Auf der Rückfahrt von einem Leichenfund, der sich als Jahrhunderte altes Skelett entpuppte, werden Hauptkommissarin Jo Weber und ihr Kollege Lutz Jäger auf schneeglatter Straße in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt.
Als Jo wieder zu sich kommt, findet sie sich zu ihrer Überraschung nicht in einem Bett im Krankenhaus umgeben von Ärzten vor, sondern in einem Bett mit Baldachin in einem holzgetäfelten Zimmer umgeben von merkwürdig gekleideten Menschen und Weihrauchgeruch. Nachdem sie den Menschenauflauf vor die Tür gesetzt hat, wird sie von einer schüchternen Frau, die sich als ihre Magd vorstellt, aufgeklärt. Sie befindet sich im Jahr 1380 und ist die wohlhabende Witwe eines Webers, die die Geschäfte ihres Mannes nach dessen Tod erfolgreich weiterführt. Wie in einem üblen Albtraum gefangen, versucht Jo alles erst einmal zu verarbeiten, als plötzlich auch noch Lutz Jäger auf der Bildfläche erscheint. Kann es sich wirklich nur um einen sehr real wirkenden Traum handeln oder sollten die beiden tatsächlich in der Zeit zurückgereist sein? Um dies herauszufinden begeben sie sich an dem Ort, an dem alles begann, an den Fundort des Skeletts im Kloster Waldungen. Von der Äbtissin erfahren sie, dass dort kürzlich ein junger Mann ermordet wurde und Jo und Lutz von der Vorsehung auserwählt wurden um den Tod des Jungen zu sühnen. Ihre einzige Chance wieder in die Gegenwart zurückzukommen, liegt darin, den Mörder zu finden. Den beiden Kommissaren oder nun besser gesagt der Witwe und dem Wirt bleibt nichts anderes übrig als Ermittlungen anzustellen, doch das ist ohne moderne Hilfsmittel keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt, dass Jos Schwäger Pläne schmieden um sie zu enterben und Lutz mit einem mittelalterlichen Schlägertyp zu kämpfen hat. Sie können nicht verhindern, dass noch mehr Morde geschehen, doch langsam aber sicher kommen die beiden mit List und Einfallsreichtum dem Mörder auf die Spur. Dann wird Jo gefangen genommen und soll als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden …
Anfangs war ich ja sehr skeptisch, ob ein Zeitreise-Krimi mich tatsächlich überzeugen kann, weil ich Angst hatte, dass die Autorin ihrer Fantasie zu viel freien Lauf gelassen haben könnte. Nach Abschluss von „Dreikönigsmord“ kann ich sagen, dass meine Bedenken unbegründet waren und mir das Buch, trotz einigen verbesserungswürdigen Punkten, gut gefallen hat und auch sehr unterhaltsam war.
Die Zeitreise selbst verläuft relativ unspektakulär und es kann auch niemand so wirklich erklären, wie es geschehen konnte, dass Josepha, genannt Jo, und Lutz in den Körpern ihrer mittelalterlichen Ahnen erwachten. Bea Rauenthal kommt sehr schnell auf den Punkt und das zieht sich auch durch das komplette Buch in dem nichts unnötig lang umschrieben wird und/oder vom Thema abweicht. Trotzdem ist ihr Schreibstil meistens sehr bildhaft und vor allem flüssig zu lesen.
Die Charakterisierung der Figuren ist sehr gut ausgearbeitet. Jo ist ehrgeizig, kann ziemlich stur sein, sich nur schwer auf Beziehungen einlassen und ist ein richtiger Kontrollfreak, was durch ihre Schuldgefühle, weil bei einem Einsatz eine unschuldige Frau vor ihren Augen starb, noch verstärkt wird. Dadurch war es für die Kommissarin sehr schwer die Gepflogenheiten des Mittelalters einigermaßen zu akzeptieren. Lutz Jäger ist das komplette Gegenteil. Er lebt einfach in den Tag hinein und versucht, selbst aus der schlechtesten Situation noch das Beste herauszuholen, wodurch es ihm natürlich viel leichter fiel sich in dieser Zeit einzuleben. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch, an Jos Eigenarten musste ich mich erst gewöhnen, doch im weiteren Verlauf kommen auch ihre guten Eigenschaften zur Geltung.
Bea Rauenthal hat sich sehr intensiv mit der Frage beschäftigt, wie es einem Menschen aus der Gegenwart ergehen würde, der plötzlich im Mittelalter leben und auf all die technischen Errungenschaften wie Handy oder Elektrizität verzichten müsste, wodurch auch der Leser zum Nachdenken angeregt wird und sich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen kann. Ebenso sehr wird verdeutlicht, warum die Menschen damals Dinge, die sie nicht erklären konnten entweder Gott oder dem Teufel zuschrieben, aber auch die Lebensgewohnheiten, der Umgang zwischen Mann und Frau oder den „unehrlichen“ Handwerksberufen gegenüber wird gut dargestellt. Etwas unglaubwürdig hingegen fand ich, dass viele mittelalterliche Personen, z. B. die Äbtissin, Jos Magd oder Lutz‘ Freund Herbert, den beiden Kommissaren gegenüber zu tolerant waren und ihr Verhalten oder ihre Redensarten fast widerspruchslos hinnahmen.
Die Ermittlungen sind interessant zu verfolgen und die Fettnäpfchen, in die die beiden treten, sorgen immer wieder für Erheiterung. Lange weiß man nicht, wen man als Mörder verdächtigen sollte, da fast keine Zusammenhänge zwischen den Morden bestehen. Kurz vor Schluss kam es recht schnell zu einer Auflösung mit einem Mann als Täter mit dem man nicht gerechnet hätte. Obwohl die Autorin Spannungsbögen eingebaut hat, hätten einige davon ruhiger etwas ausgeprägter sein können und Lutz‘ spektakuläre Rettungsaktion war meiner Meinung nach zu übertrieben und unglaubwürdig. Sehr schade fand ich außerdem, dass der Handlungsort Ebersheim sowie das Kloster Waldungen auch eine Erfindung der Autorin sind. Eine Geschichte vor historisch realen Hintergründen hätte ich noch interessanter und spannender gefunden.
Wer in „Dreikönigsmord“ historische Tatsachen erwartet, wird leider enttäuscht sein. Meiner Meinung nach ist noch Luft nach oben und ich hoffe daher auf eine Steigerung im Folgeband, doch trotz der Kritikpunkte schafft der Krimi durch den Zeitreise-Aspekt einen interessanten Anhaltspunkt, der den Leser zum Nachdenken anregt und gut unterhält.