Raymond Carver - Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden/What We Talk About When We Talk About Love

  • Die Liebe - welch gutes Gefühl und freudige Gedanken schon allein das Wort vermittelt. Schmetterlinge im Bauch, Glück, Sicherheit und Kraft. Doch Carvers Erzählungen zeigen eine andere Seite der Liebe auf, eine Seite bei der es wohl niemanden auf Anhieb einfallen würde, dies miteinander in Verbindung zu verbringen.
    Carvers 'Helden' sind normale Amerikaner die sich in einer Krise bzw. Problemsituation befinden. Ein Kind verunglückt, ein junger Ehemann und Vater fühlt sich eingesperrt, Andere wurden verlassen, betrogen oder vor die Tür gesetzt. Die Figuren sind häufig nicht in der Lage miteinander zu kommunizieren, sie haben es nicht gelernt oder vielleicht schon wieder vergessen. Doch in allen Geschichten war (ist?) die Liebe vorhanden, man war (scheinbar) glücklich mit Partnern, Kindern oder Fischen, aber irgendwann stürzte einen genau diese Liebe in die Krise. Den einen macht sie verrückt (Dummy mit den Fischen), andere sind untreu, brutal, aggessiv, oberflächlich. Der Titel des Buches könnte über jeder der Geschichten stehen.
    Carver schreibt knapp und karg, seine Sprache scheint die kümmerliche Gefühlswelt seiner Protagonisten widerzuspiegeln. Es gibt kein Happy- oder Nicht-Happy-End, die Erzählungen enden und man fragt sich: Und jetzt? Und hat noch eine ganze Weile etwas zum Nachdenken.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Carver schreibt knapp und karg, seine Sprache scheint die kümmerliche Gefühlswelt seiner Protagonisten widerzuspiegeln. Es gibt kein Happy- oder Nicht-Happy-End, die Erzählungen enden und man fragt sich: Und jetzt? Und hat noch eine ganze Weile etwas zum Nachdenken.

    Hier möchte ich gerne ansetzen: tatsächlich sind die Kurzgeschichten in diesem Band so um die 10 Seiten lang. Wirklich rasch gelesene Abschnitte, und viel erklärt wird nicht. Carver erzählt eigentlich gar keine Geschichte, vielmehr beschwört er ein Gefühl, eine Atmosphäre herauf.


    Die Protagonisten sind innerlich erschüttert, tief getroffen, weil sie verlassen wurden, oder sonstwie jemand Geliebtes verloren haben. Und wie benebelt verbringen sie ihren Tag, offenbar kraftlos, um sich wieder aufzuraffen.


    Allesamt Erzählungen, die traurig stimmen und ich konnte (oder wollte) auch nicht mehrere hintereinander lesen, sondern habe dazwischen längere Pausen gebraucht. Die Lektüre ist eher ein Stimmungskiller, gut geschrieben und rasch zu lesen - aber eben eher deprimierende Situationen...


    Dafür lasse ich noch einen Filmtipp da: Robert Altmans "Short Cuts", ein Film aus dem Jahr 1993 mit Starensemble, basiert auf mehreren Erzählungen von Raymond Carver.