Teil 1: "Böse Zeichen" (Seiten 7 - 70)

  • Unsympathisch finde ich ihn auch nicht, aber er hat einen etwas eingeschränkten Horizont.


    Tom ist ein Charakter, der für mich der typische Leistungsmensch ist. Extrem spezialisiert und auf sein Fachgebiet fokusiert. Seine Selbstbezug ist ebenfalls nur in Verbindung mit seinen Computerfähigkeiten möglich. Das geht soweit, dass Tom von sich sagt, dass seine Erziehung von WINDOWS erfolgte in Form von Updates. Tom ist ein fragiler und problematischer Charakter, weil ihn seine Spezialisierung Vorteile bringt, aber auf der anderen Seite extrem angreifbar macht.

  • Besonders der Abschnitt mit dem Unterschied zwischen Sterben und Tod hat mich beeindruckt. So profan und doch so treffend!

    Ich bin einfach ein großer Fan von Zitaten, und dieser Absatz hatte definitiv das Zeug dazu :wink:


    ine Frage möchte ich doch mal am Anfang der Leserunde in den Raum stellen:
    Alice hat früh ihre Mutter verloren. Sie glaubt nicht an einen Unfall, obwohl alles danach aussieht. Aber glaubt ihr, dass man am Ende des Romans tatsächlich den Mörder ihrer Mutter findet (oder gefunden hat) - ich möchte nicht zu viel verraten.

    darüber mache ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken. Ich lasse die Geschichte auf mich zukommen, und bin für jede Wendung offen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solches Lesen (ohne bestimmten Erwartungen) mir viel mehr Spaß bereitet :)

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Die Zahl Elf hat mich nicht mehr los gelassen


    In der Tat ist die 11 eine Zahl, die für Zahlenmystik viel Platz läßt. Unter anderem gibt es auch die 10 Gebote und die Theorie, dass das 11. Gebot von Moses absichtlich nicht überliefert wurde oder es wurde von der Kirche in den Archiven geheim gehalten. Die 11 kann viel bedeuten. Bei Edgar Ellen Poe gibt es eine schöne Geschichte um einen verschwundenen Brief. Poe fragt sich darin wie man etwas am Besten versteckt und kommt auf die Idee es ganz offensichtlich, trivial vor den Augen aller zu tun. Auch das ist möglich. Aber das Geheimnis der 11 entschlüsselt sich, wenn man weiterliest für den Leser. :-,

  • dass solches Lesen (ohne bestimmten Erwartungen) mir viel mehr Spaß bereitet :)


    finde ich auch. Man sollte sich auf einen Text einlassen. Ich lasse mich beim Lesen grundsätzlich von einer Geschichte absorbieren.
    Meine Frage stellte ich am Anfang, dass man sie im Hinterkopf behält. :study:

  • Meine Frage stellte ich am Anfang, dass man sie im Hinterkopf behält. :study:

    okay, das macht
    für mich mehr Sinn :wink: Dann behalte ich diese im Hinterkopf.
    Aber für die Spannung hast du natürlich mit dieser Frage gesorgt, jetzt denkt man unwillkürlich daran :wink:


    Übrigens, ist es in Ordnung, wenn wir uns mit "du" anreden oder wird von dir "das Sie" bevorzugt?

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  • Also ich finde "Du" viel angenehmer.


    Ja, mit der Frage ist es wie in der Geschichte bei Pinocchio von Carlo Collodi. Da durfte Pinocchio nur für einen Tag nicht an ein Nashorn denken und musste gerade deshalb immer an ein Nashorn denken. :santa:

  • Kapitel 4
    Das auftauchen der Zahl "11" fand ich natürlich ebenso spannend, wie viele hier. Ich habe es mit dem Alter in Verbindung gebracht, weiß auch noch nicht warum, aber das werde ich ja noch früh genug erfahren.
    Gelungen fand ich den Zug mit der Zahl auf jeden Fall: die Zahlen bringen immer einen Geheimnis mit sich, eine Symbolik, etwas mystisches, verborgenes - die machen sich gut in Krimis und Thrillern


    Kapitel 5
    war bis jetzt mein Lieblingskapitel :) Alice in einem Bücherladen - ein Genuss einem intelligenten Mädchen beim Bücherauswahl zu zusehen oder ihren Gedanken über Platon zu lauschen. Konnte ihr den Satz: Warum müssen sich die Kinder für ihre Interessen rechtfertigen und dabei hat der Verkäufer die Bücher nicht ein mal gelesen - richtig nachempfinden. Oder wo sie dem Verkäufer sagt, dass wenn das Buch eine Ausgabe von 1953 wäre, hätte die keine Klebebindung :thumleft:
    Und dann die Krönung: ihre Vorliebe für Wittgenstein - ich mag dieses Mädchen, auch wenn sie dem einen oder anderen "altklug" vorkommt.
    Und ich bin ein absoluter Fan von Tom - Alice Großvater, wobei hier sollte man vorsichtig sein... Man weiß es ja nie 8-[ Doch das möchte ich mir gar nicht erst vorstellen, denn ich finde ihn zu sympathisch, um was "böses" zu vermuten.
    Der Teifi wirkt zwar verdächtig, ist aber glaube ich einfach ein unangenehmer Typ :-k


    Kapitel 6-7
    wie ich schon gesagt habe das wissbegieriges, nachdenkliches Wesen von Alice imponiert mir sehr, ich hoffe, dass sie sich damit nicht in Schwierigkeiten bringt.
    Sehr gut hat mir gefallen, dass ihr Großvater Partei für sie ergriffen hat, und versucht hat ihrem Vater nahezulegen, er solle sie so behandeln, wie es ihrer Entwicklung entsprechen würde. Ihr besser zu zuhören. Und zwar im Sinne von verstehen und nicht einfach zuhören. Denn es ist ja offensichtlich, dass das Mädchen weiter ist, als die meisten 11.jährigen.. Aber scheinbar, möchte das ihr Vater nicht so gerne sehen, oder er versucht sie einfach zu beschützen, was auch denkbar wäre. Beliebt hat er sich bei mir mit seinem Verhalten allerdings nicht gemacht.
    Alice soll zu einem Psychologen, das halte ich auch nicht für verkehrt, denn sie hat offenbar Probleme den Tod ihrer Mutter zu akzeptieren.
    Aber wenn ich mich in ihrer Lage versetzen würde, und denken würde, dass die Mutter keinen Unfall gehabt hatte, sondern umgebracht worden war, dann würde ich es wohl auch nicht akzeptieren können. Der Vater ist mir da in der Situation etwas suspekt :wink:
    Und die "11" ist auf den Bilder von früher aufgetaucht :-,

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  • Ja, mit der Frage ist es wie in der Geschichte bei Pinocchio von Carlo Collodi. Da durfte Pinocchio nur für einen Tag nicht an ein Nashorn denken und musste gerade deshalb immer an ein Nashorn denken. :santa:

    eben :D Ich werde jetzt auch die ganze Zeit daran denken müssen... macht um so spannender

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  • Abschnitt 3 - 5


    Am Ende des vorherigen Kapitels erfährt man, dass wenige Stunden vor dem 24. etwas schlimmes passieren wird. In diesem Kapitel ist nun bereits der 23. Alice fällt auf, wie still es im Dorf auf einmal ist. Ich frage mich, was diese Stille wohl zu bedeuten hat und wer oder was der Auslöser dafür ist :-k
    Wir erfahren ein paar nähere Einzelheiten zum Tod von Alices Mutter, zum Beispiel wer sie als letztes sah und wo sie gefunden wurde. Jeder scheint so zu tun, als wäre ihre Mutter an einem Unfall gestorben, doch Alice vermutet, dass sie ermordet wurde.
    Wie andere von euch es schon erwähnt haben, finde ich die Passage zum Thema Tod und Sterben sehr interessant. Alice wirkt auf mich in mehreren Bereichen sehr abgeklärt, fast schon einen Tick emotionslos (was mich natürlich nicht wundert in Anbetracht dessen, was sie durchmachen musste).

    Und ich bin ein absoluter Fan von Tom - Alice Großvater, wobei hier sollte man vorsichtig sein... Man weiß es ja nie Doch das möchte ich mir gar nicht erst vorstellen, denn ich finde ihn zu sympathisch, um was "böses" zu vermuten.

    Mir ist er auch sympathisch, vor allem durch die Tatsache, dass er scheinbar als einziger nicht versucht, Alice weiszumachen, dass Alices Mutter wirklich bei einem Unfall gestorben ist. Er behauptet zwar auch nichts anderes, jedoch scheint Alice sein Schweigen richtig deuten zu können.
    Aus irgendeinem Grund hab ich Gefühl, dass er eine Ahnung hat, was wirklich mit Alices Mutter geschehen ist (immer Alices Mutter schreiben zu müssen ist anstrengend - hat sie eigentlich schon einen Namen? :loool: ). Zum einen denken ich das wegen dieser Szene:

    Zitat

    "Verdammt", fluchte Alices Großvater und riss das Steuer herum. Alice dachte, dass er die beiden Männer meinte, die ihm beinahe unter die Räder gekommen wären. Doch Großvater starrte zur Kirche. Seine Lippen bewegten sich so, als fluche er in Gedanken weiter.

    Das war bei der Szene mit der "11". (Vorausgesetzt, die "11" hat was mit Alices Mutter zu tun). Ich finde seine Reaktion schon arg verdächtig :P
    Zum anderen denke ich dies auch wegen der Sache mit dem Schweigen (S. 18 ).


    Was es mit diesem Teifi auf sich hat... da bin ich mir noch nicht schlüssig drüber, was ich über dessen Verhalten denken soll.


    Ein Satz, der mich irgendwie beschäftigt, ist der auf Seite 23:

    Zitat

    Die Lakritze kann nichts dafür, dass ich tot bin.

    Was mich daran stört, ist das "ich". Was hat es damit auf sich, Christian?

    :clown: Liebe Grüße von Innamorata (Anni).


    :study: Du bist nie allein - Nicholas Sparks


    Gelesen / Abgebrochen / SuB: :cat: 0 / 0 / 30 :cat:


    Gelesen 2014: 42 Bücher

  • Ich habe inzwischen den ersten Teil bis Seite 70 fertiggelesen.
    Der Leser hat etwas mehr Informationen über Tom bekommen. Obwohl auch er sehr intelligent zu sein scheint (er kennt sich extrem gut mit Computern aus), ist er ein Angsthase und hat außerdem keinerlei Orientierungssinn. Von seinen Eltern, den wohlhabenden Hotelbesitzern, wird er ziemlich vernachlässigt. Ich weiß nicht, wieviele Kinder es in Hintereck gibt, jedenfalls ist Tom wohl der einzige Altersgenosse, der mit dem altklugen Wesen von Alice klarkommt.
    Er begleitet sie am Weihnachtstag zum Friedhof. Am Grab ihrer Mutter, die Blumen nicht mochte, liegen zwei Blumen, die ein Unbekannter abgelegt haben muss. Der Unbekannte, der nicht gesehen werden wollte, ist über die hintere Friedhofsmauer geklettert und hat immerhin einen Schuhabdruck hinterlassen. Bevor Alice ihn fotografieren kann, wird sie beinahe von einer Dachlawine getroffen. Ein unglücklicher Zufall? Der mysteriöse Unbekannte wird doch wohl kaum auf dem Kirchendach gelauert haben.
    Auf dem Heimweg durch den Wald machen die beiden Kinder eine schreckliche Entdeckung:


    Hier finde ich das Verhalten von Alice etwas unglaubwürdig: Welche Elfjährige würde, selbst wenn sie hochbegabt ist, hier nicht nur die Nerven behalten, sondern auch noch beschließen, vorläufig keinen Erwachsenen zu informieren? Gerade weil sie so intelligent ist, müsste sie wissen, dass sie sich in Gefahr begibt!


    Es hat sich inzwischen außerdem herausgestellt, warum die Hunde in der vorigen Nacht nicht gebellt haben.

    :cry:
    Wer macht so etwas??? Eigentlich müsste es sich um einen Ortsfemden gehandelt haben, denn ein Einheimischer hätte nicht damit rechnen müssen, verbellt zu werden.


    Die Ausführungen aus dem Serienkiller-Sachbuch über Ted Bundy waren sehr interessant. @ Christian: Hast Du da aus einem realen Buch zitiert?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das kann ich im Moment überhaupt noch nicht abschätzen. Mir ist es unverständlich, warum ausgerechnet der Vater als Polizist immer von einem "Unfall" redet und offensichtlich keine Ermittlungen geführt/ veranlasst hat. Was hat es mit dem Fotoalbum im Tabuschrank auf sich, das Alice eigentlich nicht ansehen darf.

    Ja, das frage ich mich auch. Aber ich glaube, dass der Vater einfach überfordert ist. Seine Frau ist gestorben - ums Leben gekommen - und die Umstände sind ungeklärt. Alice strengt ihn unheimlich an, weil sie nicht so ist wie andere Kinder und er nicht weiß, was er mit ihr machen soll. Er hat sicher auch Angst, dass sie so ist, wie sie ist, weil sie traumatisiert ist. Oder vielleicht hat er Angst, was die Leute über ihn und sie reden könnten, weil sie nicht ist wie andere Kinder.
    Eventuell hat der Vater auch eine Ahnung, was es mit dem Tod auf sich haben könnte, und er hat Angst. Eventuell sogar ganz konkret um Alice, die ihre Nase in alles reinstecken muss.

    Interessant ist wie wichtig dieses Photoalbum scheinbar wird. Die Frage, ob ich Fotos von meiner Frau ins Album geklebt hätte, die mir jemand anonym eingeworfen hätte, ist berechtigt. Ich denke da immer anders herum: ich gehe davon aus, dass beide Möglichkeiten realistisch sind. Die Frage ergibt sich dann: wie tickt jemand, der so oder so handelt. Was für eine Psyche hat jemand, der eben die Photos einklebt?

    Es kommt mir auch nicht unrealistisch vor, ich frage mich nur, ob ich es gemacht hätte. Das kann ich irgendwie nicht einschätzen. Und immer mehr frage ich mich, ob nicht vielleicht auch noch mehr Bilder im Umschlag waren, die er irgendwo versteckt hat, weil vielleicht die Leiche seiner Frau drauf zu sehen ist oder was auch immer...

    ch wüsste nicht, dass diese Zahl etwas Satanisches an sich hat. Soll es heißen, dass insgesamt 11 Menschen ermordet werden sollen? Vielleicht ein Racheakt an 11 Menschen, die dem Mörder Unrecht getan haben? Religiöser Wahnsinn, weil die blutige 11 an der Kirchentür steht?
    Auf das Alter von Alice kann es sich nicht beziehen, sie war damals, als die Zahl auch schon an der Kirchentür auftauchte, noch nicht 11 Jahre alt.

    Ich hatte Zahlenmystik oder so etwas gar nicht im Sinn, aber bei der Kirchentür kann das natürlich sein. Ich hatte eher an so etwas gedacht, dass der Mörder sich vielleicht an elf Menschen für etwas rächen will, für das er ihnen die Schuld gibt... :-k

    Tom ist ein fragiler und problematischer Charakter, weil ihn seine Spezialisierung Vorteile bringt, aber auf der anderen Seite extrem angreifbar macht.

    Tom kenne ich ja noch nicht so gut, aber ich finde ihn toll als Gegenpol zu Alice. Er wirkt irgendwie viel zerbrechlicher als sie. Damit will ich gar nicht sagen, dass sie einen übermäßig toughen Eindruck macht, aber im Gegensatz zu Tom wirkt sie irgendwie stark auf mich.


    Interessant ist es, wie gut die Atmosphäre gestaltet ist. Es ist eigentlich Weihnachtszeit, schöne Weihnachtszeit, aber diese ist so düster und so unheimlich, dass man von dieser Atmosphäre ganz gefangen ist. Das liegt zum Teil natürlich auch an Alices traurigen Erinnerungen an die Weihnachtszeit (ich finde zum Beispiel ihre Lakritzeerinnerung so traurig und gleichzeitig schön. Dass solche kleinen Momente bleiben, ist doch tröstlich), aber insgesamt finde ich es schon beeindruckend, wie sehr man das Gefühl hat, dass die Kälte und die Düsternis des Winters in dem Ort greifbar sind.


    Auch sehr anrührend fand ich das hier:

    Zitat

    Der schwarze Weihnachtsstern lag halb ausgeschnitten noch immer in dem ewig dunklen Zimmer, dort, wo Mama ihn angefangen hatte. (S. 22)

    Ich musste ein bisschen an Miss Havisham aus "Great Expectations" denken - die in dem einen Moment lebt, der den Wendepunkt zwischen Glück und Unglück in ihrem Leben bedeutet. Natürlich ist das hier nicht so extrem, und ich kann sowas - zumindest zum Teil - total verstehen. Als meine Großmutter starb, war es für uns total schwer, ihr angefangenes Strickzeug wegzuwerfen. Etwas zu entsorgen, das derjenige, der es begonnen hat, nicht mehr beenden kann, das ist sehr schmerzhaft. Dass es ein "ewig dunkles Zimmer" und diese Sachen gibt, zeigt, wie gefangen alle noch in ihrer Trauer sind.

  • Die Zahl Elf hat mich nicht mehr los gelassen und ich habe mal etwas recherchiert.

    Danke für die interessanten Infos :)


    Zitat von »Hirilvorgul«
    Trotzdem finde ich das mit dem freien Platz und dem Bier für einen Toten ein bisschen unheimlich.


    So etwas kommt gar nicht so selten vor. Besonders bei extremer Trauer ist es doch denkbar, dass dem Verstorbenen "ein Platz freigehalten" wird oder nichts in seinem Zimmer verändert wird.

    Ja schon, aber ich stelle mir so etwas eher zu Hause vor - das Zimmer, das unverändert bleibt oder so - aber nicht in der Öffentlichkeit. Obwohl: eine Dorfkneipe ist für viele vielleicht mehr zu Hause als die eigenen vier Wände. :-k


    Tom gefällt mir bisher sehr gut. Sowie Alice sagt ein Genie, aber mit einem katastrophalen Orientierungssinn.

    Und vor allem mit gesundem Menschenverstand! Ich finde seine Reaktion auf den grausigen Fund sehr vernünftig. Zwar kann ich Alice' Neugier verstehen und auch, dass sie in die Ermittlungskünste der Erwachsenen nicht viel Vertrauen hat, aber wie €nigma schon sagte, hätte ein so intelligentes Mädchen wissen müssen, wie gefährlich die Situation ist. Es wird ihr dann ja auch - wenn auch nur kurz - bewusst. Ich finde auf jeden Fall, dass Tom ein wichtiger Gegenpol zu Alice ist.

    Ich frage mich, wer die Rosen dort hingelegt hat. Denn ein Fußabdruck ist schon etwas eigenartig und dann auch noch die Anordnung der Rosen. Wobei ihre Mutter nie Blumen auf den Grab wollte. Ein Familienangehöriger kann es schon mal nicht gewesen sein.

    Das ist eine sehr interessante Frage. Für mich sieht das nach schlechtem Gewissen aus. Oder eine Drohung, so wie Strandläuferin das auch vermutet hat:

    Ich hatte eher an so etwas gedacht, dass der Mörder sich vielleicht an elf Menschen für etwas rächen will, für das er ihnen die Schuld gibt... :-k

    Ein Satz, der mich irgendwie beschäftigt, ist der auf Seite 23:


    Zitat
    Die Lakritze kann nichts dafür, dass ich tot bin.


    Was mich daran stört, ist das "ich". Was hat es damit auf sich, Christian?

    Ich vermute, dass Alice hier einfach in Gedanken ihre Mutter hört?

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich vermute, dass Alice hier einfach in Gedanken ihre Mutter hört?

    Denke ich auch. Interessanterweise spricht sie aber zum Beispiel nicht mit ihrer Mutter, so wie sie zum Beispiel mit Wittgenstein spricht. Die Idee finde ich übrigens ziemlich interessant - und bin gleichzeitig froh, dass mir die Umsetzung so glaubwürdig erscheint. Beim Klappentext hatte ich den Eindruck, dass das quasi dauernd der Fall sein würde. So wie es sich bisher darstellt, gefällt es mir aber sehr. Ich glaube zwar schon, dass die Gespräche wohl noch mehr werden, aber irgendwie ist das Ganze stimmig.

  • Und vor allem mit gesundem Menschenverstand! Ich finde seine Reaktion auf den grausigen Fund sehr vernünftig. Zwar kann ich Alice' Neugier verstehen und auch, dass sie in die Ermittlungskünste der Erwachsenen nicht viel Vertrauen hat, aber wie €nigma schon sagte, hätte ein so intelligentes Mädchen wissen müssen, wie gefährlich die Situation ist.

    Gerade dies fand ich auch unglaubwürdig. Man könnte meinen, dass sie überhaupt keine Angst hat. Aber eine elfjährige müsste doch, so wie Tom auch, in Panik geraten, wenn sie eine Leiche findet. Die Neugier ist verständlich, aber dadurch, dass sie die Polizei nicht benachrichtigt, vernichtet sie Spuren. Gerade als passionierte Schnüfflerin müsste sie dies doch wissen. Hat sie sich nicht ein Buch zu Tätersuche gekauft?

    Das ist eine sehr interessante Frage. Für mich sieht das nach schlechtem Gewissen aus.

    Es kann ja auch einer aus dem Ort gewesen sein, der die Mutter kannte. Obwohl in so einem Kaff, kennt doch jeder jeden. Daher wohl doch eher Strandläuferins Vermutung, mit der Rache. Aber wieso dann auf dem Grab von Alices Mutter. :-k

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Kapitel 8-9:


    Am Mittagstisch kommt es wegen den Büchern, wieder zum Streit zwischen Alice und ihrem Vater. Aber um so richtig durchzugreifen, scheint der Vater dann doch keinen Mut zu haben, immerhin nimmt er ihr die Bücher nicht weg. Interessant fand ich auch, das Alice immer wieder darüber nachdenkt, ob sie nicht doch dabei ist verrückt zu werden. Aber sie schafft es am ende, sich immer wieder vom gegenteil zu überzeugen. Und sei es nur mit einem Zwicktest. :D
    Später bekommt Alice einen Anruf von Tom, er will sich unbedingt mit ihr treffen. Alice merkt das Tom nicht so klingt wie sonst. Was hat er wohl so wichtiges zu erzählen?


    Gemeinsam gehen sie zum Friedhof, zum Grab von Alice Mutter. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wer hat die Blumen dort hingelegt? Denn Alice erzählt das ihre Mutter keine Blumen gemocht hatte, vor allem keine auf Gräbern. Der Vater kann es nicht gewesen sein, denn der war den ganzen Tag zu Hause.
    Ich finde es toll wie Alice hier logische Schlussfolgerungen zieht, und sofort merkt das hier etwas nicht stimmt. Auch das nur ein Schuhabdruck vorhanden ist, und derjenige von hinten über die Mauer geklettert sein muss, ist sehr verdächtigt. Ich denke jetzt das Alice Mutter auf jeden Fall ermordet wurde, denn die Rosen lagen da wie ein 11. :shock: Ich bin gespannt was die Zahl am Ende wirklich bedeutet.
    Alice erfähr auch warum Tom sich unbedingt mit ihr treffen wollte. Es wurden im Dorf mehrere Hunde umgebracht, zum teil vergiftet oder erschlagen. :shock: Deshalb also kein Gebell in der letzten Nacht.

    SuB Anfang 2024/aktuell: 742/751
    gelesene Bücher/Seiten 2024: 15 / 4 882 S.

    :study:


    Hier kommt ihr zu meinem Bookstagram Account . :D Schaut gerne vorbei. :love:

  • Jetzt musste ich aufpassen, dass ich nicht aus Versehen hier etwas im Thread lese, da ich noch nicht so weit bin. Spoileralarm. :wink:


    Ich denke inhaltlich ist zu diesen Kapiteln schon viel gesagt worden. Nur noch ein paar kleine Anmerkungen von mir. Der Großvater (der mir nebenbei bemerkt unglaublich sympathisch ist, ohne dass ich das genauer erklären kann, bisher wissen wir ja noch nicht viel über ihn) schweigt immer wieder - und immer wieder ist es ein bedeutsames Schweigen. Es wird interessant, welche Geheimnisse noch aufgedeckt werden.


    Die Szene im Antiquariat fand ich interessant. Besonders die Bezeichnung der alten Bücher als "sterbende Bücher" hat mir gut gefallen. Wieder sehr bildlich und treffend. Und Alice sieht überall Ludwig Wittgenstein. Das kann noch spannend werden, was es mit diesen Fantasien/Halluzinationen auf sich hat.


    Das Stammtischgeplauder war typisch für ein Dorf, wie es uns beschrieben wird. Auffallend fand ich in diesem Teil, dass das Bild der Hunde immer wieder verwendet wird. Die bellenden Hunde und die unheimliche Stille - ohne das Bellen der Hunde.


    Merkwürdig ist jedoch, dass mir schon viele Leser geschrieben haben oder auf Lesungen gesagt haben, dass doch ein elfjähriges Kind nicht so klug sein kann.


    Eigentlich bin ich auch so ein Leser. :wink: Selbst für ein hochintelligentes Kind finde ich Alice mit nur 11 (!) Jahren geistig enorm frühreif.


    €nigma, ich habe deinen Post gelesen bevor ich an der Stelle im Buch war, bei der Alice in der Buchhandlung war. Inzwischen muss ich auch sagen, dass ich mir schwer vorstellen kann, dass eine Elfjährige sich so Verhalten würde.


    Konnte ihr den Satz: Warum müssen sich die Kinder für ihre Interessen rechtfertigen und dabei hat der Verkäufer die Bücher nicht ein mal gelesen - richtig nachempfinden. Oder wo sie dem Verkäufer sagt, dass wenn das Buch eine Ausgabe von 1953 wäre, hätte die keine Klebebindun


    Besonders diese Stelle hat mich daran Zweifeln lassen. Ich glaube einfach nicht, dass sich ein Kind (außer die Eltern sind Buchhändler oder ähnliches) damit auskennen würden.


    h finde den Anfang sehr ansprechend. Auch ich musste direkt an Flavia denken :wink:


    Dieser Vergleich ist hier schon öfter gefallen. Ehrlich gesagt kann ich ihn nicht ganz nachvollziehen. Bei Flavia steht immer eher die Ermittlung und die Chemie im Vordergrund. Die Stimmung ist nicht düster. Und auch der Spannungsbogen ist völlig anders. Ich sehe also nur die Parallele etwa gleichaltiger Mädchen als Protagonisten..


    Großartig fand ich natürlich Alice im Wunderland von Lewis Caroll. Ich habe die Geschichte in meiner Jugend oft gelesen. "Alice" verdankt diesem Vorbild ihren Namen - aber eben nur den Namen.


    Ich liebe im Alice im Wunderland. Schön zu Wissen, dass sie das Namensvorbild für "unsere" Alice im Buch ist.

  • Ein Satz, der mich irgendwie beschäftigt, ist der auf Seite 23:


    Zitat
    Die Lakritze kann nichts dafür, dass ich tot bin.


    Was mich daran stört, ist das "ich". Was hat es damit auf sich, Christian?


    Wo kommt das Ich her? Ich mag normalerweise keine Kursivsetzungen. Manchmal sind sie aber ganz nützlich, um einen inneren Dialog oder Monolog hervorzuheben. Hier geht es um Lakritze. "Die einzige Süßigkeit, die ihr schmeckte...die ihr damals schmeckte." Alice mag Lakritze, sie erinnert sich an ihren Geschmack. Damals schmeckte ihr Lakritze als ihre Mutter noch lebte. Lakritze und ihre Mutter sind in Alices Gedanken verwoben. Eine nach Lakritze schmeckende Erinnerung. Die Mutter ist tot und Alices innerer Vorwurf ..."die ihr damals schmeckte" geht direkt an die Mutter. Diese antwortet auch ihrer Tochter. So als wollte sie sagen: Lakritze kann nichts dafür, dass ich tot bin. Lass sie dir trotzdem schmecken. Das "Ich" ist hier eine starke Erinnerung. Ich nenne starke Erinnerung, wenn wir uns an Menschen erinnern, die uns ansprechen als wären sie vor uns. Ich denke, dass jeder solch innere Stimmen hat. Erinnert man sich an jemanden, der einem sehr nahe gestanden hat, dann ist es selten, dass man sagt: Onkel Alfons hätte an dieser Stelle gesagt. Ich denke, dass er uns direkt anspricht, in der Art: na mein Kleiner ich habe dir doch schon immer gesagt...

  • Als meine Großmutter starb, war es für uns total schwer, ihr angefangenes Strickzeug wegzuwerfen. Etwas zu entsorgen, das derjenige, der es begonnen hat, nicht mehr beenden kann, das ist sehr schmerzhaft. Dass es ein "ewig dunkles Zimmer" und diese Sachen gibt, zeigt, wie gefangen alle noch in ihrer Trauer sind.


    Das Strickzeug wegzuwerfen, das kann ich nachempfinden. Das ist wie eine zweite Beerdigung. Es ist leider so, dass die Toten ihre Dinge nicht mitnehmen. Oder wie der Philosoph und mein geistiger Lehrer Jacques Derrida sagte: "Nicht der Tod eines Menschen ist schrecklich, sondern sein Verschwinden." Plötzlich liegt das angefangene Strickzeug da, die Schlappen vor dem Bett, nur der Mensch dazu fehlt.

  • €nigma, ich habe deinen Post gelesen bevor ich an der Stelle im Buch war, bei der Alice in der Buchhandlung war. Inzwischen muss ich auch sagen, dass ich mir schwer vorstellen kann, dass eine Elfjährige sich so Verhalten würde.

    Besonders diese Stelle hat mich daran Zweifeln lassen. Ich glaube einfach nicht, dass sich ein Kind (außer die Eltern sind Buchhändler oder ähnliches) damit auskennen würden.


    Noch eine Anmerkung zu Alice. Wenn ich ein Buch mit einem Helden oder einer Heldin lese, dann muss diese Figur nicht nur die Realität übersteigen, nein, sie muss mir eine ganz neue Möglichkeit des Sehens eröffnen. Deshalb liebe ich zum Beispiel Superhelden. Alice ist ein ganz besonderes Kind. Man verkennt Alice, wenn man versucht sie irgendwie auf eine normale Elfjährige reduzieren zu wollen. (Das versucht übrigens dauernd ihr Vater und dies ist auch irgendwie eine Reaktion, die ein solcher Mensch hervorrufen würde). Hochbegabte Kinder gibt es natürlich auch in Wirklichkeit. Ihre Auffassungsgabe ist verblüffend. So ist Alice Amos das Jüngste Mitglied des Mensa-Club, mit einem IQ von 162. Mit 2 Jahren und 9 Monaten hat sie schon Bücher für 5 jährige durchgelesen und konnte schon bis 100 zählen. Hier handelt es sich nicht um sogenannte Savants, also Kinder, die das Asperger-Syndrom haben und eine Inselbegabung besitzen, sondern um hochbegabte Kinder. Ich habe selbst Bekanntschaft mit einem solch begabten Kind gemacht. Es ist verblüffend mit einem 10jährigen über Schopenhauer zu diskutieren. Das Kind nahm alles auf, es gab nichts, wofür es sich nicht interessierte. Vor allem technische Details faszinierten dieses Kind. Es hatte eine Vorliebe für Einspritzmotoren und wie man technisch die Leistung erhöhte. Dass Alice, die sich für Bücher interessiert, eine Klebebindung von einer Fadenbindung unterscheiden kann, ist für ein "superbegabtes" Kind wie Alice durchaus vorstellbar. Auf einer Lesung antwortete ich auf eine ähnliche Frage wie denn eine Elfjährige schon solche Fragen stellen konnte: "Stell dir einfach James Bond als elfjährigen Jungen vor."