Alexandre Dumas (der Jüngere) - Die Kameliendame (ab 27.12.2013)

  • Hallo zusammen,



    am 27. Dezember starten bittersweetlight, Wuselsusi, xJeannex und ich unsere MLR zu "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas.



    Ihr könnte euch gerne noch anschließen. :study:

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  • Vielleicht jeden Tag drei oder vier Kapitel?

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  • So, dann bring ich mal ein bisschen Schwung in unsere Leserunde :wink:


    Kapitel 1


    Der Erzähler macht zu Beginn klar, dass diese Geschichte nicht seiner Fantasie entsprungen ist, sondern sich auf eine wahre Begebenheit stützt. Die Hauptperson ist bereits verstorben.


    Ein Plakat, auf dem eine Versteigerung von Luxusgegenständen etc. infolge eines Todesfalles beworben wird, erregt die Aufmerksamkeit des Erzählers. Die Habseligkeiten können vor der Versteigerung in der Wohnung des Verstorbenen besichtigt werden.


    Es wird klar, dass es sich um eine Kurtisane handelt, die anscheinend einen prunkvollen und verschwenderischen Lebensstil an den Tag legte.


    Später erfährt der Erzähler, dass es sich bei der Toten um Marguerite Gaultier handelt. Er kannte sie flüchtig.


    Nun, das erste Kapitel nimmt ziemlich viel vorweg.

    Zitat

    Die Frau, bei der ich mich befand, war tot; nichts hinderte darum selbst die tugendhaftesten Damen, bis in ihr Schlafzimmer vorzudringen.


    Bei der Vorstellung wurde mir übel. Kaum unter der Erde, fallen sie schon mit Argusaugen über die Besitztümer her und warten noch nicht mal die Auktion ab :wuetend:


    Kurtisanen werden von der Gesellschaft missachtet, als gefallene, unmoralische, lasterhafte Frauen und Mädchen betrachtet. Der Erzähler erinnert sich an eine Situation, in der eine solche Frau von Gendarmen abgeführt und Ihres Kindes entrissen wird.


    Zitat

    Seit diesem Tage bekam ich es nicht mehr über mich, eine Frau auf den ersten Blick zu missachten.


    Außerhalb des Berufs sind diese Damen eben auch Mutter, Schwester und Freundin, wie alle anderen.








  • Kapitel 2:


    Hier erfahren wir etwas mehr über Marguerite. Der Erzähler schildert sie als wunderschöne junge Frau, die entgegen der meisten Kurtisanen eine würdevolle Eleganz innehatte. Ihr Gesicht verlieh ihr Unschuld, die so gar nicht Ihrer Beschäftigung entsprach. Auch befand sie sich niemals in Begleitung und hatte junge, angesehene Kunden.


    Stets in eleganten Kleidern, traf man sie oft im Theater an. Mit Lorgnette, einem Beutel mit Süßigkeiten und einem Strauß Kamelien. An fünf Tagen im Monat waren diese rot, ansonsten weiß. Daher also der Titel.


    Als Maguerite erkrankt und zur Kur muss, trifft sie auf einen ausländischen Herzog, der in ihr das Abbild seiner ebenfalls kranken Tochter sieht. Seine Tochter starb. Der Herzog bat Maguerite bei ihm zu leben, ihren Lebenstil aufzugeben und bot ihr dafür alles, was sie sich nur wünschen konnte. Maguerite, krank und ob ihres Lebensstils reumütig, willigte ein.


    Als Ihre Lebensgeister zurückkehrten und sie wieder nach Paris kam, war es schnell vorbei mit dem Vorsatz. Der Herzog ließ sie gewähren.


    Marguerite schien nicht unter Ihrer Beschäftigung noch unter Ihrem ausschweifenden Lebensstil zu leiden, so viel steht fest :lol:

  • "Ich bin der Meinung, dass man Gestalten nur schaffen kann,
    wenn die Menschen lange ergründet hat, ebenso man eine Sprache nur unter der
    Bedingung beherrscht, dass man sie ernsthaft erlernte."



    Ich finde den ersten Satz als Einstieg sehr gelungen.
    Interessant finde ich auch den Ansatz, Menschen mit Sprachen zu vergleichen:
    Manches begreift man intuitiv, über anderes muss man gründlich nachdenken.





    Der Erzähler ist der Meinung, dass er noch nicht alt genug
    ist, um Geschichten erfinden zu können, deswegen erzählt er eine Geschichte von
    der er den Leser bittet, an eine wahre Begebenheit zu glauben. Alle Personen
    dieser Geschichte seien noch am Leben, außer die Heldin. Damit ist klar, dass
    es in dem Roman nicht darum geht, was am Ende passiert, sondern was zum Ende
    führt.





    Es ist mir schon oft bei alten Romanen aufgefallen, dass der
    Erzähler der Geschichte, obwohl er selbst keine Hauptfigur ist, trotzdem von
    sich in der Ich-Form berichtet, an der Handlung teilnimmt und den Leser aktiv
    anspricht.



    Ich bin mir nicht sicher darüber, ob ich das schön finde,
    oder nicht. Es löst sozusagen widersprüchliche Gefühle in mir aus. Einerseits
    hat man so das Gefühl ein Teil der Geschichte zu sein, man hat das Gefühl, dass
    das alles wirklich geschehen ist. Andererseits wird man gerade dadurch daran
    erinnert, dass man ein Buch liest und dass alles nur eine Geschichte ist.





    Der Erzähler entdeckt ein Plakat, das die Versteigerung von
    Möbeln und Luxusgegenständen



    aufgrund eines Todesfalls ankündigt.



    Er beschließt, zur Besichtigung der Möbel etc. zu gehen.





    Dort herrscht ein ziemlicher Andrang. Der Erzähler stellt
    fest, dass er sich in der Wohnung einer „ausgehaltenen Frau“ befindet.



    Ich habe mich in dem Moment gefragt, ob mit diesem Begriff
    zwangsläufig eine Prostituierte gemeint ist, oder ob es sich auch um eine Frau
    halten kann, die sich einen reichen Liebhaber „geangelt“ hat.





    Teilweise finde ich die Sprache sehr schlicht und einfach,
    teilweise bekommt man aber auch solch verschachtelten Sätze serviert, dass man
    sie mehrmals lesen muss.



    Bsp:



    "ch verstand bald Bewunderung und Erstaunen, denn sobald
    ich selbst mit der Prüfung begonnen hatte, erkannte ich ohne weiteres, dass ich
    mich in der Wohnung einer ausgehaltenen Frau befand, und wenn es etwas gibt,
    das die Damen von Welt zu sehen wünschen, und es waren Damen der Welt da, so
    ist es das Interieur solcher Mädchen, deren Kutschen täglich ihre eigenen
    streifen und bespritzen, die wie sie selbst und Seite an Seite mit ihnen ihre
    Loge in der Großen und in der Italienischen Oper haben und, in Paris
    wenigstens, durch ihre Schönheit, ihre Diamanten und Skandale die
    Aufmerksamkeit aller herausforderten."





    Interessant fand ich auch den Satz „Die Frau, bei der ich
    mich befand, war tot“. Er drückt aus, dass diese Person, obwohl sie tot und
    damit nicht mehr da ist, doch noch irgendwie da ist. Dass man ein Eindringling
    ist, der in ihre Privatsphäre einbricht.



    Aber trotzdem machen sich alle Besucher mit Neugier über
    ihre Sachen her. Dabei sind sie gar nicht an den Gegenständen interessiert,
    sondern an der Geschichte der ehemaligen Besitzerin – von der allerdings nichts
    zu finden ist.





    Der Erzähler beurteilt die ehemalige Besitzerin aufgrund der
    prunkvollen Einrichtung als verschwendungssüchtig und vermutet, dass sie für
    die Finanzierung mehr als einen Liebhaber benötigte.



    Er ist der Meinung, dass es für sie besser war, früh zu
    sterben – bevor das Alter den Körper verändert. Er bezeichnet dies als „mild
    von Gott“.





    Das finde ich auch immer wieder interessant an den alten
    Romanen: Die Erzähler sind der Meinung, dass alles in Gottes Hand lag. Wenn
    jemand Glück hat, meint Gott es gut mit ihm; wenn es jemanden schlecht geht,
    bestraft ihn Gott für etwas. Wenn jemand etwas weiß, hat er diese Erkenntnis
    von Gott erhalten. Man merkt, welchen Stellenwert der Glauben an Gott in der
    damaligen Zeit in der Gesellschaft einnahm.





    Der Erzähler erfährt, dass die Kurtisane Marguerite Gautier
    war. Er kannte sie vom Namen und vom Sehen. Sie ist seit etwa 3 Wochen tot und
    hatte eine Menge Schulden, weswegen ihr Besitz nun versteigert muss.





    Der Erzähler ist der Meinung, dass er „eine unerschöpfliche
    Nachsicht für diejenigen, die man Freudenmädchen nennt“ habe, jedoch hatte ich
    das Kapitel über den Eindruck, dass er Kurtisanen genau wie der Rest der
    Gesellschaft sehr verurteilt: Er findet nichts trauriger als eine alternde
    Kurtisane, er geht davon aus, dass sie keine Freunde und keine Familie haben,
    dass sie keine Würde haben und ihr Leben lang Reue empfinden müssen.



    Dennoch ist der Erzähler der Meinung, dass er eine Frau nie
    auf den ersten Blick missachtet, nachdem er einmal beobachtet hatte, wie
    Kurtisane auf offener Straße weinte, weil ihr Gendarmen das Kind wegnahmen.





    Im Grunde genommen hat er in dem Moment, wo er durch die
    Wohnung ging, aber nichts anderes getan, als die Frau, die dort wohnte, zu
    missachten.



    Erst als er ein Gesicht zu dem Menschen hatte, hat er
    Mitleid und nicht mehr Abscheu für die verstorbene Frau empfunden.

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  • Der Tod Marguerites erregt fast kein Aufsehen. Der Erzähler
    vergleicht sie mit einer glanzlosen Sonne – sie geht glanzlos auf und auch
    glanzlos unter. Wenn eine Kurtisane früh stirbt, erfahren alle Liebhaber von
    ihrem Tod, da diese in Paris alle in Kontakt stehen. Tränen weint man
    allerdings nicht um sie.





    „Was mich betrifft, so befand sich zwar mein Namenszug auf
    keinem der Gegenstände, die Marguerite gehört hatten, aber die gefühlsmäßige
    Nachsicht und das natürliche Mitleid, das ich gefühlsmäßige Nachsicht und das
    natürliche Mitleid, das ich vorhin eingestand, bewirken, dass ich an ihren Tod
    länger dachte, als sie es vielleicht verdient hatte.“



    Diesen Satz fand ich ungeheuerlich: Nur weil sie eine
    Kurtisane war, hatte sie es nicht verdient, dass man ihren Tod betrauert?





    Der Erzähler erinnert sich Marguerite zurück: Sie war sehr
    vornehm und sehr schön. Ihr Lächeln war das einer Herzogin. Er bedauert den Tod
    Marguerites „wie man die unwiderrufliche Zerstörung eines Werkes bedauert, das
    vollkommen gewesen war.“



    Marguerite verbrachte alle ihre Abende im Theater oder auf
    dem Ball. Sie hatte immer drei Gegenstände bei sich: ein Lorgnette (ich musste
    googlen, was das ist), ein Beutelchen mit Süßigkeiten und ein Strauß Kamelien.
    An 25 Tagen eines Monats trug sie weiße Kamelien und an 5 Tagen rote Kamelien –
    niemand wusste den Grund dafür, aber diese Tatsache führt zu ihrem Namen: Die
    Kameliendame.



    Marguerite war die Mätresse der elegantesten jungen Männer –
    man rühmte sich damit, sie als Mätresse zu haben. Allerdings war sie seit 3
    Jahren nur noch mit einem Mann zusammen, der versucht haben soll, die aus ihrem
    alten Leben zu lösen.



    Während eine Kuraufenthaltes lernt M. einen alten Herzog
    kennen. Sie sieht seiner verstorbenen Tochter ähnlich, deswegen bittet er sie,
    sie lieben zu dürfen, wird jedoch schnell über M.s Status aufgeklärt.



    Da er M. nicht aufgeben will, bittet er sie, ihr ehemaliges
    Leben aufzugeben. Sie willigt ein. Als sie sich jedoch zurück in Paris
    befinden, beginnt sich M. zu langweilen und verbringt ihre Nächte wieder gemäß
    ihren alten Gewohnheiten.



    Der Herzog findet das natürlich heraus, doch er ist nicht in
    der Verfassung, die Sache mit M. zu beenden. So läuft alles weiter wie bisher:
    M. trifft sich mit dem Herzog und M. trifft sich mit anderen Männern.





    Außerdem erfährt man, dass M. eine Lungenkrankheit hat.

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  • @bittersweetlight:


    Wie weit bist du schon?
    Vielleicht waren 3 Kapitel pro Tag ein bisschen ambitioniert von mir. :pale:


    Wie sieht es bei den anderen aus?

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  • @bittersweetlight:


    Wie weit bist du schon?
    Vielleicht waren 3 Kapitel pro Tag ein bisschen ambitioniert von mir. :pale:


    Wie sieht es bei den anderen aus?


    Ich bin gerade bei Kapitel 6 angelangt. Zu Kapitel 3 habe ich gestern nichts gepostet, weil ich mich ein bisschen über Manon Lescaut informieren wollte, dazu poste ich heute Abend etwas. Wie weit bist Du?


    Wuselsusi und Jeanne, wie sieht es bei euch aus?

  • Stimmt, das Buch ist alles andere als einfach zu lesen. Wir haben es auch mit einen widersprüchigem Erzähler zu tun. Auf der einen Seite sagt er, er könne solche Frauen nicht mehr auf den ersten Blick missachten, auf der anderen Seite lässt er dermaßen herablassend seinen Unmut ob der Kurtisanen aus. :scratch: Was denn nun? Und Maguerite als Kunstwerk zu bezeichnen, ist in meinen Augen sehr anmaßend. Warten wir es ab.



    Ihr Grab kann auf dem Cimetiere de Montmartre in Paris besucht werden. Hier gibts ein Foto davon.


    (Entschuldigt mein Hereinplatzen, ich geh jetzt auch schnell wieder.)

    Danke für den Link :winken: Kannst ruhig öfter hier vorbeischauen :wink:

  • Hallo Ihr Lieben,


    leider ist bei mir privat Einiges dazwischen gekommen, sodass ich im Moment nicht so wie gedacht zum Lesen komme :cry: . Vielleicht wird es zum 1. Januar etwas ruhiger und ich kann die Verfolgung aufnehmen :roll:


    Lieben Gruß
    Wuselsusi :geek:

  • So, hier meine Anmerkungen zu Kapitel 3, die ich eigentlich schon gestern posten wollte :uups:


    Kapitel 3


    2 Tage nach der Besichtigung beginnt nun die Versteigerung von MaRguerites Wertsachen, ebenfalls noch in der Wohnung. Viele angesehene Damen sind anwesend, auch um einen Blick auf die anwesenden Kurtisanen zu werfen und aus nächster Nähe zu betrachten zu können. Der Erzähler ersteigert Maguerites Exemplar von Abbé Prévosts Manon Lescaut, um die angepriesene Widmung zu erfahren.


    Zitat

    Manon an Marguerite, in Demut
    Armand Duval


    Zum Inhalt schreibt amazon:


    Zitat

    Rätselhafte, schillernde Manon Lescaut – ist sie die bedingungslos Liebende, als die sie selbst sich darstellt, oder doch nur ein Fähnchen im Sturmwind ihrer Begierden? Seit Jahrhunderten beschäftigt diese unwiderstehliche Femme fatale die Fantasie von Männern und Frauen.
    Die verführerische Manon Lescaut soll von ihren Eltern ins Kloster geschickt werden, da kreuzt der junge Chevalier des Grieux ihren Weg. Er verfällt ihr sofort und lässt alle Pläne fahren. Mit seiner blinden Leidenschaft für die abgöttisch Geliebte brüskiert er Kirche und Konventionen. Die wilde Ehe gewinnt eine flirrende Dynamik, aufmerksam beäugt von der geschmähten Gesellschaft. Denn die beiden – privilegiert, aber geächtet – kennen nur Freund oder Feind. Und diejenigen, die sich kaufen lassen von ihrem ergaunerten Geld. Doch beim dramatischen Finale in der Neuen Welt können auch das Gold, Manons Liebreiz und des Grieux‘ blaues Blut die Heldin nicht retten.


    Letzendlich stirbt Manon in der Wüste in den Armen des Grieux und bekennend zu Ihrer Liebe. Er begräbt sie zusammen mit seinem Herzen.


    Der Erzähler ist angesichts der Geschichte voller Mitleid mit Marguerite und hält ein flammendes Plädoyer für die "Sünderinnen" und appelliert an die christliche Nächstenliebe, man möge den Damen doch helfen, den richtigen Weg zu finden. Meine Meinung: scheinheilig :roll:


    Warum?


    Zitat

    Missachten wir vor allem nicht die Frau, die nicht Mutter, nicht Schwester, nicht Gattin ist.


    An einer Stelle spricht er von der Überlegenheit der Ausschweifung oder der des Herzens. Beides ist für ihn unvereinbar, sodass er in Kurtisanen enweder das Laster sieht oder die vom Laster geläuterten. Ich würde das Nachsicht nennen, nicht Nächstenliebe :-k


    Zudem greift er Voltaires Theorien an


    Zitat

    An meine Generation wende ich mich, für die Theorien des Herrn von Voltaire zum Glück nicht mehr gültig sind, und gleich mir versteht, dass die Menschheit seit 15 Jahren von einem unvergleichlichen Aufschwung der Seele getragen wird. Die Erkenntnis des Guten und des Schlechten ist wieder für immer im unseren Besitz...


    Aus Wikipedia:


    Zitat

    Voltaire war einer der bedeutendsten Kirchenkritiker des 18. Jahrhunderts. Mit seiner Kritik an den Missständen des Absolutismus und der Feudalherrschaft sowie am weltanschaulichen Monopol der katholischen Kirche war Voltaire ein Vordenker der Aufklärung und ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution.


    pescador: Wollen wir den anderen die Chance zum Aufholen geben und am 02. Januar weitermachen?

  • Der Erzähler begibt sich zur Versteigerung. Es ist viel los
    dort: „alle Berühmtheiten des elegenten Lasters“ sind anwesend, außerdem ein
    „paar große Damen“, die die Kurtisanen mustern und laut Vermutung des Erzählers
    nur zur Versteigerung gekommen sind, um sich diese Frauen anzusehen. Der Autor
    vermutet, dass die „großen Damen“ die Damen mit dem Lastern um ihr Leben („ihre
    leichten Abenteuer“) beneiden.





    Hat er damit Recht? Würde man jemals eine Kurtisane
    beneiden, nur weil ihr Leben „abwechslungsreich“ ist? Ich würde dem entschieden
    widersprechen.





    Und wieso ist das Laster plötzlich elegant? In den ersten
    Kapiteln war es doch alles andere als elegant.





    Auch der Erzähler gehört zu den „Gaffern“: Er hat nicht die
    Absicht, etwas zu kaufen. Er ist nur da, weil er die anderen Anwesenden gerne
    beobachten möchte.



    Doch dann wird ein Buch zur Versteigerung angeboten mit dem
    Hinweis, dass auf der ersten Seite etwas geschrieben steht.



    Es folgt ein Bieterkampf, in dem der Erzähler es ersteigert,
    obwohl er somit fast zehnmal mehr für das Buch bezahlen muss, auch wenn er es
    in einem Geschäft kaufen würde.



    Bei dem Buch handelt es sich um „Manon Lescaut“.



    Dieses Buch gibt es wirklich. Es ist etwa 1730 erschienen
    und handelt laut Wikipedia um

    Zitat

    sichtlich die eigene, offenbar so
    leidenschaftliche wie frustrierende und Schuldgefühle auslösende Liebe des
    Autors zu der Haager Edelkurtisane Lenki Eckhardt verarbeitet, die er kurz
    zuvor kennengelernt hatte.


    Was auf der ersten Seite des ersteigerten Buches geschrieben steht: „Manon an
    Marguerite, in Demut. Armand Duval.“



    Der Erzähler fragt sich, was die Worte „in Demut“ zu
    bedeuten haben.





    Laut Wikipedia:



    Er vergleicht Kurtisanen mit dem verlorenen Sohn im
    Christentum – man muss sie auf den richtigen Weg zurückbringen.





    Auch Jesus hat versucht Magdalena auf den richtigen Weg
    zurückzubringen.





    Deswegen mahnt er die Leser (seine Generation): Wir sollen
    nicht strenger als Jesus sein und somit nicht mitleidlos gegen „schlechteren“
    Menschen sein.



    Wir sollen glauben, dass in allem etwas Gutes sein kann; in
    Wenig kann alles enthalten sein: Das Kind hat den Mann in sich, das Gehirn den
    Gedanken und das Auge ist nur ein Punkt, aber man kann Meilen mit ihm sehen.

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  • Stimmt, das Buch ist alles andere als einfach zu lesen. Wir haben es auch mit einen widersprüchigem Erzähler zu tun. Auf der einen Seite sagt er, er könne solche Frauen nicht mehr auf den ersten Blick missachten, auf der anderen Seite lässt er dermaßen herablassend seinen Unmut ob der Kurtisanen aus. :scratch: Was denn nun? Und Maguerite als Kunstwerk zu bezeichnen, ist in meinen Augen sehr anmaßend. Warten wir es ab.


    Zu Kapitel 2 ist mir noch eingefallen: Wieso bezeichnet er
    M. erst als glanzlos – und dann als elegant und schön. Wie passt das zusammen?





    Ich bin gerade bei Kapitel 6 angelangt. Zu Kapitel 3 habe ich gestern nichts gepostet, weil ich mich ein bisschen über Manon Lescaut informieren wollte, dazu poste ich heute Abend etwas. Wie weit bist Du?

    Ich bin bei Kapitel 3. :pale:


    Es ist einfach kein Buch, mit dem ich mich stundenlang ins Bett legen kann.
    Ich lese und mache mir währenddessen Notizen dazu.
    Ich fühle mich an Deutsch-Hausaufgaben erinnert.
    Ich glaube, so ist das einfach mit Klassikern. :-,


    pescador: Wollen wir den anderen die Chance zum Aufholen geben und am 02. Januar weitermachen?

    Von mir aus gerne. Muss ja auch noch selbst aufholen. :totlach:


    Vielleicht sollten wir uns nur einen oder zwei Kapitel pro Tag vornehmen. Dann kann man das schneller wieder aufholen, wenn man nicht immer diszipliniert ist. :uups:

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  • Vielleicht sollten wir uns nur einen oder zwei Kapitel pro Tag vornehmen. Dann kann man das schneller wieder aufholen, wenn man nicht immer diszipliniert ist.

    Passt mir wunderbar.


    Zitat von »bittersweetlight« pescador: Wollen wir den anderen die Chance zum Aufholen geben und am 02. Januar weitermachen? Von mir aus gerne. Muss ja auch noch selbst aufholen.

    Bin auch immer noch bei Kapitel 6 :uups:


    Es ist einfach kein Buch, mit dem ich mich stundenlang ins Bett legen kann.
    Ich lese und mache mir währenddessen Notizen dazu.
    Ich fühle mich an Deutsch-Hausaufgaben erinnert.
    Ich glaube, so ist das einfach mit Klassikern.

    Ich dachte schon, nur mir würde es so gehen :totlach: Das liegt an dem zwiespältigem Erzähler, der wahrscheinlich alle Meinungen der damaligen Gesellschaften in sich vereinigen soll :roll:


    Zu Kapitel 2 ist mir noch eingefallen: Wieso bezeichnet er
    M. erst als glanzlos – und dann als elegant und schön. Wie passt das zusammen?


    Vielleicht meint er die glanzlose Seele, die in einem schönen Körper steckt? :-k



    Zu dem elegantem Laster: Ich denke, er meint in dem Fall eher die Herren, denn viele Kurtisanen waren teuer. Somit konnten sich nur wohlhabende Männer den "Luxus" leisten.


    Bis zum 02. Januar :winken: Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch :anstossen:

  • Frohes neues Jahr! :winken: :anstossen:


    Wo machen wir am 2. den weiter? Bei Kapitel 4 oder 6 oder ganz woanders? :-k

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  • Die Versteigerung ist beendet. Es wurde mehr Geld
    eingenommen als vermutet.






    Über M., die Versteigerung und ihre Familie wird noch einige
    Tage in Paris geredet, dann werden die Geschehnisse schließlich vergessen.






    Doch dann passiert etwas, das bei dem Erzähler den Drang
    auslöst, Marguerites Geschichte aufzuschreiben.






    Der Erzähler Bekanntschaft mit Armand Duval – dem Menschen,
    der die Widmung in das Buch M.s geschrieben hatte, das der Erzähler ersteigert
    hat.



    Armand Duval klingelt an seiner Tür und bittet ihn, ihm das
    Buch „Manon Descaut“ abkaufen zu dürfen.



    Der Erzähler schenkt es ihm, traut sich aber nicht zu
    fragen, was Armand bewogen haben mag, M. diese Widmung zu schreiben.



    Das muss er auch gar nicht: Armand scheint das Interesse des
    Erzählers zu spüren.



    Armand bezeichnet M. als einen Engel und zeigt dem Erzähler
    einen Brief, den M. geschrieben hat.



    In dem Brief schreibt M. Armand, dass sie krank ist und
    sterben wird. Die beiden werden sich nicht mehr sehen. M. schreibt, dass dies
    vielleicht besser so ist, da die M., die Armand gekannt hat, nicht mehr
    existiert.






    „Sie fragen mich, ob ich Ihnen verzeihe – von ganzem Herzen,
    lieber Armand, denn das Schlimmste, das Sie mir zufügen wollten, war ja nur ein
    Beweis Ihrer Liebe zu mir.“



    Hier stellt sich die Frage: Was ist wohl zwischen den beiden
    vorgefallen? :scratch:







    M. fordert Armand auf, eine gewisse Julie Duprat
    aufzusuchen, wenn er wieder in Paris ist. Von ihr werde er ein „Tagebuch
    empfangen und darin Rechtfertigung und Entschuldigung für alles finden, was
    zwischen“ den beiden geschah.






    Die Julie Duprat ist anscheinend informiert darüber, was
    zwischen M. und Armand vorgefallen ist.



    M. bezeichnet die gemeinsame Zeit mit Armand als die
    glücklichste in ihrem Leben.



    Sie schreibt, dass sie Armand gerne etwas von ihr geben
    möchte, aber die Dinge in ihrem Zimmer wären „versiegelt“ und gehören ihr nicht
    mehr.



    Genau genommen stehen vor ihrer Tür schon die Gläubiger und
    warten darauf, dass M. stirbt, damit die Dinge endlich versteigert werden
    können – und die Gläubiger an ihr Geld kommen.






    Menschen sind wirklich solche Aasgeier! :wuetend:




    Zu dieser Zeit scheinen sie ganz besonders schlimm gewesen
    zu sein.






    Was mag passiert sein, dass M. solche Schulden hatte? :-?







    Was ich ebenfalls interessant finde ist folgender Satz:
    „aber die, die mich gesund werden lassen wollen, machen mich ganz erschöpft
    durch diese Aderlässe […]“






    Hier sieht man eine typische Handlung des 18. Jahrhunderts
    (nachdem Aderlässe übrigens Geschichte waren). Seit der Antike wurden bei
    vielen kranken Menschen Aderlässe vorgenommen, wodurch viele gestorben sind,
    die sonst überlebt hätten.



    Scheint so, als würde unsere Marguerite zu ihnen gehören.






    Was mich gewundert hat, dass M. Armand siezt. Ich weiß, dass
    es damals gehobenen Kreisen teilweise sogar üblich war, die Mutter oder den
    Ehepartner zu siezen, aber den Liebhaber? Jemanden, mit dem man so intim ist,
    siezen? Das finde ich ein wenig merkwürdig und sehr distanziert…






    Armand sagt, dass Marguerite etwas für ihn getan hat, „was
    eine Schwester nicht getan hätte“.



    Er weiß, dass die Gesellschaft seinen Schmerz über M.s
    Verlust nicht versteht.



    Armand sagt: „Aber sie wissen nicht, welchen Schmerz ich ihr
    zugefügt habe, wie grausam ich gegen sie gewesen bin, und wie gut und gefasst
    sie war.“






    Und wieder stellt sich der Leser die Frage: Was hat Armand
    getan? Was hat Marguerite getan? Was ist passiert? :-k







    Warum verurteilt der Erzähler eigentlich nicht Armand? Warum
    werden nur Frauen verurteilt, die man kaufen kann, aber nicht die Männer, die
    kaufen? Wenn ihre Nachfrage nicht wäre, würde auch kein Angebot entstehen. :evil:

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