Nadine Ahr- Das Versprechen. Eine Geschichte von Liebe und Vergessen

  • Die 1982 geborene Journalistin Nadine Ahr ist eine Mitarbeiterin der Wochenzeitung DIE ZEIT. Für ihre engagierten Reportagen wurde sie bislang mehrfach ausgezeichnet. Der Rezensent, der jede Woche die ZEIT liest, freut sich immer wieder auf ihre Artikel.


    So habe ich auch mit großem Interesse ihr hier anzuzeigendes Buch in die Hand genommen und es bis auf wenige Pausen nicht mehr weggelegt. Der Bericht über das Leben ihrer Großeltern Ria und Edwin, die sich 1945 kennenlernen und sich von Anfang an in einer großen Liebe verbunden wissen, hat mich sehr berührt. Zwar ist es beim Kriegsende Liebe auf den ersten Blick, was sie beide spüren, doch sie verlieren sich wieder aus den Augen.


    Es dauert Jahre, bis sie sich wieder treffen. Sie versprechen sich gegenseitig, nie mehr auseinanderzugehen. Ein Versprechen, das auch heute unzählige Paare vor dem Standesbeamten oder dem Altar sich geben, das aber nur in wenigen Fällen diese Kraft und diese Ernstheftigkeit besitzt, wie es bei den Großeltern von Nadine Ahr der Fall war.


    Sie halten dieses Versprechen nicht nur über 39 glückliche Jahre, sondern auch, als Ria an Demenz erkrankt, und beginnt, sich vor dem Mann, den sie doch über alles liebt, zu fürchten. Edwin, mittlerweile 89 Jahre alt, versucht seine Frau zu Hause zu betreuen, doch irgendwann muss er sie ins Heim geben. Doch sein Versprechen gilt und er folgt ihr dorthin und gibt schweren Herzens die alte Wohnung auf.


    Seiner Enkelin hat er seine Lebensgeschichte anvertraut und die hat mit ihrer sprachlichen Kunst ein bewegendes Zeugnis geschaffen einer Liebe, die auch an der Demenz nicht zerbricht.

  • Manche Menschen sind einfach für einander bestimmt. Dieses trifft definitiv auf Ria und Edwin zu, die sich 1945, nach Ende des Krieges, kennenlernen. Wegen früheren Verpflichtungen können sie jedoch nicht zusammenbleiben und ihre Wege trennen sich. Jahre später finden sie jedoch wieder zueinander, bis nach 39 Jahren das Schicksal erneut zuschlägt. Ria und Edwin verlieren sich, da Ria an Demenz erkrankt. Edwin begleitet sie, bis seine große Liebe sich nicht mehr an ihn erinnern kann und Edwin zum zweiten Mal mit dem Verlust umgehen muss.


    Beim Lesen bemerkt man schnell, dass es sich bei diesem Roman nicht um eine fiktionale Handlung handelt, sondern jemand eine wahre Geschichte erzählt. In diesem Fall ist es Nadine Ahr, die die bewegende Geschichte ihrer Großeltern wiedergibt. Der Schreibstil unterscheidet sich von einem fiktionalen Roman, ist flüssig, aber oft abgehackt, was jedoch zu Ahrs Art zu erzählen passt. Die Erzählung schafft es ganz nah an den Hauptfiguren zu sein, obwohl keiner der beide eine Ich-Erzähler-Perspektive inne hält. Es gibt verschiedene Zeitebenen, die sich die Autorin zu Nutze macht. So erzählt sie vom Kennenlernen der Beiden 1945, ihren Erfahrungen nach dem Krieg mit jeweils anderen Lebenspartnern, dem erneuten Zusammentreffen und Verlieben, aber auch der Situation in den letzten Jahren sowie in der Gegenwart. Bis auf die Kindheit wird nahezu das gesamte Leben von Ria und Edwin, die mittlerweile jenseits der 80 Jahre sind, betrachtet. Genau dieses sorgt dafür, dass beim Lesen das Gefühl entsteht, die Figuren "zu kennen" und dass sie so authentisch wirken.


    Es ist zwar eine kurze Rezension, aber auch das Buch ist mit seinen 192 Seiten nicht gerade lang. Trotzdem wird man in diese Geschichte hineingezogen und kann sich seiner berührenden Wirkung nicht entziehen. Ob es nun die wahre Liebe ist, die einen fasziniert oder der täglich Kampf gegen die Demenz - die Autorin versteht beides mit ihren Worten direkt in das Herz des Lesers zu transportieren.


    Fazit: Das wahre Leben von Ria und Edwin, die sich zweimal verloren haben und vor allem die Beschreibungen, wie die Demenz das gemeinsame Leben Schritt für Schritt zerstört, haben mich mehrfach zu Tränen gerührt. Die Geschichte ist einfach sehr ehrlich, authentisch und bewegend. 4,5 Sterne, die ich gerne auf 5 aufgerundet habe.


    • Taschenbuch: 192 Seiten
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