grunde nichts einzuwenden, wohl aber gegen bluttriefende rohe Gewalt - das finde ich abscheulich. Deswegen habe ich bei dem Titel gezögert, mir das Buch zuzulegen und quasi schon abgehakt.
    - Könnte das Buch trotzdem etwas für mich sein? :-k

    “Bücher sind Feunde, die stets für uns Zeit haben.“
    “Und Phantasie, Phantasie vor allem, ohne deren Hilfe sich keine Probleme lösen lassen, die kleinen nicht und die großen erst recht nicht.“

    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • @Lesebuch Weswegen hast du denn die Klingentrilogie abgebrochen? Ohne das zu wissen würde ich dir das Buch dennoch empfehlen, da es meiner Meinung nach extrem gut ist und es in dem Buch zwar zwischenzeitlich sehr gewaltätig zu geht, meiner Meinung nach aber nie grundlose, bluttriefende Gewalt die Geschichte dominiert.

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  • Hey, erstmal danke, daß Du Dir die Zeit nimmst :D


    Die Charaktere in den Klingenromanen fand ich schon sehr interessant. Es war recht kurzweilig zu lesen.
    Ich will nicht an falscher Stelle irgendwas verraten, daher spoiler ich die Begründung mal:


    Insgesamt aber muss ich sagen, fand ich Abercrombies Schreibstil zwar sehr flüssig, aber ohne viel Tiefgang, um es mal platt auszudrücken.
    Rothfuss' Königsmörder Trilogie ist viel "subtiler", sagt mir bedeutend mehr zu.


    Wenn nun aber A. Ryan sich besser auszudrücken weiß, die Story spannend ist, mit wenig Blut, würde ich es mir überlegen. Für "nicht sicher sein" ist das Buch schlicht zu teuer :!:

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    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Gut, dann könnte es wirklich sein, dass dir das Buch nicht gefällt, da die Schlachten wenn ich mich richtig erinnere teilweise doch relativ blutrünstig wurden. Ich würde dir jedoch dennoch empfehlen mal einen Blick in das Buch zu werfen und selbst zu entscheiden. Hast du denn die Möglichkeit, dir das Buch aus einer Bibliothek auszuleihen? Dann würdest du falls dir das Buch nicht gefällt kein Geld sondern nur Zeit verschwendet haben. Eine andere Möglichkeit wäre, wenn du auch auf Englisch liest das Buch auf Englisch zu lesen, da ist das Buch um einiges günstiger.

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  • Merci für die ehrliche Antwort. Das hilft mir weiter. Also, ich denke, ich lasse es erstmal mit der Leseprobe bewenden. :-?
    Falls es irgendwannmal zufällig in der Bib vorhanden sein sollte, werde ich es mir evt. mal ausleihen. Sollte ich es je lesen, poste ich das Ergebnis hier. 8)

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    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Habs mir gekauft und zu lesen begonnen. :-?8)
    Bisher gefällt es mir - gut!
    Aber es ist auch typische "Schwert und Kapuzenmantel" Fantasy; oder besser bekannt als "Sword and sorcery" Nicht sehr anspruchsvoll, klischeehaft, mit Magie ist bis jetzt noch nicht viel los (bin auf S. 164).
    Ich lese es nicht ungern, obwohl ich vielleicht nicht so ganz in die Zielgruppe passe. Für Fans des Genres bestimmt lohnenswert.
    Ich hoffe, der Autor bleibt seiner Linie treu, bin ja noch relativ am Anfang. Kann aber schonmal soviel sagen: :thumleft: .

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    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Also. Der Titel wird seinem Inhalt schon gerecht. Und dennoch konnte ich das Buch mit Genuß lesen. Allerdings habe ich die (in meinen Augen; bin ein kleines Weichei) allzu brutalen Kampfszenen nur überflogen. Das klappte super gut, denn die Story ist recht klassisch aufgebaut. In den Schlachten wird geschlachtet und dazwischen findet eine durchdachte Handlung statt.
    Der Leser ist immer an der Seite des jungen legendären Helden Vaelin Al Sorna. Wenn man den Helden mag, mag man auch das Buch. Ich mochte ihn.
    Es ist ein solides Helden-Fantasy-Epos, das an sich keine Überraschungen bietet, trotzdem recht unterhaltsam ist. Der Autor hält sich an altbewährte Zutaten und das funktioniert sehr gut. Ein starker Held, Ehre, Ruhm, Magie, aber auch Liebe, Verrat, Hass. Alles drin, gut gewürzt. Leseempfehlung von mir. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    “Bücher sind Feunde, die stets für uns Zeit haben.“
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    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Ich habe das Buch "Das Lied des Blutes" inzwischen auch gelesen und fand es richtig gut. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, die Geschichte ist spannend und bekommt mit fortlaufender Dauer immer mehr Tiefe und die Kampfszenen sind im Vergleich zu anderen Fantasy-Romanen nicht so übertrieben brutal und blutrünstig. Eher im Gegenteil versucht der Autor die blutigen Schlachten meist relativ kurz zu halten und sich auf das Wichtigste zu konzentrieren. Überhaupt empfand ich Ryans Schreibstil als sehr angenehm und flüssig, wenn auch nicht ganz so poetisch wie ein Patrick Rothfuss. Aber es fiel mir nicht schwer in die Geschichte einzutauchen und mit den Charakteren, allen voran Vaelin Al Sorna, mitzufiebern.
    Diese Buch macht Lust auf mehr und bekommt von mir: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieser Roman ist eine sehr solide Fantasy-Geschichte, üppig gestaltet, tolles Worldbuilding. Allerdings nimmt die Ausbildung des Helden für meinen Geschmack zuviel Raum ein. An große Überraschungen und Aha!-Effekte kann ich mich nicht erinnern, dennoch denke ich, dieses Buch gehört ins Regal eines jeden Fantasy-Fans.

    Die Folgebücher fand ich spannender und den Namen des Autors werde ich so schnell nicht vergessen.


    ***

    Aeria

  • Eigene Meinung:

    Auf der Suche nach einem Hörbuch bin ich auf dieses Buch gestoßen, wobei ich für viele Stunden meinte, die Draconis-Memoria-Reihe gewählt zu haben und sich dezente Verwirrung einschlich, wie Drachen ein Teil dieser Geschichte werden könnten. Dennoch wurde ich von diesem Auftakt nicht enttäuscht und bin ich froh, an diese Reihe geraten zu sein.


    Vaelin Al Sorna – der Hoffnungstöter, der Rabenschatten, die Dunkelklinge. Viele Namen ranken sich um diesen berühmten Kämpfer. Er ist ein Krieger und nun Gefangener, der kurz vor einem Kampf auf Leben und Tod steht. Vieles hat er in seinen noch jungen Jahren erlebt. Es war ein Leben aus Herausforderungen, Fehlern, Kriegen, Glauben, Freundschaft, Verrat und Hoffnung. Die Geschichte seines Lebens erzählt er in seinen vermeintlich letzten Stunden.


    Als Leser wird man in eine teils langsame und recht ausführliche Geschichte des Protagonisten Vaelin geführt, doch ist es durchaus keine Erzählung, die Langeweile aufbringt. Vaelin selbst erzählt in der Ich-Perspektive die Wahrheit hinter seiner Legende, beginnend mit seinen jüngsten Jahren und dem Eintritt in den Orden, der sein Leben grundlegend verändern wird. Mittels der Darstellung verschiedenster Etappen seiner Lebensgeschichte erfährt man zunehmend, durch welche Geschehnisse sein Wesen geprägt wurde, wie es sich in all den Jahren in Verbindung mit zahlreichen Opfern verändert hat und weshalb aus dem kleinen unschuldigen Jungen ein gefürchteter und von anderen verehrter Krieger geworden ist. Es eine Entwicklung des Zusammenspiels aus Freundschaften und Feindschaften, aus Höhen und Tiefen des gesellschaftlichen und politischen Spiels. Aufgrund des Blicks in die Gegenwart, welcher den Anfang und das Ende als auch Pausen zwischen den Teilen des Buches bildet, wird das Interesse an Vaelins Werdegang geweckt, vor allem in Hinblick auf den Kontrast seines Charakters aus weiter Vergangenheit und der Gegenwart.


    Auf eine für dieses Genre typische Art lernt man die Welt Vaelins in Form seiner Ordensausbildung kennen. Doch obschon dieses Mittel äußerst redundant in Büchern Anwendung findet, so ist es hierbei ein gelungener Weg zum Einstieg und gleicht es keiner eintönigen Wiederholung anderer Werke. Das Leben im sechsten Orden, welcher im Namen des Glaubens Krieger ausbildet, und die Prüfungen lassen früh den Ernst des Lebens und die bedrohenden Gefahren spüren. Jeden kann es treffen. Wem kann man vertrauen? Welche Menschen kennt man wahrhaftig?


    Vaelin trifft auf viele Figuren, welche sich allesamt homogen einfügen und vielfältig in ihren Darstellungen und Eigenschaften sind, wobei ich trotz der differenzierenden Besonderheiten in Teilen den Überblick über die zahlreichen Charaktere verloren habe, was jedoch größtenteils in meinem Problem mit Namen begründet liegt. Teils wünscht man sich mehr Details, doch ist es nicht ihre Geschichte, die erzählt wird, und geben sie zumeist der Welt dennoch mehr Größe und Fülle, ohne an Bedeutung innerhalb der Massen zu verlieren, ohne entwicklungslos zu bleiben. Und dennoch hat es leider keine Figur geschafft, mich emotional mitzureißen, obschon es eine große Auswahl an Persönlichkeiten gibt, der gelungene Flashback die Charaktere näher bringt und der Schreibstil ihnen Leben einhaucht.


    Mit dem Fortschreiten der Handlungen offenbaren sich zunehmend größere Verstrickungen im Hintergrund, jedoch ohne zu komplexer Überwältigung anzuwachsen, und schleicht sich eine dezente, aber an Bedeutung zunehmende, fühlbare Bedrohung an, welche sich auf verschiedenste Weise abzeichnet. Zudem tritt das Element der dunklen Gabe ans Licht, welche Vaelin selbst über all die Jahre und unterschiedlichsten Begegnungen kennen, manchmal fürchten oder lieben lernt. Im Allgemeinen führt die Erwähnung der Auswirkungen und Formen dieser übernatürlichen Gabe dazu, dass man mehr diesbezüglich erfahren möchte.


    Dennoch gibt es Momente, die einen nicht mitreißen und das Buch problemlos pausieren lassen, was durchaus keine schlechte Eigenschaft sein muss. Wiederum haben mich besonders die letzten Seiten aufgrund vieler spannender Szenen mitgerissen, zumal Vaelin in jenem Teil des Buches viele Geheimnisse in sich trägt, die schlussendlich in unerwarteten Drehpunkten enden. Vaelin an sich ist ein durchaus interessanter Charakter, der eine treffende Wahl als Erzähler gewesen ist, doch überwiegend die letzten Darstellungen seiner Zeit während eines Krieges, als sich sein Ruf als grausamer Anführer manifestiert hat, führen zu einem leicht widersprüchlichen Verhältnis aus Beschreibungen und Taten, denn trotz seiner blutigen und auch erbarmungslosen Schritte, die seine Erinnerungen durchziehen und Reue, Zweifel in ihm hervorrufen, fühlt man es nicht in seinem Charakter, da man weiß, dass er ein gutes Wesen besitzt, das Opfer aus notwendigen Entscheidungen und Pflichterfüllungen wurde.


    Fazit:

    Zusammenfassend handelt es sich um einen zutiefst gelungenen Debütroman, wie man ihn nur selten bekommt. Es ist ein Auftakt, zu welchem man immer wieder mit seiner soliden, vielseitigen, atmosphärischen und in Teilen dunklen Handlung greifen kann, wenn man ein gutes Buch lesen möchte, ohne anschließend die Fragmente seiner Gefühle einsammeln zu müssen oder sich in erdrückenden Intrigen oder allzu komplexen Strukturen wiederzufinden. Vaelins Geschichte ist noch nicht beendet, obwohl dieser erste Band ebenso als Einzelband bestehen könnte, und blicke ich mit Freude auf den zweiten Band und die Entwicklung des Erzähl- ebenso wie Schreibstils des Autors.


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    Rezensionen und andere Beiträge überwiegend zum Thema Literatur sind auf meinem Blog Hidden Book Paradise zu finden.


    ✧ CR ✧

    Assassin's Apprentice (Robin Hobb)
    Darksoul (Anna Stephens)


    2021 gelesen: 5 Bücher


  • Eine Geschichte, in der der Held der Dreh- und Angelpunkt für das gesamte Geschehen ist, tut gut daran, den Protagonisten ausführlich und eindringlich vorzustellen. Das ist in diesem ersten Band passiert und ich meine, es zahlt sich jetzt schon aus. Da der Autor es versteht, die Handlung vielschichtig zu gestalten und die Stränge gekonnt zusammenlaufen zu lassen, entsteht die Tiefe, die auch nötig ist, um den Leser durch den ganzen dicken Wälzer hindurch zu fesseln.

    Der Schreibstil ist für ein Erstlingswerk beeindruckend. Einfach macht es sich der Autor nicht und der Leser muss sich einigermaßen konzentrieren, um der verschachtelten Handlung voll und ganz zu folgen. Es kommen echt viele Namen vor. Wer damit nicht gut zurechtkommt, wird ein wenig Schwierigkeiten haben.

    Aber ich hatte tatsächlich einige Gänsehautmomente während des Lesens, emotional war ich voll mit dabei und das macht für mich gute High-Fantasy zu einem großen Teil auch aus.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: