Jodi Picoult - Solange du bei uns bist/ Lone Wolf

  • 600 Seiten
    Originaltitel: Lone Wolf (2012)


    Inhalt (von amazon kopiert) :
    Edward Warren hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, seit er wegen eines heftigen Streits nach Thailand ausgewandert ist. Eine schreckliche Nachricht führt ihn zurück in die USA: Sein Vater liegt nach einem Unfall im Koma, die Chancen auf Genesung sind minimal. Während seine Schwester Cara auf ein Wunder hofft, will Edward den Vater sterben lassen und seine Organe spenden. Wird er von Nächstenliebe oder von Rachegedanken angetrieben? Und wie weit wird Cara gehen, um das Leben ihres Vaters zu erhalten?


    Die Autorin (von amazon kopiert) :
    Die gebürtige New Yorkerin Jodi Picoult eroberte im Sturm die Herzen ihrer Leser. Vor allem ihr Talent, mit Feingefühl vielschichtige zwischenmenschliche Beziehungen zu beschreiben, schätzen ihre Fans. Die 1967 geborene Autorin lebt heute mit ihrem Mann und ihren Kindern in Hannover, New Hampshire. Bereits während ihres Studiums widmete sie sich dem Schreiben und arbeitete zunächst als Texterin und Lehrerin. Ihren ersten Roman verfasste sie 1992, als sie mit ihrem ersten Kind schwanger war. Damit sie für ihre Bücher effektiv recherchieren kann, hat ihr Mann seinen Beruf aufgegeben. Jodi Picoult kann so die Schauplätze ihrer Romane besuchen, um eine genaue und authentische Beschreibung zu liefern. Kein Wunder also, dass man mit ihren Romanhelden jedes Mal mitfiebert, als ob sie wirklich wären.


    Aufbau:
    Danksagung
    Prolog
    Part 1, Part 2
    Epilog
    Anmerkung der Autorin
    Die einzelnen „Kapitel“ sind nach dem jeweiligen Ich-Erzähler benannt. Lukes Kinder, Cara und Edward, sowie seine Ex-Frau Georgie sind dabei die „Haupterzähler“, hinzu kommen noch ein paar wenige Kapitel von Joe, Georgies neuem Mann, der Betreuerin Helen und einem jungen Mann namens Barney. Außerdem ist jedes zweite Kapitel aus der Sicht von Luke geschrieben. Diese Kapitel sind kursiv gedruckt und behandeln Wölfe und sein Leben mit ihnen.


    Meinung:
    Lone Wolf war mein erstes Buch von Jodi Picoult. Ich kannte bisher nur den Film Beim Leben meiner Schwester, von dem ich sehr begeistert war, und habe ein paar Bücher von ihr auf der Wunschliste, gekauft hatte ich aber noch nichts von ihr. Lone Wolf war ein absoluter Spontankauf im Urlaub.


    Die Situation, mit der Picoult den Leser hier konfrontiert, ist eine sehr verfahrene. Die Familie Warren ist vollkommen zerrüttet; da ist Cara, ein siebzehnjähriges Mädchen, das ihren Vater über alles liebt und die letzten vier Jahre bei ihm gelebt hat, dafür aber ihrem Bruder nicht verzeihen kann, dass er gegangen ist. Georgie, die Mutter, hat eine neue Familie gegründet, während Edward sechs Jahre lang in Thailand gelebt hat und sich nur sehr sporadisch bei seiner Mutter gemeldet hat. Und dann ist da noch Luke – ein Mann, der die Gesellschaft von Wölfen der seiner menschlichen Familie vorzieht. Der mit ihnen schläft, isst, balgt. Ein Mann, der lieber ein Wolf wäre als ein Mensch… und sich viel einfacher in ein Rudel integrieren kann als in eine menschliche Gruppe.


    Ich muss sagen, dass Lukes Leben mit den Wölfen mich sehr fasziniert hat. Für mich persönlich ist es absolut nicht verständlich, wie man mit Wölfen leben, die Raufereien ertragen und darüber seine Familie vernachlässigen kann, aber es war glaubhaft geschildert. Lukes Beweggründe werden klar, man kann seine Leidenschaft spüren, man merkt, dass er sich dem Rudel zugehörig fühlt und dass er „in seinem Element“ ist. Auch die Interaktionen mit den Wölfen waren in meinen Augen sehr realistisch geschildert und man kann einige interessante Fakten aus dem Buch ziehen. In ihrer Danksagung erwähnt Jodi Picoult, dass sie sich intensiv mit Shaun Ellis (der drei Jahre lang mit Wölfen zusammenlebte und dann [url='']Der mit den Wölfen lebt[/url] verfasste) unterhalten und von ihm viel erfahren hat – und ich finde das merkt man. Alles wirkt sehr gut recherchiert und einfach echt. Die Wölfe benehmen sich wie Wölfe. Dabei stellt die Autorin sie weder als blutrünstige Monster noch als sanfte Lämmchen dar, sondern sie schafft es, ein Bild zu vermitteln, das ich persönlich für realistisch halte.
    Das macht die Kapitel aus Lukes Sicht sehr interessant; sie tragen zwar nicht direkt zum Fortgang der Handlung bei, helfen aber, Luke und seine Handlungen, die die ganze Familie beeinflusst haben, besser zu verstehen. Ich fand es ein wenig schade, dass in seinen Kapitel seine menschliche Familie kaum thematisiert wurde, aber da sie wohl hauptsächlich dazu dienten, seine Liebe zu den Wölfen zu erklären, war es okay.


    Der schwere Unfall, der Luke ins Koma befördert, passiert direkt am Anfang der Geschichte. Die Ärzte sind wenig optimistisch, dass er noch einmal zu Bewusstsein kommen wird und wenn, wäre er nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen.
    Nun bilden sich zwei Fronten: Edward ist der Meinung, selbst wenn sein Vater wieder aufwachen würde, würde er dieses Leben nicht für lebenswert erachten, während Cara ihn nicht aufgeben möchte und sich an die winzige Chance klammert, dass er wieder aufwachen könnte.
    Die Autorin hat es meisterhaft geschafft, beide Seiten glaubhaft zu schildern. Man kann beide Positionen nachvollziehen und verstehen, warum die Geschwister so handeln, so fühlen, diese Entscheidung treffen wollen. Als Leser fragt man sich unweigerlich, wie man selbst in einer solchen Situation, die man wohl nicht einmal seinem ärgsten Feind wünscht, handeln würde – und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich es wirklich nicht weiß. Vom emotionalen her habe ich Cara vollkommen verstanden: Wie kann man einen Menschen, den man liebt, nach so kurzer Zeit gehen lassen, ihn quasi „aufgeben“? Aber von einem rationalen Standpunkt aus musste ich Edward zustimmen – wenn es kaum noch Chancen gibt, ist es eher eine Qual, die lebenserhaltenden Maßnahmen nicht abzuschalten…
    Picoult macht aus dem Leser einen Spielball: Er ist hin und hergerissen, durchläuft eine emotionale Achterbahn, ist im absoluten Gefühlschaos. Dadurch, dass man sich mit wirklich jedem Ich-Erzähler so gut identifizieren kann und jede Position versteht, ist es ein ständiges Auf und Ab, ein Hin und Her. Nicht jeder Autor schafft es, seine Leser emotional so zu involvieren.
    Dies wird natürlich noch dadurch unterstützt, dass die Geschichte einfach herzzerreißend ist. Die Verzweiflung der Geschwister über die Situation ihres Vaters, dazu noch die Konflikte innerhalb der Familie… ich habe mehrfach, bereits in der ersten Hälfte, Tränen verdrückt, vom Ende ganz zu schweigen.


    Das Ende hatte ich so erwartet. Ich war die ganze Zeit zu hundert Prozent sicher, dass das Buch so enden würde und auch der Verlauf der Geschichte war keine große Überraschung. Aber Picoult schafft es, die Reise dorthin so emotional zu gestalten und den Leser so in die Welt ihrer Charaktere zu verstricken, dass ich trotzdem nicht mit dem Lesen aufhören wollte und die Geschichte gespannt verfolgt habe. Es ist zwar kein großer Spannungsaufbau da und stellenweise war die Handlung auch ein wenig in die Länge gezogen, aber dafür war ich emotional sehr involviert. Ich habe mit den Figuren gelitten, mit ihnen gehofft und mich in ihr Leben, ihre Geheimnisse, hineinziehen lassen.


    Der Epilog war für mich – das muss ich leider sagen – unnötig und übertrieben kitschig. Das „eigentliche“ Ende war perfekt für die Geschichte, sodass ich finde, dass Picoult sich diese zwei Seiten hätte sparen können; ich habe wirklich die Augen verdreht und mich gefragt, ob sie das jetzt ernst meint oder nicht. :roll:


    Lone Wolf beziehungsweise Solange du bei uns bist ist in meinen Augen ein sehr gutes Buch – es ist sogar ein letztes Jahres-Highlight für mich. Die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt und sehr bewegt, außerdem hat mich Picoult als Autorin absolut überzeugt, indem sie es geschafft hat, mich mit jeder Person mitfühlen und ihre komplett unterschiedlichen Standpunkte nachvollziehbar werden zu lassen. Es war definitiv nicht mein letztes Buch von der Autorin, so viel kann ich sicher sagen.
    Da ich aber das Gefühl hatte, dass die Geschichte stellenweise ein wenig in die Länge gezogen wurde, und der Epilog einfach nur unnötig war, ziehe ich einen halben Stern ab.
    Dennoch – von mir eine absolute Leseempfehlung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb::love:

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Der aktuelle Roman von Jodi Lynn Picoult, der US-amerikanischen Schriftstellerin ist in der deutschsprachigen Ausgabe im Mai 2014 im Bastei Lübbe Verlag erschienen.
    Die gebundene Ausgabe umfasst 460 Seiten.
    Es gibt keine klare Kapitelgliederung. Die einzelnen Kapitel / Abschnitte ergeben sich aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten.

    Inhalt:

    Nach einem Streit mit seinem Vater Luke verlässt der damals 18-jährige Edward seine Familie und wohnt und arbeitet seitdem als Englischlehrer in Thailand.
    Seine 7 Jahre jüngere Schwester Cara lebt nachdem Verlassen des Bruders weiterhin bei ihren Eltern Luke und Georgie. Kurz nach Edwards Entscheidung die Familie in den Staaten, Beresford zurück zulassen, kommt es du der Trennung des Ehepaars Luke und Georgie Warren.
    Nachdem Georgie in Joe Ng einen neuen Ehepartner gefunden hat und die gemeinsamen Kinder Elizabeth und Jackson (Zwillinge) geboren wurden, endschloss Cara im Alter von 13 Jahren zu ihrem Vater zu zeihen.


    Nach einem schweren Autounfall von Cara und Luke wurde Edward von seiner Mutter über den gesundheitlichen Zustand seines Vaters und seiner Schwester informiert. Da er, aufgrund seiner Volljährigkeit (24 Jahre) der einzige Verwandte war, der in medizinischen Fragen und gesundheitlichen Dingen Auskünfte erhalten durfte. Edward entschied sich sofort von Thailand nach Amerika zu fliegen und ins Krankenhaus zu kommen.
    Cara ist zum Zeitpunkt des Geschehens 17 Jahre alt. Bei dem Unfall erlitt Care eine Schulterfraktur, Luke erlitt ein diffuses Schädel-Hirn-Trauma. Nach dem Cara erfolgreich operiert werden konnte, liegt Luke bewusstlos auf der Intensivstation und muss künstlich beatmet werden.
    Luke besitzt einen Führerschein, laut dessen er Organspender ist. Bevor es zu einer Organspende kommen kann, muss über die lebenserhaltenden Maßnahmen entschieden werden.
    Für Edward ist klar, sein Vater habe sich ein solches Leben nicht gewünscht. Er würde der Organspende zustimmen, doch seine Schwester Cara, die bei ihrem Vater gelebt hat kann ihn nicht gehen lassen.
    Wie geht es weiter, wird die Herz-Lungen-Maschine abgeschaltet? Wird Luke Organspender?


    :?: Habt ihr schon einmal über einen Organspende-Ausweis nachgedacht, oder besitzt ihr einen?
    :?: Wie sieht es mit einer Patientenverfügung aus?
    In dem Buch von Jodi Picoult wird meiner Meinung nach gut über dieses Thema aufgeklärt. Wie wichtig es vielleicht auch ist, in jungen Jahren schon eine Patientenverfügung zu schreiben, denn ein Autounfall kann schließlich zu jeder Zeit passieren.

    Allgemeines:

    Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Die kurze Gliederung und die wechselnde Sicht der Protagonisten hat mir sehr gut gefallen. Es kam zu keinen Wiederholungen und in sich schlüssig, ich konnte mich gleich wieder in den nächsten Protagonisten hineinversetzen.
    Fachlich, in Bezug auf das Krankheitsbild von Luke Warren sind die Informationen sehr gut recherchiert und neben den fachlichen Ausdrücken auch für Laien sehr verständlich und nachvollziehbar beschrieben.

    Fazit:

    Das Buch hat mir sehr sehr gut gefallen :love: , ich werde es weiter empfehlen und definitiv noch ein zweites oder drittes Mal lesen.
    Das Thema hat mich sehr angesprochen, auch hat es mich in meinem Leben angeregt mich ebenfalls zum Thema Organspende und Patientenverfügung zu informieren.

    "Die Menschen sind zu unaufmerksam, um die Magie wahrzunehmen, die um sie herum passiert..."

    (Margit Auer - Die Schule der magischen Tiere - Band 1, Seite 88)

  • Das hat mir gefallen:


    1. Schwere Themen werden in diesem Buch behandelt. Unfall, Tod, Schwerstbehinderung, Verlust und Organspende. Diese Themen werden von allen Seiten und Sichtweisen beleuchtet.


    2. Jede für die Handlung wichtige Person kommt zu Wort. Das macht die Geschichte sehr vielseitig und vielschichtig. Man beginnt, jeden zu verstehen. Mit dem weiteren Verlauf des Buches lernt man immer mehr überdie entsprechende Lebensgeschichte und die Zusammenhänge, die zu Entscheidungen und Meinungen führen.


    3. Nicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Immer mehr positive, wie auch negative Fakten kommen auf den Tisch und lassen den Leser ständig umdenken.


    4. Der Leser wird durch die Lektüre an Themen herangeführt, die man selber gerne verdrängt. Man gerät ins Nachdenken und merkt, wie schnell es zum Äußersten kommen kann.


    Das hat mir nicht so gefallen:


    1. Die Absätze mit den Wölfen waren mir teilweise zu viel und nicht nur einmal wiederholten sich die Fakten, was mich ein wenig störte, wenn ich es auch interessant fand.


    2. Ich konnte mich einfach nicht so ganz in die Tatsache hineindenken, dass jemand sich freiwillig versucht wie ein Wolf zu verhalten


    Fazit: Die Bücher von Jodi Picoult lese ich unwahrscheinlich gerne. Ich habe schon viele Romane von ihr gelesen und freue mich sehr, wenn neue
    erscheinen. Einige habe ich in der Zwischenzeit aber auch noch zum Aufholen ;) Das Buch hat mich sehr stark zum Nachdenken gebracht. Es ist
    einfühlsam und dennoch konsequent beschrieben. Wie immer gefällt es mirbei der Autorin sehr gut, dass jeder zu Wort kommen darf. So erfährt
    man mehr als in vielen anderen Romanen und überdenkt seine Meinung. Oft wirft man auch alle seine Gedanken wieder über den Haufen, weil sich bei
    einer Person plötzlich gute Gründe auftun, warum ein ursprünglich negativ wirkendes Verhalten plötzlich in ein ganz anderes, verständlicheres Licht gerückt wird.


    Auch hier ist wieder ein fesselnder Roman entstanden mit einem Thema, über das nicht allzu oft zu lesen ist. Sehr lesenswert!


    Daher auch in diesem Fall gibt es 5 von 5 Punkten von mir!

  • Über den Verlauf der Geschichte wusste ich nicht viel. Edward möchte die Maschinen abstellen und Lukes Organe spenden lassen. Cara ist damit nicht einverstanden und kämpft um das Leben ihres Vaters. Aber weiter? Wie füllt man damit 460 Seiten?

    Jodi Picoult schlägt zuerst einen Weg ein, indem sie ein bisschen für Ärger sorgt, aber schlussendlich geht es um eine Frage. Sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden oder nicht?

    Cara und Edward haben beide ihre Entscheidung getroffen, nur wollen sie nicht das gleiche. Auch ich habe zu Beginn bereits entschieden, was ich mir für das Ende wünsche und bin froh, dass es dann auch so gekommen ist. Allerdings habe ich Cara wie auch Edward verstanden und konnte ihre Entscheidungen nachvollziehen. Bei Cara hatte ich am Anfang zwar meine Probleme. Aber mir ist dann sehr schnell klar geworden, warum sie so um das Leben ihres Vaters kämpfte. Und ihre Erklärung am Ende bestätigte schlussendlich meine Annahme.

    Schade fand ich, dass das Thema Organspende nur am Rande behandelt wurde. Aber mehr wäre wahrscheinlich auch zu viel gewesen. Aber vielleicht regt es ja trotzdem zum Nachdenken darüber an.

    Und nun zu den Wölfen:

    Zuerst war ich den Wölfen gegenüber skeptisch, da ich mit Wölfen im Allgemeinen nicht viel anfangen kann. Aber sehr schnell haben mich Lukes Erzählungen von den Wölfen in ihren Bann gezogen. Lukes Berichte, wie die Wölfe, in Gefangenschaft sowie auch in der Wildnis, ihn als Mitglied in ihr Rudel aufgenommen haben, fand ich faszinierend. Und ich muss auch gestehen, dass ich einen völlig anderen Blick auf diese Tiere bekommen habe.

    In diesem Zusammenhang sind auch die Wolfsspuren, die sich im Buch wieder finden, passend und geben dem Buch etwas Besonderes.

    Erzählt wird Solange du bei uns bist von den jeweiligen Beteiligten, wobei sich hier wie man das schon von Jodi Picoult kennt, die Schriftarten ändern. Und obwohl Luke im Koma liegt und nur durch die Herz-Lungen-Maschine am Leben erhalten wird, wirkt er doch durch seine Erzählungen von den Wölfen lebendig.

    Bei meiner Bewertung bin ich am schwanken zwischen 4,5 und 5 Sternen. Aber ich denke, :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: fühlen sich für mich richtiger an und eine Lesempfehlung kann ich auch ganz klar aussprechen :thumleft:

  • Inhaltsangabe:

    Zitat


    Seite 117: Ich bin der Absicht hierhergekommen zu reparieren, was zu Bruch gegangen ist, und mich dann wieder in meine Zuflucht auf der anderen Seite der Welt zurückzuziehen, doch jetzt hat sich alles verändert. Ich kann nicht reparieren, was zerbrochen ist, nicht meinen Vater, nicht mich und auch nicht meine Familie. Ich kann nur ein wenig flicken und hoffen, dass es hält.

    Luke Warren, renommierter Wolfsforscher, erleidet zusammen mit seiner 17jährigen Tochter Cara einen schweren Unfall. Während Cara mit einer Gehirnerschütterung und einer gebrochenen Schulter davon kommt, hat Luke schwere Kopfverletzungen. Er verfällt nach einer OP ins Koma. Die Prognosen sind äußerst schlecht, auch wenn er noch nicht hirntot ist.


    Es müssen Entscheidungen getroffen werden. Georgie, Caras Mutter, informiert ihren ältesten Sohn Edward. Da Georgie von Luke geschieden und Cara noch minderjährig ist, ist nur Edward berechtigt, diese Entscheidungen zu fällen. Aber er hat vor sechs Jahren über Nacht die Familie verlassen und damit viele ungelöste Konflikte zurückgelassen.


    Entsprechend angespannt ist die Situation für alle Beteiligten. Cara glaubt noch an ein Wunder, dass ihr Vater wieder erwacht. Edward hingegen betrachtet die Situation realistisch. Doch zugleich muss er sich vorwerfen lassen, den Vater, den er so sehr hasst, loswerden zu wollen.

    Die Situation eskaliert und die Justiz wird eingeschaltet.


    Mein Fazit:


    Das Buch hat mich sehr für sich eingenommen. Das liegt zum einen an dem ungewöhnlichen Grundthema, nämlich die Wölfe. Und dann ist da noch der Schreibstil, der mir sehr gefallen hat.


    Die Autorin hat jede wichtige Figur zu Wort kommen lassen. In abwechselnden Abschnitten erzählen die Personen aus ihrer Sicht, wie sie die Situationen wahrnehmen und dann gibt es auch kleine Rückblicke in ein Familienleben, das nur nach außen hin intakt schien. Georgie, die einen Wissenschaftler geheiratet hat und mit seiner Leidenschaft für die Wölfe nicht mehr klargekommen ist. Luke hat sich schließlich zwei Jahre aus der Zivilisation verabschiedet, um in der kanadischen Wildnis mit einem Wolfsrudel zu leben. Welche Familie würde da Hurra rufen? Luke kehrt wieder zurück, aber das Leben wie vorher kann er nicht mehr aufnehmen. Edward, das älteste Kind, war schon immer anders und konnte Lukes Leidenschaft für die Natur nicht teilen. Seine Homosexualität scheint ein großer Streitpunkt zwischen Vater und Sohn zu sein. Cara liebt ihren Vater abgöttisch und zog vier Jahre zuvor zu ihm, weil sie sich in Georgies Familie nicht mehr wohlfühlte. Georgie hatte neu geheiratet und Zwillinge bekommen. Und auch Joe, Georgies Ehemann, erzählt seinen Teil zu dieser Familientragödie, die zwangsläufig auch ihn betrifft, denn er ist Anwalt und vertritt Edward.


    Die Geschichte ist sehr vielschichtig und für mich sehr realistisch. Aller Personen handelten aus ihrer Motivation heraus so, dass man es nachvollziehen kann. Sie wirken authentisch und alle auf ihre Art sympathisch. Luke, der ja zu der ganze Sache nichts sagen, weil er im Koma liegt, hat hingegen hat nur seine Wölfe. In regelmäßigen Abständen gibt es auch Abschnitte über diese faszinierenden Wesen, die entweder geliebt oder gehasst werden. Und diese Abschnitte begleiten die Geschichte und ziehen kleine Parallelen zu der menschlichen Familie, die Luke mehr oder weniger hatte. Sehr gelungen, wie ich finde!


    In jeder Familie gibt es Konflikte und Geheimnisse. So ist es auch in dieser Familie. Die Folgen davon sind sehr gravierend und lassen der Familie kaum eine Wahl. Das war spannend und beklemmend zugleich. Ich konnte mit allen mitfühlen und doch auch nicht für eine Seite Partei ergreifen.


    Ich werde mir mal die anderen Bücher der Autorin ansehen, denn dieses Buch bleibt im Sinn und hat mir im Ganzen ausgesprochen gut gefallen. Ich vergebe fünf begeisterte Sterne mit einer klaren Lese-Empfehlung.